#Gastbeitrag

Dies ist Gastbeitrag Nr. 9 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht.


Eddi Klassen

Eddi, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Ich habe gläubige Eltern und wusste schon mit 9 Jahren, dass ich ohne Glauben an Jesus verloren gehe. Nach einer Kinderstunde habe ich mich bekehrt. Aber erst mit 15 oder 16 Jahren kam die große Sündenerkenntnis. Dies führte mich zum Kreuz. Dort fand ich Gnade und ließ mich danach taufen. Meinen Glauben finde ich wunderbar zusammengefasst im Glaubensbekenntnis der Mennoniten-Brüdergemeinde vom Jahr 2000 und dem Baptistischen Glaubensbekenntnis von 1689. Seit einigen Wochen arbeite ich beim Betanien Verlag. Ich bin verheiratet und wir haben drei Söhne.

Welches sind die Herausforderungen, um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Die Herausforderungen ändern sich mit den Lebensumständen. Zur Zeit habe ich wieder einen regelmäßigen Tagesablauf und die Zeit für Gott nimmt wieder größeren Raum ein.

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Ich habe im Laufe der Jahre verschiedene Lesepläne verwendet. Erwähnen möchte ich nur einen, mit dem man in 90 Tagen die Bibel durchliest. Das schafft man, wenn man ca. 1 Stunde pro Tag in der Bibel liest. Das ist einfacher als man denkt. Weitere Infos gibt es hier

Ich habe in meinem Elternhaus gelernt, regelmäßig die Bibel zu lesen. Familienandachten und ermutigende Worte der Eltern haben mich dabei unterstützt. Das versuchen wir jetzt auch bei unseren Kindern. Unser Ältester verwendet seit diesem Jahr das Andachtsbuch Die Spur 2015. Im Laufe des Jahres hat er so zahlreiche Kapitel aus der Bibel selbstständig durchgelesen.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Mein erster Jugendleiter erklärte den Zusammenhang zwischen Bibellesen und Gebet folgendermaßen: Wenn dein Vater mit dir redet, dann hörst du ihm zu und reagierst darauf. Du sprichst mit ihm. Und wenn dein himmlischer Vater durch sein Wort zu dir redet, dann solltest du erst recht antworten. Rede mit ihm im Gebet über das, was er dir mittels der Schrift gesagt hat. So handhabe ich das auch seit Jahren.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Nein. Aber die Anliegen nehmen zu und eine Liste wäre da sicher hilfreich.

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Ich habe im Laufe des Tages verschiedene Zugänge zum Wort Gottes. Morgens nach dem Aufwachen lese ich in der Logos App. Am Frühstückstisch eine Andacht mit der ganzen Familie. Abends lese ich zusammen mit meiner Frau. Und zwischendurch und unterwegs lese ich gerne auf meinem eBook-Reader die Lesebibel in der Menge-Übersetzung. Diese Bibel verzichtet auf Versnummerierungen und Überschriften. So lasse ich den Text auf mich zusammenhängend wirken und kann zügig einige Kapitel am Stück lesen. An dieser Stelle möchte ich Philipp danken, für seine Mithilfe an der Erstellung der Lesebibel.

Was rätst Du jemandem, dem sein Bibellesen/Gebet “eingeschlafen” ist?

Aufzuwachen! Dazu wird aber oft Hilfe von außen notwendig sein. Frage deine Geschwister in der Gemeinde, wie sie die Bibel lesen. Hilf dort, wo Schläfrigkeit sichtbar wird. Biete anderen an, zusammen nach einem Bibelleseplan vorzugehen. Frage deinen Ehepartner, wie es mit dem Bibellesen und Gebet steht. Lest gemeinsam in der Bibel.

Dies ist Gastbeitrag Nr. 8 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Hans-Jörg Ronsdorf

Hans-Jörg, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Ich bin in christlichem Elternhaus aufgewachsen, habe mich mit 14 Jahren bekehren dürfen. Ich komme aus einer sehr konservativen Richtung, die auf persönliche Bibellese und Gebet sehr viel Wert gelegt hat. Jetzt bin ich 51 Jahre alt, Vater von 5 fast erwachsenen Kindern. Ich bin selbstständig und teils viel unterwegs im In- und Ausland.

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Für mich ist die Herausforderung, die Bibel nicht nur als Predigtvorbereitung zu lesen, und als „Material“ ein Buch zu schreiben, sondern das Wort als persönliche Botschaft für mein Leben Raum zu geben. Das ist meine Anstrengung, die Stille vor Gott etwas sehr persönliches werden zu lassen ohne in theologische Kategorien oder eine mögliche Predigt abzugleiten.

Manchmal lese ich die Bibel 2 oder 3 Tage gar nicht. Nicht mit Absicht, sondern weil auf Reisen manchmal bei mir so etwas nicht klappt. Das weckt ganz neuen Hunger nach dem Wort in mir und läßt mich das Wort tatsächlich manchmal erleben, als würde ich es das erste Mal lesen.

Einerseits bewundere ich jene mit eiserner Disziplin zur täglichen Bibellese. Doch mir ist eine Pflicht nicht so wichtig wie das echte Erlebnis, dem Herrn in seinem Wort zu begegnen.
Ich denke dann auch an die Sklaven, die Christen wurden und nie weder das AT noch das NT in den Händen hielten. Wie sah ihr geistliches Leben aus? An der Bibellese alleine hängt das nicht. Und Beten kann man im Gegensatz zur Bibellese oft, sehr oft auch ohne gesprochene Worte.

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Ich nutze keinen Bibelleseplan, weil mir das nie geholfen hat. Es gibt eben Zeiten, wo es nicht klappt und dann hilft kein Plan mehr.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Die Lesezeit ist immer länger als die Gebetszeit. Dabei empfinde ich oft, dass ich länger und intensiver beten könnte.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Manchmal tue ich das und zwar dann, wenn ich merke, dass mir die Gebetsanliegen „aus dem Kopf“ ausgehen und ich dann instinktiv merke, es wäre besser, sie schriftlich notiert zu haben. Ich benutze manchmal eine Liste, weil es hilfreich ist.

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Das Wort weckt mich immer wieder auf. Selten lese ich die Bibel, ohne dass mich etwas angesprochen hat. Auch bei Texten, die ich schon oft gelesen habe.
Diese Texte begleiten mich selten durch den Tag, es sind vielmehr Begegnungen die mich prägen für den Tag.

Was rätst Du jemandem, dem sein Bibellesen/Gebet “eingeschlafen” ist?

Ich empfehle einen Neustart mit der konkreten Bitte an Gott den Vater durch seinen Geist das Wort lebendig zu machen, aktuell, ermutigend, erleuchtend, korrigierend und spannend.


