#Besitz

Folge 14 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Heute mit zwei Podcastfolgen. Ich wollte die heutige Folge schon “Losenswichtig” nennen, frei nach dem schweizerdeutschen Wort “lose” für hören - aber ich spare mir das für ein anderes Mal auf.

Gelten die alttestamentlichen Verheissungen des Wohlstands für Gottes Volk noch heute?

Randy Alcorn fragt sich, wieso im alten Testament Wohlstand ein Zeichen von Gottes Segen war und im Neuen Testament davor gewarnt wird. Ein paar Auszüge:

Jesus, der nicht einmal einen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, und der nichts besass als ein Gewand und Sandalen (Matthäus 8,20), lebte eindeutig kein Leben, das auf Geld und Besitz ausgerichtet war. Sicherlich ist das auch nicht das, was Er für uns will.
Wie können wir also den scheinbaren Widerspruch zwischen den Worten und dem Lebensstil von Jesus und den Aposteln und den alttestamentlichen Wohlstandspassagen erklären?

Sind materieller Reichtum, Leistung, Ruhm, Sieg oder Erfolg zuverlässige Indikatoren für Gottes Belohnung oder Zustimmung? Wenn ja, dann ist Er ein böser Gott, denn die Geschichte ist voll von erfolgreichen Wahnsinnigen und wohlhabenden Despoten. War Gott auf der Seite von Hitler, Stalin, Mao und anderen wohlhabenden Schlächtern der Geschichte während ihres Aufstiegs zur Macht und auf dem Höhepunkt ihrer Regime, als sie von materiellem Reichtum umgeben waren? Ist Gott auch auf der Seite von reichen Sektierern, unehrlichen Geschäftsleuten und unmoralischen Entertainern? Wenn Reichtum ein verlässliches Zeichen für Gottes Zustimmung ist und Mangel an Reichtum seine Missbilligung zeigt, dann standen Jesus und Paulus auf Gottes schwarzer Liste, und Drogendealer und Veruntreuer sind sein Augapfel.

Warum diese Ungleichheit? Weil Gott entschlossen war, dass die Heiligen des Neuen Testaments verstehen sollten, dass ihre Heimat in einer anderen Welt ist. Kein Buch demonstriert besser die Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament und die beiden Welten, auf die sie sich beziehen, als das Buch Hebräer. Vom Neuen Bund wird gesagt, dass er “auf bessere Verheissungen gegründet” ist als der Alte (Hebräer 8,6). Das Alte Testament ist Kopie, Modell und Schatten. Dementsprechend sollen die materiellen Segnungen, die den alttestamentlichen Heiligen versprochen wurden, uns an unsere zukünftigen himmlischen Segnungen erinnern - aber sie sollen sie niemals ersetzen. Der neue Bund bringt nicht das zeitliche Erbe, das Israel versprochen wurde, sondern ein ewiges Erbe (Hebräer 9,15).
Wir opfern keine Tiere mehr, denn das Lamm Gottes ist gekommen. Wir beten nicht mehr in einem Tempel an, weil wir selbst Tempel von Gottes Heiligem Geist sind. Wir gehen nicht mehr zu einem Priester, denn Christus ist unser Hohepriester, und wir selbst sind eine gläubige Priesterschaft. Wir schauen nicht mehr auf materiellen Reichtum, denn der geistliche Reichtum ist unser in Christus.

Der Effekt der Wohlstandstheologie ist es, den “Himmel auf Erden” zu fördern. Aber vor der Wiederkunft Christi kann es keinen Himmel auf Erden geben. Wenn die Erde zu unserem Himmel wird - wenn wir Gottes Segen als etwas Unmittelbares und Zeitliches sehen - verlieren wir aus den Augen, wer wir sind, warum wir hier sind und was uns jenseits des Horizonts dieser Welt erwartet.

Zum Artikel: Do the Old Testament Promises of Prosperity Apply to God’s People Today?

Wie kann ich so produktiv sein wie Russell Moore?

Russell Moore beantwortet folgende Frage eines Lesers:

Ich bin immer wieder erstaunt, wie produktiv du zu sein scheinst. Ich sehe die Ergebnisse deiner Arbeit in Form von Podcasts, Artikeln, Reviews, etc. Aber ich bin neugierig auf die Inputs. Wie schaffst du es, dich mit dem kulturellen Geschehen zu befassen und dabei für dich selbst zu sorgen, spirituell, physisch und emotional, mit deiner Familie präsent zu sein und das alles mit Freude zu tun, ohne auszubrennen?

Russells schickte Folgendes Voraus:

Die Arbeit, die ich in Bezug auf das Schreiben tue, ist die Art und Weise, wie ich das verarbeite, was ich denke oder fühle, und du wirst vielleicht sogar bemerken, dass … alle Bücher, die ich geschrieben habe, alle aus irgendeinem Thema in meinem Leben entstanden sind.

