Beitrag von meiner Frau Irene

Oh, dass die vergnügungssüchtigen Männer und Frauen der Welt nur die wahre Freude derer schmecken und fühlen könnten, die den wahren Gott kennen und lieben - ein Gut, das die Welt … ihnen nicht geben kann, das aber die ärmsten und bescheidensten Nachfolger Jesu erben und geniessen!
(Aus: John G. Paton: Missionary to the New Hebredes, An Autobiography)

Nachdem mein Mann und ich nun so viele Artikel geschrieben haben über “Die Welt aufgeben”, “Genügsam sein”, “Besitz verkaufen”, “Nicht mehr für sich selber leben”, “Geld spenden, anstatt für sich zu brauchen”, bleibt eine wichtige Frage zu beantworten: Wenn wir so viel aufgeben und die Freude nicht aus Dingen der Welt holen, woher kommt denn unsere Freude?

Denn wenn wir einfach Dinge aufgeben, die uns Freude gemacht haben, ohne etwas Besseres gefunden zu haben, werden wir gesetzlich, lieb- und freudlos. Und nach einer gewissen Zeit werden wir uns mit doppelter Hingabe erneut der Welt zuwenden.

Wenn ich mich recht erinnere, beantworte ich diese Frage eigentlich in jedem Artikel. Ich schreibe darüber, dass Jesus unser Schatz ist, dass Er herrlich ist, dass Er genügt. Ich zitiere Paulus, der sagt, dass Jesus zu kennen etwas unüberbietbar Grosses ist, dass der Gewinn, nachdem er strebt, Christus ist und dass Christus sein Leben ist (alles aus dem Philipperbrief). Aber was heisst das eigentlich genau?

Deshalb finde ich es wichtig, hier einmal einen ganzen Artikel diesem Thema zu widmen. Ich werde also aus meinem Leben erzählen, wie Gott mir seine Liebe zu mir und seine Existenz immer wieder sichtbar und real macht.

Und mein Erleben ist keineswegs nur etwas für Charismatiker oder Pfingstler. Das Erleben von Gottes Nähe und Liebe und das Empfinden von Liebe zu ihm sind Dinge, die absolut essenziell sind. Ja, ich gehe soweit zu sagen, dass man nicht als Christ leben kann, ohne diese Erlebnisse mit Gott zu haben, ohne etwas von ihm wahrzunehmen, das unsere Herzen zu ihm zieht und uns in aller Realität zeigt, dass Christus zu kennen herrlicher ist als alles, was die Welt zu bieten hat. Wie sonst könnten Christen bereit sein, für Jesus zu leiden? Wie sonst könnte jemand im Angesicht des Todes bei Gott bleiben und sich nicht von ihm lossagen? Wie sonst kann jemand Geld, Besitz und Ansehen aufgeben und glücklicher sein als vorher?

In allen Büchern und Geschichten von Missionaren oder anderen Christen, die ihr Leben ganz für Gott gelebt haben, findet man Zeugnisse davon. Es gibt buchstäblich keinen Christen, der sein Leben für Gott hingegeben hat und nicht Gottes Nähe, seine Liebe und seine Versorgung ganz real erlebt. Und ich würde sagen, Paulus ist das beste Beispiel dafür.

Ich habe ja in meiner Bekehrungsgeschichte beschrieben, wie ich Gott viele Jahre versucht hatte zu dienen, ohne etwas in meinem Herzen für ihn zu spüren. Keine Liebe zu ihm und keine Liebe von ihm zu mir. Weiter habe ich beschrieben, wie ich zu ihm geschrien habe, dass ich ihn finden kann. Und wie er mein Gebet erhört hat. Von dem Buch, in dem genau solche Erlebnisse beschrieben waren, von denen ich in diesem Artikel sprechen will.

Gott hat mir also genau das gezeigt: Dass man ihn wahrnehmen kann, dass man seine Liebe spüren kann und tiefe Liebe zu ihm empfinden kann. Natürlich betete ich von da an darum, dass ich diese Liebe auch spüren kann. Und Gott erhörte mein Gebet.

Ich bin der Überzeugung, dass die Fähigkeit, Gottes Herrlichkeit zu erkennen, einem bei der Wiedergeburt geschenkt wird und dass ohne diese Fähigkeit Christsein nicht möglich ist. Ganz ehrlich: Warum würde jemand - noch dazu jemand in unserem reichen Land, der gesund ist und alles im Überfluss hat - sich für Gott entscheiden, wenn er nicht erkannt hat (und damit meine ich: In seinem Herzen gespürt hat), dass Jesus herrlicher ist als alles, was er in der Welt kennt? Dass diese Liebe, die Gott ihm gibt, die beste, reinste und vollkommenste Liebe ist und alles übertrifft, was er in der Welt an Liebe erfahren oder sich danach gesehnt hat?

Ich glaube, dass ich genau deshalb, weil ich Gottes Liebe nicht erfahren hatte, früher immer das Gefühl hatte, ich müsse andere dazu überreden, Christ zu werden. Schliesslich mussten sie so vieles aufgeben, das ich als attraktiv empfand. Denn ich hatte die Realität von Gottes Herrlichkeit nicht erkannt.

Erst diese Erkenntnis, d.h. dieses Erfahren, macht uns fähig, uns Gott ganz hinzugeben. Erst dieses Erfahren macht uns bereit, eigene Wünsche aufzugeben, Unannehmlichkeiten auf uns zu nehmen, in die Mission zu gehen oder sogar für ihn zu sterben.

Also, genug der Theorie.

Ich glaube, wo ich Gottes Gegenwart als Erstes spürte, war im Gebet. Nachdem das vorher nie passiert war, wurde mein Herz plötzlich während des Gebets immer wieder von Gottes Herrlichkeit erfasst. Meist nicht grad am Anfang, aber nach einer Weile. Es ist wie ein Ziehen im Herz, ein Gefühl, dass Gott herrlich ist. Manchmal geschah es auch, dass Gott mich zum Beten drängte. Es überkam mich einfach ein inneres Drängen, wie eine Mischung aus Erkennen von Gottes Herrlichkeit und der Überzeugung, dass ich jetzt für jemand beten soll.

Ein solches Erlebnis ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Einige Zeit vorher hatte meine Mutter mir erzählt, dass meine Cousine, die in eine christliche Gemeinde ging, ihren Ehemann verlassen hatte, wegen jemand anderem. Ich war erschüttert über diese Tatsache. Einige Wochen später war ich in der Küche am abwaschen und dachte an nichts Besonderes. Da überkam mich plötzlich ein tiefes Mitgefühl mit meiner Cousine. Ich weinte und betete für sie, dass sie Gottes Herrlichkeit erkennen kann und dass ihre Ehe wieder ganz wird.

Nachdem wir erkannt hatten, dass man Gottes Gegenwart spüren kann, fingen mein Mann und ich an, Anbetungsmusik zu hören und konnten Gott zum ersten Mal mit Liedern anbeten. Wir spürten während des Singens regelmässig Liebe zu Gott. Ja, wir erkannten immer wieder in der Anbetung, dass Gott herrlich und anbetungswürdig ist. Wir trafen uns eine Zeit lang häufig mit einem anderen Paar zur Anbetung und es geschah immer wieder, dass wir gegen Ende eines Liedes einfach weiter improvisierten, mit Worten, die uns in den Sinn kamen. Wir sangen z.B. “Jesus, du bist herrlich” oder “Du bist für unsere Sünden gestorben”. Wenn das Lied fertig war, war es ganz still und wir schauten einander an und spürten, dass Gott da ist.

Etwas “charismatischere” Erlebnisse sind die folgenden zwei:

Mit dem erwähnten Paar beteten wir nicht nur an, wir beteten auch füreinander und bauten Zeiten ein, in denen wir still wurden und “hörten”, ob Gott uns etwas sagte. Ich hörte leider nie etwas (bis heute spricht Gott nicht durch Bilder oder Worte zu mir, zu anderen aber schon). Einmal machten wir einen Versuch: Wir machten Kärtchen mit unseren Namen drauf und hörten nacheinander für alle, allerdings verdeckt, d.h. ohne zu wissen, für wen wir gerade hörten. Ich hörte wieder einmal nichts und musste zudem das Zimmer verlassen, um nach unserem damals etwa eineinhalbjährigen Sohn zu schauen. Ich war bitter enttäuscht. Das Paar musste gehen, bevor ich wieder ins Zimmer kam. Ich fragte meinen Mann: “Und, habt ihr was gehört?” Was war seine Antwort? “Ja, wir haben alle drei etwas für dich gehört - vielmehr gesehen”: Alle drei hatten unabhängig voneinander Bilder gesehen, die mit Frühling zu tun hatten. Jemand ein junges Pflänzlein, jemand sah eine Geige und hörte Vivaldis “Frühling” spielen, jemand sah Pflanzen und eine kleine Schaufel, ausserdem ein üppig blühendes Rapsfeld. Jemandem kam noch die Bibelstelle in den Sinn: “Ich weiss wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.” (Jer. 29,11)

Das passierte in der Anfangszeit, als ich noch sehr unsicher war und viele Zweifel hatte, ob Gott sich mir wirklich zeigt und ob ich wirklich im Glauben wachsen kann. Es war absolut ermutigend! Auch später hat Gott mir (durch andere) noch zweimal gezeigt, dass jetzt der Frühling anfängt bei mir, d.h. dass etwas am Wachsen ist, bzw. dass eine Knospe am Aufgehen ist. Das gab mir sehr viel Hoffnung, dass Gott etwas mit meinem Leben vorhat, auch wenn es nicht so schnell vorwärtsging, wie ich mir das vorstellte.

Das zweite “charismatische” Erlebnis ist ein Traum, den ich vor 12 Jahren hatte. Ich habe immer mal wieder einen Traum, von dem ich ziemlich sicher bin, dass er von Gott ist. Nicht sehr häufig, aber ab und zu.

In diesem Traum geschah Folgendes: Es lag ein Mann in DHL-Uniform auf der Strasse. Er war verletzt. Ich ging zuerst mehrmals an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Dann ging ich zu ihm hin, kniete mich neben ihn und fragte, ob ich ihm helfen könne. Er sagte: Nein, es sei alles gut, er bleibe noch ein wenig liegen, dann gehe er weiter. Aber ich sah, dass er verletzt war und glaubte sogar, Blutspuren an seinem Mund zu sehen.

Da fühlte ich ein unglaubliches Mitleid mit ihm - eher “Mitleidenschaft” - so, wie es bei Jesus einmal beschrieben ist, dass es ihm die Eingeweide umdreht. Es war so stark, wie ich es noch nie erlebt habe. Es kam nicht aus mir selber, es war, wie wenn Gott mir sein Mitleiden mit den Menschen zeigen würde. Ich küsste daraufhin den Mann mehrmals auf die Stirn und flehte ihn an, dass er mich helfen lasse. Aber er lehnte ab. Schliesslich sagte ich voller Inbrunst zu ihm: “Gott segne dein Leben!” und ging.

Dieses Gefühl von Mitleid und Barmherzigkeit hielt den ganzen nächsten Tag an. Es war so stark, dass es alles andere ausblendete. Schliesslich konnte ich nicht anders, als Gott zu sagen: “Hier bin ich, sende mich! Ich will so den Menschen dienen, in dieser Liebe (das ist die Liebe von Jesus!). Ich will von dir benutzt werden, damit Menschen durch diese Liebe geheilt werden.”

Bis heute kommt mir der Traum immer wieder in den Sinn. Ich weiss immer noch nicht die ganze Bedeutung davon (warum war z.B. der Mann nicht an meiner Hilfe interessiert?). Aber der Wunsch, den Menschen mit der Barmherzigkeit Jesu Heilung zu bringen, den Verlorenen (die nicht mal wissen, dass sie verloren sind), das Evangelium zu bringen, ist geblieben und sogar stärker geworden.

