Lesenswichtig, 25. April

Folge 14 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Heute mit zwei Podcastfolgen. Ich wollte die heutige Folge schon “Losenswichtig” nennen, frei nach dem schweizerdeutschen Wort “lose” für hören - aber ich spare mir das für ein anderes Mal auf.

Gelten die alttestamentlichen Verheissungen des Wohlstands für Gottes Volk noch heute?

Randy Alcorn fragt sich, wieso im alten Testament Wohlstand ein Zeichen von Gottes Segen war und im Neuen Testament davor gewarnt wird. Ein paar Auszüge:

Jesus, der nicht einmal einen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, und der nichts besass als ein Gewand und Sandalen (Matthäus 8,20), lebte eindeutig kein Leben, das auf Geld und Besitz ausgerichtet war. Sicherlich ist das auch nicht das, was Er für uns will.
Wie können wir also den scheinbaren Widerspruch zwischen den Worten und dem Lebensstil von Jesus und den Aposteln und den alttestamentlichen Wohlstandspassagen erklären?

Sind materieller Reichtum, Leistung, Ruhm, Sieg oder Erfolg zuverlässige Indikatoren für Gottes Belohnung oder Zustimmung? Wenn ja, dann ist Er ein böser Gott, denn die Geschichte ist voll von erfolgreichen Wahnsinnigen und wohlhabenden Despoten. War Gott auf der Seite von Hitler, Stalin, Mao und anderen wohlhabenden Schlächtern der Geschichte während ihres Aufstiegs zur Macht und auf dem Höhepunkt ihrer Regime, als sie von materiellem Reichtum umgeben waren? Ist Gott auch auf der Seite von reichen Sektierern, unehrlichen Geschäftsleuten und unmoralischen Entertainern? Wenn Reichtum ein verlässliches Zeichen für Gottes Zustimmung ist und Mangel an Reichtum seine Missbilligung zeigt, dann standen Jesus und Paulus auf Gottes schwarzer Liste, und Drogendealer und Veruntreuer sind sein Augapfel.

Warum diese Ungleichheit? Weil Gott entschlossen war, dass die Heiligen des Neuen Testaments verstehen sollten, dass ihre Heimat in einer anderen Welt ist. Kein Buch demonstriert besser die Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament und die beiden Welten, auf die sie sich beziehen, als das Buch Hebräer. Vom Neuen Bund wird gesagt, dass er “auf bessere Verheissungen gegründet” ist als der Alte (Hebräer 8,6). Das Alte Testament ist Kopie, Modell und Schatten. Dementsprechend sollen die materiellen Segnungen, die den alttestamentlichen Heiligen versprochen wurden, uns an unsere zukünftigen himmlischen Segnungen erinnern - aber sie sollen sie niemals ersetzen. Der neue Bund bringt nicht das zeitliche Erbe, das Israel versprochen wurde, sondern ein ewiges Erbe (Hebräer 9,15).
Wir opfern keine Tiere mehr, denn das Lamm Gottes ist gekommen. Wir beten nicht mehr in einem Tempel an, weil wir selbst Tempel von Gottes Heiligem Geist sind. Wir gehen nicht mehr zu einem Priester, denn Christus ist unser Hohepriester, und wir selbst sind eine gläubige Priesterschaft. Wir schauen nicht mehr auf materiellen Reichtum, denn der geistliche Reichtum ist unser in Christus.

Der Effekt der Wohlstandstheologie ist es, den “Himmel auf Erden” zu fördern. Aber vor der Wiederkunft Christi kann es keinen Himmel auf Erden geben. Wenn die Erde zu unserem Himmel wird - wenn wir Gottes Segen als etwas Unmittelbares und Zeitliches sehen - verlieren wir aus den Augen, wer wir sind, warum wir hier sind und was uns jenseits des Horizonts dieser Welt erwartet.

Zum Artikel: Do the Old Testament Promises of Prosperity Apply to God’s People Today?