Hans-Jörg Ronsdorf ist Autor von 2 Büchern, welche im CLV-Verlag erschienen sind: »Gottes Lamm, Golgota und die Ewigkeit« sowie »Entrückung - Himmel - Ewigkeit«


Dies ist Gastbeitrag Nr. 7 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Benjamin Misja

Ben, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Ich bin in einer freikirchlichen Familie aufgewachsen und als Jugendlicher langsam aktiver Christ geworden. Momentan gehöre ich einer kleinen Baptistendenomination in den Vereinigten Staaten an. Ich habe vier Kinder und bin von Beruf zurzeit selbstständiger Theologe. Aber nicht von der Sorte, die sich für Beerdigungen mieten lässt oder Bücher schreibt. Meine Tätigkeit besteht darin, dass ich für eine Bibelsoftwarefirma digitale Inhalte zur Bibel in deutscher Sprache erstelle.

Welches sind die Herausforderungen, um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Für mich ist das relativ schwer. Ich arbeite zuhause und meine Kinder sind noch sehr klein. Davon kommt man kaum weg. Wenn ich z.B. früher aufstehen will, schlafen sie nicht einfach weiter…

Lass mich versuchen zu beschreiben, wie mein geistliches Leben aussieht. Ich merke zunehmend: Mein Weg mit Gott funktioniert (zumindest zurzeit) anders. Meine Beziehung zu Gott sucht sich sozusagen andere Wege.

Ich habe das Glück, dass ich fast jeden Tag mehrere Stunden mit dem Bibeltext verbringe - sei es bei meiner Arbeit, bei Internetdiskussionen oder beim Bloggen. Dazu kommen der Hauskreis und das wöchentliche Treffen mit meinem Pastor, dem ich bei der Predigtexegese und -meditation helfe. Nicht immer kann ich die Bibel dabei sozusagen für mich persönlich lesen. Aber Gott versorgt mich jede Woche mit neuen geistlichen Impulsen und einem oder zwei Texten, die mein Verständnis des Evangeliums vergrößern oder mein Gewissen treffen.

Ich habe über Jahre mit dem Problem gekämpft, trotz der Belastung Gelegenheiten für die Stille Zeit zu finden. Es hat nicht geklappt. Ich habe irgendwann angenommen, dass das eine normale Phase im Leben von Eltern sein kann, die aber auch nur das ist: Eine Phase. Als Christ muss ich ja nicht perfekte Angewohnheiten entwickeln. Frei nach Paulus: Ich lebe aufgrund der Gnade, nicht aufgrund von Werken. Was dann zählt, ist, wie ich mein Leben ausrichte, nicht, wie gut ich dabei bin.

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Nein. Gelegentlich lese ich Andachten. Manchmal kehre ich zu einer Stelle zurück, die ein gerade relevantes Thema behandelt. Bei der Predigtvorbereitung geht es fortlaufend durch ein bestimmtes Buch. Für mich selbst lese ich sonst einfach ein Bibelbuch am Stück.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Dazu fehlt mir leider doch die Struktur des regelmäßigen Gebets. Es gibt Christen, die Stunden im Gebet verbringen können. Mir fällt das schwer - vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Stille Zeit bei mir etwas kurz kommt. Wenn ich ein Anliegen habe, vertraue ich darauf, dass ich es vor Gott nicht wiederholen muss, weil er ohnehin Bescheid weiß (Mt 6,7-8). Ich vertraue auch im Gebet in meiner Schwachheit auf Gottes Gnade und überlasse es dem Heiligen Geist, mir die Dinge aufs Herz zu legen, für die ich beten soll (nach Röm 8,26).

Ich merke jedoch, wie das Beten einfacher wird, wenn man viel Zeit in Gottes Wort verbringt. Ein Effekt davon ist für mich, dass sich in mir Dankbarkeit für Gottes Wohltaten in meinem Leben formt. Ich kann Gott jeden Tag für mein täglich Brot und seine treue Versorgung danken. Ich danke ihm oft für ganz Alltägliches - die Familie, das Essen, ein Quentchen Glück, usw. Ich denke da immer an Paulus, der sagt: “Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.” (1Tim 6,8) Alles, was ich sonst habe, ist ein Segen, den mir Gott zum umsichtigen Gebrauch anvertraut hat und für den ich dankbar bin. Für solches Beten brauche ich dann auch keine Stille Zeit mehr.

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber ich hole immer dann am meisten aus einem Bibeltext, wenn ich ihn richtig gründlich exegesiere. Das ist mein Zugang zum Text. Da entdecke ich Nuancen und Zusammenhänge, die sonst verborgen blieben. Zudem prägen sich der Text und seine Wahrheiten bei der längeren Beschäftigung auf Dauer ein. Besonders schön ist es bei einer Predigtexegese, weil man dabei gezielt darüber nachdenkt, wie man Bibeltexte im Rahmen der Heilsgeschichte erklären und dann aufs Leben anwenden kann. Es sind die Abschnitte, die ich exegesiert habe, die meine Theologie prägen; die in den Momenten da sind, wenn es drauf ankommt.

Was rätst Du jemandem, dem seine Stille Zeit “eingeschlafen” ist?

Ein wichtiger Vers für mein geistliches Leben ist Ps 1,2: 'Glücklich zu preisen ist', wer Verlangen hat nach dem Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt Tag und Nacht. (NGÜ) Ich finde einige Erkenntnisse zu dieser Frage beim Nachdenken *über diesen Vers. Ohne jetzt eine volle Auslegung durchziehen zu wollen, finde ich hier drei bemerkenswerte Aspekte: 1. Das *Verlangen *nach Gottes Wort, 2. die Zeitangabe *Tag und Nacht, 3. das Wort nachdenken.

  1. Ich glaube nicht, dass man die Qualität des geistlichen Lebens (das Verlangen, die “Lust”, wie es bei Luther heißt) immer selbst beeinflussen kann. Viele Christen haben einmal eine geistliche Dürrephase, in der Gott überhaupt nicht mehr zu spüren ist und für die es keine Erklärung gibt. Doch manch anderer hat vielleicht einfach nur den geistlichen Faden verloren und ist aus dem Tritt gekommen. Meine Beobachtung ist, dass sich das Verlangen gerne selbst einstellt, wenn ich nur wieder die Angewohnheit aufnehme, über Gottes Wort wirklich nachzudenken. Und dazu finde ich Impulse in der zweiten Vershälfte.
  2. Tag und Nacht kann hier schlecht wörtlich gemeint sein. Der Psalmenschreiber benutzt es als Stilmittel, das die beabsichtigte Aussage überzeichnet. Die Bibel ist eben nicht nur für den Sonntag, sondern für jeden Moment des Lebens. Wer die Bibel so in das Leben sprechen lässt, der wird automatisch darüber nachdenken und, zumindest in meinem Fall, schließlich auch zurück zum Gebet kommen. Worauf ich hinaus will: Stille Zeit ist nach Ps 1,2 offenbar etwas, das man jederzeit im Kopf tun kann. Ich sehe da Paulus als Vorbild. Der schreibt in jedem zweiten Brief noch im ersten Kapitel, dass er “allezeit” (Luther) betet. Aber natürlich trifft es den Sinn des Verses genauso gut, wenn man sich dafür regelmäßig Zeit reserviert.
  3. Nachdenken wird in englischen Übersetzungen interessanterweise mit dem Wort “meditieren” wiedergegeben. Der Psalm lässt jedoch offen, wie dieses Nachdenken oder Meditieren zu geschehen hat. Gedanken sind ja auch kein Prozess, den man reglementieren müsste. Entscheidend scheint zu sein, dass man Gottes Wort im Kopf hat und es im Nachdenken besser versteht.

