#Sparen mit Bio

Dies ist der letzte Beitrag zum Selbstversuch: Sparen mit Bio.

Wieso habe ich diesen Versuch gemacht?

Ich bekam einige Rückmeldungen, die nahelegten, dass das Verständnis für so ein (extremes) Experiment begrenzt ist. Was ist unser Ziel? Totale Selbstkasteiung? Wollen wir jetzt immer so leben? Keine Schokolade und keinen Honig mehr essen? Nur noch mikroskopisch kleine Mengen Fleisch auftischen? Arm spielen?

Ich verstehe natürlich, dass es nicht jedermanns Sache ist, so einen Versuch zu wagen. Unsere Kinder haben auch ein bisschen gespottet. Aber ich fand es einfach interessant, so etwas mal auszuprobieren, für eine begrenzte Zeit.

Die eigentliche Idee dahinter war ja zu schauen, ob die Aussage: “Bio ist nur für Reiche” stimmt. Natürlich wollte ich diese Aussage widerlegen. Am Ende des Monats muss ich sagen: Die Antwort ist: Ja und nein.

Angefangen habe ich mit 500 Franken pro Monat, sprich: 125 Franken für die erste Woche. Zugegeben, das ist wirklich sehr wenig. Davon zahlte ich Essen und Nebenkosten für unseren vierköpfigen Haushalt. Unsere Tochter ist zehn, unser Sohn ist dreizehn und isst wie ein Erwachsener. Ausserdem arbeitet mein Mann zu 100% im Homeoffice (deswegen hatten wir zuletzt unser Haushaltsgeld um 100 Franken pro Monat aufgestockt; das war vor dem Versuch).

Am Ende der ersten Woche musste ich sagen: Überleben ist möglich. Auch dank noch vorhandenen Vorräten. Aber natürlich würde ich keinem, der tatsächlich mit so wenig Geld über die Runden kommen muss, zumuten, dass er nur nachhaltige Produkte kauft.

Deshalb aus dieser Sicht ein “Ja”. Nur nachhaltig einzukaufen ist für jemanden mit sehr kleinem Budget nicht machbar. Diese Bürde würde ich niemandem aufzwingen wollen und ich würde es selbst auch nicht machen.

In der dritten und vierten Woche war mein Budget je 175 Franken, also aufgerechnet 700 Franken pro Monat. Ohne Nebenkosten (die sich übrigens für diesen Monat auf 40.75 beliefen).

Mit diesem grösseren Betrag liess sich schon etwas besser auskommen, allerdings würde ich auf die Dauer auch hier billigere (aber nicht Billig-) Produkte einbauen, um nicht Selbstkasteiung zu betreiben.

Es gibt also gewisse Grenzen, bzw. unter einem gewissen Budget ist nachhaltiger Einkauf schwer durchzuführen.

Wenn ich allerdings nach Schweizer Budget-Vorlagen suche, mit verschiedenen Einkommen und Familiengrössen, dann ist das tiefste Budget-Beispiel, das für eine Familie mit zwei Kindern aufgeführt ist, 1020 Franken. Ohne Nebenkosten 900 Franken. Also um einiges grösser als das, womit ich auszukommen versucht habe. Somit wären wir auf einem Niveau, wo Nachhaltigkeit doch wieder machbar(er) wäre. Dann wäre die Antwort doch wieder: Nein. Bio ist nicht nur für Reiche.

Was ich in den vier Wochen gelernt habe, ist, dass Bio nicht überall sündhaft teuer sein muss. Nehmen wir z.B. Gemüse. Wenn ich darauf achte, welche Sorte ich kaufe, kann ich ziemlich billig einkaufen. Dasselbe beim Fleisch: Wenn ich nicht die teuren Stücke kaufe und nicht jeden Tag Fleisch auf den Tisch bringe, kann ich auch da mit relativ wenig Geld auskommen. Und wenn ich mich mit Leber anfreunden kann, muss ich vielleicht nicht mal bei der Menge sparen… (Übrigens wagte ich mich diese Woche daran, aber drei Viertel der Familie fand die Konsistenz und der süssliche Geschmack von Leber zu gewöhnungsbedürftig. Letztendlich musste mein Mann den grössten Teil davon essen…)

Auch Teigwaren (wenn ich nicht gerade handgemachte kaufe), Reis und andere Getreide, Hülsenfrüchte, Mehl, Zucker und Salz sind in Bio-Qualität erschwinglich. Selbst Gewürze fallen nicht so sehr ins Gewicht, da die Mengen hier sehr klein sind.

Dann gibt es einige Dinge, die sehr teuer sind. Abgesehen von Edel-Produkten wie Trüffel-Öl oder gefriergetrockneten Erdbeeren, die sowieso nicht auf meinem Einkaufszettel stehen, gibt es eine Reihe von Nahrungsmitteln, die (v.a. in Bio-Qualität) schnell ziemlich ins Geld gehen. Dazu gehören:

Käse
Butter
Fleisch
Fisch
Olivenöl
Nüsse
Kaffee
Sojasauce

Also heisst es hier: bei der Menge sparen. Oder eben nicht nachhaltig einkaufen…

Was soll ich nun sagen? Einerseits finde ich, wenn man nicht gerade unter der Armutsgrenze lebt, kann man sich schon Gedanken über nachhaltigen Einkauf machen. Vorausgesetzt, man ist bereit, sich ein wenig einzuschränken. Andererseits möchte ich mir nicht anmassen, jemandem vorzuschreiben, wie er einkaufen soll. Oder, dass er zulasten seiner gewohnten Ernährung auf Bio umstellen soll. Da muss natürlich jeder selber entscheiden und bei jedem wird der Mix von nachhaltig und billig wieder anders aussehen. Auch ich kaufe ja nicht alles Bio ein.

Was natürlich in dieser ganzen Überlegung auch mitspielt, ist die Frage, wie ich mein gesamtes Einkommen einteile. Das Budget, das ich mir für den Haushalt festlege, hängt ja auch sehr davon ab, wie viel ich für andere Posten brauche. Sprich: Wenn ich mehr Geld für anderes brauche, bleibt weniger für den Haushalt übrig. Damit kommen wir wieder zu den Themen Minimalismus und Zero Waste. Die Rechnung ist logisch: Durch weniger Anschaffungen, weniger Mehrwegprodukte, mehr Gebrauchtes anstatt Neues, mehr sich zufriedengeben mit dem, was man hat, bleibt mehr Geld übrig. Und das kann dann, ausser zum Spenden, vielleicht zu einem gewissen Teil auch für nachhaltig produzierte Nahrung eingesetzt werden.

Eine interessante Entdeckung habe ich aber gemacht: Es ist tatsächlich möglich, gleichzeitig nachhaltig einzukaufen und zu sparen. Es stand ja auch ein bisschen die Frage im Raum: Kann ich es als Christ verantworten, zugunsten der Nachhaltigkeit bei der Nahrung so viel (für mich selbst) auszugeben, wenn ich doch auch die Möglichkeit hätte, billigere Produkte einzukaufen und das gesparte Geld zu spenden?

Meine Antwort heisst nun: Ja, ich kann es verantworten. Denn ich brauche gar nicht übermässig viel Geld für nachhaltiges Einkaufen. Ich war selbst freudig überrascht, als ich am Ende das übrige Geld zusammenzählte und sah: Ich konnte fast 600 Franken einsparen in diesem Monat! Zu Beginn des Experiments rechnete ich so halb damit, dass ich am Schluss sagen müsste: Ich kann höchstens 10 Prozent von meinem üblichen Budget einsparen. Bio hat einfach seinen Preis. Aber es waren fast 50 Prozent. Natürlich werde ich längerfristig nicht ganz so viel einsparen können. Aber was gespart ist, ist gespart. Ausser einer kleinen Summe, die ich für Gemüsesetzlinge und Samen auf die Seite tue, werde ich das Gesparte spenden. Wohin weiss ich noch nicht.

Das Schlüsselwort heisst wie immer: Genügsamkeit. Mittlerweile ist das eines meiner Lieblingswörter geworden. Genügsamkeit heisst: Das Gemüse zu kaufen, das Saison hat und es gelassen hinzunehmen, wenn das im Moment bedeutet: Es gibt jede Woche Rüebli, Kartoffeln, Zuckerhut und Lauch. Es gibt doch diesen Satz: “If God gave you a lemon tree, then make some lemonade.” In meinem Fall heisst das: Wenn ich nur Rüebli und Lauch zur Verfügung habe, mache ich etwas daraus. Es hat mich schon immer gereizt, mit wenig auszukommen und das Rätsel zu lösen, wie man trotzdem etwas Interessantes daraus machen kann. Das ist viel spannender, als einfach alles zu kaufen, wozu man gerade Lust hat oder was das Rezept vorgibt.

