Purpose Driven Life(6): Evangelisation heisst, unsere Lebensgeschichte zu erzählen

Durch den Missionsbefehl bin ich aufgerufen, das Evangelium zu verkünden. Doch dies läuft meiner selbstsüchtigen Natur zuwider (denn ich werde Ablehnung erleben). Und zudem: wie soll ich das anstellen? Rick Warrens Behauptung: Evangelisation heisst, deine Geschichte zu erzählen. Stimmt das?

Dies ist der sechste und letzte Teil der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 37: “Sharing your life message”

Input Rick Warren:

In dem Moment, als du Christ wurdest, wurdest du gleichzeitig ein Zeuge Gottes. Gott will durch dich zu der Welt sprechen: “was wir sagen, sagen wir im Auftrag Gottes; wir sagen es in der Verantwortung vor Gott und in der Abhängigkeit von Christus.” (2. Kor 2,17b)

Was sollst du sagen? Erzähle, was Gott für einen Unterschied gemacht hat in deinem Leben. Petrus sagt uns, dass jeder, den Gott auserwählt hat, “den Auftrag hat, seine großen Taten zu verkünden – die Taten dessen, der [ihn] aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.” (1. Pet 2,9)

Die Essenz vom Zeugnis ist, dass du einfach deine persönlichen Erfahrungen mit Jesus teilst. In einem Gerichtssaal wird von einem Zeugen nicht erwartet, dass er den Fall herleitet, die Wahrheit beweist oder auf ein Urteil drängt; das ist die Aufgabe von Anwälten. Zeugen berichten einfach, was ihnen passiert ist oder was sie gesehen haben.

Jesus sagte: “ihr werdet meine Zeugen sein” (Apg 1,8) und nicht “ihr werdet meine Anwälte sein”.

Er möchte, dass du deine Geschichte mit anderen teilst. Dein Zeugnis ist ein wesentlicher Teil deiner Mission auf der Erde, denn es ist einzigartig. Es gibt keine andere Geschichte, die so ist wie deine, also kannst nur du sie erzählen. Ansonsten wird sie für immer verloren sein. Tatsächlich ist dein persönliches Zeugnis effektiver als eine Predigt, denn Ungläubige sehen Pastoren als professionelle Verkäufer, dich aber als “zufriedenen Kunden”, also schenken sie dir mehr Glaubwürdigkeit.

Persönliche Geschichten sind auch leichter zu verstehen als Prinzipien, und jeder zieht sie einer trockenen Abhandlung vor. Sie fesseln unsere Aufmerksamkeit, und wir erinnern uns länger an sie. Ungläubige würden wahrscheinlich das Interesse verlieren, wenn du anfängst, Theologen zu zitieren, aber sie haben eine natürliche Neugierde, von Erfahrungen zu hören, welche sie nie selbst gemacht haben.

Ein weiterer Wert deines Zeugnisses ist, dass es intellektuelle Mauern durchbricht. Viele Menschen anerkennen die Bibel nicht als Quelle der Wahrheit, aber sie werden auf eine demütige, persönliche Geschichte hören.

Das ist auch der Grund, warum Paulus bei sechs verschiedenen Gelegenheiten sein Zeugnis benutzte, um das Evangelium weiterzugeben, anstatt die Heilige Schrift zu zitieren.

Die Schrift lehrt uns:

Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung (1. Pet 3,15)

Unseren Glauben zu teilen heisst also, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und dann deinen Mund aufzumachen. Wie kannst du dich auf diesen Moment vorbereiten, so dass du bereit bist? Der beste Weg um “bereit zu sein” ist dein Zeugnis aufzuschreiben und dir die Hauptpunkte zu merken. Etwa, wie dein Leben vor deiner Bekehrung aussah. Wie die “Sache von Jesus” für dich plötzlich begehrenswert wurde. Wie du deinen Lebensstil verändert hast oder welcher Wert für dich Jesus im Leben hat.

