Unser Wasserkocher. 2004-2020

Vor ein paar Wochen gab unser Wasserkocher seinen Geist auf. Ich versuchte ihn zu reparieren, aber keine Chance. Mit seinen 16 Jahren war er deutlich über der mittleren Lebenserwartung eines Wasserkochers gestorben.

Ich muss zugeben, dass wir schon früher überlegt haben, ihn zu ersetzen. Denn man sah ihm die Jahre an, und das Design gefiel uns schon lange nicht mehr. Ich wollte einen neuen. Meine Frau nicht. So blieb er. Bis er nun eben kaputt ging.

Unsere erste Reaktion war: Ersetzen. Klar, was kaputt geht, kauft man neu. Das ist ein Automatismus. Es ist ein unbewusster Kauf-Reflex.

Diesen Reflex hat Dieter Meier (“Yello”-Günder) hier exzellent mit dem Lachsfang verglichen:

Im atlantischen Ozean bis hinunter zu den Küsten Feuerlands jagt der Lachs seine Beute und findet dann nach Jahren zurück zum kleinen Fluss, wo er in einem Bergsee das Licht des Wassers erblickte. Wenn er sich gegen den Strom hochkämpft zum Tümpel seiner Herkunft, nimmt er keine Nahrung mehr auf, weil er für die beschwerliche Reise zu seiner Reproduktion sich im großen Ozean so stark und fett gefressen hat, dass er sich durch keine Beute verführen und ablenken lässt vom Kampf gegen Wasserfälle und Stromschnellen, zum einzigen Ziel seines Daseins, der Erhaltung seiner Art. So ist es denn die große Kunst des Fischers, seine Fliege so geschickt tanzen zu lassen, dass der satte und futterabstinente Fisch einzig aus schierem Fressreflex zuschnappt, wenn ihm die Beute virtuos vors Maul gehalten wird.

Dieter Meiers Behauptung: In der Wirtschaft herrscht Überproduktion, und nun muss die Ware dem Kunden “vors Maul” gehalten werden, damit er zuschnappt, bevor er überlegen kann. Also sei es schon längst nicht mehr so, dass wir Waren kaufen würden, die wir bräuchten (so wie der Lachs nichts mehr zu Essen braucht, sich sogar “vorgenommen” hat, nichts mehr zu essen), sondern solche, welche uns in einem unbedachten Moment angeboten werden und die wir reflexartig kaufen würden.

Das ist nun vielleicht etwas zu schwarz. So gesellschaftskritisch wollte ich in diesem Beitrag gar nicht werden. Trotzdem merke ich bei mir folgendes: Ist der Abstand zwischen “ich will” zum Kauf-Akt zu kurz, dann bleibt das neue Teil häufig als “Clutter” in unserem Haushalt. Lasse ich dem “Wunsch zu kaufen” eine Woche Zeit, dann verflüchtigt er sich oft, und ich habe etwas weniger gekauft.

Aber das ist gar nicht so einfach, denn ein Wasserkocher ist innert Minuten im Internet bestellt. Wir haben uns nie zu den Impuls-Käufern gezählt, aber auch nach mehreren Jahren Minimalismus hätte uns dieser Reflex fast erwischt.

Im Hebräer 13,5 heisst es: “Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist”. Das wollten wir glauben. Also besprachen wir die Alternative zum Wasserkocher: Wasser erhitzen in der Pfanne. Geht aber länger. Nervt uns das? Vielleicht! Am Morgen mache ich mir zum Aufwachen einen Schwarztee. Am Abend trinken wir einen Tee auf dem Sofa. Wir würden Morgens und Abends ein paar Minuten warten, bis das Wasser kocht. Wir gaben uns einen Monat Zeit. Danach würden wir uns einen Wasserkocher kaufen, wenn es uns zu sehr nervt.

Was passierte mit meiner Morgenroutine? Früher war es so: Ich fülle das Wasser in den Wasserkocher. Stelle ihn an. Bereite meinen Tee vor. Und dann kocht das Wasser auch schon. Neu ist es so, dass nach der Vorbereitung des Tees und dem Kochen des Wassers eine ganze Minute verstreicht. Ich nutze die Zeit, indem ich eine kurze Dehnübung mache. Kein wirklicher Verlust also.

Fazit nach einem Monat: der Wasserkocher wird nicht gekauft. Mit der Pfanne geht’s zwar langsamer, richtig eingeplant ist es aber kein Problem und es wurde zur Gewohnheit, das Wasser morgens und abends früher ob zu stellen. Und das Positive: Das Entkalken des Wasserkochers entfällt, und auf der Küchenablage steht weniger rum. Die Küche gewinnt an Ästhetik.

Ich komme zum letzten Artikel meiner Serie. Im ersten Artikel habe ich vom Unterschied zwischen Christen in der Verfolgung und Christen im Wohlstand geschrieben. Es scheint so, dass Verfolgung und Wohlstand nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Was haben sie miteinander zu tun? Die verfolgten Christen werden ja nicht vom Wohlstand verfolgt. Ja, und was hat Minimalismus mit Verfolgung zu tun? Äusserlich gesehen natürlich gar nichts.

Und doch geht es hier um zwei Bedrohungen, die unseren Glauben angreifen. Beide sind übrigens häufige Themen im Neuen Testament: Verfolgung/Leiden und Wohlstand/Geldliebe. Beide werden im Gleichnis von den vier Böden beschrieben (Matthäus 13, 21-22). Die beiden Bedrohungen kommen einfach grundverschieden daher.

Die eine ist ein frontaler, sichtbarer Angriff. Entweder, du sagst dich von deinem Glauben los, oder du wirst leiden. Du wirst deine Stelle verlieren. Wir zünden eure Kirche an. Wir kommen nicht mehr in dein Geschäft einkaufen. Wir stossen dich aus der Familie. Wir verprügeln dich. Oder wir töten dich.

Satan “verkleidet” sich hier nicht. Er greift an und macht Angst. Und einige sagen sich darauf vom Glauben los. Weil sie um ihr Leben fürchten. Um das Leben ihrer Kinder. Um ihre Existenz. Vielleicht auch um ihren Wohlstand und ihre Stellung.

Die andere Bedrohung kommt gar nicht als Bedrohung daher. Sie ist verkleidet. Sie ist verführerisch. Sie ist nicht erkennbar als das, was sie ist. Und deshalb ist sie auch so gefährlich. Sie ist nicht ein Angriff, sondern eine Verführung. In der Bibel wird Verführung oft mit dem Bild der Ehebrecherin beschrieben. Mit der fremden Frau, die sich aufreizend anzieht, sich mit Goldschmuck behängt und mit Parfum umgibt, um den Mann zum Ehebruch zu verführen. Genauso verhält es sich mit Geld, Wohlstand und Besitz. Es sieht nicht gefährlich aus. Es greift einem nicht an. Im Gegenteil, es “ruft” einem zu sich. “Komm zu mir! Gönn dir alles, was dein Herz begehrt! Wofür sonst hat Gott dich mit so viel Geld gesegnet? Je mehr du hast, desto besser wird es dir gehen! Nein, dein Besitz steht deinem Glauben nicht im Weg! Alle guten Gaben kommen doch schliesslich von Gott, oder? Also.”

Und wir fallen darauf herein. Wir sind geradezu mit Blindheit geschlagen. Wir sehen nicht, dass Geld und Besitz unsere Liebe zu Gott erkalten lassen. Wir nehmen automatisch an, dass das viele Geld, das wir verdienen, zu unserem Vergnügen und zu unserer Bereicherung da ist. Wir denken gar nicht darüber nach, dass es anders sein könnte. Und wenn wir mal über eine Stelle stolpern, wo es heisst: “Hängt euer Herz nicht ans Geld”, reden wir uns damit heraus, dass der Wohlstand ein Segen von Gott ist. Schliesslich danken wir Gott jeden Tag dafür, dass wir in so einem reichen Land leben. Oder wir beruhigen uns damit, dass wir ja auch viel besitzen können, ohne unser Herz daran zu hängen. Weit gefehlt! Diese Annahme ist ebenso unwahr wie gefährlich. Indem wir nicht bereit sind, uns von unserem Besitz loszusagen, verraten wir uns gleich selber.

