Gastbeitrag meiner Frau zu Minimalismus und Zero Waste (3) - Einmal quer durchs Haus - Die Beispiele

Da ich vor fünf Jahren keine Ahnung hatte, wie man mit weniger auskommen kann, als wir es bisher taten, nehme ich an, dass es anderen Menschen genauso geht. Deshalb eine Anzahl sehr konkreter (und persönlicher) Beispiele, was wir bei uns im Haushalt geändert haben.

Alle diese Beispiele verbinden mehrere Vorteile miteinander:

  • Weniger Abfall
  • Weniger Chaos
  • Mehr Ordnung (und gleichzeitig weniger aufräumen!)
  • Weniger verschiedene Dinge einkaufen/ersetzen
  • Weniger Geld für meine eigenen Bedürfnisse ausgeben
  • Mehr Geld für die Bedürftigen und Unerreichten bleibt übrig

Alle Beispiele sind natürlich nur Beispiele und sollen keineswegs in eine Vorgabe ausarten, wie man zu leben hat oder welche Gegenstände man besitzen “darf” und welche nicht!

Körper- und Haarseife

Fangen wir im Bad an. Mein Lieblingsbeispiel ist die Seife. Die Meisten von uns besitzen ja eine Unmenge von verschiedenen Badezimmer-Artikeln: Shampoos für jeden Haartyp, für Kinder, für Erwachsene; ebenso Duschgels für Männer, Frauen und Kinder; Peelings, Haarpackungen, Pflegespülungen, 2in1-Produkte, Badeperlen, Badeöle, Schaumbäder, Badesalz, Müsterchen.
Auch wir hatten das Meiste davon. Bis wir die Seife entdeckten. Es ging uns ja vorerst mal ums Abfall sparen, und da bot sich das feste Stück Seife an, da es nicht flüssig ist und darum auch keine Verpackung nötig hat. Wir wechselten also auf eine unparfümierte Olivenöl-Seife für den Körper. Die gleiche für die ganze Familie. Für die Haare haben wir eine Haar-Seife, ebenfalls für die ganze Familie. Theoretisch könnte man die Olivenölseife auch für die Haare benutzen, aber das Ergebnis war mit der Haarseife besser. (Wenn wir zelten gehen, nehmen wir nur eine Seife mit - die übrigens auch fürs Wäsche waschen und Geschirr spülen geeignet ist). That’s it - zwei Stück Seife sind alles, was auf unserem Badewannenrand liegt. Alle anderen Produkte haben wir ganz einfach weggelassen.

Dasselbe gilt für die meisten anderen Körperpflege-Produkte. Anstatt eine (sündhaft teure!) Bio-Gesichtscrème von der Kosmetikerin (ich war lange überzeugt, dass mein Gesicht ohne diese Crème nicht überlebensfähig ist), Bodylotion, Handcrème und Fusscrème benutze ich - meistens nichts mehr. Das Einzige, was übrig geblieben ist, ist eine (selbstgemachte) Salbe aus Olivenöl und Bienenwachs, die ich manchmal im Winter benutze (für Gesicht, Hände und Füsse), wenn ich sehr trockene Haut habe.

Man könnte natürlich entgegenhalten: Was macht das schon für einen Unterschied, ob ich nur ein Stück Seife benutze oder meine gewohnten Körperpflegeprodukte? Das hat allenfalls mit Abfallvermeidung zu tun, aber damit hat es sich dann auch. Aber denken wir doch einmal darüber nach, wieviel Geld wir ausgeben, wenn wir all die oben aufgezählten Dinge regelmässig kaufen. Für uns. Um uns das zu gönnen, was uns gefällt. Ist es recht, wenn wir den Grossteil unseres Geldes für unsere eigenen Wünsche gebrauchen?
Und dass wir all diese Produkte benötigen, damit es unserem Körper gut geht, ist überhaupt nicht wahr!

Ebenso verhält es sich mit hundert anderen kleinen Dingen, die wir uns täglich (oder wöchentlich oder monatlich) kaufen, weil wir denken, dass wir ohne sie nicht auskommen können, oder ganz einfach, weil wir sie haben wollen. Es handelt sich dabei zwar nicht um riesige Summen wie für ein Auto oder ein Haus, aber es kommt trotzdem Einiges zusammen. Seit wir unzählige Dinge (nicht nur im Bad, auch in der Küche; auch dazu einige Beispiele) einfach nicht mehr kaufen, haben wir viel mehr Geld übrig! Das (und der Entschluss, alles, was möglich ist, gebraucht zu kaufen) zeigt, dass nachhaltiges Einkaufen nicht nur für Leute mit grossem Einkommen möglich ist.