Es kann auch heissen: Schauen, wie die Familie auf Rapsöl anstatt Olivenöl reagiert. Oder welche Zutaten ich weglassen kann, ohne dass es jemand merkt. Oder mich zu überwinden und doch einmal Leber einzukaufen, mit der Gefahr, dass es ein völliger Reinfall wird. Übrigens haben wir entdeckt, dass wir zwar keine Leber mögen, Leberwürste hingegen sind im Winter zu einem beliebten Sonntagsessen geworden.

Und schliesslich habe ich auch beim Thema Essen und Ernährung vor Augen: Ich lebe nicht für mich selbst. Deshalb kann ich mich gelassen mit dem begnügen, was es gibt und muss mir nicht alles gönnen. Das ist ein wunderbares Gefühl!

Zum Schluss: Nach einem Monat ohne Schokolade muss ich erstaunlicherweise sagen: Es fehlt mir nicht (allerdings habe ich als kleinen Trick auch nicht gerade meine Lieblingsschokolade für die Kinder gekauft). Also werde ich das mal so beibehalten.

Auch nach dem Honig hat niemand mehr gefragt. Ich warte also mit kaufen, bis die Nachfrage wieder da ist…

Sonntag, Ende der 3. Woche. Bilanz: +0.45 Fr.

Yes! Die erste positive Bilanz…

Das Fleischmenü dieses Wochenende: eine Eigenkreation von Pasta Fagioli. Sprich: Ein Eintopf aus Borlotti-Bohnen, (diesmal Rinds-) Voressen, Rüebli, Sellerie und kleiner Pasta. Voressen vom Öko-Rind ist zwar doppelt so teuer wie z.B. Leberwurst (3.50 pro 100g), dafür kann ich bei einem Eintopf einen kleinen Trick anwenden: Wenig einkaufen (nur 300g für uns 4 Personen) und kleine Würfel schneiden. So findet jeder ein paar Würfel im Teller und ist zufrieden… Somit hat dieses teurere Fleisch im Endeffekt weniger gekostet als die Billigeren von letzter und vorletzter Woche (10.50).

Die 50 Franken mehr dieser Woche habe ich voll und ganz gebraucht. So konnte ich auch einiges wieder “auffüllen”, das ich in den letzten zwei Wochen ausgehen lassen habe. Anderes habe ich dagegen immer noch nicht nachgekauft. Dazu gehören z.B. Rotwein und Weisswein zum Kochen. Beides kann man relativ gut weglassen.

In einer Woche werde ich dann Bilanz ziehen und schauen, welche der Änderungen ich längerfristig beibehalte und was ich wieder einführen werde. Schliesslich handelt es sich ja um ein Experiment, bei dem ich an die Grenzen gehe und ausprobiere, was möglich ist. Das Gute daran ist, dass ich so auf neue Ideen komme und ein wenig aus dem ewigen Trott herauskomme.

Diese Woche habe ich meine Vorräte geräumt (und die Schränke geputzt). Abgelaufenes war nicht dabei. Aber ich entdeckte ein kleines Glas wilden Pfeffer, den ich vor einem Jahr zu Weihnachten bekommen hatte. Besser brauchen als fortwerfen. Und so ist der Pfeffer jetzt in meiner Pfeffermühle gelandet. Mein Sohn hat zwar reklamiert, die Tomatensauce schmecke nicht so wie immer. Das stimmt, der wilde Pfeffer hat einen anderen Geschmack als der normale. Hoffentlich gewöhnt er sich daran…

Etwas anderes, was ich entdeckt habe, sind zwei kleine Gläser mit Schweineschmalz, den ich letzten Sommer von Knochen für eine Fleischbrühe gewonnen habe. Das wäre doch eine prima Alternative zu Öl und ich könnte wiederum sparen. Aber ob der noch essbar ist? Riechen tat er normal. Trotzdem googelte ich die Haltbarkeit von Schweineschmalz, um sicherzugehen. Schliesslich will ich keine Lebensmittelvergiftung riskieren. Beruhigt brauchte ich ihn dann gestern, um das Voressen anzubraten. Es geht uns allen noch gut…

Apropos Vorräte: Gerade anfangs Monat ging unser Pfefferminztee (aus dem Garten) aus, von dem wir jeden Abend eine Tasse tranken. Letztes Jahr hatte ich dann einfach Pfefferminztee vom Unverpackt gekauft. Aber der ist ziemlich teuer (v.a. im Vergleich zum Gratistee aus dem Garten), und ehrlich gesagt schmeckt er nicht halb so gut. Ich schaute in unserem Tee-Regal nach: Was gab es da noch?

Dazu muss ich sagen, dass unser Teesortiment im Zuge des Minimierens drastisch abgenommen hat. Früher hatten wir verschiedene Kategorien von Tees: Die Trendig-Gesunden (mehrere Sorten Yogi-Tee), die Normalen (Pfefferminze, Hagebutte, Kamille), die Medizinaltees (Hustentee, Beruhigungstee, Fencheltee, Blasen-Nierentee, …), die Selbstgesuchten (Holunderblüten, Ringelblumen, Malve, Königskerze), dazu Schwarztee, Grüntee und Rooibostee (den mag ich zwar nicht, aber vielleicht kommt ja jemand auf Besuch, der ihn mag?) und einige Spezialitäten wie einen Tee-Adventskalender vom Bioladen und diese Grüntee-Kugeln, die sich im Wasser wie eine Blume öffnen (natürlich ein Geschenk…).

Jedes Jahr ging ich die Tees einmal durch und hielt nach Abgelaufenem Ausschau. Aber da man Tee gut über das Datum hinaus behalten kann, behielt ich auch die Abgelaufenen. So passierte es, dass ich die beliebten (z.B. den Schoko-Yogitee) ständig nachkaufte, die weniger beliebten aber hinten im Regal älter und älter wurden, bis ich sie dann nach fünf Jahren doch wegwarf. Das Regal war immer zum Bersten voll.

Jetzt ist der einzige Tee, den wir regelmässig kaufen, Schwarztee aus dem Unverpackt-Laden. Ohne den kommt mein Mann nicht aus. Dazu haben wir v.a. selbstgedörrte Tees, und zwar nur solche, die wir regelmässig trinken, wie Pfefferminztee (wenn er nicht gerade ausgegangen ist), Kamille (als Husten-, Schnupfen- und Fiebertee), Fencheltee (dito), Holunderblüten und Lavendel. Aber selbst da haben wir gemerkt, dass der eine Tee immer getrunken wird (Pfefferminze) und die anderen liegen gelassen werden (Holunderblüten und Lavendel). Bis der Sparmonat kommt und uns zwingt, auch das weniger Beliebte zu brauchen… Also wechselten wir auf Holunderblüten (mein Mann) bzw. Lavendeltee (ich; mein Mann findet, das schmeckt wie ein Badezusatz…). Wir versuchten, uns einfach mit dem zu begnügen, was da ist, und erst wieder etwas zu kaufen, wenn es nötig ist. Wir haben uns ganz gut daran gewöhnt. Und der Frühling kommt ja bald, und damit auch der frische Pfefferminz- und Zitronenmelissentee!

Gestern gab es die erste Salatsauce mit Rapsöl statt Olivenöl. Ich beobachtete meine Tochter, als sie den ersten Bissen in den Mund steckte. Ich erwartete ein “Iiih Mami, was hast du mit der Salatsauce gemacht?” Aber stattdessen sagte sie: “Das ist die beste Salatsauce, die du je gemacht hast! Kannst du die immer so machen?” Tja, Überraschungen gibt es… Auch der Rest der Familie äusserte sich lobend. Es gibt nur ein Problem: Ich selber mag das Rapsöl nicht!

Also, auf in die letzte Woche!

Mittwoch, dritte Woche. Eine weitere Runde Gemüsemarkt, Unverpackt, Coop.

Nachdem ich letzte Woche herausgefunden hatte, dass im Coop anscheinend alles billiger ist als im Volg, machte ich mir eine kleine Einkaufsliste für diese Woche. Darunter war Ketchup und ein Glas Passata. Ausserdem schrieb ich mir die Volg-Preise auf, zum Vergleich.