Ich will das einfach mal frei auf die Praxis der Zeit mit Gott übertragen: Christen haben viele verschiedene Wege entwickelt, wie sie sich Gottes Wort ins Bewusstsein einprägen oder viel aus dem Gebet herausholen können. Die regelmäßige Stille Zeit ist die bekannteste Methode, aber die Frage ging ja von dem Problem aus, dass die Stille Zeit als “Zugang” eingeschlafen ist. Dave, Sebastian und Jonas haben uns schon einen Eindruck von weiteren Möglichkeiten gegeben. Und ich habe in Frage 6 beschrieben, dass ich meinen Zugang zur Bibel häufig in gründlicher Exegese finde. All das sind für mich Beispiele, wie Ps 1,2 ganz praktisch aussehen kann. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten:

  • in besonderer Umgebung Bibel lesen
  • Bibelverse auswendig lernen (Anm. von Philipp: dazu habe ich hier etwas geschrieben)
  • Lobpreismusik hören oder machen
  • Bibelszenen malen. Ich erinnere mich an einen Artikel in “Faszination Bibel”, der genau das beschrieb.
  • Bibelarbeit mit anderen

Zusammenfassend

Nach meiner Erfahrung kommt das Verlangen nach Bibel und Gebet häufig dann, wenn ich mich ernsthaft damit beschäftige. Das Verlangen nach dem Wort stellt sich mit der wachsenden Faszination dafür quasi selbst ein. Wem das fehlt, dem hilft vielleicht ein neuer Zugang zu Gottes Wort, um wieder neu davon fasziniert zu werden.


Benjamin Misja bloggt auf biblio-blog


Dies ist Gastbeitrag Nr. 6 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Jonas Erne

Jonas, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Es sind jetzt 13 Jahre, seit der Herr Jesus mich bezwungen und der Heilige Geist mich zu Ihm gezogen hat. Ich bin ein Pfingstler, der gerne über den Tellerrand hinausblickt, und habe deshalb Freude an der Vielfalt der Gemeinden, die sich zum Herrn Jesus und zur unbeschränkten Zuverlässigkeit der Bibel bekennen. Seit 6 Jahren bin ich verheiratet und im Mai dieses Jahres ist unser erstes Kind, ein Sohn, zur Welt gekommen. Nachdem ich Theologie studiert habe, arbeite ich jetzt in der Kunststoffproduktion und helfe natürlich auch in unserer Gemeinde mit. Ab und zu werde ich auch von verschiedenen befreundeten Gemeinden eingeladen, um dort als Gast zu predigen.

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Zeit haben wir eigentlich alle genug, nämlich 24 Stunden am Tag. Das Zeit haben ist somit nicht das Problem. Das Zeit zu finden ist dann eher eine Frage der Prioritäten. Was mir wichtig ist, das setze ich an den Anfang des Tages, dann kann mir nichts anderes dazwischen kommen.

Nutzt Du einen Bibelleseplan?

Ich habe schon viele solcher Pläne ausprobiert. Die ersten 12 Jahre meines Lebens als neuer Mensch habe ich darauf geachtet, dass ich jedes Jahr die Bibel einmal ganz durchgelesen habe. Seit gut einem Jahr lese ich sie jetzt nach der Methode, die James Gray empfiehlt. Hier habe ich darüber gebloggt. Kurz gesagt geht es darum, dass man beim ersten Buch der Bibel anfängt, aber erst dann zum zweiten geht, wenn man das erste 20 Mal gelesen hat. Und so weiter. Das ist ein Projekt, das zwischen 15 und 20 Jahren dauern wird. Bei vier Kapiteln pro Tag bin ich nach 15 Monaten beim achten Durchgang des zweiten Mosebuchs angelangt. Das ist herausfordernd, aber auch sehr lohnenswert. Man vertieft sich so sehr in ein bestimmtes Bibelbuch, dass man anfängt zu denken wie der Autor des jeweiligen Buchs. Aber es ist auch für mich als Gern- und Vielleser oft eine harte Nuss, wenn man „schon wieder“ vorne anfangen muss. Besonders zwischen dem vierten und dem zwölften Durchgang braucht es immer viel Überwindung. Deshalb würde ich das nicht empfehlen, wenn jemand frisch anfängt, die Bibel zu lesen. Lieber erst zwei oder drei Jahre lang die Bibel einmal pro Jahr von vorne bis hinten durchlesen.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Bei mir kommt noch Lobpreis dazu. Ich habe meine Gitarre immer neben mir. Und unser Sohn freut sich immer, wenn der Papa zu seiner Klampfe greift. Aber ich habe da kein fixes Schema, und ich glaube auch, dass mir das hilft, dran zu bleiben. Wenn ich das immer nach Schema F machen müsste, hätte ich viel größere Motivationsprobleme. Ich fange so an, wie ich mich gerade fühle. An einzelnen Tagen kommt auch nur eins, zum Beispiel nur Gebet, wenn ich dafür eine besondere „Last“ spüre, oder auch mal nur Lobpreis. Häufig greife ich dann aber zu anderen Zeiten des Tages zur Bibel und hole nach, was ich am Morgen ausgelassen habe.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Ja, ich habe ein kleines liniertes Heft (A7), das ich bei meinem Geldbeutel immer bei mir dabei habe. Da stehen Menschen und Anliegen drin, für die ich bete. Oft wird etwas ergänzt. Aber ich bete diese Liste nicht herunter, sondern meist sehr gezielt für bestimmte Anliegen (selten mehr als fünf pro Tag, meist drei bis vier).

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Wie schon geschrieben, versuche ich, möglichst viel Leben und Abwechslung reinzubringen. Was mir auch häufig hilft, ist das Gebet in „neuen Sprachen“ oder „Zungen“. Diese Gabe ist ein total geniales Geschenk vom Herrn Jesus und ich kann nur jedem empfehlen, den Herrn darum zu bitten.

Was rätst Du jemandem, dem sein Bibellesen oder Gebet “eingeschlafen” ist?