Und noch etwas anderes spielt hier mit: Wenn wir ohne all diese unzähligen Dinge auskommen können, die wir in unseren reichen Ländern für unentbehrlich halten, sind wir viel mehr vorbereitet, an einen anderen Ort hinzuziehen, falls es nötig sein sollte. Ja, für uns ist es so, dass wir, falls Gott uns einmal in die Mission rufen sollte (was wir nicht ganz ausschliessen), schon zu einem gewissen Grad darauf vorbereitet sind. Natürlich braucht es dazu noch ganz andere Vorbereitung. Aber immerhin haben wir schon hier gelernt, unsere Bedürfnisse klein zu halten, mit wenig auszukommen und unsere Ansprüche niedrig zu halten.

Ein weiteres Beispiel im Bad ist das Make-Up, von dem ich mittlerweile gar keins mehr habe (ich habe mich nie regelmässig geschminkt).
Für Frauen (sorry, Männer!) ist die Menstruationstasse anstelle von Tampons und (selbstgenähte) Stoff-Slipeinlagen eine geniale Alternative zu den teuren Wegwerf-Produkten. Das muss ich alles nie mehr kaufen! Ich spare Abfall und Geld gleichzeitig.

Das bringt mich zu weiteren Alternativen zu Wegwerf-Produkten (die wiederum Nachhaltigkeit billig machen): Stoff-Taschentücher, Abwaschlappen, Putzschwämme, Stoffsäcke für den Offen-Einkauf (übrigens alles aus meinem Fundus aus Stoffen/ -resten genäht und daher kostenlos).

In der Küche ist das Trio Haushalt-Papier/Klarsichtfolie/Alufolie verschwunden und hat waschbaren Tüchern oder verschliessbaren (Glas-)behältern Platz gemacht.

Putzmittel-Zutaten: Essig, Seife und Natron

Anstatt der unzähligen Putzmittel (deren Geruch mir mittlerweile Kopfschmerzen verursacht) dienen mir v.a. drei Dinge zum putzen: Seife (z.T. in flüssiger Form), Natron und Essig. Um sehr fettige Sachen sauber zu bekommen, habe ich eine (nachfüllbare) Flasche Abwaschmittel (die nach einem Jahr immer noch zur Hälfte voll ist). Auch hier: Wir brauchen all die überparfümierten, z.T. gefährlichen Putzmittel gar nicht. Und auch hier geht Abfall sparen Hand in Hand mit Geld sparen. Das ist doch eine Win-Win-Situation! Oder, wenn man die obige Liste anschaut, eine Win-Win-Win-Win-Win-Situation.

Kommen wir zur Küche. Ein Grossteil der Veränderungen bestand hier natürlich im Minimieren: weniger Pfannen, weniger Küchenmesser, weniger Küchengeräte, weniger Kochlöffel, weniger Bratschaufeln (ich glaube, wir hatten sechs Stück), weniger Krimskrams, weniger Back-Utensilien. War vorher die Schublade unter dem Backofen übervoll von Blechen und Backformen und musste ich die Dinge, die nicht mehr Platz hatten, ausquartieren und einen zweiten “Back-Utensilien-Ort” bestimmen, so hat heute alles in dieser Schublade Platz: Ein rundes Blech, eine Glasform, eine Springform, eine Cake-Form, eine Brotform, ein Wallholz. Und die Schublade klemmt nicht mehr.

Die grosse Frage ist hier: Was ist das Minimum an Dingen, mit denen ich auskommen kann, ohne, dass es mühsam wird? Und auch hier könnte man fragen: Was bringt das? Ich liebe meine Küchen-Utensilien und ich brauche alles. Aber das Minimieren bringt gleich mehrere Vorteile: Ordnung halten ist einfach. Dinge rausnehmen ist nicht mühsam. Die Geräte, die ich nicht mehr habe, muss ich nicht mehr putzen, instandhalten und ersetzen, wenn sie kaputt sind. Und ich lerne, mit wenig auszukommen.

