Eigentlich wollte ich mit dem letzten Beitrag die Reihe über “Purpose Driven Life” abschliessen. Doch dann las ich Tag 41 über den Neid und dachte: Das ist wichtig, lass mich dies noch anhängen (und auch ein bisschen, weil es dann mit der Zahl sieben aufhört).

Die Zehn Gebote warnen vor Neid. Das fiel mir schon ein paarmal auf und wunderte mich, wieso wir Neid als etwas Normales abtun. “Es tun es ja eh alle”. Vielleicht. Aber wenn Gott das in die Zehn Gebote nimmt, dann muss da was dran sein…

Dies ist Teil 7 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 41: “The Envy Trap”

Input Rick Warren:

Neid ist eine Falle. In der heutigen Welt, wo wir auf den sozialen Medien sehen, wie jeder andere lebt, ist Neid vielleicht der häufigste Grund, warum Menschen Gottes einzigartigen Plan für ihr Leben verpassen.

Neid ist eine Form von geistlicher Rebellion, die auf Unwissenheit und Arroganz beruht. Er geht davon aus, dass ich einen besseren Plan für mein Leben habe als mein Schöpfer! Wirklich? Die Bibel erinnert uns daran, wie anmassend dieser Gedanke ist:

Ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht? (Röm 9,20)

Neid ist eine so zerstörerische Haltung, dass Gott sie in den Zehn Geboten geächtet hat. Das letzte Gebot lautet: “Du sollst nicht begehren!” Begehren ist ein anderes Wort für Neid. Gott verbietet uns, zu beneiden, was andere haben, wie sie aussehen, was sie leisten und wer sie sind, weil er weiss, welchen Schaden Neid anrichtet.

Neid zerstreut deine Aufmerksamkeit. Du kannst dich nicht voll darauf konzentrieren, das zu werden, was Gott von dir will, und gleichzeitig andere beneiden. Jesus sagte: »Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.« (Lk 9,62). Wenn du immer damit beschäftigt bist, zu beobachten, was andere tun, oder dir wünschst, das zu haben, was sie haben, wirst du Gottes Plan für dein eigenes Leben verpassen.

Salomo bemerkte, dass Neid der Grund ist, wieso Leute so viel arbeiten:

Und ich sah, dass alle Mühe und alles geschickte Tun Neid des einen auf den anderen ist. Auch das ist nichtig und ein Greifen nach Wind. (Pred 4,4)

Und das Resultat?

All seine Mühe hat kein Ende. Auch kann sein Auge nicht genug Reichtum sehen. Und für wen mühe ich mich ab und versage mir jeden Genuss? Auch das ist nichtig und eine leidige Mühe. (Pred 4,8)

Neid führt dich zu anderen Sünden. Neid ist eine der sogenannten “Sieben Todsünden”. Das ist eine sündige Wurzel, aus denen viele andere Sünden wachsen. Die Bibel sagt: “Wo Neid und Selbstsucht ist, da ist Unordnung und jede böse Tat.” (Jak 3,16). Beachte, dass da zuerst Unordnung steht. Sobald der Neid seinen Kopf erhebt, beschwört er Konkurrenz, Konflikt und Verwirrung. Jedes Mal, wenn eine Freundschaft “aus der Balance” fällt, solltest du prüfen, ob nicht Neid die Ursache sein könnte.

Jakobus 3:16 sagt auch, dass Neid eine Quelle für “jede böse Tat” ist. Kann Neid eine Person zum Lügen bringen? Ja. Kann er jemanden zum Stehlen verleiten? Ja. Zu morden? Ja, natürlich. Morde, die durch Neid motiviert sind, machen täglich Schlagzeilen, und die Bibel ist voll von Beispielen für Verbrechen, die auf Neid basieren: Kain tötete seinen Bruder Abel aus Neid. Josephs Brüder verkauften ihn aus Neid in die Sklaverei. Saul versuchte mehrmals, David, der plötzlich beliebter war als Saul, aus Neid zu töten. Die Bibel sagt deutlich, dass die religiöse Elite Jesus töten liessen, weil sie ihn zutiefst beneideten!

Neid infiziert alles in dir und wirkt sich auf alles um dich herum aus. Wie kannst du also den Neid aus deinem Leben tilgen? Hier ein paar Ratschläge.

1. Vergleiche dich nicht mit anderen

Denn wir wagen es nicht, uns denen zuzurechnen oder gleichzustellen, die sich selbst empfehlen; sie aber sind unverständig, indem sie sich an sich selbst messen und sich mit sich selbst vergleichen. (2. Kor 10,12)

Warum ist es töricht, dich mit anderen zu vergleichen? Weil du unvergleichlich bist! So wie jeder andere auch. Gott hat jeden von uns “einmalig” geschaffen. Ausserdem führt das Vergleichen zu einer von zwei negativen Reaktionen: Stolz oder Neid. Du kannst immer jemanden finden, von dem du denkst, dass du besser bist als er, und du wirst stolz sein. Auf der anderen Seite wirst du immer Menschen finden, von denen du denkst, dass es ihnen besser geht als dir, und du wirst neidisch und entmutigt werden. Was zählt, ist nicht, wer besser dran ist, sondern ob du das tust, wozu Gott dich geschaffen hat.

Sage dir einfach: “Diesen Weg werde ich nicht einschlagen”, und denke an etwas anderes.

2. Freue dich mit den anderen

Freue dich mit solchen, denen es gut geht! Die gerade erfolgreich sind! Die Bibel sagt uns, dass wir glücklich sein sollen, wenn Gott die Menschen um uns herum segnet. “Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!” (Röm 12,15)

Wie gehst du mit Beförderungen von Arbeitskollegen um? Wenn du Single bist, wie gehst du mit den Hochzeiten und Babypartys von Freunden um? Was ist deine erste Reaktion auf die Nachricht, dass jemand, den du kennst, ein unerwartetes Glück trifft? Wann hast du Gott das letzte Mal dafür gedankt, was er für jemand anderen getan hat?

Wenn du dich dabei ertappst, dass du anfängst, jemand anderen zu beneiden, wenn du anfängst zu wünschen, du hättest ihren Job oder ihr Talent oder ihren Freund oder ihre Kinder oder was auch immer, erinnere dich daran, dass Gott dir einige einzigartige Gaben gegeben hat, die sie nicht haben, und ausserdem hast du keine Kenntnis von all den Nachteilen, welche die andere Person hat, weil sie so ist, wie sie ist.

3. Habe Gottvertrauen

Vertraue Gott, wenn das Leben ungerecht erscheint. Eines der Zeichen, dass Neid in mein Herz eingedrungen ist, ist, wenn ich anfange zu fühlen: “Es ist nicht fair! Es ist nicht fair, dass ich nicht das habe, was sie haben!” Jedes Mal, wenn wir Gott der Unfairness beschuldigen, zweifeln wir eigentlich an seiner Güte.

In Matthäus 20 erzählt Jesus, dass ein Besitzer eines Weinbergs mehrere Leute angeheuert hat, zu verschiedenen Zeiten. Am Ende des Tages zahlte er allen wider Erwarten gleich viel. Offensichtlich störte das die letzten Arbeiter nicht, aber die Männer, die den ganzen Tag gearbeitet hatten, beschwerten sich lautstark, dass der Gutsbesitzer ungerecht sei. Sie sagten: “Diese letzten Arbeiter haben nur eine einzige Stunde gearbeitet, und du hast sie einfach mit uns gleichgestellt, die den ganzen Tag unter der sengenden Sonne geschuftet haben!”

Ich liebe die Direktheit des Gutsbesitzers: “Nimm dein Geld und geh!” (Mt 20,14). In anderen Worten: “Hör auf, anderen meine Gnade übel zu nehmen, sei dankbar für das, was du hast, und fahre jetzt mit deinem Leben fort!” Dieser Ratschlag wird dich davor bewahren, in die Neidfalle zu tappen und von dem Weg, den Gott für dich vorgesehen hat, abzukommen.

Philipps Gedanken dazu:

Jedes Mal, wenn ich das Beispiel mit den Arbeitern im Weinberg lese, denke ich: Ich kann zwar dem Beispiel logisch folgen. Ich verstehe, dass hier gerade das Konzept der Gnade erklärt wird, dass sie eben nicht Ursache -> Wirkung basiert ist. Aber meine Emotionen können nicht folgen. Sie schreien beständig: “Unfair! Unfair!”. Daran merke ich, wie weit weg ich noch davon entfernt bin, Gottes Gnade zu verstehen - nicht bloss intellektuell, sondern von Herzen.

Neid ist auch in meinem Leben ein dauernder Begleiter. Der schlimmste Ort: Social Media. Es scheint geradezu den Neid anzustacheln. Ja, manchmal denke ich mir, dass Social Media genau deshalb so mächtig wurde, weil es durch den unbändigen Neid der Menschheit genährt wird. Und doch will ich Twitter und Facebook nicht verlassen. Stattdessen habe ich mir nach dem Lesen von Rick Warrens Beitrag vorgenommen, mich am Glück der anderen zu freuen und mich zu fragen, was meine Aufgabe ist, wodurch ich dienen kann. Denn in der Gemeinde gibt es viele Glieder, die einen scheinen ehrbarer, aber alle sind notwendig.

Meine Bekehrungsgeschichte beginnt mit Pulp Fiction. Es ist ein denkbar seltsamer Anfang, aber in diesem Kult-Film geht es eigentlich darum, wie Jules merkt, wie Gott ihn gerade vor dem Tod bewahrt hat. Die einzige logische Reaktion war, dass er seinen Job aufgab und ab sofort Jesus nachfolgte. Das ist vermutlich nicht die anerkannte Zusammenfassung des Plots. Aber glaubt mir, darum geht es eigentlich im Film und so hat Gott ihn auch in mein Leben gestellt.

