Die Bekehrung von Philipp Mickenbecker (aus 'Meine Real Life Story')

Als Abschluss meiner Reihe über die “Real Life Guys” die Bekehrungsgeschichte von Philipp Mickenbecker.

Was mir an Bekehrungs-Geschichten gefällt: Sie machen Gottes Handeln sichtbar. Im Nachhinein. Durch verschiedene Menschen und Umstände. So war das auch bei mir. Im Moment verstand ich nicht, was gerade mit mir passiert, erst im Nachhinein begriff ich es. Und auch bei mir war es so, dass Gott durch verschiedenste Menschen und Umstände die Bekehrung orchestrierte. Es ist der Moment, wo Gott aus dem Nichts den Glauben eines Menschen formt. Jedes Mal faszinierend.

Nein, es ist nicht so, dass eine Bekehrung die Folge einer einzigen Predigt herauskommt. Oder aus dem Lesen des einen Buches. Ich mag es, wie es Chesterton ausdrückt:

Von einer Weltanschauung überzeugen lässt man sich nicht durch vier Bücher, sondern durch ein Buch, eine Schlacht, eine Landschaft und einen alten Freund.
(Aus Chesterton: Orthodoxie)

So war es auch bei Philipp Mickenbecker…


Die folgenden Zitate sind aus dem Buch “Meine Real Life Story: Und die Sache mit Gott”, zu dem ich hier eine Zusammenfassung/Rezension geschrieben habe.


Philipp war ein “ganz normaler Junge”, der gerne Spass hatte. Bis er Krebs kriegte und sich daraufhin auf die Suche nach Gott begab. Seine Eltern waren Christen. Er wollte gerne an Gott glauben, aber er konnte es nicht.

Da hatte er ein Gespräch mit Anna, einer gleichaltrigen Freundin, die bereits Christ war:

Anna war der Meinung, dass man Gott wirklich erleben kann und dass man seinen Willen erfahren kann. Sie hätte das selbst schon oft erlebt, wenn sie wichtige Entscheidungen treffen musste, sagte sie, und diese Erfahrungen waren auf jeden Fall eine Grundlage für ihren Glauben. Sie redete mit Gott und er redete mit ihr. Vor allem durch die Bibel. Irgendwie hatte ich das ja auch so erlebt. Dass “Zufälle” passieren, wenn man betet, die eben nicht passieren, wenn man nicht betet. Trotzdem glaube ich, dass ich jeden anderen Menschen da nicht wirklich ernst genommen hätte. Aber da ich Annas Familie kannte und wusste, dass ihre Eltern genau zu diesen überdrehten Christen gehören, die mich vom Glauben abhalten, konnte ich nicht verstehen, wie sie trotzdem noch an Gott glauben konnte. Dass es einen liebenden, allmächtigen Gott gibt, der wirklich da ist und mit dem man leben kann. Diese Hoffnung und Zuversicht, die sie ausgestrahlt hat, hat mich wirklich beeindruckt.

Hier schien es mir nicht so, dass jemand durch eine Brille schaut, die blind und traurig macht, den ganzen Spass im Leben ausblendet und die Menschen ein langweiliges Leben leben lässt. Anna schien jemand zu sein, der für ein Vorbild halbwegs passen würde. Ein Vorbild, das ich schon so lange gesucht hatte.

Sie erklärte mir, dass Gott anders denkt als wir. Aber immer grösser. Dass Gottes Wege höher sind als unsere, so steht es doch in der Bibel. Mit jedem Gespräch erweiterte sich mein Denken ein bisschen mehr.

Aber noch immer konnte er nicht an Gott glauben. Denn er hatte jetzt zwar den Glauben von Anna gesehen, doch selbst erlebt hat er Gott noch nicht. Das änderte sich, als er, zum zweiten Mal an Brustkrebs erkrankt, in der Klinik war. Er war sehr schwach und durfte nicht nach draussen gehen. Aber er hielt es in der grauen Klinik nicht mehr aus:

Ich wollte mich etwas bewegen. Am liebsten den Sonnenuntergang vom Berg aus anschauen, wie auch schon in den letzten Tagen. Dazu musste ich nur ein paar Hundert Meter weit gehen. Ich durfte das Krankenhauszimmer eigentlich nicht verlassen, aber das hat diesen Drang, raus in die Freiheit zu gehen, nur noch verstärkt.

