Die Antworten auf den übersteigerten Smartphone-Konsum fallen viel zu zahm aus. Ein Plädoyer

Die Smartphone-Debatte ist tot. Tot-langweilig. Sowohl in christlichen wie auch in nichtchristlichen Kreisen wird das Thema viel zu zahm behandelt.

Wo bleibt der Neil Postman der heutigen Zeit? So wie Neil Postman in den 80igern mit “Wir amüsieren uns zu Tode” vor dem Fernseher gewarnt hat, hätte ich nun erwartet, dass ein paar Mutige aufstehen und uns das Problem vor Augen malen würden.

Aber nein, alles was ich lese ist “Digital Detox”, ein bisschen Apps deinstallieren, das Handy auf lautlos stellen und vielleicht mal einen Tag weglegen. Ist es denn nicht klar, dass es so nicht getan ist?

Ist das Problem das Smartphone per se? Nein, natürlich nicht, doch es ist, was es mit uns macht, Neil Postman formuliert es in “Amusing ourselves to Death” treffend:

there is nothing wrong with entertainment. As some psychiatrist once put it, we all build castles in the air. The problems come when we try to live in them.

Auf das Smartphone übertragen: als reines Tool ist es ja total nützlich. Nur verwandelt es sich ganz schnell zur ewigen Ablenkung und zum Zeitfresser. Diese Tatsachen lassen sich nicht verweigern. Es geht nicht anders: es muss einen Weg geben, den Smartphone-Konsum einzudämmen.

Das Problem: Als Smartphone-Gegner landet man in der Ecke der Technologie-Verweigerer. “Du musst halt mit der Zeit gehen!”.

Nun, als leidenschaftlicher Programmierer habe ich dieses Argument relativ schnell entkräftet. Die meisten Dinge lassen sich auch ohne Smartphone auch vom Computer aus machen, ohne so einen permanenten Fokus-Zerstäuber in der Hosentasche zu haben.

Ich habe mein Smartphone vor ein paar Jahren aufgegeben und bin wieder bei einem alten Nokia. Natürlich kann ich nun einige Dinge nicht mehr “hier und jetzt” tun, sondern muss warten, bis ich wieder zu Hause bin.

Doch wie heisst es so schön: “Wenn dein rechtes Auge zum Abfall verführt, dann reiss’ es aus!”. Ist das so schwer? Wer merkt, dass er seine Zeit nur noch vor dem Fernseher verbringt, stellt ihn raus. Wieso passiert nicht dasselbe mit dem Smartphone?

Ja, es gibt viele Leute, die können gut einen Fernseher im Wohnzimmer stehen haben, ohne sich die ganze Zeit davon angezogen zu fühlen. So gibt es auch viele, bei welchen das Smartphone die meiste Zeit auf dem Tisch liegt.

Doch es gibt auch sehr sehr viele, die es nicht können. Gut sieht man, wenn man sich ansieht, wieviel Geld mit Smartphones und Services verdient wird. In der Liste der wertvollsten Firmen der Welt sind die ersten fünf Firmen Technologie-Konzerne. Ja. Alle fünf. Apple, Amazon, Alphabet (Google), Microsoft und Facebook.

Ich glaube die richtige Antwort muss um einiges radikaler sein, als was ich im Netz lese. Sie muss so sein, dass unsere Kinder aufhorchen.

Also: wo sind die radikalen Antworten auf die Smartphone-Krise? Wo sind die, welche weiter gehen als nur ein schlechtes Gewissen zu haben? Wo sind die, welche ihre Smartphones umtauschen zu alten Nokias?

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