Er beantwortete nicht die Frage “wie schaffe ich es, produktiv zu sein”, sondern: “was hält mich ab, produktiv zu sein”. Seine Antworten sind sehr persönlich, doch in vielem sehe ich mich selbst und fühlte mich angesprochen. Seine Antworten gebe ich hier nur paraphrasiert wieder für die Details bitte seine Podcast-Folge hören.

Also: Was hält Russell Moore ab, produktiv zu sein?

  1. Warten auf Inspiration: Auf Inspiration warten funktioniert nicht. Deadlines sind aber gut (für Russell ist das sein Montag-Morgen-Newsletter). Die Inspiration kommt normalerweise erst, nachdem du angefangen hast zu schreiben.
  2. Perfektionismus: Was ihn davon abhält, überhaupt mit Schreiben anzufangen: Das Warten, bis das Konzept im Kopf ausgereift ist. Bis das Thema durchleuchtet ist. Seth Godin erklärt das gut: Das Wesen des Perfektionismus ist “sich zu verstecken”. «Perfektionismus ist kein hoher Anspruch. Was es ist, ist, dass es im Voraus jede mögliche Kritik an etwas beantworten muss. Und was [Seth Godin] sagt, ist, dass das unmöglich ist, aus vielen Gründen». Das Tolle am Schreiben findet in der Interaktion statt. Du verschickst das Werk und interagierst dann mit den Menschen, für die du es geschaffen hast.
  3. Adrenalin: Sorgen, Ängste oder Stress können dich vom Kreativen, Intellektuellen oder Fantasievollen in das limbische System treiben. In dieser Situation kann es sein, dass du dir zu viel Druck auferlegst. Du musst in einer Art spielerischen Geisteshaltung sein. Und das kann nur geschehen, wenn du nicht unter Druck stehst.
  4. Unterbrechungen. Wenn du in einem Gedankenfluss bist und du Unterbrechungen hast, passieren zwei Dinge: Deine Fähigkeit, etwas zu erledigen, wird unterbrochen, und du wirst genervt.
  5. Isolationen: Du weisst oft nicht, was du über etwas fühlst oder denkst, bis du es sagst. Gespräche beflügeln die Kreativität. Russell erzählt von einer Zusammenkunft, aus der er mit Ideen herauskam, die Stoff für ein Monatsprojekt waren, einfach wegen der Dinge, über die er in Gesprächen angeregt wurde.
  6. Angeberei: Auf Englisch gibt es das “Impostor Syndrome”, auf Deutsch gibt es keine gute Übersetzung dafür. Fast jeder, den Russell gekannt hat, der kein Impostor war, hatte ein Imposter Syndrome. Er hat einige Leute gekannt, die immer das Gefühl hatten, dass sie mehr als kompetent für alles waren, was sie taten. Das waren die Leute, die tatsächlich Impostors waren. Er erzählt dann eine [Geschichte über Neil Gaimans Impostorsyndrom] (https://journal.neilgaiman.com/2017/05/the-neil-story-with-additional-footnote.html).
  7. Überlastung: Die Produktivität neigt dazu zu leiden, wenn du zu viele Verpflichtungen hast, die nicht im primären Bereich deiner Begabung liegen. Der Input, den du in deinem Leben durch Artikel, Podcasts, etc. hast, wird nur dann produktiv, wenn du Zeit hast, ihn zu verarbeiten und zu verdauen. Ich muss in unstrukturierter Zeit arbeiten, z.B. spazieren gehen, trainieren, etc. Für Russell sind es Zeiten im Auto, die ihn zum Nachdenken anregen.

Zum Artikel: Question & Ethics: How am I so productive?

Wie sollten wir auf christliche Verschwörungstheorien reagieren?

John Piper beantwortet folgende Frage einer Leserin:

Ich habe einen Freund, der überzeugt ist, dass die neuen COVID-19-Impfstoffe “das Zeichen des Tieres” sind. Jeder, der geimpft wird, wird dem Satan übergeben und ist damit für immer verloren, nach der Offenbarung. Dies überzeugt mich überhaupt nicht. Aber wie würden Sie auf Christen reagieren, die zu dieser Art von geistlichen Verschwörungstheorien ergeben sind?

Ein paar Auszüge aus Pipers Antwort:

Was ich im Laufe der Jahre gesehen habe, ist, dass es eine bestimmte Art von Persönlichkeit - wir könnten auch es eine bestimmte Art von geistlichem Zustand nennen - die unfähig zu sein scheint, sich zutiefst auf die grossen, zentralen, herrlichen Realitäten des christlichen Glaubens einzulassen. … Sie stehen immer am Seitenrand.

Nun, ich würde sagen, das ist eine geistliche Krankheit, und unsere Reaktion darauf sollte meiner Meinung nach darin bestehen, dass wir persönlich, in der Beziehung und im Gebet ständig unser Bestes tun, um die Aufmerksamkeit dieser Person auf die grossen zentralen Realitäten des christlichen Glaubens zu lenken, die das Herzstück dessen sind, was Gott in Jesus Christus tut.