Natürlich geht es nicht nur um die Bekehrungsgeschichte. Alle Gottes-Erfahrungen eignen sich zum Zeugnis. Auch da: schreibe dir die Geschichten auf: Probleme, Umstände, Krisen, in denen Gott dich neues gelehrt hat. Dann sei feinfühlig und bringe die Geschichte, welcher der Situation deines Freundes am besten entspricht.

Philipps Gedanken dazu:

Ich fand spannend, dass wir aufgerufen sind, Zeugen zu sein. Ich habe mich dann gefragt, ob wir also nur unsere Lebensgeschichte erzählen sollen? Paulus hat in der Apostelgeschichte seine Lebensgeschichte erzählt, aber nicht nur, in Athen z.B. hat er Gott aus der Philosophie hergeleitet. Stefanus hat vor seiner Steinigung Gott aus dem alten Testament hergeleitet. Also kann “seid meine Zeugen” nicht gemeint sein, dass wir nur unsere Lebensgeschichte erzählen.

Aber ich denke nicht, dass Warren hier nur zum Zeugnis aufruft, im Interview mit John Piper erzählt er folgende Geschichte:

Ich war einmal im “Aspen Institute” - da sind die Superhirne dieser Welt - und eine Frau steht auf und sagt zu mir: “Ich bin Jüdin, ich werde also Jesus nicht als meinen Retter annehmen. Komme ich in die Hölle?”.
Jetzt will alles in meiner menschlichen Natur einen Rückzieher machen und es mir sicher und bequem machen und das politisch Korrekte sagen. Aber ich kann das nicht tun, weil ich Gottes Missfallen mehr fürchte als ihres und ich liebe sie auch genug, um ihr die Wahrheit zu sagen.
Die Art, wie ich es gesagt habe, ist eine Art, welche die Last von meinen Schultern nimmt. Ich sagte Folgendes: “Jeder setzt sein Leben auf eine Karte. Atheisten wetten, dass es keinen Gott gibt. Buddhisten wetten auf Buddha. Ich wette mein Leben darauf, dass Jesus Christus kein Lügner war. Dass Jesus Christus die Wahrheit gesagt hat. Jesus sagte: “Niemand kommt zum Vater außer durch mich”. Nun, das habe nicht ich gesagt, sondern er. Er sagte: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”.
Ich verwette mein Leben darauf, dass er die Wahrheit gesagt hat.
Und jetzt siehst du, was ich getan habe: Ich habe mich geweigert, mich zur Autorität zu machen, mich geweigert, in einen Streit “das ist dein Wort gegen meins” einzusteigen. Ich sagte nur: “Ich setze mein Vertrauen auf Jesus”.

Also geht es Warren darum, dass wenn wir “Sache von Jesus” verteidigen, wir es nicht zu unserer Sache machen, sondern es seine lassen, dabei aber erklären, dass wir dieser Sache mehr trauen, als allen anderen Lebenstheorien und verwandeln so eine Argumentation doch wieder zu einem Art Zeugnis.

Ein weiterer Punkt, der mich angesprochen hat: Persönliche Zeugnisse sind oft spannender und überzeugender als Theorie. Ich wünschte mir, in den Gottesdiensten würden mehr Zeugnisse erzählt. Ich wünschte mir, auf Blogs mehr persönliche Zeugnisse zu hören. Wenn Theorie vorgetragen wird, habe ich oft die Reaktion “kenne ich schon”, oder ich merke, dass sofort meine intellektuellen Schutzwälle hochgefahren werden, die ein Prediger erst einreissen muss.

Für mich ist dieser Blog ein Zeugnis. Natürlich schreibe ich das für Christen auf, aber ich merke, dass wenn ich Dinge aufschreibe, sie dann in meinem Kopf parat zum Zeugnis sind, so wie es im 1. Petrus 3,15 beschrieben wird.

Und, da mit diesem Beitrag die Reihe über “Purpose Driven Life” beendet ist, werde ich in den nächsten Tagen meine persönliche Bekehrungsgeschichte hier auf dem Blog bringen. Mir als Vorbereitung zum Zeugnis und euch als Ermutigung.

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