Also rein in den Coop und auf zum Preisvergleich. Eine Viertelstunde später verliess ich den Laden einigermassen verwirrt. Es ist gar nicht alles billiger! 700g Bio-Passata sind im Coop etwa 30 Rappen teurer. Ich kaufte trotzdem ein Glas, aber nur ein kleines. Diese Grösse bietet der Volg nicht an.

Weiter zum Ketchup. Hier herrscht das vollendete Preis-Chaos: Normales Heinz-Ketchup kostet im Volg 2.70. Im Coop 2.95. “Gesünderes” Ketchup mit weniger Salz und Stevia statt Zucker kostet im Volg - man höre und staune - 4.50! Das gleiche im Coop? 3.95. Woher nehmen die im Volg den riesigen Preisaufschlag (Coop ist natürlich auch nicht viel besser)? Von der kleineren Menge Salz? Gut, Stevia ist um einiges teurer als Zucker, aber dafür braucht es ja auch nur eine sozusagen mikroskopisch kleine Menge, um den gleichen Effekt zu erzielen. Also von den Zutaten her lässt sich der Preisunterschied nicht erklären. Es mutet ziemlich willkürlich an. Da würde eben die Aussage des erwähnten Artikels über Bio-Produkte in Grossverteilern doch plausibel erscheinen:

In diesem Artikel wird den Grossverteilern unterstellt, dass sie mit überhöhten Margen bei Bio- und Edelprodukten ihr Billig-Segment querfinanzieren. Das, weil anscheinend der Kunde, der Bio-Produkte kauft, sowieso bereit ist, mehr zu zahlen (also sagen auch die Grossverteiler: Bio ist für Reiche). Tönt nicht gerade vertrauenserweckend. Ob es stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

So oder so habe ich jetzt eine Antwort auf zumindest eine der Fragen im vorletzten Artikel gefunden: Warum ist es besser, Bio beim Bio- oder Unverpackt-Laden zu kaufen anstatt beim Grossverteiler oder Discounter?

Antwort: Selbst wenn der Artikel nicht recht hat und nichts querfinanziert wird, finanziere ich mit meinem Kauf doch irgendwie alle Produkt-Segmente mit. Sprich: Wenn ich im Coop Bio kaufe, unterstütze ich zwar den Bio-Anbau, aber nicht nur. Ich unterstütze auch Coop. Und Coop verkauft auch Billig-Produkte, hinter denen ich nicht stehen kann. Das ist z.B. im Unverpackt nicht so. Dort ist alles Bio.

Ausserdem fördern die Grossverteiler industrielle Herstellung und Gross-Bauernbetriebe. Kleinere Betriebe haben keine Chance als Lieferanten. Verwandte von meinem Mann führen selber einen Geflügel-Betrieb für Coop Naturaplan. Wir durften da mal hineinschauen. Das sind riesige Anlagen mit tausenden von Hühnern. Alles ist maschinengesteuert und automatisiert. Mit Hühnern, die fröhlich gackernd in der Wiese Würmer suchen, hat das rein gar nichts mehr zu tun.

Die Lieferanten vom Unverpackt-Laden hingegen sind zum allergrössten Teil kleine Handwerks-Betriebe und Bauernhöfe, die meisten davon regional.
Gut, natürlich könnte ich sagen: Der Bio-Laden verkauft dafür vielleicht Produkte mit esoterischem Hintergrund, die ich ja dann indirekt auch mitfördere. Tja, da wären wir wiedermal mittendrin im Wahl-Chaos. Es gibt wohl keinen Laden, der nur das verkauft, wo ich dahinter stehen kann. Kompromisse sind nicht zu vermeiden.

Übrigens noch ein kleiner Einschub zum Thema Billig-Produkte: In der ersten Woche musste ich einen Essig zum putzen kaufen. Ich kaufe immer den billigsten Weisswein-Essig für 1.70, nicht Bio, in der Plastikflasche (die ich dann im Coop ins Plastik-Recycling werfe). Doch da gab es ein neues Produkt: “Familienpreis Tafelessig” für nur 0.85 pro Liter. Ich kaufte diesen. Doch als ich damit das Bad putzen wollte, verbreitete sich ein ekliger Geruch. Eine Mischung aus Leim und Lösungsmittel. So ein Gebräu tun andere Leute in ihren Salat? Ich schaute auf die Zutatenliste. Tafelessig, Farbstoff. Was ist Tafelessig? Ich vermute, irgendein chemisch hergestellter, farbloser Essig. Deshalb muss dann auch die gelbe Farbe her, damits wie Essig aussieht. Nein, das kaufe ich nicht mehr. Auch nicht zum Putzen. Beim Weissweinessig heisst die Zutatenliste nämlich: Weissweinessig. Und er riecht auch wie Essig.

Ansonsten habe ich heute auf dem Markt knapp 30 Franken ausgegeben für nicht mehr so knapp bemessenes Gemüse. Denn ich habe entschieden: Beim Gemüse spare ich nicht bei der Menge, sondern bei der Sorte. Funktioniert ganz gut.

Im Unverpackt kaufte ich vier Bambus-Zahnbürsten für je 6.50 (nicht im Budget eingerechnet). Ausserdem genau berechnete Mengen an Teigwaren, Haferflocken und Reis. Das habe ich in den letzten drei Wochen gelernt: Vorsichtig einfüllen und genau abwägen. Denn man verschätzt sich leicht bei den Mengen. 400g Reis z.B. sehen nach nichts aus. Ohne Abwägen hätte ich wohl die doppelte Menge gekauft, ohne es zu merken…

Dann mussten wieder mal Nüsse her. Diesmal nicht die edlen gerösteten piemonteser Haselnüsse (ca 4.- pro 100g), auch keine Apéro-Nüsse (4.40), sondern geschälte Mandeln (3.-). Die ungeschälten wären noch etwas billiger, aber über Geschmack lässt sich halt nicht streiten… Übrigens gibt es auch Baumnüsse zu kaufen: 100g für 5 Franken. Bin ich froh, haben wir die gratis zu Hause!

Schlussendlich habe ich mich heute vom teuren Olivenöl verabschiedet und stattdessen Rapsöl gekauft, was nur gut ein Drittel vom Olivenöl kostet. Mal sehen, ob die Familie Salat mit Rapsöl akzeptiert. Gut, wahrscheinlich werde ich längerfristig nicht ganz ohne Olivenöl auskommen wollen. Aber für den Salat könnten wir es uns angewöhnen.

Zu guter Letzt: Da war doch gestern tatsächlich ein Paket im Briefkasten mit einem Dankeschön-Kärtchen für die Blog-Artikel (also nicht nur diese Reihe!) und - Kaffee! An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür! Macht meinen Einkauf nächste Woche etwas einfacher, da kein Kaffee auf dem Einkaufszettel stehen wird…

Die erste Hälfte meines Selbstversuchs ist geschafft.

Positive Bilanz: In meinem “Rest-Kuvert” (mit der Differenz zwischen dem Versuchs-Betrag und dem normalen Betrag) befinden sich noch 368.80. So viel habe ich also in zwei Wochen gespart. Keine schlechte Belohnung für die Mühe, oder?

Negative Bilanz: Nach den mickrigen 75 Rappen, die ich in der ersten Woche überzogen habe, musste ich diese Woche schon ein bisschen tiefer ins “Rest-Kuvert” greifen. Ich überzog mein Budget um 31.20. Und merkte gleichzeitig, dass ich für die restlichen zwei Wochen mehr einberechnen muss.

Wenn man das so liest, hört es sich fast wie eine “Sätzli-Rechnung” aus der Schule an:


Frau Keller hat nach zwei Wochen sparen noch Fr. 368.80 übrig. In der ersten Woche überzog sie ihr Budget um Fr. 0.75, in der zweiten Woche um Fr. 31.20.

Frage 1: Wieviel Geld war am Anfang im “Rest-Kuvert”?
Frage 2: Wenn dieser Betrag mehr als die Hälfte ihres normalen Budgets ist, wieviel beträgt dann ihr normales Budget höchstens?