Wie kann ich so produktiv sein wie Russell Moore?

Russell Moore beantwortet folgende Frage eines Lesers:

Ich bin immer wieder erstaunt, wie produktiv du zu sein scheinst. Ich sehe die Ergebnisse deiner Arbeit in Form von Podcasts, Artikeln, Reviews, etc. Aber ich bin neugierig auf die Inputs. Wie schaffst du es, dich mit dem kulturellen Geschehen zu befassen und dabei für dich selbst zu sorgen, spirituell, physisch und emotional, mit deiner Familie präsent zu sein und das alles mit Freude zu tun, ohne auszubrennen?

Russells schickte Folgendes Voraus:

Die Arbeit, die ich in Bezug auf das Schreiben tue, ist die Art und Weise, wie ich das verarbeite, was ich denke oder fühle, und du wirst vielleicht sogar bemerken, dass … alle Bücher, die ich geschrieben habe, alle aus irgendeinem Thema in meinem Leben entstanden sind.

Er beantwortete nicht die Frage “wie schaffe ich es, produktiv zu sein”, sondern: “was hält mich ab, produktiv zu sein”. Seine Antworten sind sehr persönlich, doch in vielem sehe ich mich selbst und fühlte mich angesprochen. Seine Antworten gebe ich hier nur paraphrasiert wieder für die Details bitte seine Podcast-Folge hören.

Also: Was hält Russell Moore ab, produktiv zu sein?

  1. Warten auf Inspiration: Auf Inspiration warten funktioniert nicht. Deadlines sind aber gut (für Russell ist das sein Montag-Morgen-Newsletter). Die Inspiration kommt normalerweise erst, nachdem du angefangen hast zu schreiben.
  2. Perfektionismus: Was ihn davon abhält, überhaupt mit Schreiben anzufangen: Das Warten, bis das Konzept im Kopf ausgereift ist. Bis das Thema durchleuchtet ist. Seth Godin erklärt das gut: Das Wesen des Perfektionismus ist “sich zu verstecken”. «Perfektionismus ist kein hoher Anspruch. Was es ist, ist, dass es im Voraus jede mögliche Kritik an etwas beantworten muss. Und was [Seth Godin] sagt, ist, dass das unmöglich ist, aus vielen Gründen». Das Tolle am Schreiben findet in der Interaktion statt. Du verschickst das Werk und interagierst dann mit den Menschen, für die du es geschaffen hast.
  3. Adrenalin: Sorgen, Ängste oder Stress können dich vom Kreativen, Intellektuellen oder Fantasievollen in das limbische System treiben. In dieser Situation kann es sein, dass du dir zu viel Druck auferlegst. Du musst in einer Art spielerischen Geisteshaltung sein. Und das kann nur geschehen, wenn du nicht unter Druck stehst.
  4. Unterbrechungen. Wenn du in einem Gedankenfluss bist und du Unterbrechungen hast, passieren zwei Dinge: Deine Fähigkeit, etwas zu erledigen, wird unterbrochen, und du wirst genervt.
  5. Isolationen: Du weisst oft nicht, was du über etwas fühlst oder denkst, bis du es sagst. Gespräche beflügeln die Kreativität. Russell erzählt von einer Zusammenkunft, aus der er mit Ideen herauskam, die Stoff für ein Monatsprojekt waren, einfach wegen der Dinge, über die er in Gesprächen angeregt wurde.
  6. Angeberei: Auf Englisch gibt es das “Impostor Syndrome”, auf Deutsch gibt es keine gute Übersetzung dafür. Fast jeder, den Russell gekannt hat, der kein Impostor war, hatte ein Imposter Syndrome. Er hat einige Leute gekannt, die immer das Gefühl hatten, dass sie mehr als kompetent für alles waren, was sie taten. Das waren die Leute, die tatsächlich Impostors waren. Er erzählt dann eine [Geschichte über Neil Gaimans Impostorsyndrom] (https://journal.neilgaiman.com/2017/05/the-neil-story-with-additional-footnote.html).
  7. Überlastung: Die Produktivität neigt dazu zu leiden, wenn du zu viele Verpflichtungen hast, die nicht im primären Bereich deiner Begabung liegen. Der Input, den du in deinem Leben durch Artikel, Podcasts, etc. hast, wird nur dann produktiv, wenn du Zeit hast, ihn zu verarbeiten und zu verdauen. Ich muss in unstrukturierter Zeit arbeiten, z.B. spazieren gehen, trainieren, etc. Für Russell sind es Zeiten im Auto, die ihn zum Nachdenken anregen.