Hier ist also ein Bild, das es vielleicht erfasst. Die richtige Ordnung unserer Gedanken über die Realität kommt von einer richtigen Sichtweise, einer richtigen Wertschätzung von Gott und Christus und der Erlösung im Zentrum all unserer anderen Gedanken. Das Bild ist wie ein Sonnensystem. Die Sonne steht im Zentrum des Sonnensystems, und wenn die Sonne im Mittelpunkt steht, kreisen die Planeten alle sicher und schön an ihrem richtigen Platz. Das ist ein Bild von Gott im Zentrum, und alle unsere Gedanken nehmen ihren rechtmässigen Platz ein.

Aber was passiert, wenn die Sonne verschoben wird und der Planet Mars das Zentrum wird? Was passiert, ist, dass, wenn Sie versuchen, die Bahnen der Planeten zu zeichnen, wenn Sie versuchen, die anderen Realitäten in Ihrem Leben zu verstehen, wenn Gott durch Mars als Zentrum ersetzt wurde, die Dinge erschreckend chaotisch aussehen; sie sind nicht mehr in Ordnung, und sicherlich wird Merkur in und die Erde kollidieren. So ist es. Sehen Sie sich nur diese Umlaufbahn an.

Denn von ihrem Standpunkt aus, mit dem Mars an der Stelle der Sonne, ist es. “Sehen Sie nur: Da ist es. Ich habe es auf Papier gezeichnet. Es wird geschehen.”
Unser ganzes Bemühen, so scheint mir, muss darin bestehen, durch Gebet und Lehre zu versuchen, ein gottzentriertes Universum des Denkens in ihrem Geist und ein gottzentriertes Sonnensystem wohlgeordneter Zuneigung zu Gott und seinen zentralen biblischen Realitäten wiederzuerwecken.

Zum Artikel: How Should We Respond to Christian Conspiracy Theories?

Beitrag von meiner Frau Irene

Ich lese am liebsten Bücher über Missionare, die an einen Ort gehen, wo das Evangelium noch nie verkündet wurde. Es ist einfach einzigartig, wenn Menschen zum allerersten Mal von Jesus hören. Von Gottes Liebe zu den Menschen. Von der Möglichkeit, dass einem seine Schuld vergeben wird. Von einem Gott, der nicht willkürlich und launisch ist und mit Opfern zufriedengestellt werden muss, sondern der seinen eigenen Sohn hat sterben lassen, damit wir mit ihm eine Beziehung haben können.

Die Bekehrungsgeschichten von solchen Menschen zu lesen, ist eine riesige Ermutigung. Ein Zeugnis von Gottes Kraft, Menschen zu verändern. Da gibt es Beispiele von Männern, die vorher ihre Frauen geschlagen und ausgenutzt haben, und deren Herz sich so verändert hat, dass sie ihre Frauen zum ersten Mal lieben können. Eindrücklich ist auch, wenn Angehörige einer animistischen Religion ihre Zaubergegenstände und alles, was sie vor den bösen Geistern beschützt hat, verbrennen. Und Gott beweist seine Macht, indem er sie beschützt und ihnen nichts geschieht. Wieder andere sind bereit, Verfolgungen von der Familie oder dem Stamm auf sich zu nehmen und trotz Widerstand ihren Glauben zu teilen. Er ist ihnen so wertvoll geworden, dass sie ihn nicht für sich behalten können.

Wenn ich solche Geschichten lese, wird mein Glaube gestärkt. Sie sind ein Zeugnis dafür, dass Gott auch heute noch lebt und unter den Menschen wirkt. Und dass er stärker ist als alle bösen Mächte.

Es gibt aber auch Geschichten, die einen traurig machen.

Z.B. wenn Missionare jahrelang unter einem Volk leben, den Menschen vom Evangelium erzählen und ihnen Liebe vorleben - und die Menschen nicht Gott wollen, sondern vielleicht nur die medizinische Versorgung. Oder wenn Menschen sich entscheiden, Gottes Weg zu gehen - vielleicht, weil sie sich davon Vorteile erhoffen - aber sie sich nicht ganz von ihrer früheren Religion lossagen. Dann kann es so aussehen, dass jemand, wenn er Hilfe braucht, zu den Missionaren geht, um für sich beten zu lassen, aber gleichzeitig auch noch den Medizinmann aufsucht, der die Geister befragt oder ein Opfer für ihn darbringt. Solche Menschen haben sich nicht ganz für Gott entschieden. Sie meinen, sie könnten von beiden Religionen das herauspicken, was ihnen hilfreich erscheint. Oder sie befolgen immer noch die Rituale ihrer alten Religion, “zur Sicherheit”, falls der christliche Glaube doch nicht das hält, was er verspricht.

Natürlich gibt es Beispiele, wo ein solches Verhalten nur eine Anfangsphase ist, bis der Betreffende sich ganz sicher ist, dass das Evangelium die Wahrheit ist. Aber es gibt viele traurige Beispiele, wo Menschen sich nie ganz von ihrem früheren Glauben lösen, sondern ein Gemisch von beidem leben. Ja, es gibt ganze Regionen, wo sich über die Zeit eine eigene “Religion” entwickelt hat, die Elemente einer animistischen Religion mit Elementen aus dem christlichen Glauben vermischt. Solche Religionen haben aber nicht die Kraft des Evangeliums, sondern beruhen auf Traditionen und Ritualen.

