Christlicher Minimalismus(2): was er nicht ist: ein Wettbewerb, wer weniger hat

Nach der positiven Definition von “Christlichem Minimalismus” heute zur “Negativen Definition”: Was meine ich nicht, wenn ich Christlicher Minimalismus sage?

Wenn ich das Wort “Minimalismus” in den Mund nehme, dann war eine der Reaktionen: »Aha, dann habt ihr demfall nicht mehr als 100 Gegenstände zu Hause!?«

Das Bild kommt aus Beiträgen aus Fernsehen und Zeitung. Leute berichten von ihrem Leben mit nur hundert Gegenständen (Anmerkung: Die sind ausschliesslich kinderlos!). Oder von Leuten, die ihre Kleider auf maximal 33 Kleidungsstücke während drei Monaten reduzierten. Oder Menschen, die in Tiny-Houses leben und damit angeben, auf wie wenigen Quadratmetern sie nun leben können. Oder Zero-Waster, die ihren gesamten Abfall vom letzten Jahr zeigen - er hat in einem kleinen Glasbehälter Platz.

Es ist nicht verkehrt, diese Dinge anzustreben. Wir haben versucht, die Hälfte unseres Besitzes wegzugeben. Wir schauen, wie viel Prozent vom Einkommen wir spenden können. Wir versuchten, unseren Abfall auf null zu bringen. Wir haben auch unsere Kleider auf einem Tisch ausgelegt und sie gezählt. Wir haben diese “Challenges” angenommen, obwohl sie zum Anfang nicht realistisch schienen. Es hat uns geholfen, zu überlegen: »was könnten wir tun, um dahin zu kommen?« Und so haben sich Dinge angefangen zu bewegen.

Und doch ist es für uns nie das Ziel, in den Wettlauf von “wer hat weniger?” einzusteigen. Denn es dient nur, das menschliche Geltungsbedürfnis zu befriedigen, sich besser zu fühlen als die anderen, weil man in dieser neuen Disziplin krasser ist, und heiliger.

Ich denke, das Wort “Askese” kommt dieser falschen Gesinnung recht nahe. Und die Bibel warnt davor:

Ihr lasst euch vorschreiben: »Damit darfst du nichts zu tun haben!
Davon darfst du nicht essen!
Das darfst du nicht einmal berühren!«
Dabei geht es hier doch immer nur um Dinge, die sowieso keinen Bestand haben, Dinge, die dazu da sind, dass man sie verbraucht! […]
Zugegeben, es handelt sich um eine Frömmigkeit, die den Anschein besonderer Weisheit hat: dieser selbstgewählte Gottesdienst, diese Demut, diese Schonungslosigkeit gegenüber dem eigenen Körper! Doch das alles ist ohne jeden Wert und dient nur dazu, das menschliche Geltungsbedürfnis zu befriedigen. (Kol 2,21-23)

Das ist eine gefährliche Kiste, weil Minimalismus hat das Zeug, zu einer Ersatzreligion zu werden, wie Veganismus oder Bio oder generell alle Bewegungen, welche einen wahren Kern haben. Aber wenn man sie ad extremis führt und sie zum Lebensziel macht, dann schiesst das völlig am Ziel vorbei.

Wir sind gerettet aus seiner Gnade, nicht aufgrund unserer minimalistischen Lebenseinstellung. Und ja, wir sind aufgerufen zur Heiligung, und dies ist ein Kampf gegen das eigene Fleisch. Und dies wird in der Bibel beschrieben als Wettkampf. Doch der Siegeskranz ist das ewige Leben und nicht Bewunderung meiner Mitmenschen. Unser Lebenswandel soll nicht die Aufmerksamkeit auf uns lenken, sondern auf Gott, für ihn wollen wir Zeugnis sein, unser Licht soll ihm die Ehre geben, nicht uns!

Älterer Beitrag: Sparen mit Bio. Teil 3: Gemüsemarkt und Unverpackt - der grosse Spar-Test Neuerer Beitrag: Christlicher Minimalismus(3): was er nicht ist: Selbst-Kasteiung

Your browser is out-of-date!

Update your browser to view this website correctly. Update my browser now

×