(Ok, die Rechnung geht nicht ganz auf. Ich glaube, am Anfang des Monats waren noch ein paar Rappen im Portemonnaie…)

War nur ein kleiner Witz. Aber ich glaube, am Ende des Versuchs werde ich fairerweise verraten, wieviel mein ursprüngliches Spar-Budget war und auf wieviel ich es bis Ende Monat aufstocken musste. Damit man einen Anhaltspunkt hat, mit wieviel ich denn konkret ausgekommen bin.

Zuerst ein kleiner Rückblick auf die letzte Woche:

Am Montag suchte ich krampfhaft nach einem Menü, für das ich gar nichts einkaufen müsste. Ich hatte noch Penne für eine Mahlzeit, einige wenige Kartoffeln (darunter eine Handvoll ganz kleine vom Garten, die ich immer liegen gelassen hatte, weil sie schlecht schälbar sind), Rahm (von der Milch abgenommen) und die letzten paar Zwiebeln vom Garten (die hatten sieben Monate gereicht). Ausserdem Käse, den ich am Morgen gekauft hatte. Ganz klar: Daraus lassen sich prima Älpler-Makronen machen! Solche Erlebnisse liebe ich, wenn man durch die Küche wandert, alle Vorräte inspiziert und sich der Herausforderung stellt, nur mit dem Vorhandenen etwas zu zaubern. Vielleicht habe ich doch einen kleinen Hang zum “arm Spielen”…

Die restlichen Menüs dieser Woche waren dann zum grössten Teil aus der gleichen Kategorie: “Einfache Schweizer Küche”: Es gab Linsen mit Speck, Rüebli-Kartoffel-Suppe und sogar Fotzelschnitten (die hatte ich schon lange nicht mehr gemacht). Im Moment gibts auch jede Woche selbstgemachten Tofu. Gratis, denn die Sojabohnen sind sozusagen ein Weihnachtsgeschenk vom Inhaber des Unverpackt-Ladens (sie sind abgelaufen, schmecken aber noch perfekt). Ausser Wasser braucht man dazu nur ein paar Esslöffel Essig und etwas Salz.

Also, wenn ich so zurückblicke, finde ich eigentlich gar nicht, dass wir so unglaublich knausern mussten. Ok, in einigen Dingen schon. Wir Erwachsenen verzichteten auf Schokolade (geht auf die Länge nicht, findet mein Mann), ich ass keinen Käse zwischendurch (hört sich fast nach Diät an…), ich achtete darauf, dass es niemand mit dem Butter auf dem Brot übertrieb. Und was Snacks betrifft, liess ich einfach einige Dinge ausgehen (wie die sündhaft teuren gerösteten piemonteser Haselnüsse und die ebenso teuren Apéro-Nüsse aus dem Unverpackt-Laden, die ich aus unerfindlichen Gründen in die Familie eingeführt habe und auf die niemand mehr verzichten will…). Dafür knackte ich eine Stunde lang Baumnüsse (teils vom Baum in unserem Garten, teils geschenkt), tat sie in ein grosses Glas und wies jeden, der zwischendurch Hunger hatte, darauf hin. Mit gemischtem Erfolg. Einiges ging vorzeitig aus. Z.B. die Haferflocken, die ebenfalls als Snack beliebt sind (als Müesli mit Milch und Zucker oder als Porridge gekocht). Und die Schokolade der Kinder. Aber hey, dafür gibt es im Moment jedes Wochenende eine Fasnachts-Spezialität aus der Friteuse. Heute sind es Berliner.

Ansonsten assen wir ganz normal, niemand musste hungern, niemand ist dünner geworden. Und niemand hat gemerkt, dass die Tomatensauce mit Tomatenpüree gestreckt war, damit ich nur ein Glas Passata kaufen musste, und dass das Päckchen Speckwürfeli für zwei Mahlzeiten hinhalten musste anstatt wie sonst für eine.

Ausblick auf die nächsten zwei Wochen:

Ich habe mich entschieden, den wöchentlichen Betrag um 50 Franken aufzustocken. Alles andere wäre unrealistisch und auf die Dauer sehr mühsam. Auch so wird die Herausforderung immer noch gross genug sein. 30 Franken habe ich ja schon diese Woche überzogen, das sind dann nur 20 Franken mehr. Mal sehen, wie das ausgeht. Könnte ja sein, dass sich jetzt so vieles angestaut hat, was ich hinausgeschoben habe und nachkaufen muss, dass auch der neue Betrag nirgendwohin reicht.

Man muss dieses Experiment schon über eine gewisse Zeitspanne machen, nach zwei Wochen lässt sich eigentlich noch nichts definitives über den Verbrauch sagen. Eigentlich ist nicht mal ein Monat genug.

Heute Nachmittag fand ich einen interessanten Artikel über Bio-Produkte in Grossverteilern - darüber werde ich dann gelegentlich etwas schreiben.

Also, ich bin bereit für die zweite Hälfte.

Übrigens: das billige Wochenend-Menü war diesmal: Leberwürste (1.70 pro 100g), Kartoffelstock (billige Stärkebeilage), Rahmsauce (Rahm von der Bauernhofmilch abgenommen) und Rosenkohl (die letzten aus dem Garten).

Wir haben danach gemerkt: Man kann sich auch beim Sparen überessen…

Zweite Woche, Mittwoch.

Heute ist der befürchtete “Worst Case” von letzter Woche eingetroffen: das Wochengeld ist nach Gemüsemarkt und Unverpackt aufgebraucht.

Eigentlich hätte mir schon Ende letzter Woche klar sein müssen, dass das auf die Dauer nicht ganz funktionieren kann. Ich spare im Moment alles ein, was nicht unbedingt nötig ist (das ist natürlich relativ zu verstehen, es gibt halt innerhalb der Familie einige Grenzen des Machbaren). Trotzdem reichte es in der ersten Woche nur sehr knapp.

Gestern strich ich nochmals alles von der Einkaufs-Liste, was man irgendwie weglassen kann. Und berechnete nur die Mengen ein, die wir für eine Woche brauchen. Schliesslich ertappte ich mich dabei, dass ich in Erwägung zog, Kaffee oder Öl erst nächste Woche zu kaufen. Es könnte ja noch eine Woche reichen, wenn wir sparen. Aber nächste Woche geht das zweite Öl aus. Das würde bedeuten, dass ich dann die doppelte Menge von heute einkaufen müsste. Es wurde mir klar, dass das nicht mehr sparen ist, sondern aufschieben. Völlig am Ziel vorbei…

Ausserdem merke ich, dass es in meinem Herzen so langsam Richtung Selbstkasteiung geht. D.h., ich fange ein wenig an, von Poulet-Brüstli und Schokolade zu träumen…

Eigentlich ist ja der Sinn der Übung nicht zu beweisen, dass man mit dem kleinen Budget das nackte Überleben schafft (was offensichtlich möglich ist), sondern zu schauen, wie tief man runtergehen kann, ohne eine total einseitige Ernährung zu riskieren oder sich nichts mehr zu gönnen. Sprich: es sollte immer noch möglich sein, sich ganz normal und vielseitig zu ernähren, und auch Genussmittel wie Kaffee und Schokolade sollen (mit Mass) drin liegen.

Natürlich bin ich enttäuscht. Die krasse Version hat nicht funktioniert. Trotzdem will ich nicht aufgeben. Ich habe mich dann heute entschieden, nicht länger aufzuschieben und bei der Menge zu “schmörzele”, sondern das zu kaufen, was gekauft werden muss, und zwar in ausreichender Menge.

Das hiess dann heute: Mehr Salat beim Gemüsemarkt, dazu ein kleiner Weisskohl, zwei Stangen Lauch und je ein Kilo Kartoffeln und Rüebli. 20 Franken anstatt 10 wie letzte Woche. Im Unverpackt-Laden kaufte ich Teigwaren, Haferflocken, Zucker und Kakao. Dazu Kaffee (eine kleinere Menge als sonst) und einen halben Liter raffiniertes Öl anstatt einen Liter. Beim Öl bleibe ich vorerst bei der kleineren Menge, da ich hier (wie auch beim Butter und Käse) einiges an Menge einsparen kann, wenn ich ein wenig darauf achte. Bei Teigwaren, Gemüse, Reis etc macht es keinen Sinn, Mengen zu kürzen.