Ich sah mir den Film an und war tief beeindruckt. Ich wusste zwar nicht wovon, aber nach dem Film stand ich auf, drehte den Fernseher ab und wusste: Etwas muss in meinem Leben geschehen. Es erwachte in mir der Wunsch, nach der Wahrheit zu suchen. Ich stand mitten im Wohnzimmer meines Elternhauses. Es war niemand zu Hause. Meine Augen schweiften durch die Büchergestelle auf der Suche nach einem Buch, das mich über die Wahrheit des Lebens erleuchten könnte. Sowas hatte ich zuvor nicht gemacht. Ich hatte mich nie für Philosophie interessiert. Mein Leben war geprägt von Realismus, von Naturwissenschaften, aber nach Pulp Fiction musste etwas verrücktes her, etwas ganz anderes.

Nun gab es in diesem Büchergestell leider keine christlichen Bücher, denn meine Eltern hatten sich vom Christentum abgewendet. Mein Vater war in einer christlichen Familie aufgewachsen. Seine Eltern und alle seine Geschwister gingen in den Brüderverein, eine strenge, gesetzliche Freikirche. Er wollte aus dieser Enge ausbrechen, verwarf den christlichen Glauben, und wendete sich der Esoterik zu. Meine Mutter war katholisch aufgewachsen. Sie wurde in einer klösterlichen Schule unterrichtet, ihre Eltern waren streng katholisch und lehnten alles ausserhalb der katholischen Kirche ab. Auch sie wollte aus dieser Enge ausbrechen und wendete sich, zusammen mit meinem Vater, der Esoterik zu. Mein Bruder und ich wurden in der esoterischen Weltsicht erzogen. Zu viert lachten wir über die Enge des Christentums. Meine Verwandten väterlicherseits schickten uns gelegentlich christliche Traktate zu, in der Hoffnung, wir Kinder würden sie lesen, aber stattdessen machten wir uns über diese Hefte lustig. Ich erinnere mich an eine Zeichnung mit dem Titel “der schmale Weg”. Es zeigte den richtigen, christlichen Weg, der zum Himmel führt und daneben den “breiten Weg”, welcher gesäumt war mit Menschen, die tanzten, tranken und sich mit Glücksspiel vergnügten und der natürlich in der Hölle endete. “Wie hinterwäldlerisch”, dachten wir, “wie langweilig!”. Es gab nichts, was mich am christlichen Glauben auch nur im Ansatz interessiert hätte.

So kam es, dass ich kein christliches Buch aus diesem Büchergestell nahm. Auch wenn es eines gegeben hätte, ich hätte es höchstens als Belustigung gelesen. Was ich dann fand, war “Siddharta” von Hermann Hesse. Ich nahm es nach oben in mein Schlafzimmer und fing an, darin zu lesen.


Zu diesem Zeitpunkt war ich neunzehn Jahre alt. Ich hatte gerade meine obligatorische Militärzeit (Rekrutenschule) abgeschlossen und mein Informatikstudium an der Universität (ETH Zürich) begann. Leider kannte ich in meiner Klasse niemanden. Mein bester Freund in der Kantonsschule hatte sich zwar auch für das Informatikstudium entschieden, aus irgendeinem Grund wollte er aber in Lausanne studieren. Im Nachhinein sagt er, das wäre eine Fehlentscheidung gewesen, doch für meine Bekehrungsgeschichte war diese Entscheidung wichtig, denn so war ich darauf angewiesen, im Studium neue Freunde zu finden.

Meine Passion zu dieser Zeit war die “Demoscene”. Das waren Programmierer, welche Computeranimationen programmierten und sie mit Musik hinterlegten. Ich hatte mit meinem Freund aus der Kantonsschule eine Gruppe gegründet und wir hatten einige dieser “Computer-Demos” programmiert. Ich war für die Musik zuständig und wendete all meine Freizeit dafür auf.

Eines Tages, als ich mit dem Shuttle-Bus zu einem entfernten Gebäude der ETH fuhr, dünkte mich, ich hörte zwei Studenten über die Demoscene sprechen. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber da ich sowieso keine Freunde hatte, nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach sie an, mit dem Risiko, dass ich mich lächerlich machte. Und siehe da, sie waren wirklich Demo-Programmierer! Die Freude über das gemeinsame Hobby war gross und so verbrachten wir von diesem Tag an viel Zeit zusammen.

Der eine der beiden hiess Josi (eigentlich Josua) und wie sich bald herausstellte, war er Christ. Es störte ihn nicht, dass keiner seiner Mitstudenten an Jesus glaubte. Er war sich seiner Sache sicher und erzählte auch mir bald in einer sehr natürlichen Art und Weise vom Christentum, weil Jesus das Zentrum seines Lebens war. Dabei schien er sich ehrlich für mich zu interessieren, bat mich zum Beispiel zu ihm zu sitzen in den Vorlesungen; mein Bedürfnis nach Freundschaft wurde grosszügig gestillt.

Kurze Zeit später zog ich für eine Woche in die WG von Josi und seinen zwei Mitstudenten. Wir wollten mehr Zeit zusammen verbringen, über Computer-Demos sprechen und übers Programmieren austauschen. Ich übernachtete in Josis Zimmer. Eines Abends, nachdem wir uns zu Bett gelegt und schon das Licht gelöscht hatten, fragte er mich, wieso ich denn nicht an Gott glaube. Ich erwähnte, dass die Evolution eine ganz gute Erklärung für die Welt sei, doch Josi konterte: Es sei gar keine gute Erklärung. Wie sollte zum Beispiel ein Auge entstehen? Ein Auge ist so kompliziert, da braucht es die Netzhaut und die Nerven, es braucht ein Gehirn und so weiter. Wenn die Evolution durch Vererbung nur jeweils Mutation für Mutation voranschreitet, dann muss es einen Fisch gegeben haben mit einem “halben Auge”, das wäre für den Fisch aber nur nachteilig gewesen und er hätte sich gegenüber den anderen Fischen nicht durchgesetzt. Diese Argumentation schien mir logisch und mein grösstes naturwissenschaftliches Argument gegen Gott wurde entkräftet.


Am vierundzwanzigsten Dezember ging ich in das Zimmer meines Bruders und stellte mit Schrecken fest, dass er sich gerade die CD gekauft hatte, die ich ihm für Weihnachten gekauft hatte. Ich war verwundert, denn ich schenkte ihm jede Weihnacht die neueste CD seiner Lieblingsband, es war mir überhaupt nicht verständlich, wieso er nun wenige Tage vor Weihnachten diese CD kaufte. Mir war natürlich nicht bewusst, dass Gott im Hintergrund die Fäden spannte und dass dieses Missgeschick Teil seines Plans war. Mir blieb also nichts anderes übrig, als nach Zürich zu fahren und die CD umzutauschen. Als ich aus dem CD-Laden spazierte, begegnete ich Josi, der gerade den Zug zu seinen Eltern nehmen wollte. Wir freuten uns, einander zu sehen und er lud mich zu einem Spaziergang im Park ein. Im Park erzählte er mir seine Geschichte mit Gott. Geblieben waren mir vor allem die übernatürliche Wunder, die er mit Gott erlebt hatte.

Am Abend, nach der Weihnachtsfeier bei uns zu Hause, ging ich ins Bett. Im Bett dachte ich darüber nach, was Josi mir im Park erzählt hatte. Ich dachte: Wenn Josi so etwas erlebt, dann kann ich das mit Gott auch erleben. Also betete ich zu Gott: “Gott, wenn es dich gibt, dann zeige mir deine Liebe”. Und sofort durchströmte mich ein so intensives Gefühl, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es war ein warmer Strom von Freude, der mich durchströmte, für einige Sekunden. Es war die Bestätigung, dass es Gott gibt und er mich liebt.

Dieses Erlebnis, davon bin ich überzeugt, war meine Wiedergeburt. In Johannes 3 wird beschrieben, dass es sich mit der Wiedergeburt so verhält, dass man nicht wisse, woher sie komme, wie ein Wind, der plötzlich bläst. Ein paar Wochen zuvor hatte ich Gott nicht gesucht, ja sogar über Gott gelacht, ihn verachtet, ihn als nutzlose Krücke abgetan, und nun hatte er meine Barrikaden durchbrochen und gab mir ein neues Herz, das ihn als etwas Wertvolles betrachtete.

Um die Zeit meiner Bekehrung fing ich an, regelmässig Tagebuch zu schreiben und auch am vierundzwanzigsten Dezember am Abend, vor dem ins Bett gehen, schrieb ich einen Eintrag und schloss ihn ab mit “mehr nach der Werbung…….”. Als Fernsehkind wollte ich einfach irgendeinen zufälligen Spruch aufschreiben, ohne Kontext, einfach weil es lustig war. Was ich nicht wusste: Gott würde nur wenige Minuten danach wirklich Werbung machen, und zwar eine Werbung, die unwiderstehlich war.


Das Problem war: Josi konnte mich in keine christliche Gemeinde mitnehmen. Für das Studium war er von zu Hause nach Zürich gezogen und besuchte übers Wochenende seine Eltern im Kanton Bern.

Das Weihnachtserlebnis allein ohne Gemeinde hätte nur einen kurzfristigen Effekt gehabt. Schon am Tag danach schrieb ich in mein Tagebuch, dass ich Angst habe, dass sich das alles auf ein Gefühl reduziere und sobald das Gefühl verflogen wäre, alles wieder beim Alten wäre.

Doch auch hier hatte Gott vorgesorgt. Etwa zwei Monate vor Weihnachten wurde ich auf der Strasse angesprochen. Ob ich Interesse hätte, in einen Gottesdienst zu kommen. Nein. Sie würden auch regelmässig Partys feiern, wo ich andere Studenten kennenlernen könne. Nein. Der Mann auf der Strasse liess nicht locker: “Hier ist meine Telefonnummer, wie lautet deine?”. Zum Nein sagen fehlte mir der Mut. Ich dachte daran, die falsche Nummer anzugeben, aber dafür war ich zu ehrlich. Also sagte ich ihm meine richtige Nummer. Und natürlich rief er an. Nach einiger Überzeugungsarbeit willigte ich ein, zu einer Party zu gehen. Und die gefiel mir, denn die Gemeinschaft war grossartig. Ähnlich wie bei Josi gab es da plötzlich Leute, die sich für mich interessierten und die auch untereinander nahe Freundschaften hatten. Ich wollte herausfinden, was das Geheimnis hinter dieser liebevollen Gemeinschaft war. Also fing ich an, in den Gottesdienst zu gehen. Doch meine Barrikaden blieben oben, weil es noch vor meinem Weihnachtserlebnis war.