[Ich lief einen Hügel hoch], doch nach einer Weile ging mir komplett die Kraft aus. Ich brauchte eine Pause, ich musste mich dringend hinsetzen oder besser noch, hinlegen. In der Nähe sah ich diese Kirche, an der ich schon ein paar Mal vorbeigelaufen war. Erst jetzt entdeckte ich einen kleinen Weg, der zu ihr hoch führte. Irgendwas hat mich da hingezogen.
Aber eine grosse alte Stahltür hat den Weg versperrt. Tja - genau so ging es mir ja auch sonst: als sei da eine undurchdringbare Tür zwischen mir und Gott. So eine Mauer, über die man nicht schauen kann. Es gab wahrscheinlich Menschen, die den Schlüssel zu dieser Tür hatten, und wenn sie erst dahinter waren, konnten sie alles in völliger Klarheit sehen. Dann konnten sie Gott sehen und erleben. Aber ich konnte das eben nicht, genau so wenig, wie ich jetzt durch diese Tür schauen konnte.
Ich habe mich zu diesem Tor geschleppt und daran gerüttelt. Ich hatte auch gar keine andere Wahl, ich fühlte mich so, als könnte ich jeden Moment zusammenbrechen oder sogar einfach tot umfallen, und ich musste mich an irgendwas festhalten. Es sah zwar absolut nicht danach aus, aber das Tor ging auf! Man brauchte gar keinen Schlüssel, das Tor war offen, der Weg war frei!
Ich konnte auf jeden Fall sicher sein, dass ich da allein war. Niemand sonst würde auf die Idee kommen, durch dieses alte Tor hoch zu dieser Kirche zu laufen. Die Kirche selbst war auch tatsächlich abgeschlossen. Aber davor stand eine Bank. Es war draußen schon etwas kühl geworden, aber nicht zu kühl, es war ein schöner Abend. Ich hab mich auf die Bank gelegt und erst mal die Augen zugemacht. Es kam mir nicht unwahrscheinlich vor, dass es jetzt jeden Moment vorbei sein könnte mit mir.

Da lag ich also vor einer Kirche auf der Bank und hab gedacht: Warum kannst du, Gott, nicht mal kurz zu mir sprechen, wenn du das früher doch immer gemacht hast? Warum versteckst du dich so? Bist du nicht derselbe wie vor tausend Jahren?
Und da machte ich die Augen auf. Über mir war der blaue Himmel, bald würde er wieder in den verschiedensten Farben leuchten. Konnte sich Gott mir jetzt nicht zeigen? Einmal diese Wolken beiseiteschieben, diese Tür aufmachen und mir Hallo sagen?
In diesem Moment fiel mein Blick auf den Schriftzug, der direkt über mir, über der Tür von der Kirche angebracht war. Vorher war er mir nicht aufgefallen, obwohl er echt gross und unübersehbar war. In einem Rahmen stand ein Bibelvers: “Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit”. Oder stand da sogar: “Ich bin derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit”?

In diesem Moment fühlte es sich für mich so an, als würde Gott gerade zu mir herunterschauen, mich auf der Bank liegen sehen, meine Frage gehört haben und zu mir sagen: “Hallo, ich hab dich gehört und ja, ich bin immer noch derselbe. Du musst nur mal hinhören, wenn ich mit dir rede. Du musst einfach mal hinschauen, wenn ich mich dir zeige. Du musst mich auch sehen wollen!”
Es war, als ob ein Schleier von meinen Augen weggezogen wurde. Ich musste echt lachen vor Freude und hab zu Gott gesagt, dass es mir wirklich leidtut, dass ich ihn so lange ausgeblendet habe, ihn vielleicht einfach nicht sehen wollte. Das vergesse ich nie. Das war so ein übernatürliches Gefühl. Beschreiben kann ich’s aber auch nicht. Das kann man niemandem erklären, der es nicht selbst erlebt hat. Das ist wie der Geruch von frisch gemähtem Gras, den kann man auch nicht beschreiben, wenn man ihn noch nie gerochen hat. Vielleicht kommen die Schmetterlinge im Bauch, wenn man frisch verliebt ist, diesem Gefühl am nächsten. Das Gefühl unendlicher, bedingungsloser Liebe. So eine Liebe kannte ich bisher nicht. Nein, bei Menschen wird immer eine gewisse Angst mitspielen, nicht mehr geliebt zu werden. Ein Mensch wird einem auch nie hundertprozentige, bedingungslose Liebe entgegenbringen können. Was war das für ein Gott, der mich immer noch liebte, nachdem ich so oft weggelaufen war? Und warum konnte ich diese Liebe auf einmal fühlen?

Zurück im Krankenhaus hatte sich das Gefühl wieder verzogen und Philipp begann an seinem Verstand zu zweifeln. Da sah er, dass ihm jemand, als er weg war, eine Nachricht auf sein Smartphone geschickt hat. Ein Freund, mit dem er schon seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Es war dieses Video:

Dieses Video hatte ihn dann noch ganz überzeugt:

Eins hab ich da nochmals gemerkt: Glaube bleibt eben doch Glaube. Deshalb heisst es auch glauben und nicht wissen. Für mich war es jetzt trotzdem klar. Ich wollte glauben, egal, was kommt. Durch diese ganzen Zufälle, die insgesamt auf einmal Sinn gemacht haben, hatte ich fast das Gefühl, dass es sogar ein bisschen Wissen war und nicht nur Glaube. Ich wollte - und KONNTE - jetzt glauben. Obwohl kein Feuer vom Himmel gefallen war. Noch nicht.