Millionen von Christen in der westlichen Welt fallen auf diese Verführung herein und merken es gar nicht. Aber sie bezahlen teuer dafür. Jesus sagt ganz klar, dass man nicht Gott und dem Besitz gleichzeitig dienen kann, auch wenn man hierzulande die ganze Zeit zu hören bekommt, dass das nicht stimmt. Der Preis, den wir dafür bezahlen, ist hoch. Der Preis ist ein verkümmerter, erstickter Glaube (Matthäus 13,22). Ein Glaube ohne Kraft. Ein Gott, der langweilig erscheint. Gebete, die nicht erhört werden, denn “das Erbetene soll dazu beitragen, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen.” (Jakobus 4,3; NGÜ). Monatelange Phasen, wo man abdriftet und Gott vergisst. Wie ein Schlafender, der für ein paar Sekunden erwacht, sich kurz an Gott erinnert und dann sofort wieder einschläft. Ich sage das aus eigener, jahrelanger Erfahrung.

Und es geht ja nicht nur ums Geld. Letztendlich geht es um die Frage, ob wir als Christen immer noch für uns selbst leben, oder ob wir uns selbst gestorben sind und für Christus leben. Das ist der wahre Kern. Und das ist auch der Punkt, wo wir von den verfolgten Christen, die dem Angriff Satans widerstehen und sich nicht von Gott lossagen, weil sie nicht mehr für sich selber leben, ganz, ganz viel lernen können. Auch wir müssen dem Angriff von Satan widerstehen!

Das mit dem Minimalismus war bei uns nur der Anfang. Dadurch kamen unsere Herzen erstmals vom Besitz los. Daraufhin wurde unsere Liebe zu Jesus grösser. Und die Liebe zu den verlorenen Menschen. Dann zeigte Gott uns Menschen, die auf dieser Welt nichts mehr suchen ausser Seinen Willen. Die begriffen haben, dass sie nicht mehr sich selber gehören. Sie wurden unsere Vorbilder. Hudson Taylor gehört dazu. Von ihm heisst es:

Würde ihm Gott helfen, die Macht der Sünde zu brechen, ihn nach Leib, Seele und Geist für Zeit und Ewigkeit erretten, dann war er bereit, auf alle irdischen Aussichten zu verzichten und ihm sein Leben ganz zur Verfügung zu stellen. Er würde dann überallhin gehen, alles auf sich nehmen, was Gottes Sache von ihm verlangte, und ganz Seinem Willen leben.

Das hat er auch getan, bis zu seinem Tod. Er gab sein gemütliches Leben auf, ging nach China, trug chinesische Kleidung (und Zöpfe), war oft vom Tod bedroht, erlitt unzählige Krankheiten, nahm beschwerliche Reisen auf sich, verlor seine Frau und mehrere seiner Kinder. Und doch sprach er davon, dass er nie ein Opfer brachte. So real und herrlich war Jesus für ihn.

Auch C.T. Studd lebte so. Er sagte:

Wenn Jesus Christus Gott ist und für mich starb, kann mir kein Opfer zu gross sein, um es ihm darzubringen.

Auch er gab alles auf, seinen grossen Reichtum und seine vielversprechende Karriere als Cricket-Spieler, und ging für Gott zuerst nach China, dann nach Indien und zuletzt nach Afrika, wo er unter den Eingeborenen in einer Hütte lebte, jahrelang getrennt von seiner Frau, die aus gesundheitlichen Gründen in England bleiben musste und von da aus die Administration des Missionswerks leitete. Warum? Weil er nicht mehr für sich selbst lebte.

Wir lasen auch Bücher über verfolgte Christen und sahen da den gleichen Geist wie bei Hudson Taylor und C.T. Studd. Da waren unzählige Beispiele von Menschen, die im Nahen Osten Christen geworden waren und die so ergriffen waren von der Herrlichkeit Gottes, dass sie bereit waren, sich von allem loszusagen und Gott nachzufolgen. Sie brannten darauf, das Evangelium weiterzusagen und den grossen Schatz, den sie gefunden hatten, mit ihren Mitmenschen zu teilen. Dabei wussten sie, dass es sie das Leben kosten konnte. In manchen Ländern ist die Verfolgung so gross, dass es buchstäblich nur eine Frage der Zeit ist, bis sie getötet werden. Die Gefahr ist also sehr real. Aber was geschah? Wenn jemand getötet wurde, löschte das den Glauben der anderen nicht aus. Im Gegenteil, sie wurden noch mutiger und entschlossener. Sie liebten ihre Feinde und beteten für sie. Sie vergaben ihnen und hiessen die Mörder ihrer Brüder in ihrer Gemeinde willkommen, wenn sie umkehrten. Sie kamen ins Gefängnis, wurden gefoltert, aber kamen gestärkt wieder heraus. Überall lasen wir, dass sie entschlossen waren, nur noch für Gott zu leben.

Denn wer seinetwegen körperliche Schmerzen auf sich nimmt, der hat mit der Sünde gebrochen und ist entschlossen, sich in der Zeit, die ihm hier auf der Erde noch bleibt, nicht mehr von menschlich-selbstsüchtigen Wünschen bestimmen zu lassen, sondern vom Willen Gottes. (1. Petrus 4, 1-2; NGÜ)

Irgendwie hatten sie erfahren, dass Jesus zu kennen herrlicher ist als das irdische Leben mit allen seinen Vergnügungen. Und für die, die immer noch sagen, dass Verfolgung und Wohlstand nichts miteinander zu tun haben: Ich kann mir schwer vorstellen, dass jemand bereit ist, für Jesus zu sterben, aber gleichzeitig immer noch an seinem Besitz hängt. Nein, wer sein Leben aufgibt, gibt alles Irdische auf.

Römer 12,1 bringt das, was ich sagen will, auf den Punkt. In der NGÜ ist dieser Abschnitt übertitelt mit: “Die angemessene Antwort auf Gottes Erbarmen”:

Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie gross Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat.

Das war die Einstellung von Hudson Taylor und von C.T. Studd und das ist die Einstellung von den verfolgten Christen, die entschlossen sind, trotz Drohungen und Gefahr das Evangelium weiterzusagen.

Wie weit entfernt von dieser Einstellung leben wir Christen in der ersten Welt zu einem grossen Teil! Wir wollen uns von Jesus in den Himmel bringen lassen, aber wir wollen die Herrschaft über unser Leben weitgehend behalten. Wir wollen Christus haben, aber gleichzeitig die Welt nicht aufgeben. Wir spenden einen kleinen Teil unseres Geldes, wollen aber kein Opfer bringen. Wir wollen Gott nachfolgen, aber das Ansehen der Welt geniessen. Wir sind nicht bereit, der Welt gegenüber zu sterben, uns selbst und unsere eigensüchtigen Wünsche aufzugeben. Wir wollen die Vorteile von Gott mit den Vorteilen der Welt zusammen haben. Aber in der Bibel steht etwas anderes:

Keiner von uns lebt für sich selbst, und auch wenn wir sterben, gehört keiner von uns sich selbst. Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und auch wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. (Römer 14, 7-8; NGÜ)

Und Paulus sagt:

Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus; es ist mein tiefster Wunsch, mit ihm verbunden zu sein. (Philipper 3, 8-9; NGÜ)

In Anbetracht dessen, dass viele Menschen damals bereit waren (und heute bereit sind), für Gott zu sterben, ist unser Lebenswandel hier, wo wir nicht mal bereit sind, einen Teil unseres Wohlstandes aufzugeben, ein Affront. Ein Schlag ins Gesicht derer, die alles aufgeben für Gott. Wenn wir nur für unser eigenes Vergnügen leben und unsere selbstsüchtigen Wünsche erfüllen wollen - stellen wir dann diese Vorbilder des Glaubens nicht als dumm hin? Sagen wir damit nicht, dass das gar nicht nötig wäre? Dass sie den Glauben ein bisschen zu ernst genommen haben?

Stellen wir damit nicht auch den Tod von Jesus infrage, wenn wir, nachdem wir Christen geworden sind, so weiterleben wie bisher? Machen wir dann nicht Jesus lächerlich, der sein ganzes Leben nicht für sich selbst lebte? Der kein eigennütziges Ziel hatte, keinen Besitz und kein Ansehen suchte? Und der schlussendlich für uns getötet wurde? Wenn Jesus für uns gestorben ist, wie können wir dann noch für uns selbst leben? Wie können wir ihm nicht ALLES geben und ihm unser ganzes Leben zur Verfügung stellen?

