Meine Bekehrungsgeschichte in drei Teilen - Teil 3

Beitrag von meiner Frau

Kurze Zeit, nachdem ich das Entweder-Oder-Gebet geschrien hatte, traf sich mein Mann mit einem guten Freund aus unserer Gemeinde zu einem Bier. Sie sprachen über dies und das und mein Mann erwähnte, dass ich Mühe hätte, die Liebe Gottes zu verstehen. Der Freund, ein sehr belesener Mann, bot ihm an, mir einige Bücher über dieses Thema auszuleihen. Wenig später hielt ich einen Stapel Bücher über die Liebe Gottes in der Hand. Ich sah sie durch und hatte keine Lust, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ich konnte nicht noch jemand gebrauchen, der mir eine theoretische Abhandlung zu Gottes Liebe lieferte. Was nützte mir eine Definition von Liebe, wenn ich sie nicht spüren konnte? Ich griff zum kürzesten Buch und begann trotzdem zu lesen. Da passierte es.

Das Buch ist “Nahe am Vaterherz“ von Ed Piorek, aber das ist eigentlich Nebensache. Denn ich bin überzeugt, dass es nicht das Buch war, das mir Gottes Liebe erklärte, sondern Gott selbst, durch das Buch. Was ich da las, war keine weitere Erklärung, wie man verstehen kann, dass Gott einen liebt, nein - es stand geschrieben, dass Gott durch seinen Geist seine Liebe in unsere Herzen ausgiesst - d.h. seine Liebe zu uns! - und dass wir das auch spüren.

Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Römer 5,5)

Es gab auch viele Beispiele im Buch von Menschen, die Gottes Liebe und seine Gegenwart gespürt hatten. Sie wurden dadurch verändert, erkannten Sünden, konnten vergeben. Interessanterweise hatte ich einige Monate zuvor ein anderes Buch angefangen, in dem ähnliche Erlebnisse erzählt wurden, aber ich hatte es wieder weggelegt, weil es mir nichts sagte.

Doch was ich hier las, traf mich bis zuinnerst ins Herz. Gott zeigte mir in seiner grossen Gnade genau das, wonach ich mich mein Leben lang gesehnt hatte: Liebe. Eine echte Beziehung zu Ihm, wo ich auch spüre, dass er nahe ist und mich liebt. Nicht einfach ein “Glauben” aus der Ferne. Nicht einfach Regeln befolgen, um gerecht zu sein. Es hat den Himmel aufgerissen.

Am nächsten Sonntag, im Gottesdienst, ging ich auf unseren Freund zu, total aus dem Häuschen, und fragte ihn: “Ist dir aufgefallen, was in dem Buch steht, das du mir ausgeliehen hast? Es steht, dass man die Liebe Gottes spüren kann! In seinem Herzen!” Eigenartigerweise war diese bahnbrechende Erkenntnis total an ihm vorbeigegangen. Für ihn war das Buch eines unter vielen. Das zeigt mir einmal mehr, dass Gott persönlich zu einem spricht…

Diese Erkenntnis, dass ich Gottes Liebe zu mir spüren kann und auch Liebe zu ihm empfinden kann, hat alles verändert. Zum ersten Mal in meinem Leben liebte ich Jesus. Weil ich jetzt wusste, dass Er mich liebt. Die Aussage, dass Gott uns erwählt, machte mir nicht mehr Angst, sondern gab mir Sicherheit: Nicht ich habe Ihn erwählt, sondern Er mich. Demnach war es nicht so, dass ich bettelnd vor Ihm stand und einen gleichgültigen, abweisenden Gott bat, mich aufzunehmen. Ich hatte mir das immer so vorgestellt, dass ich vor Gott stehe, die Hand hebe und sage: “Ähm - Gott…könnte ich bitte auch zu deiner Familie gehören?” Und er gibt zur Antwort: “Hm - du? Sorry, nein, kein Interesse. Ich kann mich nicht mit noch jemandem herumschlagen, der Probleme hat.” Nein, es war genau umgekehrt: Er hatte mich schon vor meiner Geburt erwählt und mein ganzes bisheriges Leben war darauf ausgerichtet gewesen, dass ich zu Ihm fand und erkannte, wie herrlich Er ist.

Mein Mann und ich fingen an, jeden Abend vor dem Schlafengehen zu beten, und unsere Gebete waren zum ersten Mal lebendig, voller Leidenschaft und Liebe zu Gott. Wir spürten in unseren Herzen, dass Gott da war und fassten neuen Mut, vertrauensvoll zu beten.