Auf dem Nachhauseweg ging ich wieder mal im Coop vorbei (soll jetzt keine Coop/Migros-Debatte sein, ist einfach Gewohnheit) und schaute einige Preise an. Dabei fiel mir auf, dass die Waren im Coop um einiges billiger sind als im Volg, der bei mir um die Ecke ist. Eigentlich wusste ich das schon, aber man gewöhnt sich halt daran, dorthin zu gehen, wo es bequemer ist…
Da sah ich doch tatsächlich China-Nüdeli für 1.70. Mit Eiern aus Freilandhaltung. Wenn ich mich recht erinnere, kosten die im Volg mehr als drei Franken. Wie ist das möglich? Auch der Bio-Butter ist 70 Rappen billiger (es ist allerdings Kochbutter) und die genau gleiche Sorte Schokolade kostet im Coop 25 Rappen weniger als im Volg. Würde es sich lohnen, einmal die Woche hier einzukaufen anstatt im Volg? Das wäre dann aber mit einem grösseren Aufwand verbunden: 20 Minuten per Velo anstatt eine Minute zu Fuss (ausser, ich lasse es in meine wöchentliche Einkaufs-Runde einfliessen, wenn ich sowieso daran vorbeikomme). Vielleicht nicht ganz realistisch auf die Länge.

Also, wie geht es nun weiter nach meinem Rückschlag? Auf jeden Fall werde ich die Nebenkosten separat berechnen und dadurch mal schwarz auf weiss sehen, wieviel ich durch Minimalismus und Zero Waste tatsächlich einspare. Diese Woche ist kein Nebenkosten-Einkauf nötig.

Mit dem Essen sehe ich zwei Möglichkeiten:

Entweder, ich setze mir einen neuen, etwas grösseren Betrag und versuche nächste Woche, damit klarzukommen. Der Vorteil bei dieser Lösung ist, dass das Sparen viel einfacher ist, wenn ein fixer Betrag vorgegeben ist, der sozusagen nicht diskutiert werden kann.

Oder ich setze mir keinen neuen Betrag und kaufe einfach alles ein, was nötig ist. Am Ende der Woche sehe ich dann, wie gross mein Budget sein muss. Die Gefahr ist hier, dass ich mit mir selber diskutiere, warum dies und jenes auch noch notwendig ist. Vielleicht bin ich dann plötzlich aus dem Experiment ausgestiegen und kaufe wieder ein wie sonst.

Es bleiben viele Fragen offen:

  • Was ist nachhaltiger: im Volg einzukaufen oder im Coop? Kann man diese Frage überhaupt beantworten?
  • Wenn ich einfach “Hauptsache Bio” mache, könnte ich dann nicht statt im Bioladen im Coop Bio kaufen? Oder im Migros? Oder im Denner? Oder im Aldi? Mittlerweile bieten ja alle Bio an…
  • Wird es darauf hinauslaufen, dass ich eingestehen muss, dass beim Lebensmittel-Einkauf, wenn er nachhaltig sein soll, nur geringfügig gespart werden kann, wenn ich nicht totaler Selbstkasteiung verfallen will und den Kindern nichts mehr gönne? Und dass ich als einzige Verteidigung anführen kann, dass ich an anderen Orten dafür weniger ausgebe?

Ich habe mich heute sowohl mit dem Markt-Verkäufer als auch mit dem Inhaber des Unverpackt-Ladens nochmals über dieses Thema unterhalten. Beide finden das Experiment spannend und möchten unbedingt wissen, wie es herauskommt.

Und beide betonen heute, dass sparen bei Nahrungsmitteln sparen am falschen Ort ist…

Beitrag von meiner Frau

Die erste Woche neigt sich dem Ende zu, alle Einkäufe sind getätigt, morgen ist Sonntag. Bilanz: Budget um 75 Rappen überzogen. Gar nicht so schlecht! Der allerletzte Einkauf waren vier Schweinshaxen für heute Abend (am Wochenende mache ich meistens ein Fleischmenü). In meinem Portemonnaie waren noch 13.35. Das Fleisch kostete 14.10. Der Preis pro 100g Haxen ist zum Glück nur 1.60.

Ich bin ziemlich stolz, dass ich nicht komplett versagt habe. Doch kam es mir eher so vor, als ob Gott mich durchgetragen hätte und der Erfolg nicht wirklich von mir abhängig war. Denn häufig war ich auf einem Blindflug, wenn ich etwas einfach kaufen musste, ohne den Preis und das Gewicht zu wissen. Es hätte gut sein können, dass ich mich völlig verschätzt hätte und mein Geld nach wenigen Tagen aufgebraucht gewesen wäre. Schliesslich ist mein Versuchs-Budget ein mehr oder weniger willkürlicher Betrag, absichtlich zu tief gewählt, um die Grenzen des Machbaren auszutesten. Um so überraschter bin ich, dass es funktioniert. Allerdings ist noch nicht aller Tage Abend: in der ersten Woche sind viele Dinge noch zu Hause vorhanden. Kaffee z.B. werde ich wahrscheinlich nächste Woche nachkaufen müssen.

Was war also in dieser Woche anders als sonst? Hier eine unvollständige “Chrut und Rüebli-Liste”:

  • Wir haben auf den Honig verzichtet.
  • Statt zweimal 200g Käse kaufte ich nur einmal 200g. Ich verzichtete auf Käse zum Zvieri und brauchte ihn nur für die Menüs. Er reichte erstaunlich gut (etwas ist sogar noch übrig; ich war davon ausgegangen, dass er Mitte Woche aufgebraucht ist).
  • Mein Mann und ich verzichten auf das tägliche Reiheli Schokolade (die Kinder nicht), dafür mache ich heute Schenkeli zum Zvieri (unsere Friteuse ist dem Minimalismus noch nicht zum Opfer gefallen). Dass wir das mit dem Schokolade-Verzicht über längere Zeit aufrecht halten können, ist vielleicht auch nicht ganz realistisch…
  • Mir ist aufgefallen, wie oft ich normalerweise “schnell” etwas einkaufen gehe, was noch fehlt (das wird vielleicht dadurch begünstigt, dass unser Dorfladen nur eine Minute zu Fuss entfernt ist). Und dass mir nicht so bewusst ist, dass diese kleinen Einkäufe finanziell doch recht ins Gewicht fallen. Und wie wenig genau ich häufig überlege, was alles für ein Rezept nötig ist… So ist es diese Woche öfter so rausgekommen, dass halt etwas weggelassen werden musste. Hat aber niemand gemerkt.
  • Ich habe zum ersten Mal überhaupt alle Preise studiert. Das war eigentlich der spannendste Teil. Ich wusste z.B. nicht, dass es Fleisch gibt, das nur 1.60 pro 100g kostet. Mit der Wahl der Nahrungsmittel (welche Art von Fleisch, welches Gemüse) lässt sich von den Kosten her einiges machen und gibt einem einen gewissen Spielraum. Es lässt mich hoffen, dass es wirklich möglich sein könnte, nachhaltig und billig zu vereinen.
  • Einige Dinge hatte ich zu knapp bemessen, so wird z.B. der Salat am Montag ausgehen, obwohl der Markt erst am Mittwoch ist.
  • Ich war gestresster als sonst und habe ein wenig etwas davon gespürt, wie belastend es sein kann, wenn man eine Familie versorgen muss und (zu) wenig Geld vorhanden ist.

Für nächste Woche überlege ich mir, das Budget so anzupassen, dass ich die Nebenkosten (Körperpflege, Putzmittel, Waschmittel) extra bezahlen werde. Das wäre dann also ein etwas grösseres Budget als jetzt. Es hätte auch den Vorteil, dass ich einmal sehe, wieviel ich effektiv für Nebenkosten ausgebe. Eigentlich rechne ich nicht damit, dass es wahnsinnig viel sein wird, da wir dank Minimalismus und Zero Waste diesen Teil der Ausgaben - eben minimieren konnten.

Mir kommen acht Dinge im Bereich Nebenkosten in den Sinn, die ich regelmässig kaufe:

  • WC-Papier
  • Natron (zum putzen, als Zahnpasta-Ersatz)
  • Essig (zum putzen)
  • Waschsoda (zum Waschmittel machen)
  • Olivenöl-Seife (für den Körper, als Handseife, zum abwaschen, zum putzen, fürs Waschmittel)
  • Haarseife
  • Zahnbürsten
  • Deo

Aus Neugierde habe ich mal aufgeschrieben, wie viele Dinge wir früher regelmässig kauften (und jetzt nicht mehr). Ich kam auf über dreissig. Hier ein Auszug:

  • Papiertaschentücher
  • Haushaltpapier
  • Alufolie
  • Klarsichtfolie
  • Backtrennpapier
  • Znünisäckli/Gefrierbeutel
  • Duschgel
  • Shampoo
  • Bodylotion
  • Gesichts-, Hand- und Fusscrème
  • Buntwaschmittel
  • Feinwaschmittel
  • Fettlöser
  • Kalklöser
  • WC-Reiniger
  • Fensterputzmittel
  • Kehrichtsäcke (die kaufen wir zwar immer noch, aber nur alle zwei Jahre eine Rolle)

Dank Mehrwegprodukten und Vereinfachung konnten wir hier also im Gegensatz zu den Nahrungsmitteln die Liste ziemlich drastisch kürzen.