Ich merkte schnell, worauf es hinauslief. “Jesus als einziger Weg in den Himmel” war inkompatibel mit meiner esoterischen Erziehung. Ich war überzeugt, dass jede Weltreligion zum Ziel führt, insbesondere der Buddhismus, da ich ja kurz zuvor Siddharta gelesen hatte. “Kein Sex vor der Ehe” kam mir nicht zeitgemäss vor. Obwohl ich als introvertierter Informatiker keine Freundin hatte, wo das ein Problem hätte sein können, waren solche Ansichten über die Sexualität unter meinen Mitmenschen eine lächerliche Kuriosität.

Ich überlegte mir, von dieser Gemeinde nur die Lebenspraktiken zu übernehmen, ohne dabei ihre Lehre anzunehmen. Dann könnte ich auch so lieben wie sie, ohne meine Überzeugungen und das Ansehen meiner Umgebung über Bord werfen zu müssen.

Aber dann kam es eben anders. Nach dem ersten Gottesdienstbesuch hatte ich das Weihnachtserlebnis, und dies bewegte mich, Gott zu suchen. In den Tagebucheinträgen fing ich an zu schreiben, dass ich will, dass Gott mein bester Freund wird. Plötzlich war ich bereit, nicht nur die Lebenspraktiken, sondern auch die Lehre zu übernehmen.

Bei der christlichen Gemeinde handelte es sich um die “International Church of Christ”, eine Abspaltung von der “Church of Christ”. Wie man aus der Episode der Strassenevangelisation herauslesen kann, war dies eine strenggläubige Gemeinde, die von den Mitgliedern höchste Hingabe erwartete. Sie hatte durchaus sektiererische Tendenzen. Trotzdem hatte Gott diese Gemeinde ausgesucht als Brutkasten für mich den Babychrist. Es ist wunderschön, wie Gott unperfekte, ja sogar fast sektiererische Gemeinden benutzen kann, um sein Reich zu bauen.

Nach dem zweiten Gottesdienstbesuch wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, die “Bibel zu studieren”. Natürlich war ich interessiert! Ich wollte mehr über diesen Gott herausfinden. Wie sich herausstellte, war das ein Glaubens-Grundkurs, allerdings als Einzelunterricht. Ich sass jeweils mit zwei bis drei Männern dieser Gemeinde zusammen, meistens in einer ihrer WGs. Sie lehrten mich, wie ich die Bibel lesen kann und wie man betet. Dazu beteten wir alle zusammen laut. Sie lehrten mich über die Hingabe an die Gemeinde und die Sünde. Dabei bekannte jeder seine Sünden laut vor allen anderen. Weiter lehrten sie mich über das Kreuz, die Vergebung und die Taufe. Wir sassen täglich zusammen, jeden Abend. Sie sagten mir, dass dieser Prozess normalerweise viel länger gehe. Aber da ich schon wiedergeboren war, gab es bei mir nicht viel zu überlegen.

Die grösste Herausforderung für mich war, meine raubkopierte Software zu löschen. Nach dem Thema “Sünde” war klar, dass ich mich als Christ von jeder Sünde abwenden will, auch von dieser. Das Löschen der Software selbst war keine grosse Sache. Für Vieles gab es Freeware- oder Opensource-Alternativen, oder es liess sich eine günstige Studentenversion finden. Die grössere Sache war, meinen Mitstudenten zu erklären, warum ich keine raubkopierte Software mehr benutze. Es war das erste Mal, dass ich mich zu Jesus bekennen musste.

Am ersten Februar 1998 liess ich mich taufen. Vor der Taufe prüften die Brüder mein Herz: Was treibt dich an? Hast du wirklich Jesus als Heiland angenommen? Bist du von deinen Sünden umgekehrt? Hast du Jesus als Herr angenommen über all deine Lebensbereiche?

Ich verstand, dass dies eine grosse Entscheidung war. Ich erinnere mich an den einen Gebetsspaziergang, wo ich mit Gott rang. Sollte ich wirklich Jesus als Herr meines ganzen Lebens annehmen? Es kam mir vor, als müsse ich einen Schritt ins Leere tun und darauf hoffen, dass Gott mich hält.

Die Taufe selbst war ein grossartiges Erlebnis. Ich erinnere mich, dass ich nach der Taufe auf dem Nachhauseweg die ganze Welt hätte umarmen können. Ich wollte alles für Gott tun, für ihn in die Mission gehen, auch an die entferntesten Orte.

Es war so viel passiert innerhalb von drei Monaten, dass es mir schwerfiel, den Leuten zu erklären, was mit mir geschehen war. Meine Eltern verstanden es nicht, mein Bruder leider auch nicht. Und auch im Studium konnte ich es niemandem so richtig erklären. Ich verstand nicht, wieso sie die Herrlichkeit des Evangeliums nicht sehen konnten. Vielleicht taten sie es als Strohfeuer ab. Doch das Feuer blieb.

Auch heute, nach dreiundzwanzig Jahren, bleibt das Feuer in mir bestehen. Gott hat mir seinen Heiligen Geist gegeben. Der führte mich immer wieder zu ihm, durch alle Schwierigkeiten in Gemeinden und durch veränderte Lebensumstände. Immer blieb Gott mir treu und darum blieb auch ich ihm treu.

Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist (Rom 5,5)

Durch den Missionsbefehl bin ich aufgerufen, das Evangelium zu verkünden. Doch dies läuft meiner selbstsüchtigen Natur zuwider (denn ich werde Ablehnung erleben). Und zudem: wie soll ich das anstellen? Rick Warrens Behauptung: Evangelisation heisst, deine Geschichte zu erzählen. Stimmt das?

Dies ist der sechste und letzte Teil der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 37: “Sharing your life message”

Input Rick Warren:

In dem Moment, als du Christ wurdest, wurdest du gleichzeitig ein Zeuge Gottes. Gott will durch dich zu der Welt sprechen: “was wir sagen, sagen wir im Auftrag Gottes; wir sagen es in der Verantwortung vor Gott und in der Abhängigkeit von Christus.” (2. Kor 2,17b)

Was sollst du sagen? Erzähle, was Gott für einen Unterschied gemacht hat in deinem Leben. Petrus sagt uns, dass jeder, den Gott auserwählt hat, “den Auftrag hat, seine großen Taten zu verkünden – die Taten dessen, der [ihn] aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.” (1. Pet 2,9)

Die Essenz vom Zeugnis ist, dass du einfach deine persönlichen Erfahrungen mit Jesus teilst. In einem Gerichtssaal wird von einem Zeugen nicht erwartet, dass er den Fall herleitet, die Wahrheit beweist oder auf ein Urteil drängt; das ist die Aufgabe von Anwälten. Zeugen berichten einfach, was ihnen passiert ist oder was sie gesehen haben.

Jesus sagte: “ihr werdet meine Zeugen sein” (Apg 1,8) und nicht “ihr werdet meine Anwälte sein”.

Er möchte, dass du deine Geschichte mit anderen teilst. Dein Zeugnis ist ein wesentlicher Teil deiner Mission auf der Erde, denn es ist einzigartig. Es gibt keine andere Geschichte, die so ist wie deine, also kannst nur du sie erzählen. Ansonsten wird sie für immer verloren sein. Tatsächlich ist dein persönliches Zeugnis effektiver als eine Predigt, denn Ungläubige sehen Pastoren als professionelle Verkäufer, dich aber als “zufriedenen Kunden”, also schenken sie dir mehr Glaubwürdigkeit.

Persönliche Geschichten sind auch leichter zu verstehen als Prinzipien, und jeder zieht sie einer trockenen Abhandlung vor. Sie fesseln unsere Aufmerksamkeit, und wir erinnern uns länger an sie. Ungläubige würden wahrscheinlich das Interesse verlieren, wenn du anfängst, Theologen zu zitieren, aber sie haben eine natürliche Neugierde, von Erfahrungen zu hören, welche sie nie selbst gemacht haben.

Ein weiterer Wert deines Zeugnisses ist, dass es intellektuelle Mauern durchbricht. Viele Menschen anerkennen die Bibel nicht als Quelle der Wahrheit, aber sie werden auf eine demütige, persönliche Geschichte hören.

Das ist auch der Grund, warum Paulus bei sechs verschiedenen Gelegenheiten sein Zeugnis benutzte, um das Evangelium weiterzugeben, anstatt die Heilige Schrift zu zitieren.

Die Schrift lehrt uns:

Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung (1. Pet 3,15)

Unseren Glauben zu teilen heisst also, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und dann deinen Mund aufzumachen. Wie kannst du dich auf diesen Moment vorbereiten, so dass du bereit bist? Der beste Weg um “bereit zu sein” ist dein Zeugnis aufzuschreiben und dir die Hauptpunkte zu merken. Etwa, wie dein Leben vor deiner Bekehrung aussah. Wie die “Sache von Jesus” für dich plötzlich begehrenswert wurde. Wie du deinen Lebensstil verändert hast oder welcher Wert für dich Jesus im Leben hat.

Natürlich geht es nicht nur um die Bekehrungsgeschichte. Alle Gottes-Erfahrungen eignen sich zum Zeugnis. Auch da: schreibe dir die Geschichten auf: Probleme, Umstände, Krisen, in denen Gott dich neues gelehrt hat. Dann sei feinfühlig und bringe die Geschichte, welcher der Situation deines Freundes am besten entspricht.

Philipps Gedanken dazu:

Ich fand spannend, dass wir aufgerufen sind, Zeugen zu sein. Ich habe mich dann gefragt, ob wir also nur unsere Lebensgeschichte erzählen sollen? Paulus hat in der Apostelgeschichte seine Lebensgeschichte erzählt, aber nicht nur, in Athen z.B. hat er Gott aus der Philosophie hergeleitet. Stefanus hat vor seiner Steinigung Gott aus dem alten Testament hergeleitet. Also kann “seid meine Zeugen” nicht gemeint sein, dass wir nur unsere Lebensgeschichte erzählen.