Wir lasen zusammen das Neue Testament durch und es erschien uns wie ein neues Buch! Jesus war nicht mehr langweilig, die Gleichnisse und die Geschichten von Heilungen waren nicht mehr bedeutungslos. Und Paulus, den ich immer ein bisschen extrem gefunden hatte und mit dem ich nichts hatte anfangen können, wurde nun mein grosses Vorbild. Wie er die Liebe Jesu erfahren hatte! Wie er sein ganzes Leben nur für Ihn gelebt hatte! Was er alles in Kauf genommen hatte, weil er wusste, dass Gott zu kennen so unüberbietbar viel herrlicher ist als alles Irdische!

Ich liebte Jesus zum ersten Mal in meinem Leben.

(Das muss wohl der Zeitpunkt sein, wo ich Christ wurde.)

Zum ersten Mal war es auch so, dass ich den Menschen um mich herum von Gott erzählen wollte. Wenn ich nicht so scheu gewesen wäre, hätte ich jedem Fremden neben mir an der Bushaltestelle von Jesus erzählt. Ich schaute die Leute um mich herum an und dachte: Die müssen alle erfahren, wie herrlich Jesus ist!

Ja, jetzt wollte ich Gott selbst. Nicht Gerechtigkeit oder der Hölle entkommen. Ich hatte jemand gefunden, der mich liebte und den ich lieben konnte. Meine ewige Suche nach Liebe war vorbei.

Zum ersten Mal erkannte ich auch, dass Gott herrlicher ist als das, was die Welt zu bieten hat. Ich hatte mich vorher ganz auf die Welt verlassen und suchte, was alle anderen suchen. Ich hatte Weisheit in weltlichen Büchern gesucht und Trost in weltlicher Musik. Plötzlich störten mich die Regale voller Bücher und CDs und ich gab sie weg. Lange hatte ich die Vorstellung, dass ich dafür ein Bild vom Kreuz malen und es anstelle der Regale aufhängen könnte. Leider scheiterte diese Idee an meinen nicht vorhandenen Malkünsten…

Und heute? Zweifle ich immer noch daran, dass ich Christ bin? Ich muss sagen: Nein, ich zweifle nicht mehr. Seit bald dreizehn Jahren. Denn:

Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. (Römer 8, 16)

Ich liebe Jesus. Ich möchte von ganzem Herzen für ihn leben. Und ich spüre auch seine Liebe zu mir. Das geht auch in schwierigen Zeiten nicht verloren.

Und noch etwas anderes gibt mir Sicherheit:

Meine Pilgerreise auf der Erde ist ja noch nicht zu Ende und ich bin weit entfernt davon, vollkommen zu sein. Und “unser Wissen ist Stückwerk” (1. Korinther 13, 9). Aber im Gegensatz zu früher merke ich, dass Gott mich vorwärtsführt. Ich bin nicht mehr orientierungslos im Nebel, selbst wenn es Zeiten gibt, wo ich nicht weiss, wohin es geht. Stück für Stück führt mich Gott dahin, dass ich Ihn mehr liebe und die Welt weniger. Dass ich bereit werde, mehr aufzugeben für Ihn. Mehr Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Dass ich nicht für mich leben will, sondern für Ihn.

Ab dem Jahr 2015 hat Gott mich und meinen Mann ein ganzes Stück weitergeführt, was das betrifft, aber davon habe ich schon in anderen Artikeln geschrieben.

Ach, und noch kurz zur Freiheit, die mir immer so wichtig gewesen war: Für mich ist die grösste Freiheit, Gott zu gehören. Einerseits bin ich dadurch nämlich nicht mehr Sklave der Sünde und muss keine Angst mehr haben vor dem Gericht. Jesus ist meine Gerechtigkeit geworden. Andererseits wurde mir eine riesige Last von den Schultern genommen, seit ich nicht mehr für mich selber lebe und versuche, meine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich habe die Leitung und die Verantwortung für das Gelingen meines Lebens abgegeben (und auch die Vorstellung, was gelingen heisst) und kann deshalb “getrost erwarten, was da kommen mag”. Das ist eine ungeahnte, vorher nie gekannte Freiheit!

Wann wurde ich denn nun gerettet? Ich möchte mit diesem Vers abschliessen:

Deshalb legt alles ab, was euch beschmutzt, alles Böse, was noch bei euch vorhanden ist, und geht bereitwillig auf die Botschaft ein, die in euer Herz gepflanzt wurde und die die Kraft hat, euch zu retten. (Jakobus 1, 21)

Ja, wann immer der genaue Zeitpunkt war: Gottes Botschaft wurde in mein Herz gepflanzt. Und sie wird immer grösser und stärker. Sie hat die Kraft, mich durch das irdische Leben durchzutragen, bis der Lauf vollendet ist und ich endgültig gerettet werde.

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