Ein anderes Erlebnis geschah, als ich eines Abends im Bett lag und nicht einschlafen konnte. Ich fing an zu beten und Gottes Herrlichkeit kam über mich und ich lag etwa eine Stunde so da in Gottes Gegenwart und betete und genoss seine Nähe. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und wunderbar beten konnte. Gott und ich waren ganz allein zusammen in der stillen Nacht.

Ein anderes Mal (vor etwa eineinhalb Jahren) hatte ich grosse Zweifel, ob wir mit unserem Leben überhaupt vor Gott bestehen können. Unser ganzer Alltag fühlte sich so nichtig an, so umsonst. Ich hatte das Gefühl, nicht vorwärtszukommen.

Am Abend im Bett fühlte ich Gottes Frieden, weil wir in seinem Willen wandeln und nicht mehr für uns selbst leben wollen. Ich sagte Gott mehrmals: “Ich will nur für dich leben und bereit sein, für dich zu sterben.”

In der Nacht hatte ich (seit Langem wieder einmal) einen Traum:

Ich war in einer Schule und der Lehrer sagte die Prüfungsnoten von mehreren Prüfungen von jedem Schüler, während alle im Halbkreis standen und zuhörten.

Ich hatte Angst, eine oder mehrere ungenügende Noten zu haben und nicht zu bestehen. Da las der Lehrer eine Note von mir vor. Es war eine 6 (zum Verständnis für die deutschen Leser: Das ist in der Schweiz die Bestnote!). Ich war erleichtert. Dann kam eine Deutschprüfung und ich hatte die Note 6½ und bei der nächsten Prüfung (Mathematik) ebenfalls 6½! Ich lachte auf - ungläubig - und sagte: “6½ gibt es ja gar nicht!”

Aber beide Prüfungen - ich schaute sie an - waren makellos. Musterprüfungen. Bei der Deutschprüfung war ein rotes Raster, das perfekt ausgefüllt war. Auch die Matheprüfung war sauber und wunderschön geschrieben und ohne auch nur den kleinsten Fehler - halt eben makellos. Die Note 6½ schien die “Makellos-Note” zu sein.

Es war irgendwie klar, dass es meine Prüfung war, aber gleichzeitig war es nicht meine Schrift oder Perfektion - es war wie etwas Neues für mich, das ich noch nicht gesehen hatte.

Ich rief: “Danke Gott, danke, danke!” Und sprang fröhlich herum.

Es ist, wie wenn Gott mir durch diesen Traum sagen würde: Dein Herzenswunsch, nur für mich zu leben, ist angenommen. Er ist in meinen Augen makellos. Er könnte nicht perfekter sein. Ja, Gott sagt zu mir: Du hast die Prüfung bestanden. Zwar eigentlich nicht ich selber, sondern so, wie wenn Jesus die Prüfung geschrieben hätte. So ist es ja auch. Nicht ich bin makellos, sondern ich bin es durch Jesu Tod und Auferstehung. Mein Wunsch, nur noch für Gott zu leben, ist zwar mein grösster Herzenswunsch, aber er kommt nicht von mir, sondern von Gott.

Ist das nicht ein unglaublicher Liebesbeweis von Gott? Es macht meinen Wunsch, nur noch für Ihn zu leben, noch grösser!

Noch ein letztes Erlebnis möchte ich aufschreiben (wenn man mal anfängt, kann man fast nicht mehr aufhören…):

Dieses Erlebnis ist schon einige Jahre her. Ich muss vorausschicken, dass ich zu den Menschen gehöre, die sich viel Sorgen machen und die sich immer mal wieder fragen, ob sie nicht vielleicht eine tödliche Krankheit haben und bald ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Immer wieder habe ich Phasen mit körperlichen Stresssymptomen, und wenn die ein gewisses Mass annehmen, kriege ich schon mal Angst, dass es nicht nur Stresssymptome sind, sondern eine tödliche Krankheit. Je nachdem, ob das Herz betroffen ist oder ich Kopfschmerzen habe, kommen mir dann “Herzinfarkt” oder “Hirntumor” in den Sinn.

Eines Nachts erwachte ich also mit solchen Symptomen. Da überkam mich eine richtige Todesangst. Ich war wie gelähmt davon. Sie füllte alles aus. Ich schrie innerlich zu Gott um Hilfe. Da konnte ich plötzlich der Angst ins Gesicht sehen und sagen: “Also gut. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich eben. Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn! Der Tod kann mich nicht trennen von Jesus!”

Da ging die Angst weg. Sie musste weichen. Es war, wie wenn ihr Bann gebrochen würde. Und ich erkannte (fühlte!), dass Jesu Herrlichkeit sogar in Todesangst real ist und stärker ist als die Angst. Das hat meinen Glauben sehr gestärkt!

Die hier erwähnten Geschichten sind nicht mal ein Zehntel von dem, was ich mit Gott erlebt habe. Ich könnte eine ganze zehnteilige Beitragsreihe mit solchen Erlebnissen füllen. Das werde ich zwar nicht tun, aber sie zeigen hoffentlich, dass die Herrlichkeit Jesu für mich absolut real ist und dass seine Liebe erfahrbar ist und nicht einfach eine Theorie, die wir glauben müssen, ohne etwas davon zu spüren.

Und ich hoffe, dass dadurch klar wird, dass wir in Christus wirklich etwas Besseres gefunden haben als die Welt und dass wir Dinge der Welt nur aufzugeben bereit sind, weil wir den Schatz gefunden haben.

Ich schliesse diesen Artikel mit einem weiteren Zitat von John Paton, dessen Leben als Missionar unter Kannibalen oft bedroht war und der gerade in diesen Momenten die Herrlichkeit Gottes am meisten erfuhr:

Ohne dieses beständige Bewusstsein der Gegenwart und Macht meines lieben Herrn und Erlösers hätte mich nichts in der Welt davor bewahren können, den Verstand zu verlieren und elendig zu vergehen. Seine Worte “Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende” wurden mir so real, dass es mich nicht erschreckt hätte, wenn ich Ihn, wie Stephanus, auf die Szene herabblicken sehen hätte. Ich fühlte Seine stützende Kraft … Den engsten und liebsten Eindruck vom Gesicht und Lächeln meines gesegneten Herrn hatte ich in jenen schrecklichen Momenten, als Muskete, Keule oder Speer auf mein Leben gerichtet waren. Oh, welche Glückseligkeit trifft den, der lebt und die Leiden dadurch erträgt, indem er auf den sieht, “der unsichtbar ist”!

Folge 15 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Eiskönigin - eine Kritik von Disney an Disney?

Gernot Zeilinger alias “Theo-Tektiv” ist ein Youtuber, der populäre Kinofilme aus christlicher Sicht bewertet. Dabei gelingt es ihm, die Philosophien, die sie vermitteln, kritisch zu hinterfragen statt einfach abzunicken. Zum Schluss spannt er jeweils den Bogen zum Christentum, zu einer sehr klaren, direkten Botschaft des Kreuzes, und das auf eine erfrischend inoffensive, unverstaubte Weise. Seine Videos kann ich empfehlen, zumal Film-Kritiken ein guter Weg sind, um Gesellschaftskritik zu verüben oder zu zeigen, welche christliche Werte man in Filmen erkennen kann.

Vergangene Woche hat er den Disney-Film “Frozen” (Die Eiskönigin) unter die Lupe genommen, hier ein Auszug:

Das Konzept von romantischer Liebe, das wir sonst in Disney kommuniziert sehen, wird hier komplett revolutioniert. Nämlich es ist nicht der Traumprinz, der sie rettet, sondern es ist die Freundschaftsliebe, der Familienbund zwischen Anna und Elsa … Und dadurch ist der Film auf eine interessante Art und Weise erfrischend progressiv und erfrischend konservativ:
Progressiv, weil Anna und Elsa als Frauen hier als vollwertige Menschen dargestellt werden … unabhängig, ob sie einen Partner haben … unabhängig ob sie romantische Liebe finden … im Disney-Universum ist das eine erfrischende, neue Botschaft.
Konservativ, weil Elsa und Anna etwas entdecken, was ein stärkerer Bund, eine stärkere Antriebskraft ist als die romantische Liebe: die Familie, ein uralter Bund, der die Basis für aufopferungsvolle, freundliche Liebe bietet. … Elsa erkennt, dass wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf lässt, dann wird Liebe unmöglich, weil sie ihre Werte, ihre Selbstliebe über den anderen drüber stellt. Weil sie erkennen muss, dass wahre Liebe, Freundschaft und Hingabe vollkommen ein Horror sind für Authentizität, weil Authentizität sagt: “ich definiere, wer ich bin; ich definiere, wen ich liebe und wie ich liebe”, aber Liebe erfordert meinen Blick auf den andern zu richten … und ist damit auch immer mit Selbstaufgabe verbunden.

Zum Video: Die Eiskönigin: Die ultimative Liebe und eine Disney Disney-Kritik?

Vom Kindergebären und vom Schreiben

Kristin Couch schreibt, was sie beim Schreiben erlebt. Sie schreibt sehr poetisch. Was ihr Ringen um Wörter ist, ist mein Ringen um klare Konzepte und wie ich sie am besten zum Leben erwecke.

Was sie beschrieb, hat mich emotional stark berührt, wie es sonst bei nur wenigen Texten erlebe. Sie vergleicht das Gebären eines Kindes mit dem Schreiben. Ein Auszug, übersetzt so gut es ging aus dem Englischen:

Jede Geschichte wächst in mir, ist geprägt von Unruhe, doch wird sie sicher gehalten, bis sie geboren ist. Ist sie dann draussen in der grossen weiten Welt, bin ich erleichtert und frage mich doch, was mich jemals dazu gebracht hat, sie geboren zu haben.
An jedem Stück hängt eine liebevolle Verbundenheit: die Sehnsucht, dem Leser einen guten Dienst zu erweisen, aber auch das Bedenken, ob die Worte vielleicht das Ziel verfehlt haben.
Jede Geschichte ist so einzigartig wie jedes meiner Kinder, und doch gibt es eine Ähnlichkeit, eine Gemeinsamkeit in der Stimme, so wie jedes meiner Kinder ein Abbild der familiären Ähnlichkeit in sich trägt.

Meine Geschichten entstehen, indem ich auf winzige Details achte; Fäden ziehe und miteinander verwebe; Gesprächsfetzen; das Betrachten der freien Natur; das Hören einer Wortfolge, die eine Erinnerung auslöst; das Aufspüren des Guten in den harten Ritzen des Lebens. Ich führe ein Notizbuch mit Dingen, die ich sehe, und Wörtern, die tanzen, und Geschichten, an die ich mich erinnere, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann zusammenmischen kann, um etwas in meinem Leser zu wecken.

Zum Artikel: On Writing

Paralleluniversen

Dr. Gerrit Hohage beginnt seinen Artikel so:

Ich bin ein alter „Trekkie“. Ich habe „Raumschiff Enterprise“, „Star Trek: Next Generation“ und „Deep Space 9“ von Kindesbeinen an gefeiert. In manchen Folgen kommt ein „Paralleluniversum“ vor – eine fast astrophilosophisch anmutende Idee, nach der es nicht nur eines (nämlich unseres), sondern eine unendliche Zahl von Universen gibt, die fortwährend dadurch entstehen, dass bei jedem quantenmechanischen Vorgang (Entscheidungsprozess) mit mehreren Ausgangsmöglichkeiten jede dieser Möglichkeiten auch eintritt und sich dabei jeweils eine eigene alternative Realität in einem Paralleluniversum bildet.