Aller Anfang ist schwer. Deshalb empfehle ich da, erst mal ein kurzes Buch im NT auszusuchen. Der Brief an die Epheser zum Beispiel. Oder den Brief von Jakobus. Oder den ersten Johannes- oder Petrusbrief. Diese haben alle nur 5 – 6 Kapitel. Und dann erst mal nur ein Kapitel pro Tag. Nach zwei Wochen kann man auf zwei Kapitel pro Tag erhöhen. Nach weiteren zwei Wochen dann auf drei Kapitel. Damit hat man eine Geschwindigkeit erreicht, mit der man die Bibel in einem Jahr komplett lesen kann. Nun eignen sich auch längere Bücher, etwa der Römerbrief, ein Evangelium oder die Apostelgeschichte gut. Wer sich mit drei Kapiteln pro Tag einigermaßen sicher fühlt, sollte möglichst bald mit dem 1. Mosebuch anfangen. Und dann eins nach dem anderen. Merke: Ein Tag ohne ist nicht schlimm, das passiert wohl jedem ab und zu. Nach einer Woche ohne ist eine Menge Übung und Motivation dahin. Nach einem Monat ohne kann man wieder vorne anfangen. Versuche Dich selbst gut kennenzulernen. Experimentiere mit Bibelleseplänen. Versuche herauszufinden, ob Du Routine oder Abwechslung brauchst. Wir sind alle verschieden, und das ist gut so. Ich liebe diese Vielfalt, die Gott geschaffen hat und die auf die Größe und Vielfältigkeit unseres Gottes hinweist.

Sebastian Walter hat die Serie über Bibellesen/Gebet hier auf dem Blog gesehen und hat mir spontan seine Gedanken zum Thema Gebet geschickt, welche ich und bereichernd empfand und - obwohl in leicht anderer Form - in diese Reihe als Nummer 5 einreihe.


Sebastian Walter

Ich bin katholischer Priesterseminarist. Katholische Kleriker sind dazu verpflichtet, das “Stundengebet” zu pflegen, also täglich mehrmals eine vorgegebene Abfolge von Hymnen, biblischen Gedichten und Fürbitten zu beten (Wer sich das gerne einmal anschauen möchte: Hier findet man die Texte). Ein wichtiger Bestandteil der Priesterausbildung in Würzburg ist es deshalb, dass wir uns mindestens zweimal am Tag zum gemeinsamen Stundengebet versammeln.

Die Tücken des Psalmengebets

Ich bin kein guter Psalmenbeter. Ich liebe zwar die Psalmen, aber ich bin oft nicht in der Lage, die Psalmen auch wirklich zu beten - weil die meisten ursprünglich für eine bestimmte Situation geschrieben worden sind, die mit meiner überhaupt nichts zu tun hat. Ich will nunmal sehr selten, dass Gott meinen Feinden “Kiefer und Zähne zertrümmert”, dass er dem König Gesundheit verleiht oder dass Gott mich auf meiner Wallfahrt zum Jerusalemer Tempel behütet. Wie soll ich also solche Psalmen ernsthaft nachbeten können? Und auch bei den übrigen Psalmen: Dass ich mir nicht selbst aussuchen kann, welche Psalmen ich wann beten möchte, ist ein großes Problem für mich. Wie soll ich zum Beispiel Psalm 23 beten, wenn ich mich mal sehr “unschäflich” fühle, weil ich gerade mit Gott hadere? Oder wie Psalm 130, wenn ich aber doch gerade sehr fröhlich bin?

Bei mir persönlich kommt noch erschwerend hinzu, dass wir die Laudes (Anm: Teil des kath. Stundengebets, Beschreibung hier) noch vor dem Frühstück beten. Das heißt auch: Vor dem Morgenkaffee, und das ist für mich oft wirklich völlig unmöglich.

Als ich meinem geistlichen Mentor von diesen Problemen erzählt habe, hat er mich bestärkt: Es gibt viele Menschen, die ganz ähnliche Probleme mit dem Psalmengebet haben. Manche hören daher einfach mit dem Beten auf - und das ist nicht gut. Andere finden erst nach langer Übung ins Psalmengebet hinein, und das würde er mir durchaus empfehlen - es ist ja doch nie so, dass mir ein Psalm wirklich überhaupt nichts sagt. Und wieder andere suchen stattdessen nach anderen Gebetsweisen, die ihnen besser entsprechen.

Nach längerem Suchen habe ich drei alternative Gebetsweisen entdeckt, die mir persönlich sehr gut liegen. Vielleicht ist darunter ja auch eine, die euch anspricht, daher will ich sie hier kurz vorstellen:

Alternative 1: Das Stoßgebet

Stoßgebete sind wohl etwas im Verruf als spirituell wenig anspruchsvolle “Gebete light”: Himmelhilf! Gottseidank! -
Das muss durchaus nicht so sein. Zwei meiner Vorbilder haben ihren Schülern ganz besonders das Stoßgebet ans Herz gelegt und auch selbst viele Stoßgebete verfasst, weil diese zwei Sekunden Beten Gott immer wieder “mitten ins Leben hineinholen” können:

“Ich werde Dich niemals lieben, wenn Du mir nicht hilfst, mein Jesus!” (Philipp Neri)

“O Herr, du weißt, dass ich dich ehren will. Ich gehöre ganz dir.” (Franz von Sales)

Egal, was ich nun tue - ob ich eine Hausarbeit schreibe, Formulare ausfülle, durch den Wald spaziere, … - immer mal wieder wende ich mich dabei ganz kurz an Gott und spreche ein solches spontanes Stoßgebet, und, schwups!, ist Gott wieder geerdet und ich als Beter bin wieder “gehimmelt”.

Alternative 2: Lieblingsgebete

Loccumer Brevier

Der Loccumer Arbeitskreis für Meditation hat zwei ganz wundervolle Bücher herausgegeben: “Das Loccumer Brevier 1 und 2“. Beide Bücher sind Sammlungen von zeitlosen oder modernen Gebeten, die anders als das katholische Brevier verwendet werden wollen:

Dies ist kein Brevier üblicher Art. Die Texte sind nicht einzelnen Tages des Jahres zugeordnet; unsere Idee ist vielmehr die:
Sie blättern in dem Brevier und schauen, ob vielleicht dieser oder jener Text Sie trifft, anrührt, bewegt. Sie selbst finden also heraus, was für Sie hilfreich und nützlich ist, an diesem Tag, zu dieser Stunde.” (Aus dem Vorwort)

Als ich vor einiger Zeit im Krankenhaus lag, hatte ich diese beiden Bücher bei mir und sie waren mir durchweg ein großer Trost, denn die Gebetsauswahl ist wirklich gut. Und das schönste: Man kann sich eine solche Art von Brevier sehr leicht selbst zusammenstellen. Ich zum Beispiel habe mir in der Handy-App “Evernote” ein Notizbuch “Lieblingsgebete” angelegt. Erstens aus Faulheit: Wenn ich im Internet ein schönes Gebet finde, kann ich dieses Gebet mit nur einem Klick in mein Notizbuch übernehmen. Aber auch, weil ich mit Evernote diese Gebete “taggen” kann: Finde ich z.B. ein Gebet, dass besonders zu einer bestimmten Stimmung oder in eine bestimmte Zeit des Jahres passt, kann ich diese Stimmung oder Jahreszeit als “Schlagwort” zum Gebet hinzufügen. Wenn ich nun z.B. morgens Muße habe und beten möchte (dieses “möchte” ist sehr wichtig!), öffne ich die App, suche nach “Morgengebet” und bekomme alle Gebete angezeigt, die ich als “Morgengebet” getaggt habe. Ein Beispiel:

Das will ich mir sagen lassen
an diesem heutigen Morgen,
damit ich es auch im Laufe eines noch
so anstrengenden Tages nicht vergesse:

“Gottes Lieb und Gottes Treu
sind an jedem Morgen neu!”

