Das Buch "Prediger"

Grossen Trost erfahre ich gerade durch das Buch Prediger.

Ich habe mich bisher an diesem Buch gestört, weil es schien mir so gar nicht christlich zu sein. Jemand, der sich ein Harem anlegt und dann darüber schreibt, wie das sich für ihn anfühlte, das ist hart an der Grenze. Jemand, der sich ausschliesslich über das Leben hier und nicht über das Leben nach dem Tod schreibt, der empfiehlt, man soll das Leben geniessen, das scheint nicht in den Rest der Bibel zu passen.

Und so habe ich das Buch bestenfalls kurz überlesen, um dann mit verständlicheren Büchern weiter zu fahren. Bis im Dezember, wo ich den Prediger dreimal nacheinander las und mich dem Buch endlich stellen musste. Dabei stiess Ich auf einen Artikel von Carolyn Mahaney (der Frau von CJ Mahaney). Daraus ein Zitat auf Deutsch übersetzt:

Das Buch Prediger lehrte mich das Geheimnis, das Leben zu geniessen, sogar inmitten von Schwierigkeiten. Es bewahrte mich von der Enttäuschung, wenn meine Anstrengungen - von denen ich Frucht erwartete - anscheinend rein gar nichts brachten. Wenn Freunde mir den Rücken zukehrten, bewahrte mich “Prediger” vor Bitterkeit. Es heilte mich davon, meine Hoffnung auf ein erwartetes Resultat zu setzen, es bewahrte mich davon, bei schlechten Neuigkeiten verwirrt und entmutigt zu werden.

Das Thema im Prediger ist “Vanity of Vanities” (das deutsche “Nichtigkeit der Nichtigkeiten” triffts nicht so schön): Das Leben scheint ein einziger Leerlauf zu sein. Auch als Christ habe ich mich daran immer gestört. Meine Arbeit sollte nicht ins Leere laufen, und doch erfahre ich täglichen Misserfolg. Ich ging davon aus, dass das Problem bei mir liegen würde, mit den richtigen Werkzeugen, mit der nötigen Weisheit werde ich immer erfolgreicher, sei es an der Arbeit wie auch zu Hause. Versprechen zumindest die Self-Help-Bücher.

Aber seit dem Sünden-Fall ist die Arbeit mühselig: «der Erdboden sei verflucht um deinetwillen! Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang» (Gen 3,17) Wie konnte ich das übersehen? Natürlich ist jede Anstrengung mühsam und wird so oft nicht von Erfolg gekrönt, weil wir leben in einer gefallenen Welt!

Gib es auf…!

Diese Gedanken bringen rasch meine zynische Natur zum Vorschein: Wenn ja sowieso nichts funktioniert, wieso soll ich mir dann noch Mühe machen? Die logische Folgerung aus “Vanity of Vanities” ist “einfach aufgeben”, oder nicht?

Radiohead gehört zu meinen Lieblingsbands und ihre Musik bringt genau dieses Gefühl in mir zum Anklang.

Doch dann kam für mich die überraschende Wendung:

Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.
Am Morgen säe deinen Samen, und am Abend lass deine Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, ob dieses oder jenes gedeihen wird, oder ob beides zugleich gut wird. (Prediger 11, 4 und 6)

Anders gesagt: Nichts zu tun, weil vieles nicht klappt ist noch blöder. Weil ich weiss nicht, welches meiner Mühen Erfolg haben wird.

Ich will es so angehen: Ich will mein Leben so führen wie Jonathan Edwards es in seinen Vorsätzen hat “Resolved, to live with all my might, while I do live.”. Doch wenn der Erfolg sich nicht einstellt, dann will ich nicht überrascht sein, denn auch Jeremia hat sein ganzes Leben gepredigt, ohne Erfolg.

Gottes Segen geniessen

Ganz entscheidend für mich ist der totale Bruch des Buches Predigers mit dem “american dream”. Dieser besagt, dass du deines Glückes Schmied bist, was dir Positives geschieht, das hast du dir selbst zuzusprechen.

Prediger aber verkündet: Geniesse, aber verstehe, dass alles aus der Hand Gottes kommt. «Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab» (Jak 1,17).

Die Befriedigung eines aufgeräumten Hauses, eines zufriedenen Chefs bei der Arbeit, eines Budgets das aufgegangen ist. Wenn der Worship im Gottesdienst Leute bewegt, wenn beim Reparieren Etwas gelingt, wenn die Kinder nach dem gemeinsamen Lernen eine gute Note nach Hause bringen: dies kommt alles aus der Hand Gottes.

Oder die traute Zweisamkeit mit meiner Frau, ein Herumgeblödel mit meinen Kindern, der warme Kaffee am Morgen, das kuschelige Bett am Abend. Dies alles hat Gott gegeben zum geniessen.

So gesehen sind all diese Geschenke eine Gnade. Und so gesehen überwiegen sie weit die Mühsal der Arbeit.

Und zum Schluss mein Lieblings-Vers aus Prediger:

Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, alle deine nichtigen Tage hindurch; denn das ist dein Anteil in diesem Leben und in der Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne. (Prediger 9,9)

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