Aber ich denke nicht, dass Warren hier nur zum Zeugnis aufruft, im Interview mit John Piper erzählt er folgende Geschichte:

Ich war einmal im “Aspen Institute” - da sind die Superhirne dieser Welt - und eine Frau steht auf und sagt zu mir: “Ich bin Jüdin, ich werde also Jesus nicht als meinen Retter annehmen. Komme ich in die Hölle?”.
Jetzt will alles in meiner menschlichen Natur einen Rückzieher machen und es mir sicher und bequem machen und das politisch Korrekte sagen. Aber ich kann das nicht tun, weil ich Gottes Missfallen mehr fürchte als ihres und ich liebe sie auch genug, um ihr die Wahrheit zu sagen.
Die Art, wie ich es gesagt habe, ist eine Art, welche die Last von meinen Schultern nimmt. Ich sagte Folgendes: “Jeder setzt sein Leben auf eine Karte. Atheisten wetten, dass es keinen Gott gibt. Buddhisten wetten auf Buddha. Ich wette mein Leben darauf, dass Jesus Christus kein Lügner war. Dass Jesus Christus die Wahrheit gesagt hat. Jesus sagte: “Niemand kommt zum Vater außer durch mich”. Nun, das habe nicht ich gesagt, sondern er. Er sagte: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”.
Ich verwette mein Leben darauf, dass er die Wahrheit gesagt hat.
Und jetzt siehst du, was ich getan habe: Ich habe mich geweigert, mich zur Autorität zu machen, mich geweigert, in einen Streit “das ist dein Wort gegen meins” einzusteigen. Ich sagte nur: “Ich setze mein Vertrauen auf Jesus”.

Also geht es Warren darum, dass wenn wir “Sache von Jesus” verteidigen, wir es nicht zu unserer Sache machen, sondern es seine lassen, dabei aber erklären, dass wir dieser Sache mehr trauen, als allen anderen Lebenstheorien und verwandeln so eine Argumentation doch wieder zu einem Art Zeugnis.

Ein weiterer Punkt, der mich angesprochen hat: Persönliche Zeugnisse sind oft spannender und überzeugender als Theorie. Ich wünschte mir, in den Gottesdiensten würden mehr Zeugnisse erzählt. Ich wünschte mir, auf Blogs mehr persönliche Zeugnisse zu hören. Wenn Theorie vorgetragen wird, habe ich oft die Reaktion “kenne ich schon”, oder ich merke, dass sofort meine intellektuellen Schutzwälle hochgefahren werden, die ein Prediger erst einreissen muss.

Für mich ist dieser Blog ein Zeugnis. Natürlich schreibe ich das für Christen auf, aber ich merke, dass wenn ich Dinge aufschreibe, sie dann in meinem Kopf parat zum Zeugnis sind, so wie es im 1. Petrus 3,15 beschrieben wird.

Und, da mit diesem Beitrag die Reihe über “Purpose Driven Life” beendet ist, werde ich in den nächsten Tagen meine persönliche Bekehrungsgeschichte hier auf dem Blog bringen. Mir als Vorbereitung zum Zeugnis und euch als Ermutigung.

Geld und Macht. Die zwei grossen Versuchungen. Für mich ist momentan Geld die kleinere der beiden. Ging es in Rick Warrens Buch darum, mit Geld Gott zu dienen, so fiel es mir leicht, “Amen!” zu sagen. Doch bei dem Kapitel, über das ich heute schreibe, geht es um Macht, um Karriere, um Ansehen vor Menschen. Und das traf bei mir auf einen schwachen Punkt. Es hat mich bis auf die Knochen herausgefordert.

Dies ist Teil 5 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 33 “How real servants act” und Tag 34 “Thinking like a servant”

Input Rick Warren:

Tausende Bücher wurden über Leadership geschrieben, aber nur wenige übers Dienen. Jeder möchte führen; niemand möchte dienen. Selbst Christen wollen “Servant-Leader” sein, nicht einfach nur Servants. Aber wie Jesus zu sein heisst, ein Diener zu sein. So nannte er sich selbst.

Wenn du dich zu Beginn eines jeden Tages daran erinnerst, dass du Gottes Diener bist, werden dich Unterbrechungen nicht so sehr frustrieren, denn dein Tagesprogramm wird das sein, was Gott dir heute vor Augen führt, die Werke, die er dir bereitet hat. Diener sehen Unterbrechungen als göttliche Verabredungen zum Dienst und freuen sich über die Gelegenheit, das Dienen zu üben.

Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. (Eph 2,9)

Self-Promotion und Dienen lassen sich nicht mischen. Echte Diener dienen nicht für die Anerkennung oder den Beifall anderer. Die Grösse ihres Publikums ist Eins. Paulus sagte: “Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus.” (Gal 1,10)

Diener fokussieren sich auf andere, nicht auf sich selbst. Das Wesen von Demut ist nicht, weniger von sich zu denken, sondern weniger an sich selbst zu denken. Diener sind selbst-vergessen. Das ist damit gemeint, wenn es heisst, sein eigenes Leben zu verlieren, nämlich uns im Dienst an anderen zu vergessen.

sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen (Phil 2,7)

Leider ist ein grosser Teil unseres Dienstes oft eigennützig. Wir dienen, um andere dazu zu bringen, uns zu mögen, bewundert zu werden oder um unsere eigenen Ziele zu erreichen. Das ist Manipulation, nicht Dienst.

Die Eigenschaft der Selbstvergessenheit ist, wie die der Treue zu Gott, äusserst selten. Von all den Menschen, die Paulus kannte, war Timotheus der Einzige, den er als Beispiel anführen konnte.

Wie ein Diener zu denken ist schwierig, weil es die Wurzel meines Grundproblems angreift: Ich bin von Natur aus egoistisch. Ich denke am meisten an mich. Deshalb ist Demut ein täglicher Kampf, eine Lektion, die ich immer wieder neu lernen muss. Die Gelegenheit, ein Diener zu sein, konfrontiert mich Dutzende Male am Tag, in denen ich vor die Wahl gestellt werde, mich zwischen der Erfüllung meiner Bedürfnisse oder der Bedürfnisse anderer zu entscheiden.

Wenn du ein Diener sein willst, muss deine Identität in Christus verankert sein. Nur sichere Menschen können dienen. Unsichere Menschen machen sich immer Sorgen darüber, wie sie auf andere wirken. Sie fürchten die Entlarvung ihrer Schwächen und verstecken sich unter Schichten von schützendem Aussehen und Getue. Je unsicherer du bist, desto mehr wirst du wollen, dass andere dir dienen, und desto mehr wirst du ihre Anerkennung brauchen.

Diener, auf der anderen Seite, sehen ihren Dienst als Gelegenheit an, nicht als Verpflichtung. Sie dienen gerne anderen Menschen, das Stillen von Bedürfnissen. Sie dienen Gott mit Freuden (Ps 100,2). Wieso? Weil sie Gott lieben, dankbar sind für seine Gnade, weil sie wissen, dass sie gerade der Bestimmung nachkommen, welche Gott für sie vorhergesehen hat. Und weil sie wissen, dass Gott den Lohn verspricht:

wenn jemand mir dient, so wird ihn [mein] Vater ehren. (Joh 12,26)

Philipps Gedanken dazu:

Vor ein paar Jahren an meiner Arbeitsstelle wollte ich mir beweisen, dass ich selbstlos bin. Wir hatten die Tradition, dass reihum jemand am Donnerstagmorgen Gipfeli für das ganze Team mitnimmt. An einem Donnerstag brachte ich als Versüssung der Gipfeli Schoggistängeli mit. Ich legte sie auf den Tisch zu den Gipfeli, ohne etwas zu sagen. Das fiel natürlich auf. Meine Kollegen fragten untereinander, ob jemand wisse, wer die Schoggistängli gebracht hat. Ich blieb still im Wissen, dass ich Gott im Verborgenen dienen soll.

Aber ich tat es nicht mit Freuden. Ich dachte, dass mir gerade der Gewinn abgeht, weil ich mein Mund nicht geöffnet hatte.

Selbstloses Dienen ist nur dann möglich, wenn mein Glaube genügend gross ist. Glaube ich, dass Gott mich belohnen wird? Selbstloses Dienen bedingt einen festen Glauben in Gott. Ohne dieses Fundament verkommt selbst das Dienen zu einem Weg, von den Menschen Anerkennung zu erlangen. Insgeheim hoffte ich mehr als einmal, Gott werde mein “verborgenes Dienen” eines Tages damit vergelten, dass er mir Ruhm und Anerkennung gibt. Dann fühlte ich mich ertappt und merkte, dass dies einem Dienerherz fundamental widerspricht.

Meine Herausforderung ist, die Menschenfurcht durch die Gottesfurcht zu ersetzen. Und dies scheint menschlich unmöglich, doch ich glaube, dass bei der Wiedergeburt genau das passiert, zumindest im Ansatz. Wir erhalten den Geist Gottes, und dieser will Gott gefallen. Er ist eifersüchtig, wenn wir der Welt gefallen wollen. “Wir können nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon” interpretiere ich nicht nur bezüglich des Geldes, sondern auch bezüglich der Menschenfurcht.

Ich merke, dass ich Vorbilder brauche in meinem Leben.

Zum einen habe ich diese Vorbilder in jeder Gemeinde gefunden, welche ich bisher besucht habe. Es brauchte etwas Zeit, bis ich die Vorbilder fand. Sie waren jeweils nicht sichtbar, sie standen nicht auf der Bühne, sondern dienen im Verborgenen.