Unser Vorratsschrank

Als Nächstes kommen die Lebensmittel an die Reihe. Ja, auch hier kann man extrem viel reduzieren und vereinfachen - und wiederum Geld sparen (und Food Waste vermeiden). Ein Blick in die Lebensmittelgeschäfte zeigt, wie übermässig viele verschiedene Produkte es bei uns zu kaufen gibt. Und was in den Gestellen ist, hat damit auch automatisch eine Berechtigung, gekauft und gebraucht zu werden. Wenn ich heute meinen Blick über die Regale in einem Supermarkt schweifen lasse, merke ich, dass ich das Meiste davon gar nicht brauche.

Ich kaufe häufig Bio-Produkte, Vieles davon in einem Unverpackt-Laden. Beides ist nicht gerade für Preiswertigkeit bekannt. Trotzdem gebe ich nicht mehr Geld aus als andere Leute (allerdings auch nicht weniger). Das Geheimrezept heisst auch hier: Vereinfachen und genügsam sein. Ich kaufe relativ wenige, häufig eher billige Grundnahrungsmittel (z.B. Hülsenfrüchte), keine grosse Mengen Fleisch, praktisch keine Fertigprodukte und mache dafür Einiges selber (aber nur das, was nicht zu aufwändig ist). Ein Beispiel dafür ist Essig und Oel: Früher hatte ich mehrere verschiedene Oele: für Salat, zum Braten, für asiatische Gerichte, Leinöl für die Gesundheit, Baumnussöl für spezielle Rezepte. Dasselbe mit Essig: Apfelessig, weisser Balsamico, dunkler Balsamico etc. Sie füllten eine halbe Küchenschublade. Und ich musste alle regelmässig nachkaufen. Heute habe ich einen Essig, ein Oel zum Braten und eins für Salat. Das reicht mir völlig.

So haben wir es mit allen Nahrungsmitteln gemacht: Wir kaufen weniger verschiedene Teigwaren, Hülsenfrüchte, Reis-Arten, Snacks, Mehle, Zuckerarten, Gewürze, Müesli und Teesorten. So haben wir viel weniger verschiedene Nahrungsmittel zu Hause (und müssen weniger Dinge einkaufen). Das hat auch zur Folge, dass weniger davon vergessen geht und verdirbt.

Unser Kleiderschrank

Als letztes Thema schliesslich: Die Kleider. Viel muss ich dazu nicht mehr sagen, alle Vorteile des Minimierens treffen auch hier zu. Nur soviel: Der (antike und nicht sehr grosse) Kleiderschrank, den mein Mann und ich gemeinsam benützen, ist nicht mehr zu klein und sieht anstatt überfüllt eher leer aus. Wir haben gerade so viel Kleidung, wie wir zwischen zwei Wäschen nötig haben. Dazu besitze ich ein paar Winterschuhe, ein paar Joggingschuhe, ein Paar Wanderschuhe, ein Paar Flipflops und zwei Paar Ballerinas. Ich brauche nicht mehr.

Wenn ein Kleidungsstück kaputt geht, flicke ich es. Ist das nicht mehr möglich, kaufe ich ein Gebrauchtes. In der Börse oder im Brockenhaus. Nur, wenn ich da nichts finde, kaufe ich neue Kleider. Ausser Socken und Unterwäsche (beim Letzteren habe ich eine gewisse Hemmung, sie gebraucht zu kaufen) musste ich in den letzten drei Jahren nur ein Kleidungsstueck neu kaufen.

Zum Schluss:
Der grosse Gewinn, den ich (neben vielen kleineren Gewinnen) von all dem Minimieren und Vereinfachen mitnehme, ist: Ich umgebe mich nicht mehr mit tausend Dingen, an die sich mein Herz hängt, sondern sehe sie als das, was sie sind: Material, das ich zum Leben brauche, an dessen Schönheit ich mich auch erfreue; aber mein Herz hängt an Jesus, an den himmlischen Dingen, und meine Ziele sind nicht Wohlstand und Besitz, sondern das Evangelium zu verkünden und Gott zu ehren.

Ganz abgesehen davon macht es auch riesigen Spass, alles auszumisten! (Sonst hätten wir es nie gemacht.) Und es fühlt sich so viel leichter an, ohne all die unnützen Dinge, um die man sich kümmern, die man kaufen, aufräumen, umhertragen, zügeln, flicken und schliesslich entsorgen muss!

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