Davon will ich ausgehen und
darauf zurückkommen im Verlauf
dieses heutigen Tages, was er auch
bringen oder fordern mag:

“Gottes Lieb und Gottes Treu
sind an jedem Morgen neu!”

Das will ich mir zu Herzen nehmen,
damit mein Leben in der Wahrheit
dieses Wortes tief verwurzelt,
gut verankert und fest gegründet sei:

“Gottes Lieb und Gottes Treu
sind an jedem Morgen neu!”

Daran will ich mich halten,
wenn Sorgen mich bedrängen,
wenn Ängste mich lähmen,
wenn der Mut mich verlässt.

Kleiner Werbeblock: Das Gebet ist von Paul Weismantel, einem unserer Ausbilder am Seminar. Er schreibt viele solcher Gebete und ich mag sie sehr gern, weil sie so einfach und ehrlich sind. Tipp: Er gibt jedes Jahr einen Fastenkalender und einen Adventskalender heraus, in dem solche Gebete gesammelt sind - eine schöne Quelle für Lieblingsgebete.

Alternative 3: Zeitungsbeten

Jörg Zink hat mal einen schönen Text verfasst:

Ich lese in einer und derselben Ausgabe: “Rentenerhöhung wieder abgelehnt.” “Milch wird teurer.” Und ich denke an die Menschen, die in unserem reicher werdenden Land ärmer werden, weil die Preise steigen, nicht aber die Renten. In den kurzen Nachrichten verbergen sich Schicksale.

Ich lese: “Suche Zimmer mit Kochgelegenheit. Miete bis DM 200,-. Eskitaski Halide.” Und ich denke an die Fremden in unserem Land, die keine Chance haben, sich der brutalen Ausbeutung durch ihre Gastgeber zu erwehren.

Ich lese: “Rentner lag drei Tage hilflos in der Küche”, und denke an die Verlassenen, denen niemand antwortet, wenn sie rufen.

Ich lese: “In der Nacht zum Donnerstag wurde in einem Elektrogeschäft in der Wilhelmstraße eingebrochen. Zwei junge Burschen…” Und ich denke an die Erfahrungen, die die beiden im Laufe ihres jungen Lebens mit der Welt der Erwachsenen gemacht haben müssen, ehe sie die Scheibe einschlugen.

Ich lese: “Geld wie Heu verdienen viele, die sich von uns beraten ließen.” Und ich denke an die Träume der Millionen vom großen Geldsegen. An die Enttäuschungen. An die Ehen, die an den Schulden zerbrechen. An die Lügen, die nötig sind, um an denen zu verdienen, die der Annonce Glauben schenken.

Ich lese: “Bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und Arbeitern sind vier Personen getötet worden.” Und ich denke an alles Unrecht, das vorangegangen sein muß, ehe die Arbeiter und die Polizisten zusammenstießen.

Wer nicht weiß, was er beten soll, lese die Zeitung.

Das ist die mir liebste Gebetsform. Zeitung, Radio, Fernseher und Internet borden über vor gebetswürdigen Dingen. Man braucht überhaupt keine Worte: Man liest die Zeitung, stößt auf eine solche Meldung, hält kurz inne und legt Gott das, was man gerade gelesen hat, ans Herz.

Mein geistlicher Mentor hat mir auch eine Variante dieser Gebetsweise empfohlen: Spazierbeten. Auch hierfür braucht man keine Worte. Man geht durch die Stadt und sieht eine schwangere Frau, einen Bettler, einen gestressten Mann im Anzug. Es ist egal, ob es ihnen gut geht oder nicht: Jeder hat ja Gott nötig. Also hält man kurz inne und legt Gott diese Menschen ans Herz. Als Varianten sind auch vorstellbar: Café-Beten, Wartezimmer-Beten, Schwimmbad-Beten, …

Wunderbarer Nebeneffekt: Man geht mit sehr offenen Augen durch die Welt; jede Zeitungsmeldung und alles was du siehst, kann wichtig sein; jeder Mensch und jedes Ding kann dein Gebet nötig haben. Warum also nicht beten, wenn es dich keine Zeit und Mühe kostet, aber deine Beziehung zu Gott vertieft?

Ich glaube: Es gibt nicht die eine Gebetsweise für alle Menschen. Aber jeder hat mindestens eine Gebetsweise, die ihm liegt, und er muss nur für sich selbst herausfinden, welche das ist. Wenn ihr sie noch nicht gefunden habt: Nur Mut und Geduld, und mit Gottes Hilfe werdet ihr sie finden - und die Mühe wird sich lohnen.

Dies ist Gastbeitrag Nr. 4 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Dave Jäggi

Dave, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Ich bin “christlich sozialisiert” aufgewachsen, wie man so schön sagt. Und zwar in einer Freikirche. Ich war 6 Jahre alt, als ich Jesus bewusst in mein Leben eingeladen habe. Das war an einem unspektakulären Abend, im Korridor vor dem Kinderzimmer, zusammen mit meiner Mutter. Sehr schlicht, aber bis heute prägend.
Ganz kurz gesagt würde ich mich als evangelisch bezeichnen. Mit meinen Glaubensansichten habe ich manchmal das Gefühl, zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Den Evangelikalen zu liberal und den Liberalen zu christozentrisch. Darum bin ich von Karl Barth angetan: Er war in grosser Freiheit christozentrisch. Ich schätze es, in Freiheit zu glauben und bin sicher, dass Gott damit wenig Probleme hat. Weil das Hören auf den Heiligen Geist und seine Kraftwirkungen eine grosse Rolle in meinem Leben spielen, würde ich mich als liberal-charismatischen Pietist bezeichnen.
Ich arbeite 50% an einem theologischen Bildungsinstitut, bin mitten in meinem theologischen Masterstudium und stehe zusammen mit einem Team in einer missionalen Gemeindepflanzungs-Arbeit bei Chrischona Schweiz.
Das alles wäre nicht zu schaffen ohne meine liebe Frau, mit der ich seit bald 14 Jahren verheiratet bin. Wir haben drei Kinder im Alter von 3 bis 9 Jahren.

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Die grösste Herausforderung für mich sind meine unterschiedlichen Tagesrhythmen. Jeder Tag beginnt zu einer anderen Zeit. Zudem bin ich viel unterwegs. Da ist es schwierig, eine fixe Zeit zu finden, um die Spiritualität ganz bewusst zu pflegen.