Zum anderen fand ich Vorbilder in Büchern. Charles Simeon ist sicher einer dieser Vorbilder. Er hat jahrelang in einer Gemeinde gedient, die ihn abgelehnt hat. Ich habe hier darüber geschrieben. Ein anderes Vorbild ist Hudson Taylor, der China-Missionar. Er wirkte auf andere stets nicht besonders. Als Menschen ihn trafen, welche von seinem Einfluss hörten, erwarteten sie einen Mann mit stattlicher Gestalt und sicherem Auftreten, aber sie sahen einen unscheinbaren, eher schwächlichen Mann. Sie dachten: “Was, dieser ist der Missionar, der in China so viel für Gott bewirken konnte?”. Seine Unscheinbarkeit entsprang aus dem Wunsch, nicht den Menschen zu gefallen, sondern Gott.

Doch Hudson Taylor war nicht schon seit seiner Bekehrung so, sondern erst nach vielen Jahren im Dienst Gottes. In seiner Biographie fand ich folgenden Bemerkung, die sein Sohn über ihn schrieb:

Von diesem Tage an findet sich ein neuer Ton in seinen Briefen. Sie sind nicht mehr voller Selbstbetrachtungen, sondern voller Gedanken über Missionsziele. China rückt wieder in den Vordergrund seines Denkens.

Solche Beispiele ermutigen mich zu glauben, dass Gott auch mich dahin verändern kann, dass ich weniger an mich selbst denke, sondern ganz von seinem Dienst an anderen ergriffen bin.

Die Versuchung trifft mich oft. Gebe ich ihr nach, dann sündige ich. Widerstehe ich ihr, dann wird die Versuchung grösser, sie wandelt sich zu einem verbotenen, begehrlichen Ding. Ist der Kampf also von vornherein verloren? Rick Warrens Kapitel über die Versuchung gehörten für mich zum Höhepunkt von “Purpose Driven Life”.

Dies ist Teil 4 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 26 “Growing through Temptation” und Tag 27 “Defeating Temptation”

Input Rick Warren:

Versuchung ist Satans Waffe, dich zu zerstören. Aber für Gott auf der anderen Seite ist es eine Möglichkeit, deinen Charakter zu formen. Jedes Mal, wenn du dich für das Gute entscheidest, wirst du Jesus Charakter ähnlicher, der in Galater 5 beschrieben wird:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung (Gal 5,22)

Diese Frucht wächst langsam, wie eben Frucht an den Bäumen nur langsam wächst, für das Auge unmerklich.

Gott entwickelt deine Frucht des Geistes, indem er dich in gegenteilige Umstände steckt: Zum Beispiel lässt er, um die Frucht der Liebe wachsen zu lassen, dich mit lieblosen Menschen zusammen sein. Oder er lehrt dich Freude inmitten von Sorge. Jeder Mensch ist friedlich, wenn er einem Sonnenuntergang zuschaut, doch der wahre Friede wächst dann, wenn er durch seine Umstände zur Sorge und Angst getrieben wird und dabei standhält. Es ist wie ein Baum, der durch den stetigen Wind seine Wurzeln tiefer wachsen lässt.

Liegt die Versuchung in diesen Umständen? Nein, sondern sie schlummert in uns drin. Hättest du kein Verlangen in dir drin, so hätte die Versuchung keinen Nährboden. Die Versuchung startet immer in uns selbst: “Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord,…” (Mk 7,21)

Aber sei nicht entmutigt, wenn diese Versuchungen kommen. Versuche nicht zu denken, dass du einen Zustand erreichen kannst, dass dich keine Versuchungen mehr treffen. Schäme dich nicht, wenn du versucht wirst. Viele machen es sich zum Ziel, versuchungsfrei zu werden, aber das ist ein falsches Verständnis von Reife. Du wirst nie aus der Versuchung herauswachsen, weil uns auch die Bibel lehrt: “wenn ihr versucht werdet” und nicht “falls ihr versucht werdet” (Jak 1,13).

Manchmal, wenn du betest, wird Satan dir einen bizarren oder bösen Gedanken geben. Schäme dich nicht darüber, sondern freue dich, dass du dich gerade mit etwas beschäftigst, das Satan hasst. Statt dich zu schämen “wie kann ich nur so etwas denken?” behandle es als Ablenkung und fokussiere dich wieder auf Gott.

Überraschenderweise steht nirgends in der Bibel, dass wir der Versuchung widerstehen sollen. Wir sollen dem Teufel widerstehen, aber das ist etwas ganz anderes. Uns wird stattdessen geraten, unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, da es einfach nicht funktioniert, einem Gedanken zu widerstehen. Der Widerstand macht den Gedanken nur stärker und die Anziehungskraft der Versuchung wächst. Umso mehr du ein Gefühl bekämpfst, desto mehr wird es dich aufzehren und dich kontrollieren. Du machst es stärker, wenn du nur daran denkst.

Darum funktioniert es nicht, wenn wir uns sagen: “ich sollte weniger essen” oder “ich sollte andere weniger begehrlich anschauen”

Stattdessen sollen wir dem Teufel widerstehen, nicht der Versuchung: “Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch” (Jak 4,7)

Bei Versuchungen genügt es nicht, passiv zu sein, wir sollen dagegen ankämpfen. Nur wie?

Mein Rat: Versuche nie mit dem Teufel zu diskutieren. Darin ist er besser als du. Er hat Tausende Jahre Erfahrung. Du kannst Satan weder mit deiner Logik noch mit deiner Meinung beeindrucken. Das einzige, was hilft ist die folgende Waffe: Das Wort Gottes.

Du musst das Wort Gottes nutzen als Waffe gegen Satan. Jesus hat dies in der Wüste getan. Jesus wurde in allem gleich versucht wie wir (Heb 4,15). Jesus hat gekontert, indem er Bibelstellen aufsagte. Er sagte nicht “ich bin nicht hungrig”, er hat eine Bibelstelle aufgesagt aus seinem Gedächtnis.

Falls du keine Bibelstellen auswendig weisst, hast du keine Patronen in deiner Pistole! Ich fordere dich ernsthaft auf, regelmässig Bibelverse auswendig zu lernen.

Philipps Gedanken dazu:

Eine der Versuchungen, mit denen ich zurzeit zu kämpfen habe, ist die Versuchung zur Sorge bei der Arbeit. Ich habe vor ein paar Wochen kurz darüber berichtet, wie eine Reorganisation an meiner Arbeitstelle mein Leben durcheinandergewirbelt hat. Dies mag von Aussen als etwas Kleines aussehen, doch für mich, da ich täglich acht Stunden an der Arbeit verbringe, ist es ein grosses Ding.

Neulich bin ich am Abend mit diesen Sorgen ins Bett gegangen mit der Idee, dass ich mich ja morgen darum kümmern könnte. Schlechte Idee! Denn welche Gedanken meldeten sich als Erstes am Morgen früh? Die Sorgen. Und am Morgen früh ist das tödlich. Ich wusste: gebe ich den Sorgen Raum, dann werden sie meinen Tag bestimmen und den Tag danach und so weiter. Also sagte ich mir unter der Dusche alle Bibelverse vor, welche ich auswendig gelernt hatte. Zum Glück hatte ich die Bibelverse jedes Kapitels aus “Purpose Driven Life” auswendig gelernt und so sagte ich nacheinander fünf bis zehn Bibelverse auf. Und siehe da, nach einigen Versen kam ich zu einem Vers, welcher ein Volltreffer war im Kampf mit dem Teufel. Er wich von mir, die Gedanken wandelten sich und wurden freundlicher, angenehmer. Es war, wie sich die Wolken verzogen hätten und die Sonne hervorkam.

Freilich ist es mit diesem einen Sieg nicht getan. Und ich war nicht immer so erfolgreich. Doch dieses eine Erfolgserlebnis gab mir Mut, nicht aufzugeben.

Sonntag, Ende der 3. Woche. Bilanz: +0.45 Fr.

Yes! Die erste positive Bilanz…

Das Fleischmenü dieses Wochenende: eine Eigenkreation von Pasta Fagioli. Sprich: Ein Eintopf aus Borlotti-Bohnen, (diesmal Rinds-) Voressen, Rüebli, Sellerie und kleiner Pasta. Voressen vom Öko-Rind ist zwar doppelt so teuer wie z.B. Leberwurst (3.50 pro 100g), dafür kann ich bei einem Eintopf einen kleinen Trick anwenden: Wenig einkaufen (nur 300g für uns 4 Personen) und kleine Würfel schneiden. So findet jeder ein paar Würfel im Teller und ist zufrieden… Somit hat dieses teurere Fleisch im Endeffekt weniger gekostet als die Billigeren von letzter und vorletzter Woche (10.50).

Die 50 Franken mehr dieser Woche habe ich voll und ganz gebraucht. So konnte ich auch einiges wieder “auffüllen”, das ich in den letzten zwei Wochen ausgehen lassen habe. Anderes habe ich dagegen immer noch nicht nachgekauft. Dazu gehören z.B. Rotwein und Weisswein zum Kochen. Beides kann man relativ gut weglassen.

In einer Woche werde ich dann Bilanz ziehen und schauen, welche der Änderungen ich längerfristig beibehalte und was ich wieder einführen werde. Schliesslich handelt es sich ja um ein Experiment, bei dem ich an die Grenzen gehe und ausprobiere, was möglich ist. Das Gute daran ist, dass ich so auf neue Ideen komme und ein wenig aus dem ewigen Trott herauskomme.