Wir sind nämlich überzeugt: Wenn einer für alle gestorben ist, dann sind alle gestorben. Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist. (2. Korinther 5,14-15; NGÜ)

Wir können nicht ungeschehen machen, dass Jesus für uns das Opfer erbracht hat. Wir können es nicht runtertun und sagen: “Aber Jesus, das wäre doch nicht nötig gewesen! Das ist doch ein bisschen zu extrem! Eigentlich wäre ich ja ganz zufrieden damit, wenn ich einfach ein Leben wie jeder andere führen und geniessen könnte, was diese Welt zu bieten hat. Warum musstest du so etwas tun?”

Wenn wir so denken, haben wir überhaupt nichts verstanden. Dann haben wir nicht verstanden, dass wir ohne Jesu Tod am Kreuz ganz tot und verloren waren! Dann haben wir nicht verstanden, wie kostbar Jesus ist. Dann haben wir den Schatz noch nicht gefunden. Denn wenn wir den Schatz finden, geben wir dafür alles andere auf.

Oh, wie schuldig macht sich das Volk Gottes, das denkt, es sei reich und habe alles, weil es vollgefressen ist von der Welt, dabei ist es arm, blind und nackt!

Oh, dass du uns Umkehr gibst und aus uns willige, freudige Nachfolger machst, die bereit sind, ihr Leben für die Völker hinzugeben!

Was nützt es dem Menschen, wenn er sein Leben für sich behält? Er wird es verlieren! Du törichter Mensch! Weisst du nicht, dass dein Leben, deine Freude, dein Frieden Jesus ist? ER ist unser Schatz! Hast du das denn ganz vergessen? Oder hast du es nie erkannt?

Ach, wie wünsche ich mir, nur noch für Jesus zu leben und meine ganze Freude in IHM zu suchen! Und deshalb sage ich mit Paulus:

Es ist also nicht etwa so, dass ich das alles schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Christus von mir Besitz ergriffen hat. Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen - den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat. (Philipper 3, 12-14; NGÜ)

Beim Lesen von Randy Alcorns Buch “Wo dein Schatz ist…” vor ein paar Jahren hatte ich zum ersten Mal ernsthaft übers Spenden nachgedacht.

Sofort kamen mir Vorwände in den Sinn, wieso Spenden “hinausgeworfenes Geld” wäre. Von den Medien hörte ich immer wieder Missbrauch von Spendengeldern, und das hatte mich bisher abgehalten, grössere Summen zu spenden. Doch durch Gebet und viel Gespräch mit meiner Frau wurden wir zu begeisterten Spendern.

Dieser Beitrag ist als “Schützenhilfe” gedacht für solchen, denen es geht wie uns damals: “Ich will zwar spenden, aber…”.

Es ist nötig, sich gut zu überlegen, wohin man spendet. Ja, ich denke, wir sollen uns informieren, aber auch viel Zeit im Gebet verbringen, denn schlussendlich soll das Geld bei der Verbreitung des Evangeliums helfen.

Hier ein paar Bedenken, Vorbehalte und Überlegungen zum Thema Spenden:

Korruption verhindert, dass das Geld ankommt

Davon gibt es viele Berichte. Über das Live Aids Konzert 1985 (für alle, die wie ich 40+ sind), organisiert von Bob Geldof, wurde berichtet, dass die Gelder für das Regime von Äthiopien zum Kauf von Waffen verwendet wurde. Die Anschuldigungen konnten allerdings nicht bewiesen werden.

Ebenso schreibt der Schweizer Konsul Beat Moser in seinen Memoiren “Von Bomben und Badehosen” von ähnlichen Beispielen: Etwa von einer Hilfslieferung, die von der Regierung zur persönlichen Bereicherung verwendet wurde: Sie verlangten Zölle, weitere Dokumente, weil angeblich die Qualität der Ware nicht sichergestellt sei, und durch die Zeitverzögerung behaupteten sie, die Ware sei nun verdorben und müsse vernichtet werden und verlangten dafür nochmals Geld. Schlussendlich gelangte die Ware an die Bevölkerung, allerdings wurde sie, obwohl kostenlos geliefert, in den Läden für Geld verkauft. In den Läden habe man sogar die Säcke mit der Aufschrift “donated from…” noch sehen können.

Von diesen Beispielen lernten wir, dass wir am besten das Geld direkt an Leute vor Ort spenden. So können sie sich selbst um das Verteilen der Güter kümmern und sind dabei nicht von der Regierung abhängig. So können wir verhindern, dass das Geld zur Bereicherung der Oberschicht verwendet wird.

Die Spenden werden nur für humanitäre Zwecke verwendet, nicht zur Verkündigung des Evangeliums

Eine weitere Sorge von uns war, dass die Spenden nur für humanitäre Zwecke verwendet würden, etwa zum Aufbau von Schulen und Spitälern, Lindern von Hunger etc. Dafür gibt es schon viele Hilfswerke, das müssen wir nicht auch noch unterstützen. Uns war es wichtig, an Organisationen zu spenden, bei denen das Verkündigen des Evangeliums die oberste Priorität hat.

Ich muss sagen, dass ich anfangs eine puristische Vorstellung hatte von Leuten, die im Busch das Evangelium predigen und nichts anderes. Ich lernte, dass Evangelisation anders vonstattengeht. Jesus hat Leute geheilt und machte so viele auf die Kraft des Evangeliums aufmerksam. Viele Missionare (besonders in Afrika) bringen zuerst medizinische Versorgung. In “God’s Needle“ oder “Vergessenes Land“ lasen wir davon, dass christliche Missionare an Orten waren, wo sonst niemand bereit war, hinzugehen und so durch den barmherzigen Akt der Krankenpflege den Menschen die Tür zum Evangelium geöffnet haben.

Wir kamen zum Schluss, dass wir den Missionsgesellschaften und den Missionaren vertrauen mussten, dass sie die Balance zwischen humanitärer Hilfe und Predigen des Evangeliums gut meistern werden. Von der Schweiz aus können wir das nicht gut beurteilen.

Missionsgesellschaften haben jährliche Treffen, wo sie über ihre Projekte berichten. Wir fingen an zu diesen Treffen zu gehen, kamen dabei mit Leitern dieser Organisationen in Kontakt und konnten uns ein Bild machen, wie ihre Projekte aussehen. Das kann ich jedem empfehlen, der sich überlegt, grössere Summen an Missionswerke zu spenden.

Administration zweigt zu viel ab

Ein Argument, das ich häufig höre, wenn ich mit Leuten über Spenden spreche, ist dieses: Dies seien grosse Hilfswerke. Da gehe vieles in Administration verloren. Es habe sich über die Jahre ein grosser Apparat von Büro-Angestellten und PR-Leuten gebildet, welche man bei jeder Spende mit-unterstütze.

Einerseits empfehle ich, sich zu informieren. WEC Schweiz zum Beispiel erklärt hier, welche Spenden zu wie viel Prozent an Administration gehen. Open Doors Schweiz hat Finanzberichte online, wo man dasselbe entnehmen kann. Dann empfehle ich, bei den Treffen der Missionsgesellschaften, sie auf diesen Punkt anzusprechen. Und zum Schluss gehört auch ein Vertrauens-Schritt dazu. Jesus hat die Witwe empfohlen, welche in den Tempel-Kasten ihr letztes Geld eingeworfen hat. Die Pharisäer waren korrupt und das Geld wurde vermutlich nicht zu 100% korrekt verwendet. Trotzdem empfahl Jesus ihre Bereitschaft zu Spenden und verurteilte nicht ihre Naivität. Heisst das, dass wir uns nicht informieren sollen, dass ich leben soll nach “was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss?”. Nein, aber dass es am Ende immer ein Vertrauensschritt ist, dass Gott unser Geld so verwenden wird, dass sein Name verkündet wird.

Man kann nicht wissen, was mit dem Geld passiert

Wir hatten Bedenken, dass wir das Geld “ins Leere” spenden und dass wir höchstens ein “generelles Danke” von den Missionsgesellschaften erhielten und nichts mehr.

Hier haben wir uns am meisten getäuscht. Ein Beispiel: Irene wurde durch Gebet auf ein Land in Zentralasien aufmerksam. Wir haben angefangen, dahin Geld zu spenden, ohne zu wissen, wo es landet. Ein paar Monate späte bekamen wir Postkarten von einer Frau, die uns für die Spenden dankte. Sie berichtete, dass sie am Aufbau eines Ausbildungs-Zentrums sei für Frauen. Ein Jahr später besuchte uns die Frau bei uns zu Hause und zeigte Bilder von ihrem Projekt und erzählte, wie das Geld (mehr als einmal) genau zur richtigen Zeit ankam. Sie berichtete, dass die Fenster des Hauses aus unserer Spende gekauft wurden. Sie zeigte uns Bilder von Frauen, welche dank dieser Arbeit ausgebildet wurden.

