#Soziale Medien

Folge 19 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Wilhelm Busch über die Anfänge seiner Predigerarbeit

Sergej Pauli über ein paar interessant-amüsante Zitate von Wilhelm Busch:

Sergej meint dazu:

Ich glaube, das was Busch in den Zwanzigern des 20ten Jahrhunderts beobachten hat, wird durch Twitter, Hashtag & Co in den Zwanzigern des 21ten Jahrhunderts multipliziert.

Zwei Zitate von Wilhelm Busch (aus dem Buch “Plaudereien in meinem Studierzimmer”):

Ich habe damals zum ers­ten Mal erlebt, wie die Men­schen weit­hin das eige­ne Den­ken auf­ge­ge­ben haben zuguns­ten von Denk­sche­ma­ta und Schlag­wor­ten. Es war ermü­dend, immer und immer die­sel­ben Phra­sen zu hören von “Ver­elen­dung der Mas­sen”, von der “Schuld der Kir­chen”, die “die Waf­fen geseg­net haben” und “geschwie­gen haben zu der Aus­beu­tung” oder “wie die Kirch­gän­ger schlech­ter sind als alle ande­ren.” Mein Herz schrie danach, end­lich ein­mal ein eige­nes, aus dem eige­nen Den­ken oder aus dem Her­zen ent­sprun­ge­nes Wort zu hören.

Die Men­schen kom­men mir oft vor, als wenn man ihnen das Gehirn weg­ge­nom­men und dafür Schall­plat­ten in den Kopf gesetzt hät­te, die nun auf bestimm­te Stich­wor­te hin ablaufen.

Zum Beitrag: Wilhelm Busch berichtet über seinen Dienst als Prediger in Bielefeld

Mein zwiespältiges Verhältnis zum Stichwort “unterordnen”

Rebecca McLaughlin tat sich schwer mit dem Bibelvers: “Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter wie dem Herrn.”. In einem bewegendem, persönlichem Beitrag, berichtet sie über ihr Ringen über diesen Vers, wie auch was einige Christen damit fälschlicherweise angestellt haben. Ein paar Auszüge:

Ich verkündete meinen ungläubigen Freunden ein radikales Narrativ der Machtumkehr, in dem der Schöpfergott sein Leben gab, in dem Arme den Reichen überlegen sind und Ausgegrenzte Teil der Familie werden. … Doch da war dieser schreckliche Vers, der die Unterdrückung von Frauen zu propagieren schien. Jesus hatte Frauen auf die gleiche Ebene wie Männer gehoben. Und es sah für mich so aus, als hätte Paulus sie wieder heruntergestossen. Ich befürchtete, dass dieser Vers mein ganzes Zeugnis zunichtemachen würde.

Und dann fiel der Groschen endlich. Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter wie dem Herrn. Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt hat. Das eigentliche Thema, das in diesem Modell seine Abbildung findet, ist nicht das individuelle Ehepaar. Es ist Jesus und die Gemeinde. Gott erschuf Sex und Ehe, um uns einen kleinen Eindruck von seiner Vertrautheit mit uns zu vermitteln.

Zum falschen Verständnis von diesem Vers schreibt sie:

Die komplementäre Ehe wird oft wie folgt beschrieben: “Frauen ordnen sich unter, Männer leiten”. Aber diese Simplifizierung gibt nicht die biblischen Gebote wieder. Ehefrauen sind sehr wohl dazu aufgerufen, sich unterzuordnen. Aber die primäre Aufforderung an die Männer lautet, zu lieben.

Tatsächlich ist Epheser 5 eine deutliche Kritik an den traditionellen Geschlechterrollen, sowohl in seinem damaligen Kontext als auch heute. In der Thematisierung der Ehe stehen die Bedürfnisse der Frau stets an erster Stelle, wohingegen die Tendenz des Ehemannes, sich selbst in den Vordergrund zu stellen, vom Evangelium wie mit einer Axt in Stücke gehauen wird.

Zurück zur eigentlichen Aussage des Verses:

In meiner Ehe geht es letztendlich nicht um mich und meinen Mann, zumindest nicht mehr, als es in Romeo und Julia um die Schauspieler geht, die die Hauptrollen verkörpern. In meiner Ehe geht es darum, Jesus und seine Gemeinde widerzuspiegeln.