Diese Woche habe ich meine Vorräte geräumt (und die Schränke geputzt). Abgelaufenes war nicht dabei. Aber ich entdeckte ein kleines Glas wilden Pfeffer, den ich vor einem Jahr zu Weihnachten bekommen hatte. Besser brauchen als fortwerfen. Und so ist der Pfeffer jetzt in meiner Pfeffermühle gelandet. Mein Sohn hat zwar reklamiert, die Tomatensauce schmecke nicht so wie immer. Das stimmt, der wilde Pfeffer hat einen anderen Geschmack als der normale. Hoffentlich gewöhnt er sich daran…

Etwas anderes, was ich entdeckt habe, sind zwei kleine Gläser mit Schweineschmalz, den ich letzten Sommer von Knochen für eine Fleischbrühe gewonnen habe. Das wäre doch eine prima Alternative zu Öl und ich könnte wiederum sparen. Aber ob der noch essbar ist? Riechen tat er normal. Trotzdem googelte ich die Haltbarkeit von Schweineschmalz, um sicherzugehen. Schliesslich will ich keine Lebensmittelvergiftung riskieren. Beruhigt brauchte ich ihn dann gestern, um das Voressen anzubraten. Es geht uns allen noch gut…

Apropos Vorräte: Gerade anfangs Monat ging unser Pfefferminztee (aus dem Garten) aus, von dem wir jeden Abend eine Tasse tranken. Letztes Jahr hatte ich dann einfach Pfefferminztee vom Unverpackt gekauft. Aber der ist ziemlich teuer (v.a. im Vergleich zum Gratistee aus dem Garten), und ehrlich gesagt schmeckt er nicht halb so gut. Ich schaute in unserem Tee-Regal nach: Was gab es da noch?

Dazu muss ich sagen, dass unser Teesortiment im Zuge des Minimierens drastisch abgenommen hat. Früher hatten wir verschiedene Kategorien von Tees: Die Trendig-Gesunden (mehrere Sorten Yogi-Tee), die Normalen (Pfefferminze, Hagebutte, Kamille), die Medizinaltees (Hustentee, Beruhigungstee, Fencheltee, Blasen-Nierentee, …), die Selbstgesuchten (Holunderblüten, Ringelblumen, Malve, Königskerze), dazu Schwarztee, Grüntee und Rooibostee (den mag ich zwar nicht, aber vielleicht kommt ja jemand auf Besuch, der ihn mag?) und einige Spezialitäten wie einen Tee-Adventskalender vom Bioladen und diese Grüntee-Kugeln, die sich im Wasser wie eine Blume öffnen (natürlich ein Geschenk…).

Jedes Jahr ging ich die Tees einmal durch und hielt nach Abgelaufenem Ausschau. Aber da man Tee gut über das Datum hinaus behalten kann, behielt ich auch die Abgelaufenen. So passierte es, dass ich die beliebten (z.B. den Schoko-Yogitee) ständig nachkaufte, die weniger beliebten aber hinten im Regal älter und älter wurden, bis ich sie dann nach fünf Jahren doch wegwarf. Das Regal war immer zum Bersten voll.

Jetzt ist der einzige Tee, den wir regelmässig kaufen, Schwarztee aus dem Unverpackt-Laden. Ohne den kommt mein Mann nicht aus. Dazu haben wir v.a. selbstgedörrte Tees, und zwar nur solche, die wir regelmässig trinken, wie Pfefferminztee (wenn er nicht gerade ausgegangen ist), Kamille (als Husten-, Schnupfen- und Fiebertee), Fencheltee (dito), Holunderblüten und Lavendel. Aber selbst da haben wir gemerkt, dass der eine Tee immer getrunken wird (Pfefferminze) und die anderen liegen gelassen werden (Holunderblüten und Lavendel). Bis der Sparmonat kommt und uns zwingt, auch das weniger Beliebte zu brauchen… Also wechselten wir auf Holunderblüten (mein Mann) bzw. Lavendeltee (ich; mein Mann findet, das schmeckt wie ein Badezusatz…). Wir versuchten, uns einfach mit dem zu begnügen, was da ist, und erst wieder etwas zu kaufen, wenn es nötig ist. Wir haben uns ganz gut daran gewöhnt. Und der Frühling kommt ja bald, und damit auch der frische Pfefferminz- und Zitronenmelissentee!

Gestern gab es die erste Salatsauce mit Rapsöl statt Olivenöl. Ich beobachtete meine Tochter, als sie den ersten Bissen in den Mund steckte. Ich erwartete ein “Iiih Mami, was hast du mit der Salatsauce gemacht?” Aber stattdessen sagte sie: “Das ist die beste Salatsauce, die du je gemacht hast! Kannst du die immer so machen?” Tja, Überraschungen gibt es… Auch der Rest der Familie äusserte sich lobend. Es gibt nur ein Problem: Ich selber mag das Rapsöl nicht!

Also, auf in die letzte Woche!

Teil 5 von “Lesenswichtig”, einer Besten-Liste von christlichen Artikeln, die ich diese Woche gelesen habe.

Heute eine english-only Ausgabe. Dafür habe ich ein paar Zitate auf deutsch übersetzt.

Deine Gemeinde wird sterben, und andere ermutigende Gedanken

Gelesen wegen dem originellen Titel (der dem Text dann überraschenderweise gerecht wird). Ein paar Auszüge:

Der Tod hilft uns, alle wichtigen Fragen des Lebens zu sortieren, Fragen nach Sinn und Zweck, Zielen und Hinterlassenschaften. Die Erkenntnis, dass man endlich ist, hat eine ernüchternde Wirkung und schärft den Blick.

Als Einzelperson mag ich vielleicht nur wenig für das Reich Gottes bewirken, aber wenn ich meine Kinder so erziehe, dass sie Reich Gottes verbreiten, und sie ihre Kinder ebenso erziehen, dann erleben wir das Prinzip der Multiplikation. So ist es auch mit Gemeinden.

Zum Artikel: Your church will die, and other encouraging thoughts

Christliche Leiter brauchen Rechenschaft um unsere Leben und Ministries zu schützen

Bei einem Skandal läuft normalerweise Folgendes ab: Eine Woche nach dem Skandal schreibt jeder darüber, die Informationen sind aber noch so ungeordnet, dass sie nicht viel mehr Informationsgehalt haben als die Fakten des Skandals selbst. Dann, eine Woche später, stürzen sich alle auf den nächsten Skandal und der erste Skandal bleibt unfertig liegen. Es bleibt keine Zeit, die nötigen Lehren zu ziehen. (Dies ist einer der Gründe, wieso ich derzeit gegenüber der Tagespresse abgeneigt bin).

Der Skandal, um den es geht, ist natürlich um den gefeierten Evangelist Ravi Zacharias und die Enthüllung nach seinem Tod, dass er ein Doppelleben führte, dass er mit Frauen sexuelle Beziehungen geführt hat, dies aber in seinen Predigten verurteilte.

Randy Alcorn schreibt seit einigen Tagen darüber und kommt daher über den Skandal selber hinaus und fragt sich, ob nicht auch wir selbst anfällig sind, in dasselbe Muster zu fallen?

Ein paar Auszüge:

Ich erinnere mich, dass vor vielen Jahren ein Mann zu seinem Sohn im Teenageralter sagte, dass er nicht wolle, dass er nach dem Ausgang mit seiner Freundin im Auto parke und allein sei. Sein Sohn antwortete: “Papa, vertraust du mir nicht?” Ich werde nie vergessen, was sein Vater ihm sagte: “Allein? In einem Auto? Mit einem Mädchen? In der Nacht? Ich traue nicht mal mir selbst. Warum sollte ich dir vertrauen?”

Vielleicht war Ravi einst ein integrer Mann, aber da er nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, rutschte er allmählich in sein Doppelleben.

Vor vielen Jahren, im Jahr 1986, als ich noch Pastor war, hatte unsere Gemeinde sieben Vollzeit- und mehrere Teilzeitpastoren. Als wir merkten, dass wir zu sehr damit beschäftigt waren, das Tagesgeschäft durchzugehen und es nicht mehr schafften, mit dem geistlichen Leben der anderen in Kontakt zu bleiben, begannen wir, die ersten zwei Stunden unseres wöchentlichen Treffens dafür zu verwenden, über persönliche Kämpfe und Siege zu sprechen. Dabei erzählten wir uns oft gegenseitig, wo unser geistliches Leben steht und in welchen Bereichen wir Gebet und Hilfe brauchen. Wir stellten sicher, dass niemand ausgelassen wurde. Wir fragten jede Person “Wie geht es dir?” und wenn die Antworten vage waren oder etwas nicht zu stimmen schien, bohrten wir nach. Wenn jemandem nicht nach Reden zumute war, war das manchmal in Ordnung, aber manchmal konnten wir sehen, dass er derjenige war, der am meisten reden musste.

Nach einigen Jahren, in denen ich dies tat, merkte ich jedoch, dass es für mich einfach nicht genug war, zum Teil weil oft dringende Tagesordnungspunkte den persönlichen Austausch verdrängten. Unsere Mitarbeiterversammlungen waren groß genug, dass wir “faken” oder durch die Maschen schlüpfen konnten. Deshalb gründete ich zwei “Accountability-Gruppen”. Bei den Treffen beantwortete jeder von uns der Reihe nach einige Schlüsselfragen:

  • Wie geht es dir mit Gott?
  • Mit deinem Ehepartner oder der Person, mit der du zusammen bist?
  • Mit deinen Kindern?
  • Welchen Versuchungen bist du ausgesetzt, und wie gehst du damit um?
  • Wie hat sich dein Gedankenleben in dieser Woche in Bezug auf sexuelle Reinheit entwickelt?
  • Lebst du an deinem Arbeitsplatz konsequent für Christus?
  • Hast du regelmässig Zeit im Wort Gottes und im Gebet verbracht?
  • Mit wem hast du das Evangelium geteilt?
  • Wie können wir für dich beten und dir helfen?

Schon nach wenigen dieser Treffen äusserten Männer in beiden Gruppen, dass dies die sinnvollsten 90 Minuten ihrer Woche waren.

Zum Artikel: Christian Leaders Need Accountability to Guard Our Lives and Ministries

Die Parallel-Denker

Zum Schluss ein ultra-langer Artikel. Ein Journalist berichtet über seinen Vater, der in Russland während der Kommunismuszeit geschrieben hat. Für das Regime hat er konforme Artikel geschrieben, für sich selbst und die Familie hat er kritische Texte verfasst. Die Parallelen zur heutigen Zeit, insbesondere bezüglich “Cancel-Culture”, sind frappierend.

Auf der anderen Seite: Beim Lesen dieses Artikels wurde mir bewusst, welch grosse Freiheit ich auf diesem Blog geniessen kann - dass ich schreiben kann, was ich will, ohne den Staat oder eine Organisation zu fürchten.