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Nein. Lange Zeit habe ich als Kind den “Guten Start” vom Bibellesebund genutzt. Das war wahrscheinlich gut so. Aber als ich älter wurde, hat es mich genervt, immer nur einige Verse zu lesen und von gewissen Geschichten auch nach Jahren noch nie gehört zu haben. Oder hast du als Kind mal gehört von den beiden Bären, die 42 Kinder aufgefressen haben (2Kön 2,24)?
Als ich das erste Mal ein ganzes Kapitel am Stück las, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte gelernt, die Bibel lese man nicht einfach wie ein normales Buch, sondern lasse Vers für Vers auf sich wirken. Doch als ich mehr zusammenhängend las, wurden mir auch mehr Zusammenhänge klar. Einige Jahre habe ich mich an den Rat von Bonhoeffer an seine Theologiestudierenden gehalten: Jeden Tag ein Kapitel aus dem AT und ein Kapitel aus dem NT zu lesen. Momentan konzentriere ich mich auf die Evangelien und lese dazu meist noch etwas aus den Briefen von Paulus.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Aufteilen? Ich weiss nicht, ob ich da von aufteilen reden kann. Ich lese oft betend. Beim Lesen trete ich in die Beziehung zu Gott und nehme mir Zeit nachzudenken, zu meditieren über dem Text, da betet es manchmal ganz von alleine.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Damit habe ich immer mal wieder begonnen und es dann doch nicht konsequent genutzt. Gebetslisten tragen für mich den Geruch des “Abarbeitens” von Anliegen in sich. Das Gebet konzentriert sich dann sehr darauf, was ich für wichtig halte, was ich Gott zu sagen habe. In diesem Zusammenhang wurde mir Mt 6,7 wichtig. Jesus selber sagt, “plappern” ist ein Kennzeichen der Heiden. Ich bete daher oft das Vater Unser, vorgefasste Gebete, Psalmen. Das lenkt den Blick weg von mir und meinen Problemen, hin zu Gott. Ich denke es ist eine Gratwanderung zwischen frei formulierten Gebeten und Anliegen und dem Fokus weg von mir, hin zum Höchsten.

Gebetsbank vor Kreuz

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Lebensverändernd war für mich die Auseinandersetzung mit den verschiedenen geistlichen Stilen (siehe dazu z.B. das Buch von Christian A. Schwarz). Die klassische Stille Zeit mit Gebet und Bibellese ist ja hauptsächlich einem von mehreren Frömmigkeitsstilen zuzuordnen. Wenn man aber eine andere „Antenne” zu Gott hat, wird das schnell zum Stress. Ich denke ich sollte so und so meine Beziehung zu Gott pflegen, aber eigentlich hat mir Gott eine andere Antenne geschenkt.
Ich bin ein „mystisch-sakramentaler Typ”. Mich sprechen Symbole, Liturgien, Gerüche, Farben oder Rituale wie das Wiederholungsgebet an. Als ich mich näher damit auseinandergesetzt habe, wurde die Zeit mit Gott immer spannender. Ich experimentiere gerne mit ganz unterschiedlichen Formen und Zugängen: Bild- oder Text-Meditation, Kerzen, Stille Zeiten im Wald, am nahen Fluss, das Hören auf Gott durch seine Schöpfung (Röm 1,19)…
Manchmal interessiert mich eine Passage oder ein Vers besonders und ich will mehr wissen, dann starte ich die Bibelsoftware Logos und bekomme so ganz viele Hinweise, Bilder, Kommentare. Das wird dann richtig spannend und ich könnte mich darin verlieren.

Das heisst aber keineswegs, dass dies jeden Tag so bei mir läuft. Das Beschriebene ist sozusagen ein Idealzustand. Sehr oft räume ich diesen Zeiten nicht genügend Priorität ein. Ich habe vielleicht 2x in der Woche ausgedehntere Zeiten mit Gott. Es ist dauernd ein Kämpfen um diese Zeiten und sehr oft habe ich auf dieses Ringen keine Lust. Hier will ich der Zeit mit Gott noch grössere Priorität einräumen in meinem Leben. Das ist mein Lernfeld. Weil ich gerne lese, muss ich auch darauf achten, nicht nur Sekundärliteratur über und zur Bibel zu lesen, sondern immer wieder „ad fontes” zu gehen, die Bibel als Primärquelle ernst nehmen und mich neu von ihr faszinieren lassen.
Was ich jeden Tag wenigsten mache: Den Arbeitsweg nutzen und im Zug 1-2 Kapitel aus der Bibel lesen. Die Losungen in den Ursprachen gehören auch immer dazu. Damit ich nicht grad ganz alles vom Griechischen und Hebräischen wieder vergesse… ☺

Was rätst Du jemandem, dem seine Stille Zeit “eingeschlafen” ist?

Ich rate ihm/ihr, sich mit der persönlichen Antenne zu Gott auseinanderzusetzen, mutig andere, unbekannte Formen der Spiritualität auszuprobieren, den eigenen Stil kennenzulernen und gleichzeitig von den Stilen zu lernen, die einem weniger zusagen. Das ist bei mir der sog. „bibelzentrierte Stil”. Die Auseinandersetzung mit diesem Stil ist eine Herausforderung für mich, hilft mir aber, nicht Gegenstände und Symbole statt der Bibel in die Mitte zu stellen.
Ich denke, das Lernen von anderen, das Adaptieren und Ausprobieren ist ein lebenslanger Prozess, der uns formt und die Reise der Nachfolge Jesu interessant macht. Es hilft nicht nur, dass die Zeiten mit Gott neu fruchtbar werden, sondern auch, den trinitarischen Gott von verschiedenen Perspektiven kennenzulernen und dabei sich selber neu zu entdecken.


Dave Jäggi bloggt unter sola-scriptura.ch


Dies ist Gastbeitrag Nr. 3 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Hanniel Strebel

Hanniel, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Wenn ich mich richtig erinnere, kniete ich 1982 an meinem Bett nieder und bat Jesus um Vergebung für meine Schuld. Ich war mir nicht ganz sicher, ob dies reichte. Also wiederholte ich dieses Gebet in den nächsten Jahren einige Male. Mit 16 Jahren kam der Moment, als ich an eine weiterführende Schule wechselte. Ich war vor die Frage gestellt: Den Glauben leben oder ihm den Rücken kehren? Ich entschloss mich, das erste zu tun und bereute es nie.
Ich bin seit fast 20 Jahren der Evangelische Gemeinde Albisrieden, heute Teil des Bundes FEG, zugehörig. Seit einer Reihe von Jahren bin ich in Lehre und Leben reformatorisch gesinnter Christ.
Ich arbeite zu 70% als Führungskräfteentwickler im Gesundheitswesen.
Seit über 13 Jahren bin ich glücklich mit Anne Catherine verheiratet. Wir haben das Vorrecht, unsere fünf Söhne (4, 6, 8, 10, 12) ins Leben begleiten zu dürfen.

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Da gibt es mehrere. Übergeordnet lässt sich sagen: Die persönliche Zeit mit Gott ist ständige „Kampfzone“, weil sie eine wichtige Quelle des geistlichen Wachstums ist. Seitdem ich tägliche Gewohnheiten etabliert habe, haben sich die Probleme verschoben. Das heisst, es geht um die inhaltliche Auseinandersetzung: Finde ich Konzentration? Lasse ich mir in mein Leben sprechen? Bin ich wirklich auf den Geber ausgerichtet?