Und stellt fest, dass unsere Welt (sowie die Gesellschaft wie auch die Welt des Christentums) genauso in verschiedene Universen unterteilt ist, die sich so sehr voneinander entfernt haben, dass sie nicht mehr miteinander kommunizieren können:

Viele Gigabytes an Internet-Diskussionen und Myriaden Gigaflops an Rechen- und an Lebenszeit gehen dabei verloren, genau diese Problemlage dadurch zu lösen, dass einer versucht, den anderen von der Gültigkeit seiner eigenen Anschauung zu überzeugen. Die meisten dieser Versuche (auch der verunglückten!) sind, wie ich glaube, von der ernsthaften Hoffnung getragen, dass der andere anfängt, so zu denken wie ich und dadurch die gemeinsame Wahrheit und die gemeinsame Sprache wiedergewonnen werden kann – und viel Frustration, Enttäuschung und Wut entsteht an der nachhaltigen Erfolglosigkeit dieser Versuche. Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass diese Versuche gar nicht mehr erfolgreich sein können, weil wir im Bewusstsein unserer Gesprächspartner kein ausserhalb unserer eigenen Subjektivität liegendes Kriterium mehr anbieten können, um zu entscheiden, welche der vielen Wahrheiten unserer Welt wirklich wahr sind.

Er empfiehlt daher, die Welten so stehen zu lassen. Jesus ist in jedem dieser Universen präsent, daher ist es sinnvoller, Jesus zu verkündigen, als andere von der eigenen Weltsicht zu überzeugen:

Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, er wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern er wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12). Jesus sagt nicht: Das Licht deiner oder seiner Welt, sondern der Welt – das Licht des Multiversums. Ich glaube, dass Jesus in jedem dieser Paralleluniversen irgendwie gegenwärtig ist. Das befreit mich von dem Druck, meine Gesprächspartner erst aus seinem Universum in mein Universum „entführen“ zu müssen, um ihnen Jesus zeigen zu können.

Ein spannender Artikel, hat mich gerade wegen dem “Raumschiff Enterprise”-Bezug angesprochen.

Zum Artikel: Paralleluniversen

Stott on the Christian Life

Letzten Dienstag wäre John Stott hundert Jahre alt geworden. In der vergangenen Woche habe ich viele Artikel über Stott gelesen, am meisten bewegt hat mich ein Bericht von Ron Kubsch:

So wie Tim Chester (vgl. S. 11) bin auch ich als junger Mann John Stott mehrfach begegnet. Einmal habe ich ihn am Flughafen in Frankfurt am Main mit dem Auto abgeholt und ihn zusammen mit Alfred Kuen und einem anderen Theologen, dessen Namen ich vergessen habe, zu einer FEET-Tagung gebracht. Während der Gespräche im Auto hat mich Stotts Weisheit und Klarheit so gefesselt, dass ich mich verfahren hatte. So konnte ich länger als geplant zuhören und mitstottern. Als Praktikant war ich damals dafür zuständig, die Konferenzvorträge auf Magnetband aufzunehmen. Eines Tages kam John Stott bei mir vorbei, bedankte sich noch einmal für meinen Chauffeurdienst und verwickelte mich in ein kurzes Gespräch über mein eigenes Leben. Mir erging es exakt so wie Tim Chester: „Diese kurze Begegnung machte einen grossen Eindruck auf mich. Stott […] hatte einen unbeholfen aussehenden Teenager gesehen, der allein stand, und er hatte es auf sich genommen, dem jungen Mann das Gefühl zu geben, willkommen zu sein“ (S. 11). Falls mich meine Erinnerung nicht täuscht, war Stott der einzige Konferenzteilnehmer, der sich für mich interessierte.

Dieser Auszug ist erst ganz am Schluss des Artikels. Im Artikel selbst gibt Ron Kubsch einen guten Überblick über Stotts Lebenswerk (das mir immer noch neu ist, aus irgendwelchen Gründen ist mir der Name John Stott erst seit Kurzem ein Begriff…)

Zum Artikel: Stott on the Christian Life - Rezension von Ron Kubsch

Sich kommentarlos mit der Bibel auseinandersetzen

Sergej Pauli ruft dazu auf, sich selbst mit der Bibel auseinanderzusetzen, ohne sich zuerst bei Expertenmeinungen abzusichern. Ein paar Auszüge:

Ich den­ke, das man heu­te über Her­me­neu­tik so reden kann, dass der Ein­druck ent­steht, dass es eigent­lich kaum mög­lich ist, die Bibel zu ver­ste­hen, und dass man zunächst unzäh­li­ge her­me­neu­ti­sche Werk­zeu­ge beherr­schen muss, in die Kul­tur­ge­schich­te zu inves­tie­ren hat und eigent­lich so wie­so immer auf Exper­ten ange­wie­sen ist.

Mich zumin­dest bewegt und ver­än­dert die­ses The­ma wie kein zwei­tes. Im Grun­de ist es gar Grund­la­ge mei­ner gan­zen Blog­ger­tä­tig­keit aber reicht noch viel wei­ter: So haben wir als Fami­lie zuneh­mend Andachts­bü­cher redu­ziert und lesen direkt die Bibli­schen Geschich­ten. Es ent­ste­hen dann so häu­fig lebens­ver­än­dern­de Gesprä­che, dass wir vor dem Segen des Herrn nahe­zu erschla­gen sind.

Ich den­ke, das The­ma ist heu­te auch im Evan­ge­li­ka­lis­mus unter Beschuss. Zu vie­le bau­en auf die Pri­vat­mei­nun­gen von Exper­ten. … Dass die Schrift klar ist, ist für mich auch eine Ermu­ti­gung, sich ein­deu­tig fest­zu­le­gen. Das oder jenes darf das sein, was wir gele­sen haben und es bedeu­tet auch. Ist die Bibel klar, kann ich sie auch ver­ste­hen und Lehr­aus­sa­gen klar for­mu­lie­ren. Wohl­ge­merkt kann bei mir als sün­di­gem Emp­fän­ger der Bot­schaft ein “Rau­schen drauf” sein. Aber sich auf­grund der Klar­heit der Schrift und nicht auf­grund eige­ner Exper­ti­se fest­zu­le­gen, bedeu­tet eben gera­de, dass man ver­bes­ser­bar und kor­ri­gier­bar bleibt.

Zum Artikel: A Clear and Present Word - Ein Plädoyer für die Klarheit der Schrift von Mark D. Thompson

Ich bin nun seit mehr als zwanzig Jahre Christ, und meine Gebete sind noch immer erbärmlich. “Herr, lehre mich beten”, ist ein häufiges Gebet von mir. Mein Unvermögen ist mir stets peinlich vor Augen.

Meine Strategie war jeweils, mit Gott anzufangen statt mit meinen eigenen Gedanken. Denn wenn ich das nicht tue, verbringe ich meine Gebetszeit mit Nachdenken über mein eigenes Leben; mit Philosophieren, oder führe imaginären Streitgesprächen mit den Leuten, welche mich erst gerade aufgeregt haben und mit denen ich nicht einverstanden bin.

“Mit Gottes Wort beginnen” war stets ein Segen für mein Gebet. Und doch merkte ich, dass ein solches Gebet Gefahr läuft, ein kaltes, abgeschaltetes Aufsagen von Gottes Eigenschaften zu werden.

Das Gebet ist ein Gespräch von zwei Personen: Von mir, abgelenkter, von Sorgen umgetriebener, von der Welt eingelullter Mensch mit dem gerechten, liebenden, allwissenden Gott. Damit diese Konversation lebendig ist, müssen beide Personen zum Zug kommen. Weder bringt es etwas, nur über meine eigene Probleme zu palavern, noch, nur Gottes Eigenschaften aufzusagen.

Ich lese gerade Paul E. Millers Buch “A Praying Life”. Darin beschreibt er, wie wir Gebet angehen sollen: Nach der Art der Kinder, die ohne schöne Anreden direkt zur Sache kommen:

Jesus möchte, dass ohne uns zu verstellen im Gebet zu ihm kommen. Stattdessen versuchen wir oft, etwas zu sein, was wir nicht sind. Wir beginnen damit, uns auf Gott zu konzentrieren, aber fast sofort wandern unsere Gedanken in ein Dutzend verschiedener Richtungen ab. Die Probleme des Tages verdrängen unsere gut gemeinte Entschlossenheit, geistlich zu sein. Wir geben uns einen geistlichen Tritt in den Hintern und versuchen es erneut, aber unsere Geschäftigkeit verdrängt das Gebet. Wir wissen, dass das Gebet nicht so sein sollte, also geben wir verzweifelt auf. Wir könnten genauso gut jetzt den Tag anfangen und etwas erledigen.

Wo liegt das Problem? Wir versuchen, geistlich zu sein, es richtig zu machen. … Wir versuchen, wie Erwachsene, uns selbst in Ordnung zu bringen. Im Gegensatz dazu möchte Jesus, dass wir wie kleine Kinder zu ihm kommen, so wie wir sind. Die Schwierigkeit, so zu kommen, wie wir sind, ist, dass wir unordentlich sind. Und das Gebet macht es noch schlimmer. Wenn wir langsam beten, werden wir sofort damit konfrontiert, wie ungeistlich wir sind, wie schwierig es ist, sich auf Gott zu konzentrieren … Nichts entlarvt unsere Selbstsucht und geistliche Ohnmacht so wie das Gebet.

Und dann zum Schluss ein Zitat, das mich als unkonzentrierter, abschweifender Mensch sehr ermutigt hat:

Jesus sagt nicht: “Kommt alle zu mir, die ihr gelernt habt, euch im Gebet zu konzentrieren, deren Gedanken nicht mehr abschweifen, und ich werde euch Ruhe geben.” Nein, Jesus öffnet seine Arme für seine bedürftigen Kinder und sagt: “Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken” (Mt 11,28). Das Kriterium, um zu Jesus zu kommen, ist Mühseligkeit. Komme überfordert mit deinem Leben. Komme mit deinen wandernden Gedanken. Komme unordentlich.”


Aus Paul E. Millers Buch “A Praying Life: Connecting with God in a Distracting World“. Ich höre mir das Buch gerade als Audiobuch an.

Als Abschluss meiner Reihe über die “Real Life Guys” die Bekehrungsgeschichte von Philipp Mickenbecker.

Was mir an Bekehrungs-Geschichten gefällt: Sie machen Gottes Handeln sichtbar. Im Nachhinein. Durch verschiedene Menschen und Umstände. So war das auch bei mir. Im Moment verstand ich nicht, was gerade mit mir passiert, erst im Nachhinein begriff ich es. Und auch bei mir war es so, dass Gott durch verschiedenste Menschen und Umstände die Bekehrung orchestrierte. Es ist der Moment, wo Gott aus dem Nichts den Glauben eines Menschen formt. Jedes Mal faszinierend.

Nein, es ist nicht so, dass eine Bekehrung die Folge einer einzigen Predigt herauskommt. Oder aus dem Lesen des einen Buches. Ich mag es, wie es Chesterton ausdrückt:

Von einer Weltanschauung überzeugen lässt man sich nicht durch vier Bücher, sondern durch ein Buch, eine Schlacht, eine Landschaft und einen alten Freund.
(Aus Chesterton: Orthodoxie)

So war es auch bei Philipp Mickenbecker…


Die folgenden Zitate sind aus dem Buch “Meine Real Life Story: Und die Sache mit Gott”, zu dem ich hier eine Zusammenfassung/Rezension geschrieben habe.


Philipp war ein “ganz normaler Junge”, der gerne Spass hatte. Bis er Krebs kriegte und sich daraufhin auf die Suche nach Gott begab. Seine Eltern waren Christen. Er wollte gerne an Gott glauben, aber er konnte es nicht.

Da hatte er ein Gespräch mit Anna, einer gleichaltrigen Freundin, die bereits Christ war:

Anna war der Meinung, dass man Gott wirklich erleben kann und dass man seinen Willen erfahren kann. Sie hätte das selbst schon oft erlebt, wenn sie wichtige Entscheidungen treffen musste, sagte sie, und diese Erfahrungen waren auf jeden Fall eine Grundlage für ihren Glauben. Sie redete mit Gott und er redete mit ihr. Vor allem durch die Bibel. Irgendwie hatte ich das ja auch so erlebt. Dass “Zufälle” passieren, wenn man betet, die eben nicht passieren, wenn man nicht betet. Trotzdem glaube ich, dass ich jeden anderen Menschen da nicht wirklich ernst genommen hätte. Aber da ich Annas Familie kannte und wusste, dass ihre Eltern genau zu diesen überdrehten Christen gehören, die mich vom Glauben abhalten, konnte ich nicht verstehen, wie sie trotzdem noch an Gott glauben konnte. Dass es einen liebenden, allmächtigen Gott gibt, der wirklich da ist und mit dem man leben kann. Diese Hoffnung und Zuversicht, die sie ausgestrahlt hat, hat mich wirklich beeindruckt.