Zum Artikel: The Doublethinkers

In einer Gemeinde beobachtete ich Folgendes: Es gab Leute mit hohen Ansprüchen an die Gemeinde. Sie hatten Ideale, welche sie aus der Bibel gelernt haben; Versprechen Gottes, von denen sie wollten, dass sie in der Gemeinde gelebt werden. Sie begannen die Sache richtig: vom Wort Gottes aus. Es gelang ihnen dann aber nicht, ihre Sache “in die Gemeinde zu tragen”. Frustriert verbissen sie sich in ihrer Idee, begannen schlecht über andere zu reden und verliessen nach einiger Zeit entweder selbst die Gemeinde oder brachten durch ihre Art andere dazu zu gehen. Rick Warren hat hierzu guten Rat.

Dies ist Teil 3 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 21: “Protecting your Church”

Input Rick Warren:

Die Einheit in der Gemeinde ist so wichtig, dass das Neue Testament ihr mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem Himmel oder der Hölle. Genau wie alle Eltern geniesst es unser himmlischer Vater, wenn seine Kinder miteinander auskommen. In seinen letzten Momenten vor seiner Verhaftung betete Jesus leidenschaftlich für unsere Einheit. Es war unsere Einheit, die in diesen quälenden Stunden in seinem Kopf ganz oben stand. Das zeigt, wie bedeutsam dieses Thema ist.

Wenn du erst einmal entdeckt hast, was Gott für dich und die Gemeinde will, ist es leicht, durch die Kluft zwischen Ideal und Realität in der Gemeinde entmutigt zu werden. Doch wir müssen die Gemeinde trotz ihrer Unvollkommenheiten leidenschaftlich lieben. Sich nach dem Ideal zu sehnen, während man die Realität kritisiert, ist ein Zeichen von Unreife. Andererseits ist es billig, sich mit der Realität zufriedenzugeben, ohne nach dem Idealen zu streben. Reife bedeutet, mit der Spannung zu leben.

Gott sagt:

Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um. (Eph 4,2)

Dann erwähnt Warren das Buch “Gemeinsames Leben“ von Dietrich Bonhoeffer, der deutsche Pastor, der während der Nazizeit den Märtyrertod starb. Warren hat nur ein Zitat im Buch, aber ich fand dies so gewinnbringend, dass ich hier noch ein paar Weitere einfüge:

Unzählige Male ist eine ganze christliche Gemeinschaft daran zerbrochen, dass sie aus einem Wunschbild heraus lebte. Gerade der ernsthafte Christ, der zum ersten Mal in eine christliche Lebensgemeinschaft gestellt ist, wird oft sein sehr bestimmtes Bild von der Art des christlichen Zusammenlebens mitbringen und zu verwirklichen bestrebt sein.

Jedes menschliche Wunschbild, das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird, hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden, damit die echte Gemeinschaft leben kann. Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft, und ob er es persönlich noch so ehrlich, noch so ernsthaft und hingebend meinte.

Gott hasst die Träumerei; denn sie macht stolz und anspruchsvoll. Wer sich das Bild einer Gemeinschaft erträumt, der fordert von Gott, von dem andern und von sich selbst die Erfüllung. Er tritt als Fordernder in die Gemeinschaft der Christen und richtet ein eigenes Gesetz auf. Er tut, als habe er erst die christliche Gemeinschaft zu schaffen, als solle sein Traumbild die Menschen verbinden. Was nicht nach seinem Willen geht, nennt er Versagen. Wo sein Bild zunichte wird, sieht er die Gemeinschaft zerbrechen.

Weil Gott den einzigen Grund unserer Gemeinschaft schon gelegt hat, weil Gott uns längst, bevor wir in das gemeinsame Leben mit andern Christen eintraten, mit diesem zu einem Leib zusammengeschlossen hat in Jesus Christus, darum treten wir nicht als die Fordernden, sondern als die Dankenden und Empfangenden in das gemeinsame Leben mit andern Christen ein. Wir danken Gott für das, was er an uns getan hat. Wir beschweren uns nicht über das, was Gott uns nicht gibt, sondern wir danken Gott für das, was er uns täglich gibt.

Zurück zu Warrens Input:

Übernimm Verantwortung, deine Gemeinde zu schützen und zu fördern. Setze alles daran, nicht schlecht über andere zu reden und bei üblem Geschwätz nicht teilzuhaben. Es wird nicht immer einfach sein. Manchmal wirst du tun müssen, was das Beste für den Leib ist, und nicht das, was dir dient. Das ist ein Grund, warum Gott uns in eine Gemeinde steckt - damit wir Selbstlosigkeit lernen.

Philipps Gedanken dazu:

Die Gemeinde, welche ich in der Einleitung erwähnt hat, hat sich gespalten. Der Pastor hat gekündigt. Die Hälfte verliess die Gemeinde. Ich hatte mich aus dem Konflikt rausgehalten, aus der Angst heraus, dass mein Involvieren noch mehr zerstört, als es helfen würde. Ich muss aber auch zugeben, dass ich damit zum zynischen Zuschauer wurde und schlussendlich auch die Gemeinde verliess.

Was ist meine Reaktion auf dieses Kapitel? Ich fühle mich ertappt. Merke ich die Kluft zwischen meinen Idealen und der Gemeinde, dann tendiere ich eher dazu, die Gemeinde über Bord zu werfen als meine Ideale. Beides ist schlecht. Doch die Kluft treibt mich oft in einen Zynismus, welcher der Gemeinde schadet. Ich habe mir nach dem Lesen des Kapitels vorgenommen, die Spannung nicht mit üblem Geschwätz zu entschärfen, sondern im Gebet bei Gott Rat zu ersuchen, was wohl mein Teil beim Bauen seiner Gemeinde sein soll.

Es ist ja auch irgendwie logisch, dass wenn wir verschiedene Organe sind, wir einander nicht verstehen und gegenseitige Ansprüche haben, welche die anderen nicht erfüllen können. Wenn ich ehrlich bin, dann gibt es viele Talente in der Gemeinde, welche ich nicht mal im Ansatz besitze. Und so kann ich auch nicht erwarten, dass meine Fähigkeiten und Einsichten auf alle anderen überschwappen. Das Herz zum Beispiel pumpt als einziges Organ beständig Blut in den Körper, ohne dass ihm etwas hilft. Ginge es nach der Vorstellung des Herzens, so würden alle Organe kleine Herzen werden.

Wenn der ganze Körper nur aus Augen bestünde, wo bliebe dann das Gehör?

Ein Körper besteht nun mal aus verschiedenen Organen, welche alle ihre Aufgabe haben. Als einzelnes Organ bin ich angewiesen, dass die anderen Organe ihre Aufgabe annehmen, die gerade sehr sehr anders ist als meine eigene Aufgabe, aber genau dadurch werde ich genährt und bleibe als Teil des Leibes von Jesus erhalten.

Ich finde es anstrengend, Teil einer christlichen Gemeinde zu sein. Es gibt immer Probleme. Das Problem ist nicht die Gemeinde, in der wir jetzt sind. Wir waren davor schon in zwei anderen. Das Problem ist, dass ich mich mit anderen Menschen herumschlagen muss, die anders sind als ich. Die nerven. Die mich nicht verstehen und ich sie auch nicht. Ich übertreibe natürlich. Aber nur ein bisschen. Denn eigentlich fände ich es einfacher, nicht zu einer Gemeinde zu gehören. Und damit merke ich, dass mich der westliche Individualismus »lebe dein eigenes Leben!« voll erfasst hat.

Dies ist Teil 2 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 17: “A place to belong”

Input Rick Warren:

C. S. Lewis bemerkte, dass das Wort “Mitgliedschaft” christlichen Ursprung hat, aber die Welt hat es von seiner ursprünglichen Bedeutung entfremdet. Geschäfte bieten “Mitgliedern” Rabatte an. In Kirchen wird die Mitgliedschaft oft darauf reduziert, dass man einfach seinen Namen in eine Liste einträgt, ohne jegliche Anforderungen oder Erwartungen.

Paulus verwendete das Wort “Mitglied” ganz anders. Für ihn war es ein lebenswichtiges Glied im Körper. Im Römer 12,4-5 heisst es, paraphrasiert (hier aus “The Message” auf Deutsch übersetzt, als Vergleich siehe Schlachter-Übersetzung):

Jeder Teil erhält seine Bedeutung vom Körper als Ganzem, nicht umgekehrt. Der Leib, von dem wir sprechen, ist der Körper von Jesus, der aus auserwählten Menschen besteht. Jeder von uns findet seine Bedeutung und Funktion als Teil dieses Leibes. Aber als abgehackter Finger oder abgeschnittener Zeh hätten wir keine Bedeutung, oder?

Wenn ein Organ vom Körper getrennt ist, wird es schrumpfen und absterben. Es ist unfähig, für sich selber zu überleben, und ebenso geht es dir. Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes ist weder belanglos noch etwas, das man beiläufig ignorieren sollte. Die Gemeinde ist Gottes Plan für die Welt.

Über fünfzig Mal wird im Neuen Testament der Ausdruck “einander” verwendet. Uns wird geboten, einander zu lieben, füreinander zu beten, einander zu ermutigen, einander zu ermahnen, einander zu grüssen, einander zu dienen, einander zu lehren, einander anzunehmen, einander zu ehren, die Lasten des anderen zu tragen, einander zu vergeben, sich einander unterzuordnen etc. Das ist biblische Mitgliedschaft! Dies sind deine “familiären Pflichten”.

Es ist natürlich einfacher, heilig zu sein, wenn niemand in der Nähe ist, der meine Vorhaben durchkreuzt, der andere Lebensprioritäten hat, eine andere Meinung als ich. Aber das ist eine falsche, unerprobte Heiligkeit. Isolation erzeugt Täuschung: Wir können uns leicht vorzumachen, dass wir reif sind, wenn es niemanden gibt, der uns herausfordert. Echte Reife zeigt sich in Beziehungen.