Was hat das mit uns zu tun?

Eine ganze Menge.

Wir haben hier im Westen zwar keine Götzen in Form von Statuen. Wir glauben auch nicht an böse Geister, die uns strafen könnten. Aber vielleicht wäre es besser, wir hätten sichtbare Götzen, die wir verbrennen können, wenn wir uns für Gottes Weg entscheiden. Denn auch wir haben Götzen.

Im Kolosser 3,5 heisst es:

“Tötet daher, was in den verschiedenen Bereichen eures Lebens noch zu dieser Welt gehört: Sexuelle Unmoral, Schamlosigkeit, ungezügelte Leidenschaft, böses Verlangen und die Habgier (Habgier ist nichts anderes als Götzendienst).”

Viele Christen im Westen verhalten sich genauso wie die vorher beschriebenen Menschen im Busch, die Christus angenommen haben, aber trotzdem noch den Medizinmann aufsuchen, Gegenstände im Haus haben, die sie beschützen sollen und Rituale verfolgen.

Viele Christen hier nehmen Christus zwar an, aber sie wollen ihren Wohlstand, ihre Karriere, ihren Besitz, ihr Geld, ihre Freiheit, ihr Ansehen - kurz: ihre Götzen - nicht aufgeben. Wahrscheinlich ist der Grund dafür derselbe wie bei den Menschen im Busch: Sie sind sich nicht ganz sicher, ob der Glaube an Christus wirklich wahr und tragfähig ist. Ob sie nicht doch etwas verlieren und damit zu kurz kommen, wenn sie ihre Götzen aufgeben. Es muss ja so sein. Denn wenn wir nicht bereit sind, etwas Bestimmtes aufzugeben, klammern wir uns daran, weil wir Angst haben, dass es nicht gut kommen könnte, wenn wir uns davon lossagen.

Ja, was ich von Menschen höre, die nicht bereit sind, Geld, Besitz oder Ansehen aufzugeben, ist genau das: Ich würde etwas verlieren, das mir lieb ist. Es würde mir etwas Wichtiges fehlen. Es würde mir schlechter gehen als jetzt. Ich will es nicht aufgeben.

Natürlich drücken sie sich anders aus. Sie sagen vielleicht: Es ist nicht nötig, als Christ diese Dinge aufzugeben. Man kann genauso gut Christ sein und gleichzeitig Wohlstand, Karriere, Ansehen, Besitz, Geld und Freiheit behalten.

Aber Jesus sagt: Man kann nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen.

Und wenn wir nicht bereit sind, etwas aufzugeben, dienen wir diesem Etwas. Genau umgekehrt ist es bei vielen verfolgten Christen, die nicht bereit sind, ihren Glauben aufzugeben, auch unter der Gefahr, dafür leiden zu müssen. Sie zeigen damit, dass sie Gott dienen. Weil sie nicht bereit sind, ihn aufzugeben.

Wenn wir hingegen nicht bereit sind, unseren Besitz oder unser Geld oder unser Ansehen aufzugeben, werden wir als Diener von unserem Besitz, unserem Geld oder unserem Ansehen entlarvt. So einfach ist das.

Wie sehen denn die Leben derjenigen Menschen aus, die gleichzeitig ihre Hilfe von Gott und von den Geistern erwarten? Die versuchen, beiden gleichzeitig zu dienen? Werden sie freudig von der Kraft Gottes weitererzählen? Ich glaube nicht, denn die haben Gottes Kraft gar nicht erfahren! Sie sind ja immer noch unsicher, wessen Kraft grösser ist. Damit bleibt ihr Glaube verkümmert und wächst nicht. Und sie sind keine Lichter für ihre Mitmenschen.

Ist es nicht genauso bei uns? Wenn wir nicht sicher sind, ob es sich lohnt, sich auf Gott allein zu verlassen; wenn wir also gleichzeitig auf Gott und auf die Welt setzen, dann kann unser Glaube nicht gut wachsen. Er bleibt verkümmert und klein, weil wir nie erfahren haben, dass Gott absolut verlässlich ist und genügt. Weil wir immer gleichzeitig auf Gott und, als zweites Standbein sozusagen, auch auf die Welt setzen. Zur Sicherheit, falls Gott sich doch nicht als treu erweist. Und so sind auch wir keine hell scheinenden Lichter für unsere Mitmenschen. Denn sie sehen zwar, dass wir ein bisschen auf Gott vertrauen. Sie sehen aber auch, dass wir uns ziemlich stark auf die Welt verlassen.

Auch ich habe damit zu kämpfen. In der reichen und gut versorgten Schweiz sind wir uns gewohnt, uns auf all diese Dinge zu verlassen: Geld, Besitz, Wohlstand. Das Gebet “unser tägliches Brot gib uns heute” hat mir noch nie etwas bedeutet, weil ich nicht weiss, wie es ist, um Essen zu beten, wenn man hungert.