Hier schien es mir nicht so, dass jemand durch eine Brille schaut, die blind und traurig macht, den ganzen Spass im Leben ausblendet und die Menschen ein langweiliges Leben leben lässt. Anna schien jemand zu sein, der für ein Vorbild halbwegs passen würde. Ein Vorbild, das ich schon so lange gesucht hatte.

Sie erklärte mir, dass Gott anders denkt als wir. Aber immer grösser. Dass Gottes Wege höher sind als unsere, so steht es doch in der Bibel. Mit jedem Gespräch erweiterte sich mein Denken ein bisschen mehr.

Aber noch immer konnte er nicht an Gott glauben. Denn er hatte jetzt zwar den Glauben von Anna gesehen, doch selbst erlebt hat er Gott noch nicht. Das änderte sich, als er, zum zweiten Mal an Brustkrebs erkrankt, in der Klinik war. Er war sehr schwach und durfte nicht nach draussen gehen. Aber er hielt es in der grauen Klinik nicht mehr aus:

Ich wollte mich etwas bewegen. Am liebsten den Sonnenuntergang vom Berg aus anschauen, wie auch schon in den letzten Tagen. Dazu musste ich nur ein paar Hundert Meter weit gehen. Ich durfte das Krankenhauszimmer eigentlich nicht verlassen, aber das hat diesen Drang, raus in die Freiheit zu gehen, nur noch verstärkt.

[Ich lief einen Hügel hoch], doch nach einer Weile ging mir komplett die Kraft aus. Ich brauchte eine Pause, ich musste mich dringend hinsetzen oder besser noch, hinlegen. In der Nähe sah ich diese Kirche, an der ich schon ein paar Mal vorbeigelaufen war. Erst jetzt entdeckte ich einen kleinen Weg, der zu ihr hoch führte. Irgendwas hat mich da hingezogen.
Aber eine grosse alte Stahltür hat den Weg versperrt. Tja - genau so ging es mir ja auch sonst: als sei da eine undurchdringbare Tür zwischen mir und Gott. So eine Mauer, über die man nicht schauen kann. Es gab wahrscheinlich Menschen, die den Schlüssel zu dieser Tür hatten, und wenn sie erst dahinter waren, konnten sie alles in völliger Klarheit sehen. Dann konnten sie Gott sehen und erleben. Aber ich konnte das eben nicht, genau so wenig, wie ich jetzt durch diese Tür schauen konnte.
Ich habe mich zu diesem Tor geschleppt und daran gerüttelt. Ich hatte auch gar keine andere Wahl, ich fühlte mich so, als könnte ich jeden Moment zusammenbrechen oder sogar einfach tot umfallen, und ich musste mich an irgendwas festhalten. Es sah zwar absolut nicht danach aus, aber das Tor ging auf! Man brauchte gar keinen Schlüssel, das Tor war offen, der Weg war frei!
Ich konnte auf jeden Fall sicher sein, dass ich da allein war. Niemand sonst würde auf die Idee kommen, durch dieses alte Tor hoch zu dieser Kirche zu laufen. Die Kirche selbst war auch tatsächlich abgeschlossen. Aber davor stand eine Bank. Es war draußen schon etwas kühl geworden, aber nicht zu kühl, es war ein schöner Abend. Ich hab mich auf die Bank gelegt und erst mal die Augen zugemacht. Es kam mir nicht unwahrscheinlich vor, dass es jetzt jeden Moment vorbei sein könnte mit mir.

Da lag ich also vor einer Kirche auf der Bank und hab gedacht: Warum kannst du, Gott, nicht mal kurz zu mir sprechen, wenn du das früher doch immer gemacht hast? Warum versteckst du dich so? Bist du nicht derselbe wie vor tausend Jahren?
Und da machte ich die Augen auf. Über mir war der blaue Himmel, bald würde er wieder in den verschiedensten Farben leuchten. Konnte sich Gott mir jetzt nicht zeigen? Einmal diese Wolken beiseiteschieben, diese Tür aufmachen und mir Hallo sagen?
In diesem Moment fiel mein Blick auf den Schriftzug, der direkt über mir, über der Tür von der Kirche angebracht war. Vorher war er mir nicht aufgefallen, obwohl er echt gross und unübersehbar war. In einem Rahmen stand ein Bibelvers: “Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit”. Oder stand da sogar: “Ich bin derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit”?

In diesem Moment fühlte es sich für mich so an, als würde Gott gerade zu mir herunterschauen, mich auf der Bank liegen sehen, meine Frage gehört haben und zu mir sagen: “Hallo, ich hab dich gehört und ja, ich bin immer noch derselbe. Du musst nur mal hinhören, wenn ich mit dir rede. Du musst einfach mal hinschauen, wenn ich mich dir zeige. Du musst mich auch sehen wollen!”
Es war, als ob ein Schleier von meinen Augen weggezogen wurde. Ich musste echt lachen vor Freude und hab zu Gott gesagt, dass es mir wirklich leidtut, dass ich ihn so lange ausgeblendet habe, ihn vielleicht einfach nicht sehen wollte. Das vergesse ich nie. Das war so ein übernatürliches Gefühl. Beschreiben kann ich’s aber auch nicht. Das kann man niemandem erklären, der es nicht selbst erlebt hat. Das ist wie der Geruch von frisch gemähtem Gras, den kann man auch nicht beschreiben, wenn man ihn noch nie gerochen hat. Vielleicht kommen die Schmetterlinge im Bauch, wenn man frisch verliebt ist, diesem Gefühl am nächsten. Das Gefühl unendlicher, bedingungsloser Liebe. So eine Liebe kannte ich bisher nicht. Nein, bei Menschen wird immer eine gewisse Angst mitspielen, nicht mehr geliebt zu werden. Ein Mensch wird einem auch nie hundertprozentige, bedingungslose Liebe entgegenbringen können. Was war das für ein Gott, der mich immer noch liebte, nachdem ich so oft weggelaufen war? Und warum konnte ich diese Liebe auf einmal fühlen?

Zurück im Krankenhaus hatte sich das Gefühl wieder verzogen und Philipp begann an seinem Verstand zu zweifeln. Da sah er, dass ihm jemand, als er weg war, eine Nachricht auf sein Smartphone geschickt hat. Ein Freund, mit dem er schon seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Es war dieses Video:

Dieses Video hatte ihn dann noch ganz überzeugt:

Eins hab ich da nochmals gemerkt: Glaube bleibt eben doch Glaube. Deshalb heisst es auch glauben und nicht wissen. Für mich war es jetzt trotzdem klar. Ich wollte glauben, egal, was kommt. Durch diese ganzen Zufälle, die insgesamt auf einmal Sinn gemacht haben, hatte ich fast das Gefühl, dass es sogar ein bisschen Wissen war und nicht nur Glaube. Ich wollte - und KONNTE - jetzt glauben. Obwohl kein Feuer vom Himmel gefallen war. Noch nicht.

Das mit dem Feuer vom Himmel war eine Sache, die er sich schon lange von Gott gewünscht hatte. Weil Gott könnte doch einfach Feuer vom Himmel regnen lassen und dann würde alles klar sein. Aber Gott handelte nicht so, wie Philipp Mickenbecker es wollte. Er erschuf in ihm den Glauben auf eine andere Art.

Doch Gott, in seiner humorvollen Art, hat das mit dem Feuer vom Himmel dann doch noch wahr gemacht, allerdings erst, nachdem Philipp zum Glauben gekommen war. Dies ging so: Einige Zeit später, als er wieder zu Hause bei seinen Eltern war, hat er zu Gott gebetet und für seine Bekehrung gedankt:

“Danke, dass du da bist und mich hörst und zu mir sprechen kannst. Auch wenn ich manchmal gerne wollte, dass du Feuer vom Himmel fallen lässt, damit ich dich so richtig erkenne, weiss ich jetzt auch so, dass du da bist. Danke, dass ich jetzt an dich glauben kann beziehungsweise, dass dieses Glauben sogar schon irgendwie ein Wissen ist. Danke dafür. Du brauchst jetzt auch kein Feuer mehr vom Himmel fallen lassen, um dich mir zu beweisen. Und ich glaube definitiv, dass du es könntest, wenn du es wolltest.”

Ich kniete also vor meinem Bett, oben in der Dachgeschosswohnung meiner Eltern, draussen war es dunkel und still. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Gott da war, dass er mir gerade zugehört hat und bei mir ist. Ich hatte eine Gänsehaut und wieder dieses Gefühl seiner unendlichen Liebe. Das ist mir seitdem öfters so gegangen, dass ich spüre, ich rede gerade nicht mit der Zimmerdecke, sondern mit diesem Gott, der mich gemacht hat und der mich kennt und dem, was an mir liegt.

Ihr werdet mir das jetzt nicht glauben, und ich würde es auch keinem glauben, der mir sowas erzählen würde. Und jetzt gerade habe ich auch wieder eine Gänsehaut, während ich daran denke, während ich diese Worte aufschreibe. Genau in diesem Moment, als ich sagte, dass Gott jetzt kein Feuer mehr vom Himmel fallen lassen müsse … ist es passiert.

Es ist wirklich Feuer vom Himmel gefallen!

Genau in diesem Moment, als ich diesen Satz ausgesprochen habe, hat es draussen Feuer vom Himmel geregnet. Nein, das sah nicht einfach nur so aus. Ich schlafe hier oben unterm Dach, und genau vor meinem Fenster, vielleicht in 10 Metern Höhe, sind direkt vor meiner Scheibe Funken runtergeregnet. Dann hat es einen lauten Schlag gegeben und noch mehr Feuer ist vom Himmel gefallen.
Ich sass vor meinem Bett und war wie gelähmt. Ich wäre fast gestorben bei diesem Anblick, bei diesem unglaublichen Gefühl, dass Gott mich gerade ernsthaft erhört hat! Es war einfach nur unbeschreiblich.
Ich bin aufgestanden und zum Fenster gegangen. Ist das dein Ernst, Gott?! Genau jetzt, genau da, wo ich sage, dass es nicht mehr nötig ist, fällt dieses Feuer vom Himmel? Der Weg zum Fenster kam mir unendlich lang vor. Ist das gerade die Realität? Ist das gerade ernsthaft passiert? Bilde ich mir das gerade alles nur ein? Was passiert da bitte?
Die Antwort war ganz einfach: Irgendjemand hatte genau in dieser Sekunde genau vor unserem Haus eine von diesen Raketen gezündet, die regenartig ihre Feuerschlangen vom Himmel warf. Ich weiss bis heute nicht, wer das war und warum jemand das getan haben sollte. Ich hab sowas bis dahin nicht erlebt und auch danach nicht mehr. Dass jemand bei uns im alten Ortskern, in der ruhigsten Ecke, mitten im Jahr Raketen abfeuert. Genau vor meinem Fenster! Wenn jemand hier Feuerwerk abfackelt, dann sind normalerweise wir das und nicht unsere Nachbarn, erst recht nicht vor unserem Haus.

Ab jetzt war die Sache für ihn klar. Er liess sich taufen und hat angefangen, in seinen Youtube-Videos von seinem Glauben zu stehen. Schliesslich gehört Gott zum “Real Life”, ja war sogar noch realer als “The Real Life”.

Folge 14 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Heute mit zwei Podcastfolgen. Ich wollte die heutige Folge schon “Losenswichtig” nennen, frei nach dem schweizerdeutschen Wort “lose” für hören - aber ich spare mir das für ein anderes Mal auf.