Zum Beitrag: Mein zwiespältiges Verhältnis zum Stichwort “unterordnen”

Goldene Farben, lange Schatten

Der Sommer war kurz. Ängstlich schaue ich dem Herbst und dem danach kommenden Winter entgegen (wir hoffen, als Familie in den Herbstferien nochmals in den Süden fahren zu können, um den “verpassten Sommer” etwas nachholen zu können).

Daniel Vullriede hat einen Artikel publiziert, der hat mich fasziniert. Er geht das Thema Herbst poetisch an, führt Dichter wie Rilke auf. Ein paar Auszüge aus seinen Gedanken zur herbstlichen Melancholie:

Der berühmte Lyriker Rainer Maria Rilke (1875-1926) fasst im Gedicht “Herbsttag” seine Beobachtungen in Worte. … Er schreibt er in der dritten und letzten Strophe:

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Er fasst das Gedicht von Rilke so zusammen:

Verpasste Chancen, die klare Aussicht auf düstere Einsamkeit, der Wunsch nach echter Begegnung, die Grübelei und Ruhelosigkeit inmitten kahler werdender Bäume. Alles ist irgendwie eingetrübt. Was uns bleibt, sind wir selbst…

Als Gegenüberstellung ein Gedicht von Karl Gerok (1815-1890), aus seinem Gedicht “Herbstgefühl”. Die zweite Strophe endet so:

An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich der letzte lose,
Bleiche Blumenblatt!

Daniel Vullriede dazu:

Seine zweite Strophe wirkt (verglichen mit Rilkes Wortwahl) vielleicht nicht ganz so elegant. Doch wenn von der letzten Rose das letzte, lose Blumenblatt lebenssatt abfällt, so ist der Kontrast der Bilder jedem klar: Alles noch so Schöne da draussen vergeht und niemand kann es festhalten.

Zur dritte Strophe…

Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain!
Auch Vergehn’n und Sterben
Deucht mir süß zu sein.

schreibt er:

Einen Moment! Wie kann der Niedergang des Lebens etwas Positives, ja, sogar etwas “Süsses” bereithalten?

Anstatt den Menschen grausam auf sich selbst zurückgeworfen oder hineingeworfen in einen trostlosen Naturkreislauf zu sehen, versteht Gerok ihn als Teil der Schöpfung. Anstatt die trübe Einsamkeit hinzunehmen, weitet der den Blick über die Vergänglichkeit hinaus. Der Herbst macht ihn melancholisch, aber nicht mürbe.

Gerok macht es richtig! Er verfolgt die herbstliche Melancholie bis auf ihren Ursprung zurück, um sie dann Gottes Offenbarung gegenüberzustellen. Ja, die Welt in ihrer jetzigen Gestalt ist dem Untergang geweiht. Das ist eine nüchterne Wahrheit, die über blosse Melancholie weit hinaus geht.

Zum Beitrag: Goldene Farben, lange Schatten

Ratschläge zur Diskussionskultur in den Sozialen Medien

Bezüglich Sozialen Medien bin ich schon länger hin und her gerissen.

Zwar schätze ich die oft wertvollen Impulse, gerade von Andersdenkenden, aber die Diskussionskultur ist oft so angriffig, dass ich häufig emotional aufgewühlt das Browserfenster wieder schliesse.

In einem Video führt Ron Kubsch sieben Ratschläge auf, wie wir damit umgehen können. Ein paar Auszüge:

Ein Pastor … hat einmal gesagt: “Ich lese nur noch das, was mich in meiner Meinung bestätigt”. Ich glaube nicht, dass das unser geistliches Wachstum unbedingt fördert.

Es ist natürlich keine Lösung, dass wir aufhören miteinander zu reden, nur aus der Angst davor, dass wir die Gefühle des anderen verletzen.

Eine gelingende Kommunikation lebt davon, dass einer anfängt, mal zuzuhören. … dass wir auch selbstkritisch sein sollen. Denn es kann auch durchaus sein, dass der andere, der sich mit mir streitet, recht hat, und ich derjenige bin, der falschliegt.

Wir als Christen, wir haben eine lebendige Hoffnung, wir müssen nicht mehr perfekt erscheinen, wir müssen nicht ständig an unserem Imagedesign arbeiten, wir können es auch zugeben, wenn wir Fehler machen … es würde sehr viel toxisches Material aus der Gesprächskultur nehmen, wenn wir bereit sind dort, wo wir uns mal verrannt haben … um Vergebung zu bitten.