Lohnt es sich, zu spenden?

Ja, absolut! Erst durch Spenden kamen wir mit der Mission in Kontakt. Vorher kannten wir Mission aus Büchern, seitdem wir spenden, haben wir persönlichen Kontakt zu Missionaren. Wir können für sie beten. Wir werden durch ihren Glauben gestärkt. Wir lernen die Kultur kennen, in denen sie unterwegs sind. Es fühlt sich an, als wären wir Teil einer Missions-Familie. Wir zu Hause und sie im fernen Land. Der Bibelvers hat sich bewahrheitet:

Es ist niemand, der Haus … oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben. Mk 10,29-30

Ein regelmässiges Gebet von mir lautet: “Herr, lehre mich beten”. Immer mehr werde ich mir meiner Unfähigkeit bewusst: Meine Gedanken schweifen ab. Oder ich ertappe mich, wie ich Phrasen bete, die ich nicht ernst meine.

Das Gute: ich merke, wie Gott mein Gebet “lehre mich beten” erhört, und mir nach und nach Erkenntnisse schenkt. Hier ein erster Beitrag dazu.

Joe Novenson über Gebet

Die Podcast Episode “Joe Novenson on the Power of Prayer“ war für mich die erste Gebetserhörung.

Hier ein paar Gedanken daraus:

  • Jesus Antwort auf die Frage “wie sollen wir beten?” war das “Vater unser”, ein konkretes Gebet. Das hat mich immer gestört. Die Frage der Jünger war “Wie sollen wir beten?”, Jesus antwortet mit “Was sollen wir sprechen?”. Er gab ihnen Worte zu sprechen. Wieso denn? Konkrete Worte wirken mechanisch, unspontan, unaufrichtig.
  • Soll ich das “Vater unser” 1:1 nachsprechen? Falls ja, dann wäre das ein sehr kurzes Gebet! Und falls ich es wiederholen würde, wäre ich nicht wie die “plappernden Heiden” die meinen, durch viele Worte würden die Gebete erhört?
  • Dieses konkrete Gebet ist eine Hilfe für die geistlich Schwachen. Ehrlicherweise muss ich mich dazu zählen. Ist nicht peinlich, denn Jesus hat seine Jünger mit dazu gezählt.
  • Gebete wie Apg 4,23-33 oder Off 15,3-4 sind Zitate aus der Bibel. Also schienen Jünger im Neuen Testament und sogar Engel in ihren Gebete Bibelstellen zu zitieren
  • Schätzungsweise 10% von allen Aussagen von Jesus sind Zitate aus dem Alten Testament. Jeder zehnte Satz!
  • Von Natur aus sind wir unabhängig, wir denken, wir wissen schon, wie wir beten sollen, aber unsere Einstellung soll demütig sein: Ich brauche Belehrung.
  • Wenn ich eine Bibelstelle bete, dann beginne ich das Gebet “von Gott her” und nicht “von mir her”. Denn ich weiss oft gar nicht, wo ich anfangen soll, denn ich bete “aus der Tiefe”, bin durchtränkt von weltlichen Gedanken. Wenn ich mit Gottes Wort anfange, dann kann ich mich hinauskatapultieren aus der Welt, hin zu Gottes Gedanken
  • Die Psalmen sind konkrete Gebete. Es ist das längste Buch der Bibel. Und das aus einem Grund: weil wir genügend Nahrung für unser Gebet brauchen. Es gibt kein Buch, das uns lehrt, wie wir evangelisieren, aber eines, das uns lehrt, was wir beten sollen.

Auch John Piper empfiehlt das Beten von Psalmen. Darüber habe ich vor ein paar Jahren schon einmal geschrieben.

Fortsetzung folgt!

Meinem Mann ist aufgefallen, dass ich in meinen Beiträgen v.a. auf den Minimalismus-Teil von Zero Waste eingegangen bin, also auf die ersten zwei “R”: Refuse - Unnötiges Ablehnen - und Reduce - Besitz und Konsum reduzieren. Deshalb möchte ich hier einen kleinen Nachtrag machen und erklären, wie wir Abfall vermeiden. Auch das ist nämlich in den letzten fünf Jahren eine Gewohnheit geworden und bringt - ausser für die Umwelt - auch für uns einige unschlagbare Vorteile, die wir nicht mehr missen wollen.

Der grösste Vorteil ist natürlich ganz einfach die Reduktion unseres Abfall-Berges. Wir haben unseren Abfall zwar nicht - wie einige prominente Vertreter der Zero-Waste-Bewegung - auf einen Liter pro Jahr reduziert. Aber immerhin ist unser jährlicher Abfall innerhalb von drei Jahren um 90 Prozent gesunken. Bevor wir mit Zero Waste angefangen hatten, füllten wir einen 35-Liter-Sack pro Woche für unseren 4-Personen-Haushalt. Also etwa durchschnittlich viel. Das macht 52 Abfallsäcke pro Jahr. In den letzten zwei Jahren füllten wir fünf 35-Liter-Säcke pro Jahr, vier davon mit laufendem Abfall und einen mit Dingen, die wir ausgemistet hatten und die wir nicht mehr verkaufen/verschenken konnten. Nein, wir haben nicht plötzlich auf 110-Liter-Säcke gewechselt und nein, wir entsorgen unseren Abfall nicht illegal im Wald. Es ist also ein riesiger Unterschied zu vorher. Es ist nicht etwa so, dass wir uns all die Mühe machen, Verpackungen zu vermeiden und man den Unterschied fast nicht merkt. Es fühlt sich total anders an und einmal soweit gekommen, würden wir nie mehr zurück wollen. Der grosse Vorteil dabei ist, dass wir

  1. nur noch etwa alle 12 Wochen einen Sack rausbringen müssen. Die meiste Zeit sieht daher unser Abfalleimer schön leer aus und
  2. keinen stinkenden Abfall mehr in der Küche haben, da wir alle “nassen” Abfälle kompostieren

Übrigens ist auch unser Recycling-Berg viel kleiner geworden.

Wie haben wir das fertig gebracht? Im Folgenden werde ich nochmals auf die “5 R” eingehen und v.a. zu den letzten drei einiges sagen:

1. Refuse - Unnötiges ablehnen

Das finde ich persönlich den mühsamsten Teil, da man (manchmal auch zu Freunden oder Familienmitgliedern - oder den Kindern) nein sagen muss. Wir haben ein ziemlich wachsames Auge darauf, dass keine unnötigen und ungewollten Dinge in unser Haus kommen. Dazu gehört z.B. Werbung und auch sonstige unerwünschte Post im Briefkasten (Kataloge oder Newsletter), Werbegeschenke wie Kugelschreiber, Müsterli von Apotheken und Drogerien, alte Spielzeuge, die uns jemand schenken will (falls es nicht gerade DAS ist, was wir seit Monaten suchen), Kassenzettel, Sammelpunkte von Läden (und die “Geschenke”, die es dafür gibt), Plastik- oder Papiersäcke beim Take-Away, Plastiksäcke beim Warenhaus an der Kasse - die Liste ist endlos. Es hilft nur ein fester Entschluss, “Nein, danke!” zu sagen, auch bei der ungläubigen Nachfrage fest zu bleiben, vorauszuschauen (damit man genug schnell ist) und sich vorzustellen, dass man all das Zeug wieder aufräumen und schlussendlich entsorgen muss (und es dann meinen schön leeren Abfalleimer füllt!).

2. Reduce - Reduzieren

Darüber habe ich ja lang und breit im 2. und 3. Artikel geschrieben, daher gibt es da nicht mehr viel zu sagen. Ausser: Das Reduzieren darf im Abfall-Vermeiden nicht unterschätzt werden! Wenn ich mit weniger Dingen auskomme, muss ich damit automatisch auch weniger verschiedene Dinge einkaufen. Wenn ich nach dem Motto “Ich kauf nix mehr!” lebe, kommt

  1. weniger Verpackung in mein Haus (Plastiksäcke, Kartonschachteln, Füllmaterial, Styroporschalen etc) und
  2. gibt es weniger Dinge, die kaputtgehen und entsorgt werden müssen (z.B. Kleider: Wenn ich mir die ganze Zeit neue Pullis kaufe und schliesslich 70 Pullis im Kleiderschrank habe, was übrigens tatsächlich vorkommt, fülle ich später ganze Kleidersäcke nur mit Pullis).