Was ich diese Woche nicht geschafft habe, ist, einen Betrag fürs Mehl auf die Seite zu tun. Mehl kaufe ich etwa alle zwei Monate in einer Mühle. Letzte Woche habe ich deshalb dort angerufen und die nette Dame schickte mir per Mail ihre Preisliste, damit ich etwa berechnen kann, wie viel ich bei einem Einkauf dort liegenlasse.

Also heisst es für nächste Woche: Milchgeld und Mehlgeld rausnehmen. Und etwas Extrageld einpacken für allfällige Nebenkosten-Einkäufe (die Hoffnung, dass ich diesen Extra-Betrag doch nicht brauche, ist zwar noch nicht ganz gestorben…).

Übrigens: Die Schweinshaxen waren ein voller Erfolg!

‌Beitrag von meiner Frau

Gestern Abend beschlich mich urplötzlich das lähmende Gefühl, heute auf dem Markt und im Unverpackt-Laden kläglich zu versagen. Ja, es konnte gar nicht anders sein! Das Worst-Case-Szenario ist gar nicht, alles Wochengeld aufzubrauchen, sondern schon gar nicht erst genügend Geld dabeizuhaben! Ich sah mich schon den Kindern sagen: “Sorry, Kinder, es gibt nicht mehr genug zu Essen!” War nur ein kleiner Spass. Aber trotzdem wäre dann mein Experiment schon drei Tage nach Beginn gescheitert. Und alle würden sagen: “Das haben wir ja von Anfang an gewusst. Bio ist nur für die Reichen.” Vorsorglich packe ich also noch ein bisschen “Sicherheitsgeld” aus dem Extra-Kuvert ein.

Auf dem Weg mit dem Velo rezitiere ich den Kolosserbrief.

Richtet eure Gedanken auf das, was im Himmel ist, nicht auf das, was zur irdischen Welt gehört. (Kolosser 3,2)

Sind meine Gedanken noch auf den Himmel gerichtet? Oder beschäftige ich mich mit diesem Experiment nur noch mit der irdischen Welt? Solche Zweifel wälzend erreiche ich schliesslich mein erstes Ziel: den Markt.

Ich habe mir eine (gramm)genaue und sehr kurze Liste von dem gemacht, was ich unbedingt brauche: 1kg Rüebli, 500g Kartoffeln, einen Lauch und einen Zuckerhut. Macht 10.50. Der Gemüsehändler wundert sich über die kleinen Mengen (ich kaufe sonst eher zu viel ein, meist reicht es mehr als eine Woche). Da wir uns kennen und gerade niemand anders da ist, erzähle ich ihm von meinem Experiment. Er ist ausser Bio-Gemüsehändler auch noch Christ, deshalb befrage ich ihn nach seiner Meinung zu Bio und Christ resp. Bio und Budget. Für ihn kommt nichts anderes als Bio in Frage. Als Gründe führt er ausser gesundheitlichen Aspekten (die für mich nicht so sehr im Vordergrund stehen) die Ausnützung der Böden und die hohe Belastung des Grundwassers mit Pestiziden an. Mir kommt in den Sinn, dass in unserem Dorf letztes Jahr im Trinkwasser der Grenzwert für Pestizidbelastung überschritten wurde. Ausserdem ist er der Meinung, Bio sei ganz einfach natürlicher oder “schöpfungsgemässer”, wie er sagt.

Zum Thema “Ist Bio nur für die Reichen?” fügt er Folgendes an: Früher gab man für Nahrungsmittel etwa ein Drittel des Einkommens aus. Heute sind es etwa 10 Prozent. Ich habe das gegoogelt und bin auf eine Statistik der Stadt Zürich gestossen, die Ähnliches sagt: Im Jahr 1912 gab die Bevölkerung fast die Hälfte ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus (Hygiene- und Körperpflegeprodukte sind hier also nicht einberechnet). Heute sind es noch rund 10 Prozent.

Er meint, man sei heute nicht mehr breit, viel fürs Essen auszugeben (vielleicht, weil man das Gefühl hat, es sei nicht nötig?) Seine Lösung ist, dafür an anderen Orten zu sparen. Bei den Ferien z.B. Auch wir haben ja einen grossen Teil unserer sonstigen Kosten um einiges reduziert.

Darauf angesprochen, was von seinem Sortiment zu kaufen er jemandem empfehlen würde, der aufs Geld schauen muss, meint er: “Da würde ich z.B den Nüsslisalat weglassen. Oder den Chicorée. Die sind teuer”. Er deutet auf Süsskartoffeln aus Schweizer Produktion. “Auf die kann man ebenfalls verzichten.” Was bleibt also? Wir kommen darauf, dass es die althergebrachten Winter-Lagergemüse sind, die den tiefsten Preis haben. Allen voran die Kartoffeln. Dann aber auch Rüebli, verschiedene Kohlsorten, Sellerie, Randen und Zuckerhut. Lauch ist schon etwas teurer. Mein Gemüsehändler vertreibt sowieso kein riesiges Sortiment, sondern hat jetzt im Winter zum grössten Teil Schweizer Lagergemüse. Nur eine Kiste ist mit “Ausland” angeschrieben. Ganz anders war es auf dem Gemüsemarkt in Zürich, den ich regelmässig besuchte, als wir da wohnten. Der Bio-Stand dort verkaufte alles, was das Herz begehrt, von edlen Salat-Spezialitäten bis zu Import-Gemüse aller Art. Verzichten musste niemand.

Es heisst also einmal mehr: Sparen heisst genügsam sein. Und das zu kaufen, was Saison hat. Den Rest kann man im Sommer wieder geniessen. Eigentlich mache ich das schon seit mehreren Jahren so. Aber die Preise habe ich erst vor zwei Wochen das erste Mal angeschaut. Interessant, wie wenig genau ich hinschaue, solange ich ein komfortables Budget zur Verfügung habe. Es ist definitiv ein lehrreiches Projekt.

Beflügelt vom interessanten Gespräch mache ich mich auf den Weg zum Unverpackt-Laden. Auch da ist meine Liste kurz und pingelig genau. Unverpackt einkaufen hat einen Nachteil: Es ist schwierig, beim Einfüllen die Mengen abzuschätzen und so passiert es mir häufig, dass ich viel zu viel einkaufe. Normalerweise kümmert mich das nicht, dann muss ich einfach später weniger einkaufen. Aber heute bin ich sehr vorsichtig beim Abfüllen.

Auch beim Unverpackt-Laden habe ich die letzten zwei Wochen einige Preise studiert und komme daher nicht unvorbereitet. Bei den Teigwaren bin ich schon bei der tiefsten Preisklasse, da lässt sich nichts sparen. Ich kaufe seit Langem immer Hörnli, Penne und Spaghetti. Wo ich aber definitiv etwas ändern kann, ist beim Essig und Öl. Bis anhin kaufte ich Olivenöl, raffiniertes Sonnenblumenöl und Apfelessig. Olivenöl ist sündhaft teuer. Also habe ich mir vorgenommen, auf Rapsöl zu wechseln (ausserdem werde ich darauf schauen, dass ich nicht zu grosszügig Öl in die Bratpfanne giesse…). Der billigste Essig ist Weissweinessig. Den kaufe ich heute.

Weiter auf der Einkaufsliste steht Parboiled-Reis. Der gehört zu den billigeren Sorten. Vom Basmati-Reis fülle ich nur soviel ab, wie ich morgen Abend brauche. Er ist zwar einiges teurer als die anderen Reis-Sorten, aber eine Packung “Chinesennüdeli” (die Alternative) ist auch nicht wesentlich billiger. Dann noch Haferflocken (fürs Knuspermüesli, das ich selber mache, und zum Zvieri) und ich gehe zur Kasse. 32 Fr. Ich triumphiere: Das Geld reicht! Mehr noch, es ist sogar noch etwas übrig fürs Wochenende! In bester Laune fahre ich nach Hause.