Gelten die alttestamentlichen Verheissungen des Wohlstands für Gottes Volk noch heute?

Randy Alcorn fragt sich, wieso im alten Testament Wohlstand ein Zeichen von Gottes Segen war und im Neuen Testament davor gewarnt wird. Ein paar Auszüge:

Jesus, der nicht einmal einen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, und der nichts besass als ein Gewand und Sandalen (Matthäus 8,20), lebte eindeutig kein Leben, das auf Geld und Besitz ausgerichtet war. Sicherlich ist das auch nicht das, was Er für uns will.
Wie können wir also den scheinbaren Widerspruch zwischen den Worten und dem Lebensstil von Jesus und den Aposteln und den alttestamentlichen Wohlstandspassagen erklären?

Sind materieller Reichtum, Leistung, Ruhm, Sieg oder Erfolg zuverlässige Indikatoren für Gottes Belohnung oder Zustimmung? Wenn ja, dann ist Er ein böser Gott, denn die Geschichte ist voll von erfolgreichen Wahnsinnigen und wohlhabenden Despoten. War Gott auf der Seite von Hitler, Stalin, Mao und anderen wohlhabenden Schlächtern der Geschichte während ihres Aufstiegs zur Macht und auf dem Höhepunkt ihrer Regime, als sie von materiellem Reichtum umgeben waren? Ist Gott auch auf der Seite von reichen Sektierern, unehrlichen Geschäftsleuten und unmoralischen Entertainern? Wenn Reichtum ein verlässliches Zeichen für Gottes Zustimmung ist und Mangel an Reichtum seine Missbilligung zeigt, dann standen Jesus und Paulus auf Gottes schwarzer Liste, und Drogendealer und Veruntreuer sind sein Augapfel.

Warum diese Ungleichheit? Weil Gott entschlossen war, dass die Heiligen des Neuen Testaments verstehen sollten, dass ihre Heimat in einer anderen Welt ist. Kein Buch demonstriert besser die Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament und die beiden Welten, auf die sie sich beziehen, als das Buch Hebräer. Vom Neuen Bund wird gesagt, dass er “auf bessere Verheissungen gegründet” ist als der Alte (Hebräer 8,6). Das Alte Testament ist Kopie, Modell und Schatten. Dementsprechend sollen die materiellen Segnungen, die den alttestamentlichen Heiligen versprochen wurden, uns an unsere zukünftigen himmlischen Segnungen erinnern - aber sie sollen sie niemals ersetzen. Der neue Bund bringt nicht das zeitliche Erbe, das Israel versprochen wurde, sondern ein ewiges Erbe (Hebräer 9,15).
Wir opfern keine Tiere mehr, denn das Lamm Gottes ist gekommen. Wir beten nicht mehr in einem Tempel an, weil wir selbst Tempel von Gottes Heiligem Geist sind. Wir gehen nicht mehr zu einem Priester, denn Christus ist unser Hohepriester, und wir selbst sind eine gläubige Priesterschaft. Wir schauen nicht mehr auf materiellen Reichtum, denn der geistliche Reichtum ist unser in Christus.

Der Effekt der Wohlstandstheologie ist es, den “Himmel auf Erden” zu fördern. Aber vor der Wiederkunft Christi kann es keinen Himmel auf Erden geben. Wenn die Erde zu unserem Himmel wird - wenn wir Gottes Segen als etwas Unmittelbares und Zeitliches sehen - verlieren wir aus den Augen, wer wir sind, warum wir hier sind und was uns jenseits des Horizonts dieser Welt erwartet.

Zum Artikel: Do the Old Testament Promises of Prosperity Apply to God’s People Today?

Wie kann ich so produktiv sein wie Russell Moore?

Russell Moore beantwortet folgende Frage eines Lesers:

Ich bin immer wieder erstaunt, wie produktiv du zu sein scheinst. Ich sehe die Ergebnisse deiner Arbeit in Form von Podcasts, Artikeln, Reviews, etc. Aber ich bin neugierig auf die Inputs. Wie schaffst du es, dich mit dem kulturellen Geschehen zu befassen und dabei für dich selbst zu sorgen, spirituell, physisch und emotional, mit deiner Familie präsent zu sein und das alles mit Freude zu tun, ohne auszubrennen?

Russells schickte Folgendes Voraus:

Die Arbeit, die ich in Bezug auf das Schreiben tue, ist die Art und Weise, wie ich das verarbeite, was ich denke oder fühle, und du wirst vielleicht sogar bemerken, dass … alle Bücher, die ich geschrieben habe, alle aus irgendeinem Thema in meinem Leben entstanden sind.

Er beantwortete nicht die Frage “wie schaffe ich es, produktiv zu sein”, sondern: “was hält mich ab, produktiv zu sein”. Seine Antworten sind sehr persönlich, doch in vielem sehe ich mich selbst und fühlte mich angesprochen. Seine Antworten gebe ich hier nur paraphrasiert wieder für die Details bitte seine Podcast-Folge hören.

Also: Was hält Russell Moore ab, produktiv zu sein?

  1. Warten auf Inspiration: Auf Inspiration warten funktioniert nicht. Deadlines sind aber gut (für Russell ist das sein Montag-Morgen-Newsletter). Die Inspiration kommt normalerweise erst, nachdem du angefangen hast zu schreiben.
  2. Perfektionismus: Was ihn davon abhält, überhaupt mit Schreiben anzufangen: Das Warten, bis das Konzept im Kopf ausgereift ist. Bis das Thema durchleuchtet ist. Seth Godin erklärt das gut: Das Wesen des Perfektionismus ist “sich zu verstecken”. «Perfektionismus ist kein hoher Anspruch. Was es ist, ist, dass es im Voraus jede mögliche Kritik an etwas beantworten muss. Und was [Seth Godin] sagt, ist, dass das unmöglich ist, aus vielen Gründen». Das Tolle am Schreiben findet in der Interaktion statt. Du verschickst das Werk und interagierst dann mit den Menschen, für die du es geschaffen hast.
  3. Adrenalin: Sorgen, Ängste oder Stress können dich vom Kreativen, Intellektuellen oder Fantasievollen in das limbische System treiben. In dieser Situation kann es sein, dass du dir zu viel Druck auferlegst. Du musst in einer Art spielerischen Geisteshaltung sein. Und das kann nur geschehen, wenn du nicht unter Druck stehst.
  4. Unterbrechungen. Wenn du in einem Gedankenfluss bist und du Unterbrechungen hast, passieren zwei Dinge: Deine Fähigkeit, etwas zu erledigen, wird unterbrochen, und du wirst genervt.
  5. Isolationen: Du weisst oft nicht, was du über etwas fühlst oder denkst, bis du es sagst. Gespräche beflügeln die Kreativität. Russell erzählt von einer Zusammenkunft, aus der er mit Ideen herauskam, die Stoff für ein Monatsprojekt waren, einfach wegen der Dinge, über die er in Gesprächen angeregt wurde.
  6. Angeberei: Auf Englisch gibt es das “Impostor Syndrome”, auf Deutsch gibt es keine gute Übersetzung dafür. Fast jeder, den Russell gekannt hat, der kein Impostor war, hatte ein Imposter Syndrome. Er hat einige Leute gekannt, die immer das Gefühl hatten, dass sie mehr als kompetent für alles waren, was sie taten. Das waren die Leute, die tatsächlich Impostors waren. Er erzählt dann eine [Geschichte über Neil Gaimans Impostorsyndrom] (https://journal.neilgaiman.com/2017/05/the-neil-story-with-additional-footnote.html).
  7. Überlastung: Die Produktivität neigt dazu zu leiden, wenn du zu viele Verpflichtungen hast, die nicht im primären Bereich deiner Begabung liegen. Der Input, den du in deinem Leben durch Artikel, Podcasts, etc. hast, wird nur dann produktiv, wenn du Zeit hast, ihn zu verarbeiten und zu verdauen. Ich muss in unstrukturierter Zeit arbeiten, z.B. spazieren gehen, trainieren, etc. Für Russell sind es Zeiten im Auto, die ihn zum Nachdenken anregen.

Zum Artikel: Question & Ethics: How am I so productive?

Wie sollten wir auf christliche Verschwörungstheorien reagieren?

John Piper beantwortet folgende Frage einer Leserin:

Ich habe einen Freund, der überzeugt ist, dass die neuen COVID-19-Impfstoffe “das Zeichen des Tieres” sind. Jeder, der geimpft wird, wird dem Satan übergeben und ist damit für immer verloren, nach der Offenbarung. Dies überzeugt mich überhaupt nicht. Aber wie würden Sie auf Christen reagieren, die zu dieser Art von geistlichen Verschwörungstheorien ergeben sind?

Ein paar Auszüge aus Pipers Antwort:

Was ich im Laufe der Jahre gesehen habe, ist, dass es eine bestimmte Art von Persönlichkeit - wir könnten auch es eine bestimmte Art von geistlichem Zustand nennen - die unfähig zu sein scheint, sich zutiefst auf die grossen, zentralen, herrlichen Realitäten des christlichen Glaubens einzulassen. … Sie stehen immer am Seitenrand.

Nun, ich würde sagen, das ist eine geistliche Krankheit, und unsere Reaktion darauf sollte meiner Meinung nach darin bestehen, dass wir persönlich, in der Beziehung und im Gebet ständig unser Bestes tun, um die Aufmerksamkeit dieser Person auf die grossen zentralen Realitäten des christlichen Glaubens zu lenken, die das Herzstück dessen sind, was Gott in Jesus Christus tut.

Hier ist also ein Bild, das es vielleicht erfasst. Die richtige Ordnung unserer Gedanken über die Realität kommt von einer richtigen Sichtweise, einer richtigen Wertschätzung von Gott und Christus und der Erlösung im Zentrum all unserer anderen Gedanken. Das Bild ist wie ein Sonnensystem. Die Sonne steht im Zentrum des Sonnensystems, und wenn die Sonne im Mittelpunkt steht, kreisen die Planeten alle sicher und schön an ihrem richtigen Platz. Das ist ein Bild von Gott im Zentrum, und alle unsere Gedanken nehmen ihren rechtmässigen Platz ein.

Aber was passiert, wenn die Sonne verschoben wird und der Planet Mars das Zentrum wird? Was passiert, ist, dass, wenn Sie versuchen, die Bahnen der Planeten zu zeichnen, wenn Sie versuchen, die anderen Realitäten in Ihrem Leben zu verstehen, wenn Gott durch Mars als Zentrum ersetzt wurde, die Dinge erschreckend chaotisch aussehen; sie sind nicht mehr in Ordnung, und sicherlich wird Merkur in und die Erde kollidieren. So ist es. Sehen Sie sich nur diese Umlaufbahn an.

Denn von ihrem Standpunkt aus, mit dem Mars an der Stelle der Sonne, ist es. “Sehen Sie nur: Da ist es. Ich habe es auf Papier gezeichnet. Es wird geschehen.”
Unser ganzes Bemühen, so scheint mir, muss darin bestehen, durch Gebet und Lehre zu versuchen, ein gottzentriertes Universum des Denkens in ihrem Geist und ein gottzentriertes Sonnensystem wohlgeordneter Zuneigung zu Gott und seinen zentralen biblischen Realitäten wiederzuerwecken.

Zum Artikel: How Should We Respond to Christian Conspiracy Theories?

Philipp Mickenbecker und sein Zwillingsbruder Johannes haben lieber in der Natur Experimente gemacht als in der Schule gesessen. Dabei sind sie des Öfteren mit Regeln in Konflikt gekommen. Hier ein Text von Johannes darüber, wie er während seiner Kindheit die Regeln als einengend empfand.

Mittlerweile sind sie etwas gemässigter geworden (als sie mit dem U-Boot beim McDonalds aufkreuzten, haben sie vorher die Polizei um Erlaubnis gefragt).