3. Reuse - Wiederverwenden

Untersuchung unseres Rest-Abfalls

Hier kommen wir zum Kern dieses Artikels - das Vermeiden von Verpackung. Allem Reduzieren zum Trotz ist es natürlich nicht vermeidbar, dass wir täglich Dinge kaufen müssen - v.a. Lebensmittel und Hygieneartikel. Die eine Seite des Wiederverwendens ist, Einwegprodukte durch Mehrwegprodukte zu ersetzen (Stofftaschentücher anstatt Papiertaschentücher, Lappen anstatt Haushaltpapier, Stoffsäcke anstatt Plastiksäckli etc.) Die andere Seite ist, Dinge wie Nahrungsmittel und Hygieneprodukte möglichst ohne Verpackung zu kaufen (die Seife vom 3. Artikel ist da ein gutes Beispiel). Mein Mann und ich hatten grossen Spass daran, unseren (schon nicht mehr so vollen) Abfallsack auszuleeren und alles auf dem Küchentisch auszubreiten, um zu schauen, wo unser Abfall herkam (braucht zwar ein bisschen Überwindung, aber da wir schon alles verrottbare kompostierten, war es nicht ganz so eklig).

Ich fragte mich bei allem, was wir so kauften (nachdem ich schon gefragt hatte, ob wir es wirklich brauchen, d.h. schon am “Reduce” vorbei war), “Kann ich das auch ohne Verpackung kaufen?” Wenn die Antwort “Ja” ist, ist es einfach (z.B. Gemüse und Früchte, Brot).

So kaufen wir z.B. anstatt Kaffeekapseln offenen Kaffee und kochen ihn auf einem italienischen Kaffeetopf. Damit sparen wir übrigens trotz teurem Bio-Kaffee unheimlich viel Geld, denn die billigsten Kaffeekapseln sind immer noch 2-3mal so teuer pro 100g wie offener Bio-Kaffee. Gemüse habe ich im Sommer von meinem Gemüsegarten, im Winter kaufe ich es auf dem Markt, in Stoffsäcken. Bei Früchten entscheide ich mich immer für die offenen. Brot mache ich zum grössten Teil selber (auch hier kann man enorm Geld einsparen, wenn man wie ich zu Hause ist und Zeit dafür hat - ein gekauftes Brot vom Bäcker ist zwei- bis dreimal so teuer wie ein selbst gemachtes), aber auch das ist relativ einfach ohne Verpackung zu bekommen. Man muss einfach daran denken, der Verkäuferin den Stoffsack hinzuhalten - oder das Brot einfach so unter den Arm klemmen.

Getreide und Hülsenfrüchte vom Unverpackt-Laden

Seit es in meiner Region einen Unverpackt-Laden gibt (seit Sommer 2017) ist es natürlich um einiges einfacher geworden, Verpackung zu vermeiden. Ich fahre ein Mal pro Woche dahin und kaufe all das, was man sonst nur schwer offen bekommt: Teigwaren, Reis, Hülsenfrüchte, Getreide, Salz, Zucker, Nüsse, Dörrfrüchte, Gewürze, Tees, Kaffee, Öl, Essig, Haferflocken, Kakao, Backpulver, Maisstärke, Seife, Zahnbürsten und Natron (zum putzen). Übrigens gibt es da auch Gummibärli und Schokolade zu kaufen.

Andere Dinge kaufe ich in Pfandgläsern, dazu gehören Honig, Weiss- und Rotwein, Bier, Joghurt (das mache ich auch manchmal selber) und Quark.

Selber gemachtes Waschmittel und Flüssigseife

Waschmittel, Abwaschmittel und Flüssigseife liess ich lange in einem Bio- bzw Claroladen auffüllen, im Moment mache ich Waschmittel (aus Waschsoda vom Unverpackt-Laden und Seife) und Flüssigseife selber, zum Abwaschen brauchen wir ein Stück Seife.

Eier kann ich bei uns im Dorf offen kaufen, dafür nehme ich immer denselben Eierkarton mit, er hält mindestens ein Jahr.

Fleisch, Fisch und Käse kaufe ich bei unserem Metzger und bringe dabei meine eigenen Glasbehälter mit. Käse/Fleisch in Glasbehältern, Milch im Kessel
Damit habe ich vor vier Jahren angefangen und es kostete mich einige Überwindung. Ich war ziemlich froh, als mir der Verkäufer sagte, das sei gar kein Problem, es kämen noch andere mit ihren Behältern einkaufen!

Milch kaufen wir direkt beim Bauernhof (wo es übrigens auch Eier und Honig gibt) und bringen einen Kessel oder Glasflaschen mit. Rahm nehme ich von der Milch ab und friere ihn in Gläsern ein, wenn ich ihn nicht gerade brauche. Das reicht meistens für den normalen Gebrauch. Kommt Besuch und brauche ich Schlagrahm, kaufe ich auch mal Rahm im Plastikbehälter, den ich dann im Coop ins Plastik-Recycling werfe.

Knusper-Müesli

Ist es nicht möglich, etwas ohne Verpackung zu kaufen, gibt es drei Möglichkeiten:

  1. Ich mache es selber
  2. Ich kaufe es nicht mehr oder suche eine Alternative, die keine Verpackung hat
  3. Ich kaufe es trotzdem und nehme den Abfall in kauf.

Alle drei Möglichkeiten kommen bei uns zum Zug. Einige Dinge mache ich selber. Das sind im Moment Schoko-Knuspermüesli (sehr kleiner Aufwand), Tofu (dauert ca 1h, daher mache ich es nur im Winter ca alle zwei Wochen, ist aber etwa ⅔ günstiger als gekaufter Tofu) und, wie schon erwähnt, Waschmittel, Flüssigseife, Brot/Brötchen und manchmal Joghurt. Ausserdem Konfitüre und Pelati, wenn ich viele Tomaten im Garten habe. Auch Tee vom Garten dörre ich selber.

Tofu

Anderes habe ich eine Zeit lang gemacht oder ausprobiert, dazu gehören Zwieback (war vor einiger Zeit bei uns beliebt als Znüni/Zvieri, jetzt nicht mehr), Butter (viel zu teuer und aufwändig, ausserdem nicht so gut), Frischkäse, Mozzarella, Ketchup (ein totaler Reinfall), Pasta (als es noch keinen Unverpackt-Laden gab), Tomatenpüree, Senf (mache ich immer noch selber, muss aber dafür Senfsamen verpackt kaufen..)

Einiges kaufe ich schlicht nicht mehr (ich wünschte, Ketchup würde dazugehören!). Das ist z.B. Darvida, Snickers u.ä., Gerber-Chäsli, abgepackte Gebäcke, Kaugummi (höchstens zum Autofahren für die Kinder), Süssgetränke in Pet-Flaschen, Fertig-Pizza, Tortelloni und Ravioli im Kühlregal, Tiefgefrorenes wie Fischfilets, Pizza, Fischstäbli, Crevetten, Beeren, Gemüse etc und alles, was in vorgeformten Plastik-Behältern daherkommt.

Dann gibt es eben diese Dinge, die unsere fünf Säcke pro Jahr ausmachen, auf die ich aber nicht verzichten will, da das Ganze ja auf längere Zeit machbar bleiben soll und Abfall sparen auch nicht unser Lebensziel ist:

Ich kaufe regelmässig Butter, Sauerrahm und Ketchup. Manchmal kaufe ich Mozzarella oder asiatische Nudeln, selten Chips (zum Grillieren oder im Wald Würstchen braten), Glacé (mit Besuch, wenn ich nicht backen mag). Die Kinder bringen natürlich auch hie und da etwas vom Volg mit, wobei Dinge wie “Deo-Roller” mit süssem Pulver oder Plastik-Eimer mit Zuckerwatte drin ein absolutes No-Go sind!

So, das war der grösste Teil - zum Reuse gehört natürlich auch, alles, was geht, gebraucht zu kaufen. Das kommt auch meistens mit weniger oder keiner Verpackung.

4. Recycle - Recyceln

Wenn wir in den Ferien sind und nicht unverpackt einkaufen können, entscheiden wir uns für Dinge in Gläsern oder Büchsen, die man gut recyceln kann. Auch Teigwaren im Karton oder Mehl und Zucker in der Papiertüte gehen auswärts gut. Auch zu Hause kaufe ich einiges in Gläsern, z.B. im Winter Pelati und manchmal eine Fertig-Sauce. Oder Thunfisch in der Büchse und selten Ananas und Pfirsiche für ein Riz Casimir. Und zwei- bis dreimal im Jahr Bio-Ravioli aus der Büchse, wenn meine Tochter und ich am Mittag mal allein sind zum Essen!