Zum Artikel: Question & Ethics: How am I so productive?

Wie sollten wir auf christliche Verschwörungstheorien reagieren?

John Piper beantwortet folgende Frage einer Leserin:

Ich habe einen Freund, der überzeugt ist, dass die neuen COVID-19-Impfstoffe “das Zeichen des Tieres” sind. Jeder, der geimpft wird, wird dem Satan übergeben und ist damit für immer verloren, nach der Offenbarung. Dies überzeugt mich überhaupt nicht. Aber wie würden Sie auf Christen reagieren, die zu dieser Art von geistlichen Verschwörungstheorien ergeben sind?

Ein paar Auszüge aus Pipers Antwort:

Was ich im Laufe der Jahre gesehen habe, ist, dass es eine bestimmte Art von Persönlichkeit - wir könnten auch es eine bestimmte Art von geistlichem Zustand nennen - die unfähig zu sein scheint, sich zutiefst auf die grossen, zentralen, herrlichen Realitäten des christlichen Glaubens einzulassen. … Sie stehen immer am Seitenrand.

Nun, ich würde sagen, das ist eine geistliche Krankheit, und unsere Reaktion darauf sollte meiner Meinung nach darin bestehen, dass wir persönlich, in der Beziehung und im Gebet ständig unser Bestes tun, um die Aufmerksamkeit dieser Person auf die grossen zentralen Realitäten des christlichen Glaubens zu lenken, die das Herzstück dessen sind, was Gott in Jesus Christus tut.

Hier ist also ein Bild, das es vielleicht erfasst. Die richtige Ordnung unserer Gedanken über die Realität kommt von einer richtigen Sichtweise, einer richtigen Wertschätzung von Gott und Christus und der Erlösung im Zentrum all unserer anderen Gedanken. Das Bild ist wie ein Sonnensystem. Die Sonne steht im Zentrum des Sonnensystems, und wenn die Sonne im Mittelpunkt steht, kreisen die Planeten alle sicher und schön an ihrem richtigen Platz. Das ist ein Bild von Gott im Zentrum, und alle unsere Gedanken nehmen ihren rechtmässigen Platz ein.

Aber was passiert, wenn die Sonne verschoben wird und der Planet Mars das Zentrum wird? Was passiert, ist, dass, wenn Sie versuchen, die Bahnen der Planeten zu zeichnen, wenn Sie versuchen, die anderen Realitäten in Ihrem Leben zu verstehen, wenn Gott durch Mars als Zentrum ersetzt wurde, die Dinge erschreckend chaotisch aussehen; sie sind nicht mehr in Ordnung, und sicherlich wird Merkur in und die Erde kollidieren. So ist es. Sehen Sie sich nur diese Umlaufbahn an.

Denn von ihrem Standpunkt aus, mit dem Mars an der Stelle der Sonne, ist es. “Sehen Sie nur: Da ist es. Ich habe es auf Papier gezeichnet. Es wird geschehen.”
Unser ganzes Bemühen, so scheint mir, muss darin bestehen, durch Gebet und Lehre zu versuchen, ein gottzentriertes Universum des Denkens in ihrem Geist und ein gottzentriertes Sonnensystem wohlgeordneter Zuneigung zu Gott und seinen zentralen biblischen Realitäten wiederzuerwecken.

Zum Artikel: How Should We Respond to Christian Conspiracy Theories?

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