Obwohl ich nicht ganz einverstanden bin, wie sie sich auf eine überhebliche Art über die Regeln hinwegsetzen, mag ich den jugendlichen Idealismus, dem ich hier begegne.


Dies ist ein Zitat aus dem Buch “Meine Real Life Story: Und die Sache mit Gott”, zu dem ich hier eine Zusammenfassung/Rezension geschrieben habe.


Auf eigene Gefahr - Warum wir uns nicht an die Regeln halten

Ich steh hier am See, doch das idyllische Bild
wird gestört von einem ziemlich aufdringlichen Schild
doch dabei soll’s nicht bleiben
Hier steht ein ganzer Schilderwald
es sind neue und alte
die mir vorschreiben
wie ich mich hier verhalte
Ich darf hier nicht schwimmen, nicht Bootfahren und Tauchen erst recht
und Grillen und Lagern wär hier ebenfalls schlecht
ich darf nicht angeln, nicht radfahren, nichts füttern und nicht zelten,
doch dabei frag ich mich, für wen die Regeln gelten
denn darüber steht doch “Erholungsgebiet”?

Und eben hätte ich fast übersehen
im Winter darf keiner auf die Eisfläche gehen
ach, und der Steg dort vorne ist ebenfalls tabu
ganz ehrlich, ich lern gerade wirklich dazu
und wenn wir uns jetzt schon genau damit befassen
dann darf ich noch nicht mal den Weg hier verlassen
Ja, wär das nur hier so, wär das alles halb so wild
Doch es bietet sich mir ein ganz ähnliches Bild
egal, wo ich bin, in jedem Bereich
in der Stadt ganz genauso wie an diesem schönen Teich
Das Ausmaß der Regeln, es sprengt meine Liste
Man sperrt uns ein in eine Rattenkiste
Man tauscht unsere Freiheit für Sicherheit ein
und meint, so würden wir glücklicher sein

Stimmt, wir sind in Deutschland, und hier gibt’s halt Gesetze
Deswegen tu ich lieber gar nichts, bevor ich eins verletze
Aber dann frag ich mich, warum das da steht
und was man dabei kaputt macht, wenn man ins Wasser geht
Na klar gibt es manche, die es übertreiben
ihre Grenzen nicht kennen, nicht im Rahmen bleiben
Woher soll man auch wissen, wann das Eis bricht
denn das ganze Leben
darf man es nicht betreten

Und vielleicht könnte einer den Schock nicht verkraften
und dann muss am Ende jemand anders dafür haften
doch der ist dazu ganz sicher nicht gewillt
und deshalb steht hier dieses dämliche Schild
Dazu muss ich sagen, ich bade hier immer
ich weiß nicht, wie oft ich hier Eislaufen war
und ich hatte bisher nicht den blassesten Schimmer
von der lauernden Lebensgefahr

Oder doch, bin ich ganz ehrlich:
Vieles ist gefährlich
wenn ich nicht weiß, was ich tu
Doch ich trau mir das zu
und nein, das ist nicht arrogant
denn ich glaub, das gilt für jeden
der bereit ist, für sich selber zu denken
anstatt über die Fehler von anderen zu reden
Wer nichts macht, macht auch nichts falsch
und davor will man uns bewahren
Deshalb schützen uns die Regeln vor den tausend Gefahren
Mir scheint, wir sind Idioten
gesteuert von Verboten
die nicht mehr selber denken
weil andere sie lenken
und Gesetze sie beschränken
Gefahr ist hier gewerbescheinpflichtig

Doch das Leben ist riskant
und ich glaub, das ist so richtig
Denn das macht es interessant
und aus Fehlern kann man lernen
kann den Horizont erweitern
denn Scheitern
ist vielleicht nicht immer nötig
aber meistens auch nicht tödlich
Und ja, ich bin mir sicher,
dass man keinem schadet
Und auch nichts zerstört,
wenn man am Steinbruch badet
Auch wenn er uns nicht gehört

Denn sonst bleibt es dabei, dass wir davon lesen
Was die Menschen früher machten,
als sie noch selber dachten
und als sie noch frei gewesen
und dass wir Filme schauen von irgendwelchen anderen
die das tun, was wir wollen
nur dass wir uns das nicht trauen
oder viel eher: es nicht sollen

Wir alle leben auf eigene Gefahr
Das braucht ihr dort nicht hinzuschreiben
Das ist doch völlig klar
Deshalb werd ich vernünftig bleiben
Und verantwortungsvoll handeln
Auch ohne dass Schilder unsere Landschaft verschandeln.

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen,
der wird am Ende beides verlieren
~ Benjamin Franklin

Philipp Mickenbeckers Kritik an der Schule und seine romantisch wirkenden Erinnerungen an sein eigenes Lernen im Homeschooling, in der Natur und beim Experimentieren scheinen etwas extrem. Und doch trafen sie bei mir einen Nerv.

Ich bin Informatiker, und als ich zur Schule ging, gab es noch keine Programmierkurse. Ich habe mir das Programmieren selbst beigebracht durchs Lesen von anderen Programmen, Kaufen von Programmierbüchern und gemeinsames Ausprobieren mit Freunden. Daher kann ich Mickenbeckers Ode an selbstmotiviertes, freies, kreatives Lernen sehr unterstreichen. Obwohl ich denke, dass es nicht auf alle Lernbereiche anwendbar ist.


Dies ist ein Zitat aus dem Buch “Meine Real Life Story: Und die Sache mit Gott”, zu dem ich hier eine Zusammenfassung/Rezension geschrieben habe.


Wir haben bis zur vierten Klasse Heimschule gemacht. Bei uns zu Hause, auf einem kleinen ehemaligen Bauernhof. … [Da hatten wir eine] große Werkstatt! Eine alte Scheune, in der unser Vater alles hatte, was man zum Basteln brauchte. Schon von klein auf haben wir ihm zugeschaut und mitgeholfen, gemeinsam an Fahrrädern geschraubt oder Sachen repariert … Damals wurden wohl die Anfänge unserer Selbstbauleidenschaft gelegt. Das machte einfach viel mehr Spaß, als auf der Spielekonsole zu zocken.

Die ersten vier Jahre unserer Schulzeit mussten wir überhaupt nicht zur Schule gehen, sondern wurden von unserer Mutter zu Hause unterrichtet. … In vielen Ländern ist „Homeschooling“ inzwischen ein gängiges Konzept, nur in Deutschland wird das einfach nicht akzeptiert, obwohl man uns jederzeit auf unseren Leistungsstand hätte überprüfen können, der vermutlich besser war als bei den meisten „normalen“ Schülern. In der vierten Klasse haben wir schon mit x und y gerechnet – und das, obwohl wir nur drei oder vier Stunden am Tag Unterricht hatten. Den Rest des Tages konnten wir mit Freunden im “Real Life” verbringen. … Ab der vierten Klasse sind wir dann auf eine „christliche“ Schule gegangen. Der Staat hat uns beziehungsweise unsere Eltern dazu gezwungen.

Eingeführt wurde die Schulpflicht ja eigentlich mal, um ein gewisses Bildungsniveau für alle sicherzustellen. Schöner Gedanke, aber tatsächlich habe ich manchmal das Gefühl, dass es eher darum geht, Kinder zu beschäftigen und mit sinnlosem Wissen vollzustopfen, als sie zum selbstständigen Denken und zur Bildung einer eigenen Meinung anzuregen. … Ich sehe diesen hässlichen grauen Bau immer noch vor mir. … Hier gab es keine Werkstatt, keinen Wald, keinen Raum für Kreativität, keine Freiheit. Stattdessen hunderttausend sinnlose Regeln, die das ohnehin schon langweilige Schülerdasein so eintönig gemacht haben, dass wir uns vorkamen wie im Knast.

Ich konnte nie verstehen, warum wir die Einzigen waren, die dieses System gehasst haben, aber wahrscheinlich konnten nur wir das so sehen, weil wir das Leben ohne Schule kannten. Ohne diesen Zwang, jeden Morgen stundenlang im Klassenzimmer zu sitzen und sich den Unterricht anhören zu müssen, egal, ob man es schon längst verstanden hatte oder nicht. Wahrscheinlich ging es den anderen wie Hühnern, die in ihren Legebatterien groß geworden waren und das Leben da draußen gar nicht kannten. Die nicht wussten, wie viel Freude es macht, kreativ zu sein, zu versuchen, das Unmögliche zu schaffen und selbst neue Lösungswege zu entdecken, anstatt die Lösungswege auswendig zu lernen, die jemand anders entwickelt hat.

Früher hatten wir einfach aus Interesse gelernt. Ich weiß noch, wie unsere Mutter uns das Dividieren beigebracht hatte. Eigentlich hätten wir noch mit ganz kleinen Zahlen rechnen sollen, aber damals hatte uns der Wissensdrang gepackt. Voller Neugier hatten wir weiter gefragt und gelernt, wie man große Zahlen teilen konnte. Für uns war dieses neue Wissen so interessant, dass wir abends den Taschenrechner mit ins Bett schmuggelten. Dann dachten wir uns beliebige Zahlen aus und fingen an, fünf- oder sechsstellige durch dreistellige Zahlen im Kopf zu teilen. Wenn wir das Ergebnis hatten, rechneten wir es mit dem Taschenrechner nach. Das machte einfach Spaß, wir freuten uns auf den Unterricht, wir lernten nie für Noten, nein, denn bei uns gab es überhaupt keine.

In der Schule lernte niemand aus Interesse. Hier lernte man für die Noten im Zeugnis. Man versuchte, seinem Gehirn durch endlose Wiederholungen vorzutäuschen, dass etwas wichtig sei, bis man es endlich wusste. Das Schlimmste war, sich nach einem siebenstündigen Unterrichtstag zu fragen, was man an diesem Tag tatsächlich gelernt hatte. Das war meist wenig. Und wenn man sich dann noch fragte, was man für sein Leben gelernt hatte, blieb so gut wie gar nichts übrig. Das hätte man auch in einer Stunde zu Hause lernen können.

Philipp Mickenbecker, das ist ein Junge, der nicht gerne in die Schule geht, der gerne verrückte Dinge ausprobiert, der lieber von der Natur lernt als von Schulbüchern. Das ist ein Junge, der mit seinem Zwillingsbruder die Schule unsicher macht mit Explosionen vor dem Fenster des Klassenzimmers, der das Netzwerk der Schule hackt und während langweiligen Schulstunden über Lautsprecher lustige Nachrichten abspielt. Das ist ein Junge, der von der Schule fliegt, weil er es zu weit treibt und sein Leben lang nicht versteht, warum Kinder langweilige Schulstunden absitzen sollen und dafür lieber in der Natur Tiere beobachtet und dafür sogar Preise erhält.

Seine Geschichte liesse sich aber auch so zusammenfassen:

Philipp Mickenbecker, das ist ein Junge, der sieht, dass seine Klassenkameraden lieber zu Hause am Computer gamen, statt nach draussen zu gehen. Das ist ein Junge, der seinen Kameraden erzählt von den Abenteuern, die er draussen erlebt und überrascht ist, als sie sich dafür nicht begeistern lassen. Der sich überlegt, wie er sie weg vom Computer ins “Real Life” motivieren kann. Er baut mit seinen Geschwistern eine Seilbahn über eine 100m lange Kiesgrube, filmt das ganze, stellt es auf Youtube und zeigt es seinen Kameraden. Jetzt verstehen sie, wovon er ihnen erzählen will und fangen an, mitzumachen. Nachdem sie dann weitere Experimente, wie eine fahrende und fliegende Badewanne oder ein selbstgebautes U-Boot, auf Youtube stellen, sind die Geschwister als “The Real Life Guys“ Youtube-Stars geworden und die Werbe-Einnahmen decken die laufenden Ausgaben einer USA-Reise wo sie noch weitere Abenteuer erleben können.