Mein Mann und ich versuchen seit ein paar Jahren, mit weniger auszukommen, mehr zu spenden und uns damit auch mehr auf Gottes Versorgung zu verlassen. Und ich bin noch weit davon entfernt, zu vertrauen. Immer wieder frage ich mich: Ist es wirklich wahr? Wird Gott sich um mich kümmern, wenn ich mich nur noch auf Ihn verlasse? Was, wenn wir Geld weggeben und sich dann herausstellt, dass wir plötzlich zu wenig haben?

Gerade jetzt sind wir in einer Situation, wo wir Geld brauchen, das in unserem kleineren Budget nicht einberechnet ist. Haben wir doch verantwortungslos gehandelt, als wir unser Budget verkleinert haben? Werden wir jetzt als “fools” abgestempelt? Oder sehen wir gerade jetzt Gottes Versorgung und werden Ihn dafür preisen?

Ich klammere mich an den Vers, den schon viele vor uns als wahr erfahren haben:

“Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.” (Matthäus 6,33)

Es gibt zwei Gründe, warum wir unsere Götzen nicht aufgeben wollen: Weil wir sie lieben und weil wir von ihnen Hilfe erwarten. Einerseits haben wir Angst, wir könnten zu kurz kommen oder etwas Wichtiges verlieren, wenn wir uns z.B. von Besitz oder Ansehen lossagen. Andererseits verlassen wir uns auch auf diese Dinge, um unsere Versorgung sicherzustellen.

Das Loslassen von unseren Götzen ist wie ein Sprung ins Leere. Wie, wenn ich beim Abseilen den Boden unter den Füssen loslasse und vertrauen muss, dass mein Partner am Boden das Seil wirklich im Griff hat.

Aber ich bin überzeugt, dass es nicht anders geht. Wir müssen uns von unseren Götzen lossagen. Denn wenn wir das nicht tun, gleichen wir dem dritten Boden aus Matthäus 13:

“Wieder ein anderer Teil der Saat fällt ins Dornengestrüpp. Das bedeutet: Jemand hört das Wort, doch die Sorgen dieser Welt und die Verlockungen des Reichtums ersticken es, und es bleibt ohne Frucht.” (Matthäus 13,22)

Die Sorgen und die Verlockungen. Das, wovon wir uns Hilfe erhoffen und das, wovon wir uns Erfüllung versprechen.

Ich habe oft das Gefühl, dass mein Glaube wie unter einem Dornengestrüpp ist. Zugemüllt von der Welt. Überdeckt mit den Sehnsüchten nach weltlicher Erfüllung und heruntergedrückt von dem sich Festklammern an die Versorgung, die von der Welt kommt: Von unserem Wohlstand, von dem Geld, das wir auf unserem Bankkonto haben, von unserem Besitz, von unserem Platz in der Gesellschaft.

Ich will diese Dornen über mir unbedingt weghaben. Ich möchte ein Licht sein und Frucht bringen. Und ich vertraue darauf, dass Gott mein Gebet erhört und sie nach und nach wegschneidet. Er hat schon so viel davon weggeschnitten, dass ich immer mal wieder einen Blick erhaschen kann, wie es ohne Dornen über mir ist. Das ist genug, um von ganzem Herzen zu sagen: Ich will meine Götzen zerschmettern und verbrennen, und mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden!

Ich bin ein Reicher. Keine Frage. In lebe in der Schweiz, habe einen guten Lohn. Es ist wahrscheinlicher, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ich Christ werde. Einmal Christ geworden, lebe ich in einer Umgebung, die den Betrug des Reichtums proklamiert und laufe Gefahr, als kleine kümmerliche Pflanze zu enden. Dies die Zusammenfassung aus den zwei letzten Beiträgen (hier und hier).

Es läuft gerade ein Gross-Betrug. Es scheint nicht bestimmbar, wer darauf hereingefallen ist und wer nicht. Der reiche Jüngling ist darauf hereingefallen, es war aber weder für ihn noch für die Jünger klar.

So fragte ich mich: wie kann ich sichergehen, nicht ahnungslos auf der falschen Seite zu stehen? Gibt es einen ‘bin ich auf den Reichtum-Betrug-hereingefallen’-Check?

Die Stelle über den reichen Jüngling endet tatsächlich mit einem solchen Check. Seltsamerweise ist die Stelle bei mir im Kopf mit «bei den Menschen ist dies unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.» fertig. So liesse es mir die Möglichkeit, die Lösung “in der Luft” zu lassen. Jesus wird danach aber konkret. Doch vorher will ich auf zwei weitere Stellen eingehen.

Der fröhliche Tausch

Hier ein anderes Beispiel eines Reichen. Dieser hat aber richtig gehandelt:

Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand und verbarg. Und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker. Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. (Mt 13,44)

Das ist die Happy-End-Variante des reichen Jünglings: dieser Mensch hat Geld (genügend für Acker oder Perle) und gibt alles Geld aus um den Schatz zu kaufen. Was ist der Schatz? Die Gemeinschaft mit Gott! So sieht jemand aus, der nicht am Besitz hängt: er wittert einen guten Handel und gibt darum seinen Besitz auf, um das Bessere zu besitzen.

