Purpose Driven Life(5): Zum Dienen berufen

Geld und Macht. Die zwei grossen Versuchungen. Für mich ist momentan Geld die kleinere der beiden. Ging es in Rick Warrens Buch darum, mit Geld Gott zu dienen, so fiel es mir leicht, “Amen!” zu sagen. Doch bei dem Kapitel, über das ich heute schreibe, geht es um Macht, um Karriere, um Ansehen vor Menschen. Und das traf bei mir auf einen schwachen Punkt. Es hat mich bis auf die Knochen herausgefordert.

Dies ist Teil 5 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 33 “How real servants act” und Tag 34 “Thinking like a servant”

Input Rick Warren:

Tausende Bücher wurden über Leadership geschrieben, aber nur wenige übers Dienen. Jeder möchte führen; niemand möchte dienen. Selbst Christen wollen “Servant-Leader” sein, nicht einfach nur Servants. Aber wie Jesus zu sein heisst, ein Diener zu sein. So nannte er sich selbst.

Wenn du dich zu Beginn eines jeden Tages daran erinnerst, dass du Gottes Diener bist, werden dich Unterbrechungen nicht so sehr frustrieren, denn dein Tagesprogramm wird das sein, was Gott dir heute vor Augen führt, die Werke, die er dir bereitet hat. Diener sehen Unterbrechungen als göttliche Verabredungen zum Dienst und freuen sich über die Gelegenheit, das Dienen zu üben.

Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. (Eph 2,9)

Self-Promotion und Dienen lassen sich nicht mischen. Echte Diener dienen nicht für die Anerkennung oder den Beifall anderer. Die Grösse ihres Publikums ist Eins. Paulus sagte: “Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus.” (Gal 1,10)

Diener fokussieren sich auf andere, nicht auf sich selbst. Das Wesen von Demut ist nicht, weniger von sich zu denken, sondern weniger an sich selbst zu denken. Diener sind selbst-vergessen. Das ist damit gemeint, wenn es heisst, sein eigenes Leben zu verlieren, nämlich uns im Dienst an anderen zu vergessen.

sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen (Phil 2,7)

Leider ist ein grosser Teil unseres Dienstes oft eigennützig. Wir dienen, um andere dazu zu bringen, uns zu mögen, bewundert zu werden oder um unsere eigenen Ziele zu erreichen. Das ist Manipulation, nicht Dienst.

Die Eigenschaft der Selbstvergessenheit ist, wie die der Treue zu Gott, äusserst selten. Von all den Menschen, die Paulus kannte, war Timotheus der Einzige, den er als Beispiel anführen konnte.

Wie ein Diener zu denken ist schwierig, weil es die Wurzel meines Grundproblems angreift: Ich bin von Natur aus egoistisch. Ich denke am meisten an mich. Deshalb ist Demut ein täglicher Kampf, eine Lektion, die ich immer wieder neu lernen muss. Die Gelegenheit, ein Diener zu sein, konfrontiert mich Dutzende Male am Tag, in denen ich vor die Wahl gestellt werde, mich zwischen der Erfüllung meiner Bedürfnisse oder der Bedürfnisse anderer zu entscheiden.

Wenn du ein Diener sein willst, muss deine Identität in Christus verankert sein. Nur sichere Menschen können dienen. Unsichere Menschen machen sich immer Sorgen darüber, wie sie auf andere wirken. Sie fürchten die Entlarvung ihrer Schwächen und verstecken sich unter Schichten von schützendem Aussehen und Getue. Je unsicherer du bist, desto mehr wirst du wollen, dass andere dir dienen, und desto mehr wirst du ihre Anerkennung brauchen.