Philipps Gedanken dazu:

Mit meiner Tochter mache ich gerne Witze. Eine Art unserer Witze geht so:

Eine Hand marschiert durch die Wüste. Dann trifft sie auf ein Auge. Das Auge fragt sie: »Hast du unterwegs jemanden gesehen?«.

Wir haben uns immer köstlich amüsiert, weil herumlaufende Körperteile so absurd, so sinnlos sind. Es wäre mir aber nie in den Sinn gekommen, dies auf mich und die Gemeinde zu übertragen, obwohl ich natürlich 1. Korinther 12 duzende Male gelesen habe.

Die Vorstellung, dass ich ein Körperteil bin, das seiner Bestimmung erst als Teil einer Gemeinde nachkommen kann, stellt ehrlich gesagt grosse Teile meines Weltbilds auf den Kopf. Dieser Teil war für mich der herausforderndste Teil aus Rick Warrens Buch. Nicht, dass ich nicht gerne Teil der Gemeinde bin. Ich gehe gerne in den Gottesdienst und bin Teil eines Worship-Teams. Aber dass meine Lebensaufgabe nur dann zu verstehen ist, wenn ich als Organ als Teil eines Körpers handle, das ist dann doch noch was ganz anderes.


Was mir beim Lesen von 1. Korinther 12 ausserdem aufgefallen ist:

Vers 12 beginnt folgendermassen:

Denn gleichwie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obwohl es viele sind, als Leib eins sind, so auch…

Weisst du, wie der Vers weitergeht?

Ich hätte gesagt “so auch die Gemeinde”. Doch der Vers endet mit “so auch Christus”. Ich dachte immer, dass Jesus bloss der Kopf der Gemeinde ist, aber hier steht, dass Christus die Gemeinde ist. Ich will nun keine Abhandlung über Transsubstantiation halten, doch in einem Sinn scheint Jesus wirklich dasselbe wie die Gemeinde zu sein, wie es dann auch in Vers 27 heisst: »Ihr aber seid [der] Leib des Christus, und jeder ist ein Glied [daran] nach seinem Teil.«.

Also ist die Gemeinde nicht nur der Ort, wo ich meine wahre Bestimmung finde, sondern auch der Ort, wo ich Jesus besser kennenlernen kann. Verbringe ich Zeit mit meinen christlichen Geschwistern, dann kann ich Jesus nahe sein. Gebet und Bibellesen genügen nicht. Ohne Gemeinde werde ich Jesus nie wirklich kennenlernen.

Ist das bei allen Zusammenkünften so? Ich glaube, nur, wenn ich im anderen Jesus sehe. Wenn der andere sich durch den Heiligen Geist zu einer Jesus-ähnlichen Person verändern lässt. Erst durch diese vom Heiligen Geist gewirkte Verbindung kann ich, sozusagen “von Organ zu Organ”, Teil des Leibes von Jesus sein, und so kommt seine Gestalt zum Vorschein.

Mittwoch, dritte Woche. Eine weitere Runde Gemüsemarkt, Unverpackt, Coop.

Nachdem ich letzte Woche herausgefunden hatte, dass im Coop anscheinend alles billiger ist als im Volg, machte ich mir eine kleine Einkaufsliste für diese Woche. Darunter war Ketchup und ein Glas Passata. Ausserdem schrieb ich mir die Volg-Preise auf, zum Vergleich.

Also rein in den Coop und auf zum Preisvergleich. Eine Viertelstunde später verliess ich den Laden einigermassen verwirrt. Es ist gar nicht alles billiger! 700g Bio-Passata sind im Coop etwa 30 Rappen teurer. Ich kaufte trotzdem ein Glas, aber nur ein kleines. Diese Grösse bietet der Volg nicht an.

Weiter zum Ketchup. Hier herrscht das vollendete Preis-Chaos: Normales Heinz-Ketchup kostet im Volg 2.70. Im Coop 2.95. “Gesünderes” Ketchup mit weniger Salz und Stevia statt Zucker kostet im Volg - man höre und staune - 4.50! Das gleiche im Coop? 3.95. Woher nehmen die im Volg den riesigen Preisaufschlag (Coop ist natürlich auch nicht viel besser)? Von der kleineren Menge Salz? Gut, Stevia ist um einiges teurer als Zucker, aber dafür braucht es ja auch nur eine sozusagen mikroskopisch kleine Menge, um den gleichen Effekt zu erzielen. Also von den Zutaten her lässt sich der Preisunterschied nicht erklären. Es mutet ziemlich willkürlich an. Da würde eben die Aussage des erwähnten Artikels über Bio-Produkte in Grossverteilern doch plausibel erscheinen:

In diesem Artikel wird den Grossverteilern unterstellt, dass sie mit überhöhten Margen bei Bio- und Edelprodukten ihr Billig-Segment querfinanzieren. Das, weil anscheinend der Kunde, der Bio-Produkte kauft, sowieso bereit ist, mehr zu zahlen (also sagen auch die Grossverteiler: Bio ist für Reiche). Tönt nicht gerade vertrauenserweckend. Ob es stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

So oder so habe ich jetzt eine Antwort auf zumindest eine der Fragen im vorletzten Artikel gefunden: Warum ist es besser, Bio beim Bio- oder Unverpackt-Laden zu kaufen anstatt beim Grossverteiler oder Discounter?

Antwort: Selbst wenn der Artikel nicht recht hat und nichts querfinanziert wird, finanziere ich mit meinem Kauf doch irgendwie alle Produkt-Segmente mit. Sprich: Wenn ich im Coop Bio kaufe, unterstütze ich zwar den Bio-Anbau, aber nicht nur. Ich unterstütze auch Coop. Und Coop verkauft auch Billig-Produkte, hinter denen ich nicht stehen kann. Das ist z.B. im Unverpackt nicht so. Dort ist alles Bio.

Ausserdem fördern die Grossverteiler industrielle Herstellung und Gross-Bauernbetriebe. Kleinere Betriebe haben keine Chance als Lieferanten. Verwandte von meinem Mann führen selber einen Geflügel-Betrieb für Coop Naturaplan. Wir durften da mal hineinschauen. Das sind riesige Anlagen mit tausenden von Hühnern. Alles ist maschinengesteuert und automatisiert. Mit Hühnern, die fröhlich gackernd in der Wiese Würmer suchen, hat das rein gar nichts mehr zu tun.

Die Lieferanten vom Unverpackt-Laden hingegen sind zum allergrössten Teil kleine Handwerks-Betriebe und Bauernhöfe, die meisten davon regional.
Gut, natürlich könnte ich sagen: Der Bio-Laden verkauft dafür vielleicht Produkte mit esoterischem Hintergrund, die ich ja dann indirekt auch mitfördere. Tja, da wären wir wiedermal mittendrin im Wahl-Chaos. Es gibt wohl keinen Laden, der nur das verkauft, wo ich dahinter stehen kann. Kompromisse sind nicht zu vermeiden.

Übrigens noch ein kleiner Einschub zum Thema Billig-Produkte: In der ersten Woche musste ich einen Essig zum putzen kaufen. Ich kaufe immer den billigsten Weisswein-Essig für 1.70, nicht Bio, in der Plastikflasche (die ich dann im Coop ins Plastik-Recycling werfe). Doch da gab es ein neues Produkt: “Familienpreis Tafelessig” für nur 0.85 pro Liter. Ich kaufte diesen. Doch als ich damit das Bad putzen wollte, verbreitete sich ein ekliger Geruch. Eine Mischung aus Leim und Lösungsmittel. So ein Gebräu tun andere Leute in ihren Salat? Ich schaute auf die Zutatenliste. Tafelessig, Farbstoff. Was ist Tafelessig? Ich vermute, irgendein chemisch hergestellter, farbloser Essig. Deshalb muss dann auch die gelbe Farbe her, damits wie Essig aussieht. Nein, das kaufe ich nicht mehr. Auch nicht zum Putzen. Beim Weissweinessig heisst die Zutatenliste nämlich: Weissweinessig. Und er riecht auch wie Essig.

Ansonsten habe ich heute auf dem Markt knapp 30 Franken ausgegeben für nicht mehr so knapp bemessenes Gemüse. Denn ich habe entschieden: Beim Gemüse spare ich nicht bei der Menge, sondern bei der Sorte. Funktioniert ganz gut.

Im Unverpackt kaufte ich vier Bambus-Zahnbürsten für je 6.50 (nicht im Budget eingerechnet). Ausserdem genau berechnete Mengen an Teigwaren, Haferflocken und Reis. Das habe ich in den letzten drei Wochen gelernt: Vorsichtig einfüllen und genau abwägen. Denn man verschätzt sich leicht bei den Mengen. 400g Reis z.B. sehen nach nichts aus. Ohne Abwägen hätte ich wohl die doppelte Menge gekauft, ohne es zu merken…

Dann mussten wieder mal Nüsse her. Diesmal nicht die edlen gerösteten piemonteser Haselnüsse (ca 4.- pro 100g), auch keine Apéro-Nüsse (4.40), sondern geschälte Mandeln (3.-). Die ungeschälten wären noch etwas billiger, aber über Geschmack lässt sich halt nicht streiten… Übrigens gibt es auch Baumnüsse zu kaufen: 100g für 5 Franken. Bin ich froh, haben wir die gratis zu Hause!

Schlussendlich habe ich mich heute vom teuren Olivenöl verabschiedet und stattdessen Rapsöl gekauft, was nur gut ein Drittel vom Olivenöl kostet. Mal sehen, ob die Familie Salat mit Rapsöl akzeptiert. Gut, wahrscheinlich werde ich längerfristig nicht ganz ohne Olivenöl auskommen wollen. Aber für den Salat könnten wir es uns angewöhnen.

Zu guter Letzt: Da war doch gestern tatsächlich ein Paket im Briefkasten mit einem Dankeschön-Kärtchen für die Blog-Artikel (also nicht nur diese Reihe!) und - Kaffee! An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür! Macht meinen Einkauf nächste Woche etwas einfacher, da kein Kaffee auf dem Einkaufszettel stehen wird…

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