Warum tut er es? Weil es richtig ist? Mit Zähneknirschen? Nein, mit Freude, «vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles», das erinnert an jemand, der sich frisch verliebt. Nichts ist zu teuer, das neu entdeckte ist viel spannender.

Diese Stelle gibt ein Bild, wie es sich anfühlt, wenn ich mich nicht an den Besitz hänge. Es reicht aber noch nicht für einen konkreten Check. Es beschreibt die nötige Einstellung hinter den zwei Checks, welche ich eben beschreibe werde. Gott will nicht einen zähneknirschenden Geber, sondern einen fröhlichen Geber.

Die zwei Chefs

Ein Freund von mir hatte seine Arbeitsstelle gewechselt. Ein paar Wochen später fragte ich ihn, wie denn die neue Stelle sei? Nicht gut. Er habe zwei Chefs, und die kämen nicht miteinander klar. Der Freund hat es dann auch nicht lange ausgehalten bei der Stelle, denn nie konnte er es beiden recht machen.

Ebenso verhält es sich mit dem Besitz und Gott:

Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon! (Mt 6,24)

Was bedeutet Mammon? Das Wort Mammon «leitet sich vom aramäischen Wort mamon beziehungsweise mamona ab und bedeutet ‚Vermögen‘ oder ‚Besitz‘» (aus Wikipedia). Mammon ist der eine Chef. Gott der Andere. Beiden gleichzeitig dienen geht nicht. Und das hat mich etwas geschockt. Das ist nicht “finde die goldene Mitte”. Entscheide dich. Red or blue pill.

Was heisst es, Gott zu dienen? Um bei der Stelle zu bleiben, heisst das: alles was du tust, all dein Verhalten dient dazu, das Vergnügen zu maximieren, das du von Gott bekommen kannst, den Nutzen, den du von Jesus kriegen kannst.

Du kannst nicht gleichzeitig so dem Besitz dienen. Entweder du machst Gott zu deinem angestrebten Schatz oder du machst den Besitz zu deinem angestrebten Schatz. «Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein» steht drei Verse vorher.

Bis vor ein paar Jahren haben meine Frau und ich den Zehnten mit Widerwillen gegeben. “Welche Dinge könnten wir uns zusätzlich kaufen, wenn wir ihn nicht geben müssten? Wir könnten sein wie die Nachbarn, die ein grösseres Haus haben!” Wir wollten den Besitz maximieren, nicht die Freude an Gott. Ebenso höre ich von Christen, denen es weh tut, wenn sie den Zehnten geben. Es tut genau dann weh, wenn dir dabei etwas Wichtiges abgeht.

Dann hat Gott bei uns den Schalter umgekippt. Was genau geschah, wird meine Frau in den nächsten Beiträgen schreiben. Wir haben angefangen, nicht mehr für uns selbst zu leben. Wir wollten die Sache Gottes maximieren. Und plötzlich war der Zehnte das Mindeste, das wir fortgeben wollten.

Der erste ‘Hänge-ich-am-Reichtum?’-Check: Schmerzt es dich, den Zehnten zu geben? Falls ja, ist das ein Hinweis, dass du versuchst den Besitz zu maximieren.

Der wahre Schluss des “reichen Jünglings”

Wie gesagt, der reiche Jüngling hört nicht mit “bei Gott sind alle Dinge möglich” auf. Sondern damit:

jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meines Namens willen, der wird es hundertfältig empfangen und das ewige Leben erben (Mt 19,29)

Wie kann ich das ewige Leben erhalten (und nicht so enden wie der reiche Jüngling)? Lasse deinen Besitz (Häuser und Äcker) zurück. Noch klarer steht es in Lk 12,33: «Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen […] und legt euch einen unerschöpflichen Reichtum im Himmel an».

Wir haben uns auf den Versuch eingelassen: Wenn wir anfangen, unseren Besitz zu verkaufen und das Geld zu spenden, was passiert mit unserer Beziehung zu Gott? Wir erwarteten, dass wir “hundertfältig empfangen” werden. Für uns hat das bedeutet, dass wir uns einen Minimalismus-Lebensstil angeeignet haben. Meine Frau wird mehr darüber schreiben. Und ja, wir haben hundertfältig empfangen.

Der zweite ‘Hänge-ich-am-Reichtum?’-Check: Verkaufe Teile deines Besitzes und gebe das Geld den Armen. Wächst damit deine Freude, dann ist dein Schatz im Himmel und du bist garantiert der Reiche Jüngling mit Happy-End.

Ich bin sicher, dass jedem, der Gott liebt, die Herrlichkeit dieser Wahrheit zeigen wird.

auf dem dritten Boden ersticken Sorgen, Reichtum und Begierden die Pflanze und sie bleibt kümmerlich

Nach vierzehn Jahren Haft in kommunistischen Gefängnissen wird Richard Wurmbrand freigekauft und flüchtet in das Christentum des Westens. Doch was findet er vor?