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Bei mir geht die tägliche Gewohnheit vor Plänen. Ich gehe jedes Jahr einmal durch die Bibel. Das bedeutet: Täglich 4 Kapitel aus dem Alten und 2 Kapitel aus dem Neuen Testament. Häufig lese ich ein Kapitel zwei-, dreimal. Wenn ich den Eindruck habe, dass ich den Text nicht richtig fasste, lese ich ihn am Folgetag nochmals.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Formell teile ich es gänzlich auf, weil ich morgens und abends Zeiten zum Gebet habe. Das betende Lesen des Bibelabschnittes ist ein Anliegen, worin ich noch stärker zu wachsen wünsche. Ich trenne übrigens nicht zwischen forschendem und reflexivem Lesen. Beides hat seine Berechtigung, und beides findet vor Gott statt. Hart zu arbeiten, um einen Bibeltext besser zu verstehen, ist ein Teilaspekt des Gebotes, Ihn mit ganzem Verstand zu lieben.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmässig betest?

Hier sprichst du eine Wachstumszone an. Seit einigen Monaten habe ich für mein tägliches Gebet eine Übersicht erstellt. Es gibt tägliche und wöchentliche Anliegen. Ich schaue von Zeit zu Zeit nach, um an Dinge erinnert zu werden, die ich vernachlässige (z. B. Gebet für die verfolgte Kirche, Politiker unseres Landes etc.)

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Es ist mein tägliches Gebet, dass ich denjenigen, der dieses Wort gegeben hat, noch viel mehr lieben kann. (Jetzt kommen mir die Tränen.) Ich bin noch immer so egoistisch, das heisst auf mich und meinen „Leseprofit“ ausgerichtet. Herr, schenke mir noch viel mehr das brennende Verlangen dich durch dein Wort besser zu erkennen und damit zu lieben!
Ich merke es sofort, wenn an einem Tag mein Rhythmus durcheinander geraten ist. Ich vermisse das Bibellesen und hole es dann in Stücken über den Tag nach. Ich kann nicht mehr ohne sein – auch in Stress, Krankheit und gerade dann, wenn alles drunter und drüber läuft.

Was rätst Du jemandem, dem sein Bibellesen/Gebet “eingeschlafen” ist?

Wir sind begnadigte Sünder. Wenn wir fallen, stehen wir wieder auf. Es ist auch eine List des Teufels, uns in der Illusion zu lassen, wir müssten das Lesen nicht mehr aufnehmen, wenn es eingeschlafen ist. Im Gegenteil: Fange noch heute wieder damit an! Ich kenne viele Christen, die nie eine regelmässige Gewohnheit der Stille entwickelt haben. Sie bemerken es gar nicht, dass sie geistlich unterernährt sind. Nach aussen wird es jedoch sehr schnell sichtbar, zum Beispiel in der persönlichen Begegnung. Ich wage mich mal auf die Äste hinaus: Solche Menschen haben keinen Drang zum Beten; sie bringen ihre Lebensbereiche kaum mit dem Evangelium in Zusammenhang; sie argumentieren so, wie sie es rundherum hören. Einem solchen Menschen rate ich: Sünde bekennen, einen anderen Christen einweihen, das Lesen in kleinen und kleinsten Happen wieder aufnehmen, die erste Phase überstehen (viele brechen nach einigen Tagen oder einigen Monaten ab).
Noch ein Letztes. Kevin deYoung bringt es im Nachdenken über Psalm 119 auf den Punkt: Das Wort Gottes ist dem Gläubigen Vergnügen (delight), weckt seine Sehnsucht (desire) und wird zu seinem unverzichtbaren Begleiter (dependance).


Hanniel Strebel bloggt auf hanniel.ch


Dies ist Gastbeitrag Nr. 2 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Hansruedi Stutz

Hansruedi‚ erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Ich habe mich bekehrt als ich 15 Jahre alt war. Jetzt bin ich 89 Jahre alt, also 74 Jahre lang Christ. Ich bin seit 89 Jahren Pfingstler. Beruflich bin ich Rentner, lernte zuerst Feinmechaniker und besuchte anschliessend während drei Jahren die Ingenieurschule Winterthur. Bis zur Pensionierung arbeitete ich als Entwicklungsingeneur. Ich habe vier Kinder, zehn Grosskinder und drei Urgrosskinder.

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Ich habe mir schon früh zur Gewohnheit gemacht, am morgen zuerst ein Kapitel aus der Bibel zu lesen. Das habe ich seit der Bekehrung praktiziert. Dadurch habe ich die Bibel schon etwa dreissig mal von 1. Mose 1 bis Offenbarung durchgelesen und entdeckte immer wieder Neues.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Nachdem ich das Kapitel gelesen habe, bete ich.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmäßig betest?

Ich bete für meine Kinder, Grosskinder, Urgrosskinder, Nachbarn und Freunde mit der Nennung der Namen.

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Es braucht etwas Selbstdisziplin, dies täglich zu tun.

Was rätst Du jemandem, dem das Bibellesen/Gebet “eingeschlafen” ist?

Wache auf, wenn es nicht anders geht, mit Hilfe eines Weckers, wasche Dich, lies aus der Bibel, bete.


Hansruedi Stutz ist Mitautor von “95 Thesen gegen die Evolution” und beantwortet auf jesus.ch Leserfragen zum Thema Schöpfung.

Dies ist Gastbeitrag Nr. 1 in der Reihe, wo Christen erzählen, wie sie ihr Bibellesen und Beten gestalten. Hier geht’s zur Übersicht


Ruth Metzger

Ruth, erzähle kurz über Dich: Wie lange bist Du schon Christ? In welcher christlichen Tradition lebst Du? Was machst Du beruflich? Hast Du Familie?

Im Januar 1970 hat der Heilige Geist aus einem rebellischen und zutiefst unglücklichen Teenager ein Kind Gottes gemacht. Das ist jetzt 45 Jahre her, und ich bin seither durch einige Gemeinden verschiedenster Ausprägungen gekommen, habe überall was gelernt, aber vieles auch verwerfen müssen. Zur Zeit gehöre ich zu einer Calvary Chapel mit einer gemäßigt reformierten Prägung. Ich hab eine große Familie (7 Kinder, 8 Enkel), aber lebe jetzt allein. Ich arbeite 25 Stunden in der Woche mit schwerst mehrfach behinderten Erwachsenen und habe eine relativ geregelte Arbeitszeit (kein Schicht- und Wochenend-Dienst).

Welches sind die Herausforderungen um Zeit zu finden für das persönliche Gebet/Bibellesen?

Wenn man liest, was ich oben geschrieben habe, dann sieht man schon, dass ich jetzt ein leichtes Leben habe, und dass ich schon durch ganz andere Lebensphasen gegangen bin. Keine Kids mehr, die schon um 5 Uhr morgens auf der Matte stehen, und eigentlich Zeit genug! Meine Probleme schaffe ich mir heute selbst, indem ich herumtrödele, im Internet festhänge, unbedingt nachschauen muss, warum mein Smartphone gerade beept, mich sonst wo verzettele oder zu spät ins Bett gehe. Mein Fleisch folgt oft dem Weg des geringsten Widerstandes, obwohl ich „prinzipiell“ genau weiß, was ich will.