Aber seine Geschichte geht auch so:

Philipp Mickenbecker, das ist ein Junge, der mit sechzehn Jahren seine erste Krebsdiagnose erhält. Der während dem Krankenhaus-Aufenthalt anfängt an Gott zu glauben. Der eine schmerzvolle Chemotherapie durchmacht und merkt, dass Gott ihn begleitet. Der, nachdem es ihm wieder gut geht, Gott wieder vergisst. Der aber, nachdem er seine zweite Krebsdiagnose erhalten hat, wieder anfängt Gott zu suchen. Der ihn auf die Probe stellt. Der nicht verstehen kann, wieso er sich nicht zeigt. Und zu dem Gott dann unmissverständlich zweimal spricht und so anfängt zu glauben. Gerade in der Leidenszeit.

Und auch so geht seine Geschichte:

Philipp Mickenbecker, das ist ein Junge, der in einer Freikirche voller Regeln aufwächst. Dem verboten wird, am Sabbat etwas zu tun. Der das Christentum als ätzend empfindet, als eine Religion, die Menschen griesgrämig und weltfremd macht, der in christlichen Gemeinden keine Liebe empfindet, sondern bloss Vorschriften. Der durch seine Entdeckungsfreude zu den Naturwissenschaften findet und sich immer mehr vom Glauben entfernt, bis er, durch Gleichaltrige ermutigt, eine passende christliche Gemeinde findet, wo der Pastor seine Fragen beantworten kann und wo er sich taufen lässt. Es ist ein Junge, dessen Schwester beim Flug mit einem Ultraleichtflugzeug abstürzt und stirbt. Und der merkt, dass der Glauben seiner Eltern sie in dieser Situation durchträgt - das erste Mal, dass den verstaubten Glauben der Eltern als etwas Positives wahrnimmt.


Auf das Buch kam ich durch eine Rezension auf nimm-lies. Die Rezension hat mich sofort angesprochen, denn ich habe mich in einigen Dingen sofort wiedererkannt. Auch ich habe in der Schule das Netzwerk gehackt, auch ich wurde durch meine Jugendzeit wissenschaftlich geprägt und hatte dieselben Zweifel an Gott.

Beim Lesen des Buchs gab es dann aber auch viel Neues, das ich bisher nicht erlebt habe und das eine Bereicherung war: Homeschooling und die Kritik am Schulsystem. Die Freude an der Natur und den Outdoor-Experimenten. Und dann natürlich die Krebserkrankung. Das Buch blieb bis am Schluss lehrreich und spannend.

Und dann hat mich natürlich die Bekehrungsgeschichte ermutigt.
Philipp Mickenbecker schreibt ehrlich, frisch und unbeschönigt. Er will Gott nicht verteidigen, sondern er zeigt lediglich auf, wie Gott ihn gefunden hat. Mit seiner Krebserkrankung ist er ein Zeuge der Hoffnung, die in ihm ist.

Das alles macht das (Hör-)Buch empfehlenswert für Teenager-Kinder (auf Spotify ist es gratis hörbar). Ein guter Aufhänger ist definitiv auch, dass der Autor Youtube-Star ist.

Ich wollte das Buch auch meinen Kindern (13 und 10) zeigen, doch sie fanden die Sache mit Krebs zu krass. Ich werde es also für später aufbewahren.


Das Buch “Meine Real Life Story und die Sache mit Gott” ist 2020 im Adeo-Verlag erschienen, erhältlich ist es als Buch, Ebook und Hörbuch.

Beitrag von meiner Frau Irene

Ich lese am liebsten Bücher über Missionare, die an einen Ort gehen, wo das Evangelium noch nie verkündet wurde. Es ist einfach einzigartig, wenn Menschen zum allerersten Mal von Jesus hören. Von Gottes Liebe zu den Menschen. Von der Möglichkeit, dass einem seine Schuld vergeben wird. Von einem Gott, der nicht willkürlich und launisch ist und mit Opfern zufriedengestellt werden muss, sondern der seinen eigenen Sohn hat sterben lassen, damit wir mit ihm eine Beziehung haben können.

Die Bekehrungsgeschichten von solchen Menschen zu lesen, ist eine riesige Ermutigung. Ein Zeugnis von Gottes Kraft, Menschen zu verändern. Da gibt es Beispiele von Männern, die vorher ihre Frauen geschlagen und ausgenutzt haben, und deren Herz sich so verändert hat, dass sie ihre Frauen zum ersten Mal lieben können. Eindrücklich ist auch, wenn Angehörige einer animistischen Religion ihre Zaubergegenstände und alles, was sie vor den bösen Geistern beschützt hat, verbrennen. Und Gott beweist seine Macht, indem er sie beschützt und ihnen nichts geschieht. Wieder andere sind bereit, Verfolgungen von der Familie oder dem Stamm auf sich zu nehmen und trotz Widerstand ihren Glauben zu teilen. Er ist ihnen so wertvoll geworden, dass sie ihn nicht für sich behalten können.

Wenn ich solche Geschichten lese, wird mein Glaube gestärkt. Sie sind ein Zeugnis dafür, dass Gott auch heute noch lebt und unter den Menschen wirkt. Und dass er stärker ist als alle bösen Mächte.

Es gibt aber auch Geschichten, die einen traurig machen.

Z.B. wenn Missionare jahrelang unter einem Volk leben, den Menschen vom Evangelium erzählen und ihnen Liebe vorleben - und die Menschen nicht Gott wollen, sondern vielleicht nur die medizinische Versorgung. Oder wenn Menschen sich entscheiden, Gottes Weg zu gehen - vielleicht, weil sie sich davon Vorteile erhoffen - aber sie sich nicht ganz von ihrer früheren Religion lossagen. Dann kann es so aussehen, dass jemand, wenn er Hilfe braucht, zu den Missionaren geht, um für sich beten zu lassen, aber gleichzeitig auch noch den Medizinmann aufsucht, der die Geister befragt oder ein Opfer für ihn darbringt. Solche Menschen haben sich nicht ganz für Gott entschieden. Sie meinen, sie könnten von beiden Religionen das herauspicken, was ihnen hilfreich erscheint. Oder sie befolgen immer noch die Rituale ihrer alten Religion, “zur Sicherheit”, falls der christliche Glaube doch nicht das hält, was er verspricht.

Natürlich gibt es Beispiele, wo ein solches Verhalten nur eine Anfangsphase ist, bis der Betreffende sich ganz sicher ist, dass das Evangelium die Wahrheit ist. Aber es gibt viele traurige Beispiele, wo Menschen sich nie ganz von ihrem früheren Glauben lösen, sondern ein Gemisch von beidem leben. Ja, es gibt ganze Regionen, wo sich über die Zeit eine eigene “Religion” entwickelt hat, die Elemente einer animistischen Religion mit Elementen aus dem christlichen Glauben vermischt. Solche Religionen haben aber nicht die Kraft des Evangeliums, sondern beruhen auf Traditionen und Ritualen.

Was hat das mit uns zu tun?

Eine ganze Menge.

Wir haben hier im Westen zwar keine Götzen in Form von Statuen. Wir glauben auch nicht an böse Geister, die uns strafen könnten. Aber vielleicht wäre es besser, wir hätten sichtbare Götzen, die wir verbrennen können, wenn wir uns für Gottes Weg entscheiden. Denn auch wir haben Götzen.

Im Kolosser 3,5 heisst es:

“Tötet daher, was in den verschiedenen Bereichen eures Lebens noch zu dieser Welt gehört: Sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, ungezügelte Leidenschaft, böses Verlangen und die Habgier (Habgier ist nichts anderes als Götzendienst).”

Viele Christen im Westen verhalten sich genauso wie die vorher beschriebenen Menschen im Busch, die Christus angenommen haben, aber trotzdem noch den Medizinmann aufsuchen, Gegenstände im Haus haben, die sie beschützen sollen und Rituale verfolgen.

Viele Christen hier nehmen Christus zwar an, aber sie wollen ihren Wohlstand, ihre Karriere, ihren Besitz, ihr Geld, ihre Freiheit, ihr Ansehen - kurz: ihre Götzen - nicht aufgeben. Wahrscheinlich ist der Grund dafür derselbe wie bei den Menschen im Busch: Sie sind sich nicht ganz sicher, ob der Glaube an Christus wirklich wahr und tragfähig ist. Ob sie nicht doch etwas verlieren und damit zu kurz kommen, wenn sie ihre Götzen aufgeben. Es muss ja so sein. Denn wenn wir nicht bereit sind, etwas Bestimmtes aufzugeben, klammern wir uns daran, weil wir Angst haben, dass es nicht gut kommen könnte, wenn wir uns davon lossagen.

Ja, was ich von Menschen höre, die nicht bereit sind, Geld, Besitz oder Ansehen aufzugeben, ist genau das: Ich würde etwas verlieren, das mir lieb ist. Es würde mir etwas Wichtiges fehlen. Es würde mir schlechter gehen als jetzt. Ich will es nicht aufgeben.

Natürlich drücken sie sich anders aus. Sie sagen vielleicht: Es ist nicht nötig, als Christ diese Dinge aufzugeben. Man kann genauso gut Christ sein und gleichzeitig Wohlstand, Karriere, Ansehen, Besitz, Geld und Freiheit behalten.

Aber Jesus sagt: Man kann nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen.

Und wenn wir nicht bereit sind, etwas aufzugeben, dienen wir diesem Etwas. Genau umgekehrt ist es bei vielen verfolgten Christen, die nicht bereit sind, ihren Glauben aufzugeben, auch unter der Gefahr, dafür leiden zu müssen. Sie zeigen damit, dass sie Gott dienen. Weil sie nicht bereit sind, ihn aufzugeben.

Wenn wir hingegen nicht bereit sind, unseren Besitz oder unser Geld oder unser Ansehen aufzugeben, werden wir als Diener von unserem Besitz, unserem Geld oder unserem Ansehen entlarvt. So einfach ist das.

Wie sehen denn die Leben derjenigen Menschen aus, die gleichzeitig ihre Hilfe von Gott und von den Geistern erwarten? Die versuchen, beiden gleichzeitig zu dienen? Werden sie freudig von der Kraft Gottes weitererzählen? Ich glaube nicht, denn die haben Gottes Kraft gar nicht erfahren! Sie sind ja immer noch unsicher, wessen Kraft grösser ist. Damit bleibt ihr Glaube verkümmert und wächst nicht. Und sie sind keine Lichter für ihre Mitmenschen.

Ist es nicht genauso bei uns? Wenn wir nicht sicher sind, ob es sich lohnt, sich auf Gott allein zu verlassen; wenn wir also gleichzeitig auf Gott und auf die Welt setzen, dann kann unser Glaube nicht gut wachsen. Er bleibt verkümmert und klein, weil wir nie erfahren haben, dass Gott absolut verlässlich ist und genügt. Weil wir immer gleichzeitig auf Gott und, als zweites Standbein sozusagen, auch auf die Welt setzen. Zur Sicherheit, falls Gott sich doch nicht als treu erweist. Und so sind auch wir keine hell scheinenden Lichter für unsere Mitmenschen. Denn sie sehen zwar, dass wir ein bisschen auf Gott vertrauen. Sie sehen aber auch, dass wir uns ziemlich stark auf die Welt verlassen.

Auch ich habe damit zu kämpfen. In der reichen und gut versorgten Schweiz sind wir uns gewohnt, uns auf all diese Dinge zu verlassen: Geld, Besitz, Wohlstand. Das Gebet “unser tägliches Brot gib uns heute” hat mir noch nie etwas bedeutet, weil ich nicht weiss, wie es ist, um Essen zu beten, wenn man hungert.

Mein Mann und ich versuchen seit ein paar Jahren, mit weniger auszukommen, mehr zu spenden und uns damit auch mehr auf Gottes Versorgung zu verlassen. Und ich bin noch weit davon entfernt, zu vertrauen. Immer wieder frage ich mich: Ist es wirklich wahr? Wird Gott sich um mich kümmern, wenn ich mich nur noch auf Ihn verlasse? Was, wenn wir Geld weggeben und sich dann herausstellt, dass wir plötzlich zu wenig haben?