Mehl kaufe ich übrigens - da ich das Brot selber mache und ziemliche Mengen davon kaufe - direkt in einer Mühle in 2,5- oder 5-kg-Papieräcken.

Kochbuch aus Altpapier

Papier-Recycling entsteht bei uns v.a. von den Handouts, die unsere Kinder aus der Schule mitbringen und von den vielen Zeichnungen, die sie machen. Einseitig beschriebenes Papier zerreisse ich und mache davon Notizzettel (meine To-Do-Listen). So musste ich seit Jahren keinen Notizblock mehr kaufen. Aus gefalteten einseitig beschriebenen Blättern (beschriebene Seite nach innen) machte ich z.B. ein Kochbuch mit meinen persönlichen Rezepten und band es mit Schnur (von den Mehlsäcken) zusammen.

Seit wir so wenig Abfall haben, sind wir beim Recyceln ziemlich pingelig geworden. Wir trennen jedes kleinste Metallteilchen ab und werfen jedes Papierchen ins Altpapier..

5. Rot - Kompostieren

Wie ich gelesen habe, macht Kompost (zumindest vom Gewicht her) einen Drittel vom Hausmüll aus, deshalb ist das Kompostieren etwas vom Ersten und Wirksamsten, was man tun kann, um Abfall zu sparen. In einigen Städten gibt es ja eine grüne Mülltonne, wo auch Essensreste etc hinein dürfen. Das ist bei uns auf dem Land leider noch nicht so. Wir haben das Glück, einen Garten zu besitzen und können so auch einen Kompost betreiben, der uns dann wieder Erde gibt. Es lohnt sich auf jeden Fall, vielleicht zusammen mit Nachbarn, einen Kompost anzufangen, denn ohne die kompostierbaren Abfälle aus dem Müll zu nehmen, ist es nicht gut möglich, über Wochen hinweg den gleichen Abfallsack zu benutzen. Das würde bald unerträglich zu stinken anfangen..

So, das ist das Ende des längsten Artikels meiner Reihe - ich hoffe, es hat sich niemand gelangweilt.. Aber deshalb steht im Titel ja auch: “Für Interessierte”.

John Piper ist der Prediger, der mich am stärksten beeinflusst hat.

Es war 2006. Der Gemeindeverbund, dem ich angehörte, wurde arg durchgeschüttelt und ebenso ging es meinem Glauben. Da stiess ich auf John Pipers Biographie-Predigten. Ich habe bis dahin noch nichts von “Reformed Theology” gehört. Ich wusste auch nicht genau, was an Pipers Predigten anders war. Doch ich wusste eines: So habe ich noch niemanden über Gott sprechen hören: Diese Leidenschaft, diese Scharfsinnigkeit, diese Demut.

Ich hörte mir die Predigten beim Pendeln an. An der Arbeit wartete ich auf den Abend, damit ich endlich wissen kann, wie die Predigt ausgeht.

Die Vorgeschichte

Jedes Jahr nahm sich John Piper eine Biographie vor, und predigte darüber an einer Konferenz. Er nahm stets Leute mit einem “Reformed” Hintergrund: Angefangen bei Jonathan Edwards, Augustinus, Calvin, Spurgeon, Marty Lloyd-Jones, etc. Er beleuchtete zuerst ihr Werdegang und dann die Theologie dahinter: Was hat sie angetrieben? Was war ihre Weltanschauung? John Pipers Agenda: das Evangelium verändert Menschen in einer ausserordentlichen Art und Weise, dieses Evangelium will er erklären, er stellt nicht Menschen in den Fokus, sondern die treibende Kraft dahinter.

Zudem sind die Biographie-Predigten exzellent vorbereitet. Als Vorbereitung las Piper mehrere Biographien durch. Er trug es vor wie wenn Sherlock Holmes einen Fall gelöst hat.

Wieso mir die Predigt gefällt

Von all den Biographien ist mir die Predigt über Charles Simeon am meisten geblieben. Charles Simeon (1759-1836) war ein englischer Prediger. Als er mit dreiundzwanzig in seiner Kirche eingesetzt wurde, widersetzte sich die Kirchgemeinde. Bei seinen Predigten wurden die Kirchtüren geschlossen, sodass die Kirchgänger auf der Strasse bleiben mussten. Später blieben die Türen zwar offen, aber die Kirchbänke wurden abgeschlossen, so dass die Menschen in den Gängen stehen mussten. Klappstühle, welche Simeon aus dem eigenen Sack angeschafft hatte, wurden auf den Hof geworfen. Diese Situation dauerte ganze zehn Jahre, aber Simeon gab nicht auf!

Die ganze Predigt hindurch versuchte ich mir vorzustellen, wie ich eine solche Situation meistern würde. Ich hätte längst aufgegeben. Was trieb den Mann?

Ich will die Lösung nicht vorne weg nehmen. Nur so viel: Ich war tief bewegt. Nach der Predigt wollte ich noch mehr über Charles Simeon erfahren und habe ich mir die Biographie gelesen, die Piper in der Predigt empfahl.

Hier zur Predigt (nur Audio, Englisch):

Unsere Kinder wollen von Natur aus mehr und mehr. Einerseits weil auch in ihnen die Habsucht steckt. Andererseits leben sie in einer Welt, die ihnen überall und allezeit einflüstert: “mehr ist mehr”! Ihre Schulkollegen trumpfen mit dem neuesten Teil auf. Aber auch unsere Geschenk-Tradition an Geburtstag und Weihnachten suggeriert, dass sie das Recht haben auf mehr und mehr Besitz.

Wir wollen unseren Kindern eine andere Weltanschauung lehren: Die Freude unseres Lebens ist nicht Kaufen und Besitz sondern die Beziehung zu Jesus. Am Ende unseres Lebens nehmen wir nichts mit ausser dieser Beziehung.

Unsere Kinder sollen lernen, den Dingen nicht so viel Wert beizumessen. Dazu gehört, dass sie Dinge weggeben zur Normalität wird. Soviel war uns klar. Aber nach dem verfehlten Versuch (siehe letzter Beitrag) war uns auch klar: Die “Schönheit von weniger Besitz” ist für sie einerseits zu abstrakt und andererseits geht es einen Schritt zu weit. In einem ersten Schritt setzten wir uns zum Ziel, dass ihr Besitz stabil bleiben soll und so nicht mehr endlos anwächst. (Und schon das ist gar nicht so einfach!). Konkret hiess das: Sie sollen ihre Dinge verkaufen und sich fürs Geld etwas Neues kaufen können.

Die erste Gelegenheit ergab sich an einem Flohmarkt. Meine Frau hatte einen Stand mit allerlei Haushaltartikel, die sie nicht mehr brauchte. Unser Sohn witterte eine Gelegenheit, Geld zu verdienen: Flugs sah er sich seinen Playmobil-Vorrat durch und bot einige wertvolle Stücke zum Verkauf an. Am Abend hatte er eine gute Summe zusammen und gab das Geld sofort wieder aus. Doch das Gekaufte bot nicht den erhofften Spass. Und so reute es ihn, dass er seine Playmobil verkaufte. Er trauerte richtiggehend um den Verlust. Wieder ein missglückter Versuch?

Ein kreatives kleines Set, das die Kinder über Ricardo verkauften: «Schwangere Frau mit Hund«

Wir versuchten, nicht wieder Druck aufzubauen weil wir wussten, dass die Initiative von unseren Kindern kommen muss. Es sollte doch möglich sein, ihnen durch Vorleben die Vorzüge vom Minimalismus beizubringen, ohne dass wir sie dazu drängen! Und dieser Weg funktionierte schlussendlich:

Ich verkaufe regelmässig Dinge auf der Second-Hand-Plattform Ricardo. Das ist meinen Kindern nicht entgangen, und so kamen sie auf die Idee, dass sie auch ihre Spielsachen über Ricardo verkaufen können. Da die Plattform eine gute Mobile-App hat, konnten sie selbständig Dinge hochstellen.

Beim “Kaufen” ging es ähnlich: von ihrer Umgebung beeinflusst, mussten es immer neue Dinge sein. Gebraucht kaufen ist “schmutzig” und macht man nicht. Bis sie merkten, dass Gebrauchtes um einiges günstiger ist als Neues. Lieber ein Teil jetzt second-hand kaufen als Warten, bis sie das Geld zusammenhaben! So ergab sich ein natürlicher Zyklus von “um auf Ricardo dies zu kaufen, muss ich zuerst dieses andere verkaufen”.