Zum Beitrag: Ratschläge zur Diskussionskultur in den Sozialen Medien

Folge 12 von “Lesenswichtig”, einer Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben. Diese Woche zur Abwechslung mit nur deutschen Artikeln!

Nietzsche hatte recht

Tim Keller darüber, wie unsere westliche Gesellschaft auf den Schultern des Christentums steht. Evangelium21 hat den Artikel auf Deutsch übersetzt. Der Beitrag ist wahnsinnig gut. Ich würde ihn am liebsten in voller Länge zitieren. Hier ein Auszug:

Nietzsche sah, wie die Gebildeten Europas dem Christentum den Rücken kehrten und sich als wissenschaftliche Freidenker stilisierten, die angeblich ohne Gott lebten. Allerdings, argumentierte Nietzsche, glaubten sie immer noch an Menschenrechte, die Würde eines jeden Menschen, den Wert der Armen und Schwachen und an die Notwendigkeit, sich um sie zu kümmern und für sie einzutreten. Sie glaubten immer noch, dass Liebe ein großer Wert ist und wir unseren Feinden vergeben sollten. Sie glaubten immer noch an moralische Absolute – dass manche Dinge gut und andere Dinge böse sind – und insbesondere daran, dass es falsch ist, die Machtlosen zu unterdrücken.

Allerdings sind all diese Ideen, so Nietzsche, unverwechselbar christlich. Sie haben sich nicht in östlichen Kulturen entwickelt und die Griechen und Römer empfanden sie, als sie mit ihnen konfrontiert wurden, als lächerlich und unverständlich. Holland zeigt, dass die Schamkulturen des alten, heidnischen Europas – die der Angelsachsen, Franken und Germanen – die christliche Ethik mit ihren Forderungen, den Feinden zu vergeben und die Armen und Schwachen zu ehren, als gesellschaftliche Grundlage für völlig unbrauchbar hielten. Diese Ideen wären niemandem in den Sinn gekommen, der nicht an ein von einem einzigen, persönlichen Gott erschaffenes Universum glaubt, in dem alle Wesen nach seinem Ebenbild geschaffen sind und in dem es einen Erlöser gibt, der gekommen und in aufopfernder Liebe gestorben ist.

Die Ideen konnten nur aus einer solchen Weltanschauung erwachsen – in einer anderen machen sie überhaupt keinen Sinn. Wenn wir stattdessen glauben, dass wir durch einen Prozess des Überlebens des Stärkeren zufällig hier sind, dann kann es keine moralischen Absolute geben und im Leben muss es, wenn überhaupt, um Macht und die Beherrschung anderer gehen, nicht um Liebe. Das, erklärte Nietzsche, ist die einzige Art zu leben, wenn man wirklich bereit ist, zuzugeben, dass der christliche Gott nicht existiert.

Als Nietzsche so argumentierte, wurde er als Wahnsinniger abgetan.

Zum Beitrag: Nietzsche hatte recht - Die Entstehung des Westens

Warum “Intelligent Design” für Wissenschaft unverzichtbar ist

Dr. Reinhard Junker ist Autor bei Wort und Wissen. Sein Spezialgebiet ist “Intelligent Design”. Dabei widerlegt er die Evolutionstheorie und ist ein wichtiger Vertreter der biblischen Schöpfung im deutschsprachigen Raum.

Eben hat er ein neues Buch “Schöpfung ohne Schöpfer” herausgebracht. (Hier ein Interview mit dem Co-Autor Markus Widenmeyer).

Auf dem Blog AIGG hat Junker die Hauptaussagen des Buchs zusammengefasst. Ein paar Auszüge:

Erstaunlicherweise geht die überwältigende Mehrheit der heutigen Biologen in ihren Forschungen zum Ursprung der Lebewesen so vor wie ein Kommissar, der eine geplante Handlung eines Täters grundsätzlich ausschließt. Die Möglichkeit, dass ein Schöpfer absichtsvoll gehandelt hat und dass dies die korrekte Erklärung für die Existenz von Lebewesen ist, wird prinzipiell ausgeschlossen.