Gerade jetzt sind wir in einer Situation, wo wir Geld brauchen, das in unserem kleineren Budget nicht einberechnet ist. Haben wir doch verantwortungslos gehandelt, als wir unser Budget verkleinert haben? Werden wir jetzt als “fools” abgestempelt? Oder sehen wir gerade jetzt Gottes Versorgung und werden Ihn dafür preisen?

Ich klammere mich an den Vers, den schon viele vor uns als wahr erfahren haben:

“Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.” (Matthäus 6,33)

Es gibt zwei Gründe, warum wir unsere Götzen nicht aufgeben wollen: Weil wir sie lieben und weil wir von ihnen Hilfe erwarten. Einerseits haben wir Angst, wir könnten zu kurz kommen oder etwas Wichtiges verlieren, wenn wir uns z.B. von Besitz oder Ansehen lossagen. Andererseits verlassen wir uns auch auf diese Dinge, um unsere Versorgung sicherzustellen.

Das Loslassen von unseren Götzen ist wie ein Sprung ins Leere. Wie, wenn ich beim Abseilen den Boden unter den Füssen loslasse und vertrauen muss, dass mein Partner am Boden das Seil wirklich im Griff hat.

Aber ich bin überzeugt, dass es nicht anders geht. Wir müssen uns von unseren Götzen lossagen. Denn wenn wir das nicht tun, gleichen wir dem dritten Boden aus Matthäus 13:

“Wieder ein anderer Teil der Saat fällt ins Dornengestrüpp. Das bedeutet: Jemand hört das Wort, doch die Sorgen dieser Welt und die Verlockungen des Reichtums ersticken es, und es bleibt ohne Frucht.” (Matthäus 13,22)

Die Sorgen und die Verlockungen. Das, wovon wir uns Hilfe erhoffen und das, wovon wir uns Erfüllung versprechen.

Ich habe oft das Gefühl, dass mein Glaube wie unter einem Dornengestrüpp ist. Zugemüllt von der Welt. Überdeckt mit den Sehnsüchten nach weltlicher Erfüllung und heruntergedrückt von dem sich Festklammern an die Versorgung, die von der Welt kommt: Von unserem Wohlstand, von dem Geld, das wir auf unserem Bankkonto haben, von unserem Besitz, von unserem Platz in der Gesellschaft.

Ich will diese Dornen über mir unbedingt weghaben. Ich möchte ein Licht sein und Frucht bringen. Und ich vertraue darauf, dass Gott mein Gebet erhört und sie nach und nach wegschneidet. Er hat schon so viel davon weggeschnitten, dass ich immer mal wieder einen Blick erhaschen kann, wie es ohne Dornen über mir ist. Das ist genug, um von ganzem Herzen zu sagen: Ich will meine Götzen zerschmettern und verbrennen, und mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden!

Folge 13 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Losing Our Religion

Russell Moore über die Kirchen-Flucht in den USA. Innerhalb von zwanzig Jahren ist die Zahl von Amerikanern, die sich einer Kirche zugehörig fühlten, von 68% auf 47% gefallen.

Seine These ist überraschend: Er sagt nicht, dass die Kirche Werte predigt, welche der westlichen Welt zuwider ist. Er sagt, dass junge Menschen die Kirche verlassen, weil die Kirche eben diese “schwierigen Lehren” nicht mehr lebt!

Sein Kontext ist ein etwas anderer als unsrer: Er lebt im Bible-Belt wo Christentum mit republikanischer Politik gleichgesetzt wird. Doch ich sehe viele Parallelen zu unserer europäischen Lage. Wohl sind unsere Umstände anders, aber die Tendenz unserer Gemeinden ist ähnlich.

Ein paar Auszüge:

Während ein “Ex-Evangelikaler” in den frühen 1920er Jahren wahrscheinlich deshalb wegging, weil er die Jungfrauengeburt oder die leibliche Auferstehung für überholt und abergläubisch hielt oder weil er moralischen Freidenker attraktiver fand als den “veralteten” strengen Moralkodex seiner Vergangenheit oder weil er den erdrückenden Fesseln einer Heimatgemeinde zugunsten eines autonomen Individualismus entkommen wollte, jetzt sehen wir ein deutlich anderes - und erschütterndes - Modell eines desillusionierten Evangelikalen. Wir sehen jetzt junge Evangelikale, die sich vom Evangelikalismus abwenden, nicht weil sie nicht glauben, was die Kirche lehrt, sondern weil sie glauben, dass die Kirche selbst nicht glaubt, was die Kirche lehrt. Die vorliegende Problematik in dieser Säkularisierung ist nicht Atheismus und Hedonismus, sondern Desillusionierung und Zynismus.

Die Trends der Säkularisierung bedeuten, dass die Menschen die Kirche nicht brauchen, um sich als Amerikaner oder als gute Menschen oder sogar als “spirituell” zu sehen. […] Eine Religion, die Menschen dazu aufruft, sich von der westlichen Moderne abzuwenden, muss glaubwürdig sagen: “Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach”, und nicht: “Komm mit uns, und wir werden die Liberalen besiegen.” Letzteres kann man auf YouTube tun, und man muss nicht einmal einen Sonntagmorgen aufgeben.

Das Problem ist nun nicht, dass die Menschen denken, die Lebensweise der Kirche sei zu anspruchsvoll, zu moralisch streng, sondern dass sie zu der Ansicht gelangt sind, die Kirche glaube nicht an ihre eigenen moralischen Lehren. Das Problem ist nicht, dass sie die Vorstellung ablehnen, dass Gott irgendjemanden in die Hölle schicken könnte, sondern dass, wenn sie sehen, dass die Kirche verkehrtes Verhalten in ihren Institutionen vertuscht, sie den Beweis haben, dass die Kirche glaubt, Gott würde “unsere Art von Leuten” nicht in die Hölle schicken.

Was ist, wenn Menschen nicht aus der Kirche austreten, weil sie Jesus ablehnen, sondern weil sie die Bibel gelesen haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass die Kirche selbst Jesus ablehnen würde? Das ist eine Krise.

Wir verlieren eine Generation - nicht weil sie weltlich sind, sondern weil sie glauben, dass wir es sind. Was dies erfordert, ist kein Rebranding, sondern eine Umkehr - das heisst, wie die Bibel sagt, eine Kehrtwende. Es sind schon seltsamere Dinge passiert, und das ist gut so, denn wir werden sie brauchen.

Zum Artikel: Losing Our Religion

Ein Buch für die Generation “Glaub an dich selbst!”

Bianca Hopcraft schrieb eine lesenswerte Rezension über das Buch “Enough about me”. Ein paar Auszüge:

Sie stellt fest, dass obwohl uns Frauen in der westlichen Kultur heutzutage mehr Möglichkeiten zur Selbstentfaltung offenstehen als vielen Generationen vor uns, wir nicht glücklicher, sondern sogar deprimierter und dem Burnout näher sind als je zuvor.

Nun fragt man sich: Warum fruchtet es nicht? Warum sind Frauen trotzdem so unglücklich?

Das Problem dieser Slogans ist, dass sie uns vollkommen auf uns selbst werfen. Wir müssen uns nicht nur immer wieder selbst neue Ziele setzen, sondern auch selbst dafür sorgen sie zu erreichen, natürlich aus eigener Kraft. Doch unser Selbst ist begrenzt. Und darum können wir nicht anders als irgendwann erschöpft zusammenzubrechen.

Das eine Problem besteht darin, dass die “Du schaffst es”-Mentalität selbstfokussiert ist und nicht Christus-zentriert. Und dieser Gefahr sind auch Christen ausgesetzt:

Oshman will ebenso gestandene Christen unserer Zeit aufrütteln. Sie zeigt, dass dieses selbstzentrierte Evangelium verschiedene Formen annehmen kann, z.B. „Gott möchte vor allem, dass ich glücklich bin, er würde nie wollen, dass ich leide“ (S. 87) oder „Gott hat mich geschaffen, aber nun bin ich allein dafür verantwortlich, meine Ziele zu erreichen“ (S. 88). Oshman ruft uns dazu auf, die wahre Botschaft der Bibel immer wieder zu verinnerlichen, um solchen „Fälschungen“ nicht auf den Leim zu gehen.

Das andere Problem besteht darin, dass wir es aus eigener Kraft schaffen wollen:

Sie stellt klar: Aus eigener Kraft können wir niemals an Gott dranbleiben. Ja, aus eigener Kraft schaffen wir es noch nicht einmal, das zu wollen. Wir brauchen Gottes Geist dafür. „Gnade brachte uns zum Glauben, Gnade wird uns auch wachsen lassen“ (S. 105). Darum darf ich Gott immer wieder um Hilfe bitten. Was für eine erleichternde Botschaft!

Und nochmals zum Selbstfokus:

Jesus fordert uns tatsächlich dazu auf zu sterben, d.h. unser Selbst aufzugeben, um Sein Leben zu gewinnen (Mk 8,34–35). Und das Umwerfende ist, dass wir genau darin – in diesem Paradoxon – die bleibende Freude erfahren, nach der wir uns so sehnen. Oshman macht deutlich, dass es hierbei keine 0815-Formel gibt, wie dieses Sterben konkret für jeden von uns aussieht. Es gibt verschiedene Dinge, die Gott von uns abverlangen mag. Unverändert bleibt die Zusage, dass wir wahre Freude finden werden, wenn wir Jesus gehorchen (Joh 15,11) und unser Gottesbild dabei wächst.

Zum Artikel: Enough about Me

Bitte bleib

Zum Schluss ein Aufruf von Kristin, der Gemeinde treu zu bleiben. Letzte Woche habe ich ebenfalls dazu aufgerufen, die Lokalgemeinde nicht zu verlassen.

Kristin macht das auf eine sehr poetische und ansprechende Art:

Mein Mann ist Pastor, und an den meisten Sonntagen, nachdem er gepredigt hat und wir nach hinten gehen, um die Leute zu begrüssen, flüstere ich: tolle Botschaft. Und dann drehen wir uns um, um uns mit unserer Gemeinde zu unterhalten, während sie den Gottesdienstsaal verlässt.

Was ich wirklich mit “grossartige Botschaft” meine, ist Folgendes: Deine Worte haben mich heute zutiefst gekränkt. Als du gepredigt hast, wurde mir bewusst, wie oft ich sündige, und dann, als du deine Aussage mit Bibelstellen belegtest, wurde mein Herz durchbohrt. Ich machte mir Notizen und entschuldigte mich bei Gott und bat ihn, mir zu helfen, Busse zu tun, zu gehorchen und mich an ihm zu erfreuen. Als ich meine Sünden bekannte, erweichte Gott mein Herz und öffnete meine Ohren, um seine Wahrheit zu hören. Obwohl ich während dem Gottesdienst besorgt war über dieses und verärgert über jenes, habe ich nun anderthalb Stunden auf dem Operationstisch des grossen Chirurgen verbracht und bin mehr von meiner eigenen Sünde überwältigt als davon, meinen eigenen Willen zu bekommen. Ich habe entdeckt, dass es nur eine Sache gibt, die durch meine Reue zerstört wird, und das ist mein Stolz.

Bitte bleib. Bleib in deiner bibelpredigenden Gemeinde mit unvollkommenen Menschen, unvollkommenen Pastoren und unvollkommenen Lehrern. Bleibe und verpflichte dich, Gottes Wort in deinem Herzen zu verstecken, jeden Tag zu lesen und zu meditieren. Bleibe und tue demütig Busse über deine eigenen Sünden. Bleibe und bete für andere. Bleibe und diene. Bleibe und sprich ein freundliches Wort. Bleibe und konfrontiere eine schwerwiegende Sünde. Bleibe und werde konfrontiert. Bleibe und vergebe.

Bleib und sein die Gemeinde, ohne die Gemeinde zu besitzen, denn die Gemeinde gehört Gott. Bleib und lass dich verändern.

Zum Artikel: Please Stay

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