Nutzt Du einen Bibelleseplan? Wenn ja, welchen?

Nein. Ich lese seit vielen Jahren einfach immer wieder durch die Bibel, immer ein Buch im Neuen, dann wieder eins im Alten Testament. Wenn’s gerade so spannend ist, lese ich auch einige hintereinander, aber ich lasse nie was aus. Ich habe keinen Zeitplan, das würde mich nur stressen und mir die Freude nehmen. Ich lese meistens 1 Kapitel, manchmal auch mehr, aber manchmal auch nur ein paar Verse, vor allem im NT, mit denen ich mich dann intensiv beschäftige, die ich sozusagen für mich “auswringe”.

Wie teilst Du Gebet und Bibellesen auf?

Meine Bibel lese ich morgens früh nach dem Frühstück. Unter der Woche muss ich dafür zwar früh aufstehen, aber ich bin da – nach einem Kaffee – am konzentrationsfähigsten. Beim Lesen bin ich immer im Gespräch mit Gott. Ich teile mit ihm meine Freude, meinen Dank und meine Mängel und frage ihn, wo ich was nicht verstehe – alles, was sich so aus dem Text ergibt. Ich würde das mal „Beziehungs-Gebet“ nennen. Das ist das Schöne, wenn man allein ist und auf niemand Rücksicht nehmen muss, man kann auch den ganzen Tag laut und ohne alle Formalitäten mit dem Herrn reden (und auf der Arbeit halt innerlich). Dann gibt es aber noch was, dass würde ich eher „Gebets-Arbeit“ nennen. Damit habe ich immer gekämpft, aber seit einiger Zeit hat der Herr mir da wirklich den inneren Antrieb geschenkt, den ich mir so sehr gewünscht habe. Dafür langt mir morgens die Zeit nicht – das versuche ich zu tun, wenn ich von der Arbeit komme, oder auch abends.

Führst Du eine Liste mit Anliegen, für die Du regelmäßig betest?

Ja, ich habe so ein Ringbuch, und da sind von ganz vielen Leuten, die mir am Herzen liegen, Fotos drin. Ich schreibe einfach Stichwörter dazu, wie z.B. Gesundheit/ Beziehung/ Festigung im Glauben/ gläubiger Partner oder was immer für Bereiche im Leben dieser Menschen Gottes Eingreifen brauchen. Dann sammle ich darin Rundbriefe von Missionaren, wo ich mir wichtige Dinge markiere, oder Informationen über Länder, verfolgte Christen usw. Es sind also keine Listen zum „Runterrasseln“, sondern „Anturner“ zum Sprechen mit Gott über die Situationen. Weil ich nicht an einem Tag für all diese Dinge beten kann, habe ich mir die verschiedenen Bereiche (Gemeinde, Mission, Familie, verfolgte Geschwister etc.) über die Woche verteilt. Wenn ich es mal nicht schaffe, übertrage ich es auf einen anderen Tag.

Wie schaffst Du es, dass deine Zeiten mit Gott “frisch” bleiben und nicht einschlafen?

Ich glaube, Gott schafft das, weil er so gar nicht langweilig ist! Was aber auch eine große Hilfe ist, ist meine „Salz & Licht“-Frauengruppe. Das ist ein wunderbares Konzept, das ich nur jedem wärmstens empfehlen kann! Wir treffen uns jeden Montag, und dann erzählen wir uns, was wir in der Woche gelesen haben, was uns wichtig geworden ist, womit wir nicht klar kamen, welche Fragen sich ergeben haben. Wir lesen jeder nach seinem eigenen Plan und Tempo ohne Leistungsdruck, aber das ist immer ein wunderbarer und ermutigender Austausch, weil sich die Entdeckerfreude so potenziert, und irgendjemand einem immer weiterhelfen kann. Zudem lernt man sich da in seinen inneren Kämpfen und Freuden sehr gut kennen. In meiner Gruppe sind hauptsächlich junge Frauen, und man kann ihnen förmlich beim Wachsen zusehen!

Was rätst Du jemandem, dem das Bibellesen/Gebet “eingeschlafen” ist?

Es kommt auf die Gründe an. Ich würde vermuten, dass die Beziehung zu Gott irgendwo einen Knacks hat – da hilft nur, das Herz zu erforschen und Buße zu tun! Oft ist aber auch der Grund, dass man falsche Vorstellungen hatte und dann frustriert wird, wenn man z.B. Gefühle sucht, und die sich nicht einstellen wollen. Ich denke, man muss vor allem Gott kennen lernen und dem gehorchen wollen, was man liest und versteht! Und man muss Geduld haben und nicht aufgeben. Ich ernte heute die Früchte von 45 Jahren, wo ich mich durch atemberaubende und trockenere Zeiten „durchgelesen“ habe. Das sollte man sich vor Augen halten: Es gibt was zu gewinnen für die, die durchhalten. Methoden sind nebensächlich – je simpler, desto besser! Und trefft euch zum Austausch! Wir sind zusammen auf dem Weg, und wir brauchen den Ansporn der Gemeinschaft!


Ruth Metzger bloggt auf geteilt.wordpress.com

Auf hanniel.ch läuft zurzeit eine tolle Serie mit Gastbeiträgen zum 5-jährigen Bestehen seines Blogs. Ich kannte Hanniel nur über Twitter/Facebook, er war es aber, der uns vor 3 Jahren die Pfingstgemeinde in Kloten empfohlen hatte, die unsere Heimatgemeinde wurde. Als er mich um einen Gastbeitrag bat, sagte ich sofort zu.

Der Beitrag handelt von Narzissmus unter Christen und wie wir der Narzissmus-Falle entkommen können. Zwei Zitate aus dem Blogpost:

Heutzutage, wenn ein Christ Schwierigkeiten hat in seiner Gemeinde, dann hält er keine zehn Jahre aus. Er sagt sich: »Wenn ihr so mit mir umgeht, dann gehe ich halt!«, und schon ist er in einer anderen Gemeinde. Der Grund ist, dass die heutige Generation grosse Mühe hat, mit Kritik umzugehen. Sie erwartet, dass die Gemeinde einen konstanten Fluss an Lob und Mitgefühl aufbringt. Versiegt diese Quelle, wird eine neue Gemeinde gesucht, in der Hoffnung, die Quelle sei da vorhanden.

[Der Narzisst] richtet sich mit seinem Wollen und Nichtwollen nach den Reaktionen anderer und weiß am Ende gar nicht mehr, wer er wirklich ist und was er will. Ein Prediger/Worship-Leiter, der so endet, ist bloss noch ein Echo der Erwartungen der Gemeinde.

Ganzer Beitrag: Hier.

Auch die anderen Beiträge von ihm sind sehr zu empfehlen. Ich lese seinen Blog immer wieder mal intensiv, vergesse ihn dann wieder, komme aber nach ein paar Monaten immer wieder darauf zurück.

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