Nach den ersten Verkaufs-Erfolgen stellte sich eine Euphorie ein und ich kam fast nicht mehr nach, mit ihnen die Dinge zu verpacken und zu verschicken. Sie verkauften plötzlich kiloweise Lego, die Ikea-Kinder-Küche kam auch weg, der alte Egitarren-Verstärker, sie stellten auch originelle Playmobil-Sets zusammen, die es so nicht im Verkauf gibt (siehe Bild). Mit dem Geld kauften sie Neues, Dinge, an denen sie Spass haben und die nicht bloss auf dem Dachboden herumstehen.

Unsere Tochter ging sogar so weit, dass sie für eine Geburtstagsparty ein gebrauchtes Set Playmobil zusammenstellte. Sie verpackte es so, wie wenn es neu wäre: sie steckte die Teile in durchsichtige Plastik-Säckchen und auf die Karton-Packung klebte sie Fotos des Sets. Die Freundin hatte mehr Freude als an einem neuen Geschenk weil sie merkte, dass meine Tochter etwas von ihrem Besitz schenkte. Wir waren stolz: hier kam etwas ins Rollen und auch andere Kinder bekamen davon mit!

Gleichzeitig haben wir immer weiter unseren Haushalt minimiert. Bei den Spielsachen der Kinder haben wir sie immer wieder gefragt, was wir fortgeben können. Anfangs wollten sie nichts fortgeben, schon gar nicht für gratis. Später gaben sie das Einverständnis es auf Ricardo zu verkaufen. Und beim letzten Versuch in den Weihnachtsferien waren sie auf einmal bereit, Dinge, die sich nicht verkaufen liessen, gratis zum mitnehmen an den Strassenrand zu stellen oder an Freunde und Verwandte zu verschenken.

Fazit: durch Vorleben und geduldig abwarten hat Gott im Herzen unserer Kinder gewirkt, so dass sie nun mehr und mehr bereit sind, Dinge wegzugeben.

[Eure Gabe] ist wie ein Opfer, dessen Duft vom Altar zu Gott aufsteigt, ein Opfer, das Gott willkommen ist und an dem er Freude hat. (Philipper 4,18b; NGÜ)

Als wir anfingen, unseren Besitz zu verkaufen, lenkte Gott gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit und unsere Herzen immer mehr auf die Verlorenen. Der Gedanke, selbst einmal in die Mission zu gehen, nahm (v.a. in mir) langsam aber sicher Gestalt an. Wir lasen Bücher über Hudson Taylor und C.T. Studd, die uns unglaublich inspirierten. Ihr Entschluss, alles, was sie im Leben hätten erreichen können, aufzugeben, um Gott zu dienen und das Evangelium den Verlorenen zu bringen, erfüllte uns mit dem tiefen Wunsch, ebenso hingegeben zu leben. In Hudson Taylors Biografie heisst es über ihn:

Er lebte nur für das eine Ziel: die Ausbreitung des Königreiches Christi. Dafür gab er sein ganzes Einkommen, seine bemerkenswerte Verstandes- und Körperkraft und seine gesamte Zeit her. (aus: Hudson Taylor. Ein Mann, der Gott vertraute)

Wir lasen auch Bücher von Brother Andrew, einem holländischen Missionar, der sein Leben dafür einsetzt, unterdrückten und verfolgten Christen zu helfen. Schliesslich setzten wir uns mit WEC (einer von C.T. Studd gegründeten Missions-Organisation) und Open Doors (der von Brother Andrew gegründeten Hilfs-Organisation) in Verbindung. Wir lernten viele sehr liebe und inspirierende Menschen kennen, die uns wiederum der Mission näher brachten. Schliesslich wurde aber klar, dass die Mission für unsere Familie im Moment nicht in Frage kommt (wir rechnen jedoch immer noch damit, dass Gott uns “zur elften Stunde” einmal in diesen Dienst rufen könnte).

Durch das Minimieren und genügsam Leben hatten wir plötzlich immer mehr Geld übrig. Viele Dinge hatten wir auf dem Flohmarkt oder über Ricardo verkauft und dadurch Einiges verdient. Viel Geld hatten wir auch eingespart, weil wir weniger konsumierten. Nun konnten wir neben dem Zehnten noch viel mehr geben.

Es wurde uns klar, dass wir uns nicht erst dann an der Mission beteiligen können, wenn wir in ein fernes Land reisen, sondern auch jetzt schon, indem wir den Missionaren Geld geben. Und dass dieser Teil der Arbeit genauso wichtig ist. Ja, wir merkten, dass diese Art der “Arbeit” für unsere Familiensituation wie zugeschnitten war, da wir nicht viel Kapazität und Kraft hatten, um einen praktischen Dienst zu tun. Aber Gott hat uns (erstens als Schweizer, zweitens als gut Verdienende und drittens als Minimalisten) viel Geld gegeben, das wir zu Seiner Ehre für die Verlorenen, Armen und Verfolgten einsetzen können. Als wir das erkannt hatten, wurden wir von grosser Freude erfüllt. Es wich auch das nagende Gefühl, nicht fähig zu sein, an Gottes Arbeit teilzuhaben. Unsere Arbeit besteht im Moment einfach im Geben! Der oben zitierte Vers aus Philipper war eine weitere Bestätigung, dass Gott unseren Dienst annimmt und Freude daran hat.

Mittlerweile fühlen wir uns komisch, wenn wir auf unserem Konto Geld entdecken, das da einfach so unbenutzt herumliegt. Wir haben erkannt, dass das Geld auf unserem Konto keineswegs “unser” Geld ist, sondern dass es Gott gehört. Wir sind lediglich Verwalter davon. Und wir glauben nicht, dass wir gute Verwalter sind, wenn wir das Meiste für uns brauchen und nur das weggeben, was noch übrig bleibt, nachdem wir uns alle Wünsche erfüllt haben (die sind nämlich nach eigener Erfahrung endlos und am Schluss bleibt kaum etwas übrig). Wir glauben auch nicht, dass Gott uns Schweizern das viele Geld gibt, damit wir uns damit schnelle Autos, grosse Häuser und dicke Ferien leisten. Das Geld hat er uns anvertraut, damit wir es für sein Reich einsetzen können. Und dass ein Ausgleich stattfindet (2. Kor 8,13), nämlich dass wir was bei uns zu viel ist denen geben, die zu wenig zum Leben haben.

Wir fragen also Gott, wo wir das Geld hingeben sollen und spenden es (was nicht heisst, dass wir von der Hand in den Mund leben und kein Erspartes mehr haben). Und da wir einige Organisationen und die Menschen dahinter kennengelernt haben, fühlt sich das Spenden nicht mehr an wie Geld ins Leere werfen. Immer wieder hören wir von den Leuten, die in der Mission tätig sind. Wir lesen Briefe von ihnen, machen Skype-Chats und manchmal kommen sie sogar zu uns auf Besuch. Wir beten für sie und die Menschen, unter denen sie tätig sind.

Eine grosse Ermutigung erleben wir, wenn wir hören, dass das Geld, das wir gespendet haben, genau im richtigen Moment angekommen ist. Z.B. genau einen Tag, bevor ein Bauprojekt wegen Geldmangel eingestellt worden wäre. Und das Geld kam bar in den Händen einer Besucherin aus der Schweiz!

Ganz besonders berührte uns kürzlich eine kleine Meldung in einem Gebetskalender von einem Land, wo wir den Erlös unseres Autos hingegeben hatten: Ein Auszug eines Briefes von einem Christen:

Wir sind erstaunt über die Liebe unseres Vaters, der Menschen von weit weg gebraucht, um uns mit dem Nötigsten zu versorgen. Herr, wir beten, dass du uns gebrauchst. Wir wollen das Evangelium bis ans Ende der Welt bringen.

Ist das nicht unglaublich? Wir können armen Christen helfen und sie sind dadurch im Glauben gestärkt und wollen ihrerseits das Evangelium weitergeben! Das ist eine grosse Freude!

Ja, wir ermutigen Christen mit unserer Gabe, indem sie merken, dass andere Christen an sie denken und ihnen helfen. Sie erfahren Gottes Hilfe durch uns. Ihre Gebete werden durch unsere Gabe erhört. Im Gegenzug ermutigen sie uns, indem sie uns dafür danken und wir merken, dass wir von Gott gebraucht werden.