Das mit dem Feuer vom Himmel war eine Sache, die er sich schon lange von Gott gewünscht hatte. Weil Gott könnte doch einfach Feuer vom Himmel regnen lassen und dann würde alles klar sein. Aber Gott handelte nicht so, wie Philipp Mickenbecker es wollte. Er erschuf in ihm den Glauben auf eine andere Art.

Doch Gott, in seiner humorvollen Art, hat das mit dem Feuer vom Himmel dann doch noch wahr gemacht, allerdings erst, nachdem Philipp zum Glauben gekommen war. Dies ging so: Einige Zeit später, als er wieder zu Hause bei seinen Eltern war, hat er zu Gott gebetet und für seine Bekehrung gedankt:

“Danke, dass du da bist und mich hörst und zu mir sprechen kannst. Auch wenn ich manchmal gerne wollte, dass du Feuer vom Himmel fallen lässt, damit ich dich so richtig erkenne, weiss ich jetzt auch so, dass du da bist. Danke, dass ich jetzt an dich glauben kann beziehungsweise, dass dieses Glauben sogar schon irgendwie ein Wissen ist. Danke dafür. Du brauchst jetzt auch kein Feuer mehr vom Himmel fallen lassen, um dich mir zu beweisen. Und ich glaube definitiv, dass du es könntest, wenn du es wolltest.”

Ich kniete also vor meinem Bett, oben in der Dachgeschosswohnung meiner Eltern, draussen war es dunkel und still. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Gott da war, dass er mir gerade zugehört hat und bei mir ist. Ich hatte eine Gänsehaut und wieder dieses Gefühl seiner unendlichen Liebe. Das ist mir seitdem öfters so gegangen, dass ich spüre, ich rede gerade nicht mit der Zimmerdecke, sondern mit diesem Gott, der mich gemacht hat und der mich kennt und dem, was an mir liegt.

Ihr werdet mir das jetzt nicht glauben, und ich würde es auch keinem glauben, der mir sowas erzählen würde. Und jetzt gerade habe ich auch wieder eine Gänsehaut, während ich daran denke, während ich diese Worte aufschreibe. Genau in diesem Moment, als ich sagte, dass Gott jetzt kein Feuer mehr vom Himmel fallen lassen müsse … ist es passiert.

Es ist wirklich Feuer vom Himmel gefallen!

Genau in diesem Moment, als ich diesen Satz ausgesprochen habe, hat es draussen Feuer vom Himmel geregnet. Nein, das sah nicht einfach nur so aus. Ich schlafe hier oben unterm Dach, und genau vor meinem Fenster, vielleicht in 10 Metern Höhe, sind direkt vor meiner Scheibe Funken runtergeregnet. Dann hat es einen lauten Schlag gegeben und noch mehr Feuer ist vom Himmel gefallen.
Ich sass vor meinem Bett und war wie gelähmt. Ich wäre fast gestorben bei diesem Anblick, bei diesem unglaublichen Gefühl, dass Gott mich gerade ernsthaft erhört hat! Es war einfach nur unbeschreiblich.
Ich bin aufgestanden und zum Fenster gegangen. Ist das dein Ernst, Gott?! Genau jetzt, genau da, wo ich sage, dass es nicht mehr nötig ist, fällt dieses Feuer vom Himmel? Der Weg zum Fenster kam mir unendlich lang vor. Ist das gerade die Realität? Ist das gerade ernsthaft passiert? Bilde ich mir das gerade alles nur ein? Was passiert da bitte?
Die Antwort war ganz einfach: Irgendjemand hatte genau in dieser Sekunde genau vor unserem Haus eine von diesen Raketen gezündet, die regenartig ihre Feuerschlangen vom Himmel warf. Ich weiss bis heute nicht, wer das war und warum jemand das getan haben sollte. Ich hab sowas bis dahin nicht erlebt und auch danach nicht mehr. Dass jemand bei uns im alten Ortskern, in der ruhigsten Ecke, mitten im Jahr Raketen abfeuert. Genau vor meinem Fenster! Wenn jemand hier Feuerwerk abfackelt, dann sind normalerweise wir das und nicht unsere Nachbarn, erst recht nicht vor unserem Haus.

Ab jetzt war die Sache für ihn klar. Er liess sich taufen und hat angefangen, in seinen Youtube-Videos von seinem Glauben zu stehen. Schliesslich gehört Gott zum “Real Life”, ja war sogar noch realer als “The Real Life”.

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