Doch unterwegs beschleichen mich schon wieder Zweifel: Sind die Mengen, die ich gekauft habe, nicht lächerlich klein? Das reicht bestimmt nirgendwo hin!

Kaum bin ich zu Hause, nehme ich die Waage hervor und wäge alle Teigwaren. Teile die Menge durch die Anzahl der Mittagessen, an denen ich Pasta eingeplant habe. Es geht auf! Es bleibt sogar noch etwas übrig. Nur mit den Haferflocken könnte es schwierig werden. Wenn die ausgehen, haben die Kinder keine Freude.

Ach ja: Auf dem Rückweg gehe ich noch schnell im Coop vorbei und kaufe WC-Papier, das wir eigentlich schon gekauft haben (von einem Zero Waste Shop in Deutschland), das nun aber ganze drei Kilometer entfernt jenseits der Schweizer Grenze liegt und coronabedingt nicht abgeholt werden kann. Ich entscheide mich für Ökoplan. 12 Stück, knapp 7 Franken. Und eine Plastik-Verpackung.

Beitrag von meiner Frau

Kleine Warnung im Voraus: In dieser Beitrags-Reihe schaue ich sozusagen durch die grosse Lupe. Direkt hinein in meinen Alltag, der sich vielleicht von dem anderer Leute unterscheidet (welche Lebensmittel kaufe ich ein, was koche ich). Also bitte nicht zu sehr vergleichen, das ist ja nur eine Momentaufnahme und soll keine Norm sein! Vordergründig haben diese Beiträge auch nicht gerade viel mit Gott zu tun. Aber so ist es eben im Alltag. Trotzdem werde ich nicht vergessen, dass die ganze Übung ja ein Ziel hat: Genügsamer leben, weniger für unsere eigenen Bedürfnisse ausgeben. Und das, was übrig bleibt, an diejenigen geben, die nicht genug zum Leben haben und das Evangelium noch nicht kennen.

Also: wir haben keinen Honig gekauft.

Mein Mann hat sich für den Verzicht entschieden. Und die Kinder? Unser Sohn hat glücklicherweise gerade ein Glas selbstgemachte Nutella aus der Kochschule mitgebracht. Das lässt den Honig in den Hintergrund rücken… Ausserdem haben wir noch ein ganzes Regal mit selbstgemachten Konfitüren. Da hat es schon einige darunter, die auch die Kinder mögen.

Tag 1

Alles ist schön vorbereitet, das Geld für die erste Woche ins Portemonnaie getan, die Differenz zwischen dem Versuchs-Betrag und meinem normalen Budget wartet in einem Couvert. Wieviel davon wohl übrig bleibt? Oder muss ich schon bald einen Teil rausnehmen, weil ich meine Sparkünste hoffnungslos überschätzt habe? Ich verrate extra nicht, welcher Wochenbetrag in meinem Portemonnaie ist, das würde zu sehr das Vergleichsfieber auslösen. Nur soviel: Es ist weniger als die Hälfte von meinem normalen Budget.

Der erste Tag führt mich in die Metzgerei, zu meinem All-Montäglichen Fleisch/Käse-Einkauf. Das sind v.a. Wurstwaren für die nächsten paar Mittagessen und etwas Schinken für Znüni-Sandwiches. Da unsere Kinder am Mittag nicht gerne Überraschungen haben, gibt es an den jeweiligen Wochentagen immer dasselbe zum Zmittag. Also schon ziemlich vorgegeben.

Viel Spielraum fürs Sparen bleibt nicht; die Menge kann ich auch nicht mehr reduzieren, da ich eh schon sehr wenig kaufe. Wurstwaren gehören zum Glück zu den billigeren Fleischsorten. Ich schleiche ein bisschen an der Theke herum und studiere die Preise. Aha, Cervelat ist die allerbilligste Wurst. Gut, dass das sowieso auf meinem Einkaufszettel steht. Für später schaue ich noch andere Fleischsorten an: Hackfleisch hat auch einen guten Preis. Das stammt sogar vom Öko-Rind aus dem Dorf. Schweinshaxen sind schon fürs Wochenende gebucht (falls dann noch Geld übrig ist…). Und was sehe ich da? Leber ist das billigste Fleisch, das man hier kaufen kann. Das muss ich unbedingt wieder einmal ausprobieren! Das letzte Mal vor ein paar Jahren war es nicht so ein Erfolg…

Was vielleicht einigen auffällt, ist, dass ich nicht viel Bio-Fleisch kaufe. Das liegt daran, dass ich in der Metzgerei im Dorf einkaufe. Was es an Nachhaltigem gibt, ist Öko-Rind aus dem Dorf, Wild aus der Region, Bio-Forelle und zwei Sorten Bio-Käse. Der Rest ist konventionell, aber ich habe ein gewisses Vertrauen in meinen Metzger, dass er auf artgerechte Tierhaltung schaut und seine Lieferanten gut auswählt. Ausserdem verarbeitet er alles selber und räuchert z.B. die Würste in echtem Rauch, anstatt sie, wie es in Fleischfabriken üblich ist, mit Rauch(aroma) einzusprühen.

Weiter gehts zum Käse. Ich kaufe immer den gleichen Bio-Käse. Letzte Woche habe ich probehalber die zweite Sorte Bio-Käse ausprobiert, die 10 Rappen billiger ist. Fand ich jedoch eher langweilig. Also bleibe ich bei meinem Käse. Die billigste Käsesorte (Appenzeller) ist 40 Rappen billiger als der Bio-Käse. Es gibt jedoch eine ganze Anzahl Käsesorten, die viel teurer sind, bis zu einem Franken mehr pro 100g. Da gibt es grosse Unterschiede. Es scheint, als ob beim Käse eher die Käsesorte den Preisunterschied macht, nicht so sehr Bio oder konventionell. Also kaufe ich meinen normalen Käse, nehme aber nicht ganz so viel wie sonst und hoffe, dass er eine Woche reicht. (Das hängt eigentlich v.a. von mir ab, da ich diejenige bin, die gerne zwischendurch Käse nascht…eine Alternative wären z.B. die Baumnüsse, die wir geschenkt bekommen haben und von denen es noch viel hat.)

Dann noch einen Sauerrahm - und schon ist ein gar nicht so kleiner Teil meines Wochen-Budgets weg.

Tag 2

Gestern habe ich den Menüplan für diese Woche gemacht (nichts Aussergewöhnliches; ich mache immer einen Menüplan) und war ziemlich stolz darauf, wie viel ich von dem einbeziehen konnte, was schon zu Hause ist. Es gibt bei uns dank Zero Waste und minimalisiertem Einkauf nicht viel, was man unbedingt aufbrauchen muss (ausser Resten, die ich in Glasbehältern im Kühlschrank aufbewahre, mit Datum versehe und ein- bis zweimal pro Woche auf den Tisch bringe). Früher räumte ich meine Vorräte einmal im Jahr und fand immer einiges, was abgelaufen war oder kurz vor dem Ablaufen stand. Das Gefundene wurde dann in den nächsten Wochen in den Menüplan einbezogen, was mir recht Spass machte. Heute finde ich nur ganz selten etwas, eigentlich schade…

Heute wollte ich nicht schon wieder einkaufen gehen. Aber der Butter ging aus. Ausserdem brauche ich ein Glas Passata für die Suppe am Abend. Beides Bio. Beides ziemlich teuer. Beim Butter ist der Unterschied zur billigsten Marke für 200g 1.50CHF. Das ist recht viel! Wenn ich also nicht zum Billig-Butter wechseln will, gibts nur eins: Weniger Butter brauchen. Ganz verzichten ist für uns nicht realistisch.

Ich muss höllisch aufpassen, dass ich mein Geld richtig einteile und nichts übersehe. Die Milch z.B. holen wir beim Bauern und zahlen sie etwa einmal im Monat. Das ist dann aber ein grösserer Betrag. Also heisst es: ausrechnen, wie viel Milch wir pro Woche trinken, was das kostet und diesen Betrag schon mal aus dem Budget nehmen. Er kommt in ein separates Kuvert mit der Aufschrift “Milch”. Kennt man das “Milchgeld” nicht von früher? Heute oder morgen muss ich unbedingt schauen, wofür ich sonst noch Geld auf die Seite tun muss, sonst gibts dann böse Überraschungen…

Morgen gehts zum Unverpackt-Laden und auf den Markt - es graust mir jetzt schon davor… An beiden Orten kann man ziemlich viel Geld liegen lassen. Der Worst Case wäre: Alles Geld schon am Mittwoch aufgebraucht. Zum Glück habe ich auch da ein wenig die Preise rekognosziert. Ich bin also nicht ganz unvorbereitet. Wir werden sehen.