Diener, auf der anderen Seite, sehen ihren Dienst als Gelegenheit an, nicht als Verpflichtung. Sie dienen gerne anderen Menschen, das Stillen von Bedürfnissen. Sie dienen Gott mit Freuden (Ps 100,2). Wieso? Weil sie Gott lieben, dankbar sind für seine Gnade, weil sie wissen, dass sie gerade der Bestimmung nachkommen, welche Gott für sie vorhergesehen hat. Und weil sie wissen, dass Gott den Lohn verspricht:

wenn jemand mir dient, so wird ihn [mein] Vater ehren. (Joh 12,26)

Philipps Gedanken dazu:

Vor ein paar Jahren an meiner Arbeitsstelle wollte ich mir beweisen, dass ich selbstlos bin. Wir hatten die Tradition, dass reihum jemand am Donnerstagmorgen Gipfeli für das ganze Team mitnimmt. An einem Donnerstag brachte ich als Versüssung der Gipfeli Schoggistängeli mit. Ich legte sie auf den Tisch zu den Gipfeli, ohne etwas zu sagen. Das fiel natürlich auf. Meine Kollegen fragten untereinander, ob jemand wisse, wer die Schoggistängli gebracht hat. Ich blieb still im Wissen, dass ich Gott im Verborgenen dienen soll.

Aber ich tat es nicht mit Freuden. Ich dachte, dass mir gerade der Gewinn abgeht, weil ich mein Mund nicht geöffnet hatte.

Selbstloses Dienen ist nur dann möglich, wenn mein Glaube genügend gross ist. Glaube ich, dass Gott mich belohnen wird? Selbstloses Dienen bedingt einen festen Glauben in Gott. Ohne dieses Fundament verkommt selbst das Dienen zu einem Weg, von den Menschen Anerkennung zu erlangen. Insgeheim hoffte ich mehr als einmal, Gott werde mein “verborgenes Dienen” eines Tages damit vergelten, dass er mir Ruhm und Anerkennung gibt. Dann fühlte ich mich ertappt und merkte, dass dies einem Dienerherz fundamental widerspricht.

Meine Herausforderung ist, die Menschenfurcht durch die Gottesfurcht zu ersetzen. Und dies scheint menschlich unmöglich, doch ich glaube, dass bei der Wiedergeburt genau das passiert, zumindest im Ansatz. Wir erhalten den Geist Gottes, und dieser will Gott gefallen. Er ist eifersüchtig, wenn wir der Welt gefallen wollen. “Wir können nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon” interpretiere ich nicht nur bezüglich des Geldes, sondern auch bezüglich der Menschenfurcht.

Ich merke, dass ich Vorbilder brauche in meinem Leben.

Zum einen habe ich diese Vorbilder in jeder Gemeinde gefunden, welche ich bisher besucht habe. Es brauchte etwas Zeit, bis ich die Vorbilder fand. Sie waren jeweils nicht sichtbar, sie standen nicht auf der Bühne, sondern dienen im Verborgenen.

Zum anderen fand ich Vorbilder in Büchern. Charles Simeon ist sicher einer dieser Vorbilder. Er hat jahrelang in einer Gemeinde gedient, die ihn abgelehnt hat. Ich habe hier darüber geschrieben. Ein anderes Vorbild ist Hudson Taylor, der China-Missionar. Er wirkte auf andere stets nicht besonders. Als Menschen ihn trafen, welche von seinem Einfluss hörten, erwarteten sie einen Mann mit stattlicher Gestalt und sicherem Auftreten, aber sie sahen einen unscheinbaren, eher schwächlichen Mann. Sie dachten: “Was, dieser ist der Missionar, der in China so viel für Gott bewirken konnte?”. Seine Unscheinbarkeit entsprang aus dem Wunsch, nicht den Menschen zu gefallen, sondern Gott.

Doch Hudson Taylor war nicht schon seit seiner Bekehrung so, sondern erst nach vielen Jahren im Dienst Gottes. In seiner Biographie fand ich folgenden Bemerkung, die sein Sohn über ihn schrieb:

Von diesem Tage an findet sich ein neuer Ton in seinen Briefen. Sie sind nicht mehr voller Selbstbetrachtungen, sondern voller Gedanken über Missionsziele. China rückt wieder in den Vordergrund seines Denkens.

Solche Beispiele ermutigen mich zu glauben, dass Gott auch mich dahin verändern kann, dass ich weniger an mich selbst denke, sondern ganz von seinem Dienst an anderen ergriffen bin.

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