Paulus sagt in dem Abschnitt über das Geben im Philipper 4 auch etwas vom Gewinn derer, die Geld geben. Nachdem er sich für die Gabe bedankt hat, schreibt er:

Denkt jetzt nicht, ich wäre darauf aus, noch mehr zu bekommen. Es geht mir vielmehr darum, dass der Gewinn, den ihr selbst von eurem Geben habt, immer weiter anwächst. (Phil 4,17; NGÜ)

Was ist dieser Gewinn? Es gibt mehrere Stellen, wo von Reichtum oder einem Schatz im Himmel die Rede ist. Eine davon ist die Geschichte vom “reichen Jüngling”:

Jesus antwortete: “Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. (Matthäus 19,21; NGÜ)

Und für die, die sich herausreden wollen, dass das Besitz verkaufen nur dem reichen Jüngling gegolten hat hier eine Stelle aus Lukas 12, die sich an alle wendet:

Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen! Schafft euch Geldbeutel an, die nicht löchrig werden und legt euch einen unerschöpflichen Reichtum im Himmel an, wo kein Dieb ihn findet und keine Motten ihn fressen. Denn wo euer Reichtum ist, da wird auch euer Herz sein. (Lukas 12, 33-34; NGÜ)

Wir haben schon manchmal darüber gewitzelt, was wir den Nachbarn sagen sollen, wenn sie uns fragen, warum bei uns schon wieder so viel “Gratis zum mitnehmen” ist (jemand hat mal gefragt, ob wir überhaupt noch ein Bett haben, oder ob wir jetzt auf dem Boden schlafen). Wir könnten ihnen einfach sagen: “Wir machen: Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen!”

Eine weitere Stelle steht im Matthäus 6, in der Bergpredigt:

Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen und wo Diebe einbrechen und sie stehlen. Sammelt euch stattdessen Reichtümer im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen und wo auch keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Reichtum ist, da wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6, 19-21; NGÜ)

Diese Stelle ist eine meiner Lieblingsstellen. Es heisst ganz klar: Sammelt euch KEINE Reichtümer auf der Erde. Nicht: Nicht zu viele. Oder: Nicht mehr als der Nachbar. Sondern ganz einfach: Keine.

Wenn wir uns einerseits keine Reichtümer auf der Erde anhäufen und andererseits unser Geld den Armen geben, werden wir uns dadurch Schätze im Himmel sammeln. Und “wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.” Mein Herz wird also dadurch bei Jesus sein. Ich werde Ihn lieben anstatt meinen Besitz. Da mein Trachten und mein Sehnen nicht mehr nach Besitz und nach meinen eigensüchtigen Wünschen auf der Erde ist, ist in meinem Herz Platz für Jesus Christus, meinen herrlichen Erlöser. Und für die Verlorenen, die ihn noch nicht kennen.

Das ist ein grosser Gewinn!

Nach gut einem Jahr Minimalismus dachten meine Frau und ich, die Kinder (10 und 7 Jahre) wären ebenfalls bereit, Dinge wegzugeben.

Wir fingen mit Playmobil an. Im grössten Zimmer leerten wir alle Playmobil-Teile auf den Boden und erklärten ihnen: “Alles was ihr behalten wollt, legt ihr in diese Kisten”. Neh, sagten sie: “Wir machen es umgekehrt, alles was wegkommt, legen wir in die Kisten!”. Ok, das geht auch.

Nach einer halben Stunde befanden sich drei winzig kleine Playmobil-Teile in der Kiste. Sie hatten schlicht keinen Grund, Playmobil wegzugeben. Wofür auch? Was wir erlebt haben beim Minimieren ist bei ihnen nicht angekommen. Ihnen fehlte die Freude vom Weggeben. Sie sahen nicht ein, dass sie mit Weniger einfacher Ordnung halten können. Dass ihnen zu viel Besitz die Beziehung zu Jesus stört, haben sie auch noch nicht erfahren. Sie starrten stumm die Unmengen Playmobil auf dem Boden an. Ich drängte sie, mehr in die Kisten zu tun. Meine Tochter fing an zu weinen. Dann brachen wir ab.

Unsere Folgerung war: Unsere Kinder verstehen Minimalismus noch nicht. Darum wäre es das Beste, wenn wir ihnen die Entscheidung am Anfang abnehmen. Mit der Zeit werden sie die Vorteile sehen und sie würden dann selbstständig Dinge weggeben.

Wir gingen durch ihre alten Spielsachen durch. Dinge, mit denen sie lange nicht mehr spielten, gaben wir weg, ohne ihnen etwas zu sagen. Aber sie merkten es trotzdem und fragten uns, wieso wir ihre Spielsachen weggeben. Wir mussten eingestehen, dass das nicht recht war. Es waren ihre Spielsachen und ohne ihre Zustimmung können wir ihren Besitz nicht weggeben.

Meine Frau machte mit ihnen einen “Vertrag” mit dem Versprechen, dass wir nicht mehr ohne ihr Einverständnis Spielsachen weggeben würden. Unser erster Versuch war gescheitert. Die Kinder waren weit davon entfernt, die Vorteile vom Weggeben zu verstehen. Zudem schwand das Vertrauen in uns als Eltern. Sie misstrauten uns, dachten, dass wir blind Dinge weggeben und es uns dann am Nötigen im Leben fehlt.

Wieso schreibe ich das auf? Weil wir an diesem Ort einen Fehler begangen haben, den wir anderen Familien gerne ersparen würden. Kinder brauchen Zeit. Minimieren ist sowas von “gegen den Strom”, da braucht es viel Erklärung, Vorzeigen, Geduld und dann auch eine passende Gelegenheit. Und die kam, aber mehr dazu im nächsten Beitrag!

“Jedes Ding an seinen Ort”. Heisst es so schön. Doch was, wenn meine Kinder 3125 Dinge besitzen?

Das Zimmer der Kinder in Ordnung halten sah ich immer als Herausforderung an. Mein Gedankengang war folgender:

  • lasse ich die Kinder aufräumen, dann passiert es nie und ich störe mich an der Unordnung
  • räume ich selber auf, dann lernen sie es nie
  • das Beste ist, sie machen es sich zur Gewohnheit, Ordnung zu halten. “Jedes Ding an seinen Ort” soll ihre Natur werden

So weit so gut. Doch auf unsere Kinderzimmer angewendet hiess das: jeden Abend betraten meine Kinder und ich das Zimmer, es starrte uns ein Chaos an und ich peitschte meine Kinder dazu, wieder alles in Ordnung zu bringen. Es gab jeden Abend Streit. “Ordnung” wurde zum Unwort meiner Kinder. Es dämmerte mir: Auf diesen Weg lernen sie nie, Ordnung zu lieben.

Das Problem: Das tägliche Unternehmen “Ordnung herstellen” war zu gross. Die Freude über die Ordnung war stets kleiner als die Mühe die Ordnung herzustellen. Jeden Abend verbrachten wir eine halbe Stunde beim Aufräumen.

Uns dämmerte: Die Kinder haben zu viele Dinge! Diese Erkenntnis war einer der Haupt-Auslöser um mit Minimalismus anzufangen (neben dem, dass wir merkten, dass Besitz das Herz gefangen nimmt).

Wir fingen noch nicht damit an, Dinge unserer Kinder wegzugeben (darauf werde ich später eingehen), unser erster Schritt war, dass wir mehr als die Hälfte ihrer Spielsachen auf den Dachboden verschoben. So entfiel das tägliche Aufräumen am Abend und reduzierte sich auf ein Aufräumen pro Woche.

Dann lehrten wir sie die Minimalismus-Regel “one in, one out”: Holst Du etwas vom Dachboden, muss etwas auf den Dachboden zurück. Playmobil-Kisten rein, Lego-Kisten raus. Somit blieb die Anzahl Dinge in ihrem Zimmer stabil.

Ehrliches Fazit: durch diese sehr einfache Massnahme verbringen wir viel weniger Zeit beim Aufräumen der Kinderzimmer. Die Kinder haben es ohne Streit akzeptiert. Ehrlich gesagt wurde Ordnung halten noch nicht zu ihrer Natur; ich als Vater habe noch immer ein höheres Ordnungsbedürfnis als sie und räume ab und zu ihr Zimmer alleine auf. Aber ab und zu helfen sie dabei. Auf jeden Fall wurde es für alle besser, weil wir nun alle weniger Zeit beim Aufräumen verbringen.

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