Beitrag von meiner Frau

Ich starte gerade einen Selbstversuch: Einen Monat lang möglichst wenig Haushaltsgeld ausgeben (ohne, dass die Familie zu viel davon mitkriegt und streikt), gleichzeitig aber keine Kompromisse eingehen mit der Herstellungsart. Sprich: Sparen mit Bio.

Die Probleme fangen schon an, bevor es richtig losgeht: Drei Tage vor Beginn bringt eine übersehene WC-Papier-Rechnung (das Einzige, was wir im Haushalt per Rechnung bezahlen) mein Budget unvorhergesehenerweise praktisch auf null. Dabei hätte ich grad kurz bevor das richtige Sparen losgeht, noch einen Honig nachkaufen müssen, der gerade zu Ende geht. Honig ist teuer, das weiss man ja. Ich stehe im Volg vor dem Honig-Regal. Normalerweise kaufen wir Honig aus dem Dorf, im Pfandglas (nicht Bio, aber auch nicht das Schlechteste).

Aber Moment, da hat sich seit dem letzten Kauf etwas geändert: Alle Honige aus dem Dorf haben auf Bio umgestellt! Normalerweise würde ich mich darüber freuen. Aber heute bringt es mich einigermassen aus der Fassung. Der Bio-Honig kostet pro 500g 15.50 Fr. Vorher war er 13 Fr. Ich will doch sparen! Und habe eh kein Geld mehr! Mein Mann steht neben mir und lässt seinen Blick abwärts gleiten. “Der da kostet nur 5.50 Fr. pro 500g!”, sagt er. Hm. Wie ist so ein Preisunterschied möglich? Soll ich wirklich den Billigsten kaufen, der irgendwie hergestellt wird, damit wir uns Honig leisten können? Wir entscheiden uns, noch nichts zu kaufen. Zu Hause habe ich die Idee: “Wir kaufen einfach gar keinen Honig mehr!” Das sage ich natürlich nur, weil ich keinen Honig auf dem Brot mag. Aber mein Mann protestiert. “Verzichten geht nicht!”, ist seine Reaktion. Tja, damit wären wir schon mittendrin im Konflikt. Es geht nämlich keineswegs nur um die puristische Frage: Was kann ich mir leisten? Es geht ebenso sehr um die Frage: Was will ich mir leisten? Und ich nehme mich da gar nicht heraus. Dass ich so einfach bereit bin, auf Honig zu verzichten, ist ja nur so, weil ich keine Lust auf Honig habe. Würde es um Kaffee gehen, sähe die Sache wieder ganz anders aus.

Eigentlich wäre der neue Bio-Honig das ultimative Produkt, das alle Vorteile der Nachhaltigkeit in sich vereint: Biologisch. Aus dem Dorf. Im Pfandglas. Nur stört da eben dieser hohe Preis. Ist er deswegen ein Edelprodukt? Auf gewisse Weise schon, denn Honig ist ein Genussmittel. Niemand ist darauf angewiesen, Honig zu essen. Auf gewisse Weise aber auch nicht. Ausser man ist der Ansicht, dass Nachhaltigkeit an sich eine unnötige Veredelung ist. Der Meinung bin ich aber nicht. Ich bin überzeugt, dass nachhaltiger Anbau und artgerechte Tierhaltung längerfristig die einzigen Alternativen sind, um unserer Umwelt nicht zu schaden (und, dass wir als Christen erst recht dazu verpflichtet sind, mit der Natur sorgsam umzugehen, wie ich da geschrieben habe).

Nun, ich mache ja nur einen Versuch. Wir haben genügend Geld. Wenn ich auf etwas nicht verzichten will, finde ich immer einen Weg, es mir zu kaufen. Entweder ich überziehe das Haushalts-Budget. Oder ich zahle es von meinem Sackgeld. Im schlimmsten Fall stocke ich einfach das Budget auf. Es ist ja nicht so, dass unser Konto leer wäre. Dann können wir einfach ein bisschen weniger spenden.

Wie geht es aber denen, die wirklich kein Geld mehr auf dem Konto haben? Können sie sich überhaupt Gedanken über Nachhaltigkeit machen, oder blenden sie die Regale mit den Bio-Produkten einfach aus, so wie ich die Regale mit den Billig-Produkten ausblende? Ich kann ja nicht wirklich in jemanden hineinsehen, der auf dem untersten Einkommensniveau lebt. Aber etwas fällt mir auf. Es gibt ja bei uns, wie schon hier beschrieben, im Coop nicht nur eine Sorte Fleisch zu kaufen, sondern mindestens drei. “Normale”, die vom Preisniveau in der Mitte sind (was ist eigentlich normal?), teurere aus tierfreundlicher Haltung und ganz billige fürs Budget. Wenn ich mich umschaue, was die Leute so alles in den Einkaufswagen legen, dann sehe ich eigentlich niemanden, der nur das Allernötigste einkauft. Wie ich gerade von einem Hilfsprojekt gelesen habe, sind in einem Nothilfepaket z.B. lediglich Reis, Bohnen und Öl drin. Nicht, dass wir so tun müssen, als ob wir in einer Hungersnot wären, aber als wichtige Nahrungsmittel kommen mir z.B. Reis, Teigwaren, Mehl, Salz, Öl, Essig, Gemüse und Früchte in den Sinn (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Vielleicht noch Milch, Käse, Fleisch und Eier. (Womit wir schon mitten in der Ernährungsdebatte wären, da will ich jetzt aber nicht hinein.)

Was ich in den Einkaufswagen aber sehe, sind alle Produkte quer durchs Band, einfach in Billig-Version. Es scheint so, dass wir nicht bereit sind, auf etwas zu verzichten, wenn es zu teuer ist (ausser, es ist uns nicht wichtig). Nein, was wir stattdessen tun, ist, die billig(st)e Variante davon zu kaufen. Damit wir nicht verzichten müssen. Nochmals: Ich schliesse mich hier gar nicht aus. Auch ich ertappe mich dabei, meine Verzichtbereitschaft hervorzuheben bei Dingen, die ich gar nicht kaufen will. Oder bei Sachen, auf die ich nicht verzichten will, schon mal ein Auge zuzudrücken und statt etwas Nachhaltiges etwas Billiges zu kaufen.

Ich glaube, das Sparen hat sich tendenziell vom Verzichten zum Kaufen von Billig-Produkten gewandelt. Bei den Kleidern ist es doch dasselbe. Niemand kauft sich nur zwei Paar Hosen und flickt sie, bis sie auseinanderfallen (das wäre auch gesellschaftlich ziemlich wenig angesehen). Nein, wenn jemand bei der Kleidung sparen muss, kauft er Billig-Kleider.

Verzichten müssen wir nicht mehr. Dafür gibt es ja praktischerweise die Billig-Produkte. Aber ist das wirklich eine gute Lösung? Irgendjemand zahlt ja doch dafür. Die Natur. Die Tiere. Die Menschen, die unter schlechten Bedingungen und mit geringem Lohn arbeiten müssen. Können wirklich nur die mit einem dicken Portemonnaie Verantwortung für nachhaltige und gerechte Herstellung übernehmen? Sind die mit kleinem Einkommen gar nicht in der Lage, etwas dazu beizutragen?

Ich glaube, wir sollten das Verzichten wieder lernen. Aber es ist gar nicht so einfach. Meine Generation, hier in der Schweiz, ist das Verzichten nicht so gewohnt. Wir sind gut darin, das Billigste zu suchen, um eben nicht verzichten zu müssen. Aber herzlich schlecht darin, einfach ohne etwas auszukommen. Das merke ich bei diesem Selbstversuch ziemlich deutlich an mir selber.

Wie machen wir es nun mit dem Honig? Ganz verzichten? Nur am Sonntag Honig essen? Mein Mann hat vorgeschlagen, den Honig einfach aus seinem Sackgeld zu bezahlen… Hm, also, das ist ja jetzt wirklich nicht ganz im Sinn der Übung! Fortsetzung folgt.

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