So schreibt Scott Todd (1999) in der Wissenschaftszeitschrift Nature: «Selbst wenn alle Daten auf einen intelligenten Schöpfer weisen, würde eine solche Hypothese aus der Wissenschaft ausgeschlossen werden, weil sie nicht naturalistisch ist.»

Der erste Teil des Artikels fand ich etwas schwierig zu folgen, doch das Beispiel mit der Vogelfeder fand ich eindrücklich. Ein paar Auszüge:

Vogelfedern sind die komplexeste Körperbedeckung im Tierreich und erfüllen vielfältige Funktionen. […] Ganz speziell gebaut sind auch die Federstrahlen, die von den Federästen nach beiden Seiten hin abgehen. Die Hakenstrahlen auf der einen Seite haben winzige Häkchen, die mit den Strahlen des benachbarten Astes wie bei einem Reißverschluss verhaken. Sie schließen dabei so dicht, dass die Federfahne luftundurchlässig ist. Bei zu starker Belastung kann der “Reißverschluss” kontrolliert aufreißen, ohne dass die Feder beschädigt wird. Der Vogel kann die Feder mithilfe des Schnabels wieder in Ordnung bringen. Auch der Schaft hat es in sich: In seinem Inneren befindet sich ein schaumartiges Netzwerk von Fasern. Diese Fasern sind mit einem chemischen Stoff beschichtet, der Gase bindet. Das führt dazu, dass die Feder unter schwachem Druck steht. So kann sie nicht so leicht geknickt werden und springt nach einer Verbiegung in die normale Form zurück.

Aber selbst die allerbesten Federn ermöglichen noch lange keinen Flug. Es wird auch eine zweckmäßige Verankerung im Körper benötigt.

Außerdem muss insgesamt ein funktionsfähiges Federkleid ausgebildet sein, vielfältige Steuerungsmechanismen und Koordination der Bewegungen, eine entsprechende Gehirnorganisation und anderes mehr.

Aufgrund der vielfältigen Verflechtungen vom Baumaterial bis zur Bewegungssteuerung weisen viele Forscher auf den Aspekt der Synorganisation hin. Die einzelnen Module und Ebenen können nicht isoliert voneinander verstanden werden und auch nicht isoliert entstanden sein. In Summe haben wir mit dem Federkleid eine Gesamtorganisation vor uns, die insgesamt bezüglich der Flugfähigkeit in wesentlichen Teilen nichtreduzierbar komplex erscheint und ein klares Design-Indiz (vgl. Kasten „Der Kern des Design-Arguments“) darstellt, weil zahlreiche typische Merkmale für eine kreative Entstehung vorliegen.

Evolutionäre Entstehungsmodelle beinhalten 5–8 hypothetische Stadien von einem haarartigen Auswuchs bis zur asymmetrischen flugtauglichen Feder. Solche Modelle sind viel zu grob und zu vage und daher völlig ungeeignet, eine evolutive Entstehung zu erklären, denn sie berücksichtigen die zahlreichen Details und Wechselbeziehungen nicht einmal ansatzweise. Man kann leicht zeigen, dass die Unterschiede von Stadium zu Stadium viel zu groß sind, um sie durch kleine Schritte Veränderungen erklären zu können, die auf richtungslosen Mutationen und zukunftsblinder Selektion beruhen.

Vor diesem Hintergrund kann man sagen: Die evolutionären Modelle zur Entstehung von Federn von Flug bleiben nur deshalb im Rennen, weil die grundsätzliche Alternative einer Schöpfung ausgeschlossen wird.

Zum Artikel: Warum „Intelligent Design“ für Wissenschaft unverzichtbar ist

Ehrliche, zuhörende Diskussion auf Facebook zwischen Paul Bruderer und Thorsten Dietz

Ich habe Facebook die letzten Wochen gemieden. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute ihre Parolen kundtun, ohne der anderen Seite zuzuhören.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Lothar Krauss hat in seinem Blog auf eine gute, konstruktive Diskussion zwischen Paul Bruderer und Thorsten Dietz hingewiesen.

Der Hintergrund: Thorsten Dietz hat mit dem Podcast “Das Wort und das Fleisch” die “Evangelikalen Christen” kritisiert, Paul Bruderer hat auf seinem Blog eine Antwort geschrieben, die Dietz als nicht fair empfand.