Gläubige Christen? (Denn sie können ja gefahrlos die Bibel lesen)
Starke Gemeinden? (Denn in Freiheit können sie ihre Gottesdienste abhalten)
Wachsende Gemeinden? (Denn das Evangelium kann frei und offen verkündigt werden)

Nein, was er vorfindet, sind schwache Gemeinden. Und er wünscht sich sogar zurück in die Untergrundkirche Russlands!

Ich leide im Westen mehr, als ich in kommunistischen Ländern gelitten habe. Mein Leiden besteht vor allem in der Sehnsucht nach der unaussprechlichen Schönheit der unterdrückten Kirche.

Eines seiner Bücher (Gefoltert für Christus) habe ich gelesen, und fand es bizarr, dass der Glaube in unterdrückten Kirchen stärker ist als in Kirchen in freien Ländern. Wieso ist das nur so?

Mir ist das Gleichnis des Sämanns in den Sinn gekommen: Der dritte Boden ist der, wo der Samen unter Dornen fällt und die Pflanze nur zu einer kümmerlichen Gestalt wächst. Die Dornen, erklärt Jesus, sind Sorgen, Reichtum und Begierden. Insbesondere den Reichtum zeichnet unsere Länder aus. Schwer ist’s für einen Reichen ins Reich Gottes zu kommen. Wieder und wieder warnt uns die Bibel vor dem »Betrug des Reichtums«. Doch wie können wir seinem Betrug entgehen? Wie können wir die Dornen wegreissen, um unsere Pflanzen zu vollem Wuchs zu bringen? Müssen wir in ein Land auswandern, wo Christen-Verfolgung herrscht? Wohl kaum. Und doch ist mir nicht recht klar, wie ich mich vor dem Betrug des Reichtums schützen kann.

Und darum geht es mir nicht mal um die Überlegung, wie ich ein „besserer Christ“ sein kann. Es geht mir um die Fülle, die Gott beim vierten Boden verspricht. Was, wenn alle Dornen aus meinem Leben weg sind, die mir das Licht und die Nährstoffe wegnehmen?

Hier ein paar wertvolle Lektionen aus Wurmbrands Buch:

Welt gering achten

Irgendwie ist allen klar, dass Besitz nicht alles ist, dass wir unser Erbe im Himmel haben etc. aber Wurmbrand bringt das auf einen ganz anderen Level. Am meisten (positiv) schockiert hat mich seine Beschreibung, dass in Untergrund-Publikationen Eltern aufgefordert werden…

ihre Kinder zu Begräbnissen mitzunehmen, damit sie früh lernen, über vergängliche Dinge nicht zu jammern (S. 113)

Normalerweise lernen wir als Christen unseren Besitz, unseren Konsum zu drosseln, aber wenn es um andere Bereiche wie Tot, Krankheit, Gefängnis geht, dann hört der “Spass” bald auf. Wurmbrand erzählt in der folgenden Episode, wie sein Sohn zum Glauben gekommen war, nämlich als er gesehen hat, dass seine Mutter den Glauben an Jesus als wertvoller erachtete als Gesundheit und Freiheit:

Nachdem zwei Jahre von der Haftzeit meiner Frau verstrichen waren, erlaubte man ihm (Anm: Mihai, dem Sohn) einen kurzen Besuch. Er kam in das kommunistische Gefängnis und sah seine Mutter hinter Eisengittern. Sie war schmutzig, abgemagert, hatte schrundige Hände und trug die schäbige Sträflingskluft. Er erkannte sie kaum wieder. Ihre ersten Worte waren: “Mihai, glaube an Jesus!” In wilder Wut zerrten die Wachen sie von Mihai weg und führten sie ab. Mihai weinte, als er mit ansah, wie seine Mutter fortgestossen wurde. Dies wurde die Stunde seiner Bekehrung. Wenn jemand unter solchen Umständen Christus noch lieben konnte, dann war Er sicherlich – das erkannte er jetzt – der wahre Erretter. (S. 47)

Furchtloses Bekennen

Mehr als einmal fand ich mich in einer Situation, wo ich dachte: “Sag ich nun etwas oder nicht?“ Und ich wusste: Wenn ich jetzt mein Mund auftue, dann werde ich keinen Applaus ernten.

Bei Wurmbrand stand noch viel mehr auf dem Spiel und er hat seinen Mund aufgetan – konsequent. Am Anfang seines Leidenswegs war eine Konferenz, wo 4’000 Priester, Pastoren und Prediger aus allen Denominationen versammelt waren und sie aufgerufen wurden, der neuen kommunistischen Kirche die Treue zu schwören:

Einer nach dem anderen, ob Bischof oder Pfarrer, erhob sich in unserem Parlament und erklärte öffentlich, daß der Kommunismus und das Christentum in ihren Grundlagen gleich seien und friedlich nebeneinander bestehen könnten. Ein Geistlicher nach dem anderen fand preisende Worte für den Kommunismus und versicherte der neuen Regierung die treue Mitarbeit der Kirche. Meine Frau saß neben mir und sagte zu mir:
“Richard, steh’ auf und wasche diese Schande vom Antlitz Christi! Sie speien ihm ins Gesicht.”
Ich sagte zu meiner Frau: “Wenn ich das tue, verlierst Du Deinen Mann.” Sie erwiderte: “Ich möchte keinen Feigling zum Mann haben.”
Da stand ich auf und sprach zu diesem Kongreß. Ich pries nicht die Mörder der Christen, sondern Christus und Gott und sagte, daß wir zuallererst ihm unsere Treue schulden. Alle Reden auf diesem Kongreß wurden durch den Rundfunk übertragen, und das ganze Land konnte die von der Rednertribüne des kommunistischen Parlaments verkündigte Botschaft von Jesus Christus hören. Später mußte ich dafür bezahlen, aber das war es wert gewesen.

Vater vergib’ ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun

Insgeheim empfand ich den Ausspruch Jesu’ bei seinem Tod (»Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun«), den auch Stephanus bei seiner Steinigung rief, als nicht nachvollziehbar. Wie kann jemand in seinen Todesqualen die Motivation der anderen verstehen? Bei Wurmbrand finde ich Ähnliches vor: Er hat echtes Mitleid mit den Menschen im Kommunismus. Er versteht sie, dies half ihm sogar seine Folterer zu lieben. Sein Glaube überwand die Welt:

Oft fragte ich die Folterer: “Habt ihr tatsächlich kein Mitleid in euren Herzen?”
Gewöhnlich antworteten sie mit einem Zitat von Lenin: “[…] man kann kein Holz spalten, ohne dass Späne fliegen”.
Ich entgegnete: “[… Aber] wenn ein Stück Holz gespalten wird, fühlt es nichts. Hier aber habt ihr es mit menschlichen Wesen zu tun. Jeder Schlag verursacht Schmerzen, und es gibt auch noch Mütter, die weinen.”
Es war alles umsonst. Sie sind Materialisten. Für sie existiert nichts als Materie, und ein Mensch ist für sie wie ein Stück Holz […]. Mit solchem Glauben sinken sie in unvorstellbare Tiefen der Grausamkeit.
[…] Wenn ein Krokodil einen Mensch auffrißt, erregt das mein Mitleid, aber ich kann das Krokodil nicht verdammen. Es ist eben ein Krokodil. Es ist kein moralisches Wesen. Ebenso wenig kann man über die Kommunisten ein moralisches Urteil fällen. Der Kommunismus hat in ihnen jedes moralische Gefühl zerstört.

Die Notwendigkeit eines Lebens ohne Ruhe

Wurmbrand war erfrischend menschlich: nach vierzehn Jahre Kerker war er in der Freiheit und genoss die Ruhe. Und er wollte nun eigentlich in Abgeschiedenheit leben, doch es drängte ihn, wie auch Jeremia, er hatte dann eben doch keine Ruhe. Er ging diesem “Ruf” nach:

Auch ich möchte die Seligkeit meines geistlichen Weinbergs tief verschlossen in meinem Herzen bewahren und nicht in einen solchen Kampf der Geister hineingezogen werden. Wie gern wäre ich irgendwo in Ruhe und Abgeschiedenheit! Aber es ist nicht möglich. Die Gefahr des Atheismus steht vor der Tür. (S. 84)

Nicht vom Glauben ausgehen

Ein Letztes noch: etwas, was ich schon bei Lloyd-Jones gelesen habe: In unseren Gemeinden gehen wir eigentlich stets davon aus, dass die Besucher unserer Gottesdienste glauben, und wenden wir uns in den Predigten “fortgeschrittenen Lehren” zu. Und doch, wenn ich auch mich selbst ansehe: Habe ich nicht so oft Zweifel? Denn hätte ich vollen Glauben, würde mein Leben dann nicht ganz anders aussehen? (Meine eigene Schlussfolgerung: Auch in unseren Gottesdienst hat Apologetik ihren Platz für, ja es besteht sogar Bedarf!)

S. 94: Die Pfarrer hier im Westen setzen gewöhnlich voraus, dass diejenigen, die in die Kirche kommen, von den Wahrheiten des christlichen Glaubens wirklich überzeugt sind, was aber vielfach gar nicht der Fall ist. Man hört selten eine Predigt, die die Wahrheit unseres Glaubens erweist. Hinter dem Eisernen Vorhang jedoch geben Menschen, die es nie gelernt haben, ihren neu gewonnenen Glaubensbrüdern eine feste Grundlage ihres Glaubens.

Über das Buch

Gefoltert für Christus

Das Buch Gefoltert für Christus (168 S) kann ich sehr empfehlen. Die Beschreibungen über die Folterungen sind wohl für den einen oder anderen etwas zu heftig, doch die Herrlichkeit Jesu’ dringt durch das Buch voll durch, ich finde sogar noch mehr als in “The Hiding Place” von Corrie ten Boom. Das Buch ist hier als Download erhältlich.

Hanniel hat hier eine Buchbesprechung publiziert.

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