Ich bin ein Reicher. Keine Frage. In lebe in der Schweiz, habe einen guten Lohn. Es ist wahrscheinlicher, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ich Christ werde. Einmal Christ geworden, lebe ich in einer Umgebung, die den Betrug des Reichtums proklamiert und laufe Gefahr, als kleine kümmerliche Pflanze zu enden. Dies die Zusammenfassung aus den zwei letzten Beiträgen (hier und hier).
Es läuft gerade ein Gross-Betrug. Es scheint nicht bestimmbar, wer darauf hereingefallen ist und wer nicht. Der reiche Jüngling ist darauf hereingefallen, es war aber weder für ihn noch für die Jünger klar.
So fragte ich mich: wie kann ich sichergehen, nicht ahnungslos auf der falschen Seite zu stehen? Gibt es einen ‘bin ich auf den Reichtum-Betrug-hereingefallen’-Check?
Die Stelle über den reichen Jüngling endet tatsächlich mit einem solchen Check. Seltsamerweise ist die Stelle bei mir im Kopf mit «bei den Menschen ist dies unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.» fertig. So liesse es mir die Möglichkeit, die Lösung “in der Luft” zu lassen. Jesus wird danach aber konkret. Doch vorher will ich auf zwei weitere Stellen eingehen.
Der fröhliche Tausch
Hier ein anderes Beispiel eines Reichen. Dieser hat aber richtig gehandelt:
Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand und verbarg. Und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker. Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. (Mt 13,44)
Das ist die Happy-End-Variante des reichen Jünglings: dieser Mensch hat Geld (genügend für Acker oder Perle) und gibt alles Geld aus um den Schatz zu kaufen. Was ist der Schatz? Die Gemeinschaft mit Gott! So sieht jemand aus, der nicht am Besitz hängt: er wittert einen guten Handel und gibt darum seinen Besitz auf, um das Bessere zu besitzen.
Warum tut er es? Weil es richtig ist? Mit Zähneknirschen? Nein, mit Freude, «vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles», das erinnert an jemand, der sich frisch verliebt. Nichts ist zu teuer, das neu entdeckte ist viel spannender.
Diese Stelle gibt ein Bild, wie es sich anfühlt, wenn ich mich nicht an den Besitz hänge. Es reicht aber noch nicht für einen konkreten Check. Es beschreibt die nötige Einstellung hinter den zwei Checks, welche ich eben beschreibe werde. Gott will nicht einen zähneknirschenden Geber, sondern einen fröhlichen Geber.
Die zwei Chefs
Ein Freund von mir hatte seine Arbeitsstelle gewechselt. Ein paar Wochen später fragte ich ihn, wie denn die neue Stelle sei? Nicht gut. Er habe zwei Chefs, und die kämen nicht miteinander klar. Der Freund hat es dann auch nicht lange ausgehalten bei der Stelle, denn nie konnte er es beiden recht machen.
Ebenso verhält es sich mit dem Besitz und Gott:
Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon! (Mt 6,24)
Was bedeutet Mammon? Das Wort Mammon «leitet sich vom aramäischen Wort mamon beziehungsweise mamona ab und bedeutet ‚Vermögen‘ oder ‚Besitz‘» (aus Wikipedia). Mammon ist der eine Chef. Gott der Andere. Beiden gleichzeitig dienen geht nicht. Und das hat mich etwas geschockt. Das ist nicht “finde die goldene Mitte”. Entscheide dich. Red or blue pill.
Was heisst es, Gott zu dienen? Um bei der Stelle zu bleiben, heisst das: alles was du tust, all dein Verhalten dient dazu, das Vergnügen zu maximieren, das du von Gott bekommen kannst, den Nutzen, den du von Jesus kriegen kannst.
Du kannst nicht gleichzeitig so dem Besitz dienen. Entweder du machst Gott zu deinem angestrebten Schatz oder du machst den Besitz zu deinem angestrebten Schatz. «Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein» steht drei Verse vorher.
Bis vor ein paar Jahren haben meine Frau und ich den Zehnten mit Widerwillen gegeben. “Welche Dinge könnten wir uns zusätzlich kaufen, wenn wir ihn nicht geben müssten? Wir könnten sein wie die Nachbarn, die ein grösseres Haus haben!” Wir wollten den Besitz maximieren, nicht die Freude an Gott. Ebenso höre ich von Christen, denen es weh tut, wenn sie den Zehnten geben. Es tut genau dann weh, wenn dir dabei etwas Wichtiges abgeht.
Dann hat Gott bei uns den Schalter umgekippt. Was genau geschah, wird meine Frau in den nächsten Beiträgen schreiben. Wir haben angefangen, nicht mehr für uns selbst zu leben. Wir wollten die Sache Gottes maximieren. Und plötzlich war der Zehnte das Mindeste, das wir fortgeben wollten.
Der erste ‘Hänge-ich-am-Reichtum?’-Check: Schmerzt es dich, den Zehnten zu geben? Falls ja, ist das ein Hinweis, dass du versuchst den Besitz zu maximieren.
Der wahre Schluss des “reichen Jünglings”
Wie gesagt, der reiche Jüngling hört nicht mit “bei Gott sind alle Dinge möglich” auf. Sondern damit:
jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meines Namens willen, der wird es hundertfältig empfangen und das ewige Leben erben (Mt 19,29)
Wie kann ich das ewige Leben erhalten (und nicht so enden wie der reiche Jüngling)? Lasse deinen Besitz (Häuser und Äcker) zurück. Noch klarer steht es in Lk 12,33: «Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen […] und legt euch einen unerschöpflichen Reichtum im Himmel an».
Wir haben uns auf den Versuch eingelassen: Wenn wir anfangen, unseren Besitz zu verkaufen und das Geld zu spenden, was passiert mit unserer Beziehung zu Gott? Wir erwarteten, dass wir “hundertfältig empfangen” werden. Für uns hat das bedeutet, dass wir uns einen Minimalismus-Lebensstil angeeignet haben. Meine Frau wird mehr darüber schreiben. Und ja, wir haben hundertfältig empfangen.
Der zweite ‘Hänge-ich-am-Reichtum?’-Check: Verkaufe Teile deines Besitzes und gebe das Geld den Armen. Wächst damit deine Freude, dann ist dein Schatz im Himmel und du bist garantiert der Reiche Jüngling mit Happy-End.
Ich bin sicher, dass jedem, der Gott liebt, die Herrlichkeit dieser Wahrheit zeigen wird.