Zugegeben, die Diskussion auf Facebook hatte ihre Grenzen. Paul Bruderer schlug dann auch vor, das bei einem Bier richtig zu besprechen, was der Diskussion den richtigen Rahmen geben würde, aber auch die Annäherung auf Facebook zeigt, dass es Christen gibt, die zuhören und doch gleichzeitig klaren Standpunkt beziehen können.

Zum Beitrag vom Lothar Krauss: Ringen um Verständnis: Wenn man die Dinge anders sieht!

Direkt zur Facebook Diskussion: Hier

Durch das Vorbereiten einer Predigt bleibt mir diese und nächste Woche keine Zeit für das Schreiben auf meinem Blog, doch beim “Lesenswichtig” mache ich eine Ausnahme, insbesondere weil ich ein paar sehr lohnenswerte Artikel gelesen habe und diese gerne weitergeben will.

Ich bin Evangelist. Um aus diesem Schlamassel zu kommen müssen wir Denken (und Fühlen)

Dieser Artikel ist eine Antwort auf den Artikel “Ich bin Philosoph, um aus dem Schlamassel zu kommen können wir nicht bloss denken”. Es ist eigentlich eine Antwort auf diesen einen Satz:

Wenn man jung ist, ist es leicht, Stärke mit Dominanz zu verwechseln; wenn man älter wird, erkennt man, was für eine Charakterleistung es braucht, um sanftmütig zu sein. Früher habe ich mir vorgestellt, dass es meine Berufung ist, die Wahrheit zu verteidigen. Jetzt versuche ich nur noch herauszufinden, wie man liebt.

Die Antwort von Esther O’Reilly enthält enorm viele gute Gedanken, am liebsten würde ich den halben Artikel hier wiedergeben. Hier ein paar Auszüge:

Richard Cecil, der beschreibt, wie er mit Zweifeln umging: “Wie ein Mann, dem gesagt wird, dass das Fundament seines Hauses in Gefahr ist, rufe ich nach dem Schlüssel des Kellergewölbes, auf denen meine Behausung steht. Ich zünde eine Kerze an, gehe die Treppe hinunter und gehe sehr bedächtig durch die Gewölbe: Ich untersuche den verdächtigen Bogen ganz besonders; und nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass das Fundament vollkommen sicher ist, gehe ich wieder hinauf, schliesse die Tür ab, hänge den Schlüssel auf, lösche die Kerze und gehe in aller Ruhe meinen Geschäften nach, wobei ich sage: ‘Sie mögen einen Alarm auslösen, aber ich finde, dass alles sicher ist.’”

Smith schreibt, dass er früher dachte, seine Berufung sei es, die Wahrheit zu verteidigen, während er jetzt nur noch “herausfindet, wie man liebt.” Aber jeder Christ, in jeder Station des Lebens, ist nach bestem Wissen und Gewissen “berufen”, beides zu tun. Und in einer Welt, deren Moral grösstenteils von einer Pop-Kultur geformt wird, die meistens die Wahrheit verzerrt, werden Christen ihre Nächsten nicht gut lieben können, wenn sie nicht in der Lage sind, die Täuschungen, mit denen die Kultur sie füttert, zu erkennen und zu artikulieren.

“Aber wir müssen sensibel sein! Wir müssen seelsorgerisch sein! Wir müssen verletzliche Menschen freundschaftlich evangelisieren und ihnen nicht nur kalte Wahrheiten durch ein Megaphon entgegenschreien!” Ich habe nie etwas anderes behauptet. Been there, done that. Aber dabei habe ich entdeckt: Wenn du mit jemandem in gutem Glauben sprichst, der seinerseits in gutem Glauben mit dir sprechen will, wird er verstehen, dass du ihn liebst, ob du mit ihm einig gehst oder nicht. In der Tat könntest du die Person werden, der sie am meisten vertrauen, denn wenn sie mit dir sprechen, spüren sie mehr als nur “Liebe”, wie man ihnen beigebracht hat zu denken, was Liebe ist. Sie spüren Sicherheit. Sie spüren Stabilität. Sie spüren Ehrlichkeit.

Zum Artikel: I’m an Evangelist. We Must Think (and Feel) Our Way Out of This Mess.

Glauben wachsen lassen im Angesicht des Todes

Tim Keller hat Krebs. Er schreibt darüber, was das mit seinem Glauben macht. Was ich an Tim Keller besonders mag: Er schaut den Dingen ehrlich in die Augen. Er lässt sich bewegen, er findet ehrliche Antworten auf die wichtigen Fragen. Ebenso in der Auseinandersetzung mit seiner eigenen Krebsdiagnose: Er spult nicht einfach einen theologischen Antwortenkatalog ab, sondern gibt zu, wo er schwach ist, wo er noch keine Antwort gefunden hat. Ein paar Auszüge:

Eines der ersten Dinge, die ich lernte, war, dass religiöser Glaube nicht automatisch Trost in Zeiten der Krise spendet. Der Glaube an Gott und ein Leben nach dem Tod, ist nicht sofort tröstlich oder unumstösslich stärkend.

Der Kulturanthropologe Ernest Becker argumentierte, dass die Verleugnung des Todes unsere Kultur dominiert, aber selbst wenn er Recht hatte, dass das moderne Leben diese Verleugnung verstärkt hat, war sie immer bei uns. Wie der protestantische Theologe Johannes Calvin im 16. Jahrhundert schrieb: “Wir leben so, als ob wir uns auf Erden Unsterblichkeit verschaffen wollten. Wenn wir einen toten Körper sehen, mögen wir kurz über die flüchtige Natur des Lebens philosophieren, aber in dem Moment, in dem wir uns abwenden, bleibt der Gedanke an unsere eigene Unsterblichkeit in unseren Köpfen hängen.” Der Tod ist für uns eine Abstraktion, etwas technisch Wahres, aber als persönliche Realität unvorstellbar.

Ich habe mich in die Psalmen zu vertieft, um sicher zu sein, dass ich nicht einem Gott begegnete, den ich mir selbst ausgedacht hatte. Jeder Gott, den ich mir ausdenke, wird sicherlich weniger beunruhigend und anstössig sein, aber wie kann ein solcher Gott mir dann widersprechen, wenn mein Herz sagt, dass es keine Hoffnung gibt oder dass ich wertlos bin? Die Psalmen zeigen mir einen Gott, der in seiner Komplexität wahnsinnig macht, aber diese schwierige Gottheit wirkt wie ein reales Wesen, nicht wie eines, das sich ein Mensch ausgedacht hätte. Durch die Psalmen wuchs in mir das Vertrauen, dass ich vor “dem, mit dem wir es zu tun haben” stehe.

Zu unserer Überraschung und Ermutigung haben meine Frau Kathy und ich entdeckt, dass wir diese Welt umso mehr geniessen können, je weniger wir versuchen, sie in einen Himmel zu verwandeln.

Wir belasten sie nicht mehr mit Anforderungen, die sie unmöglich erfüllen kann. Wir haben festgestellt, dass die einfachsten Dinge - von der Sonne auf dem Wasser und den Blumen in der Vase bis hin zu unseren eigenen Umarmungen, Sex und Gesprächen - mehr Freude bringen als je zuvor. Das hat uns überrascht.

Ich kann aufrichtig und ohne jede Sentimentalität oder Übertreibung sagen, dass ich noch nie in meinem Leben glücklicher war, dass ich noch nie so viele Tage voller Trost hatte. Aber es ist ebenso wahr, dass ich noch nie so viele Tage der Trauer hatte.

Zum Artikel: Growing My Faith in the Face of Death

Hüte dich vor der Versuchung, auf den Sozialen Medien ein Pharisäer zu sein

Ich kann momentan die sozialen Medien kaum ertragen. Besonders Facebook scheint ein Ort zu sein, wo man nicht zuhört, sondern einfach die eigene Position vertritt, ohne dabei zuzuhören.

Daher hat mich dieser Artikel auf TGC angesprochen. Ein paar Auszüge:

Der Pharisäer - derjenige, der in der Gemeinde für Wohlwollen und Güte bekannt war, auf den man sich verlassen konnte, um den Habgierigen den Stinkefinger zu zeigen - hatte sich vom eigenen Herz am meisten entfremdet und war am weitesten von Barmherzigkeit entfernt. Höre ihm zu und höre das Echo unserer Zeit:

Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme! (Lk 18,11-12)

Ich bin ein guter Mensch. Ich stehe auf der richtigen Seite in allen wichtigen Fragen. Und ich bin hier, um dies denjenigen, die nicht so gut sind wie ich, öffentlich zu erklären.

Wie können wir also diese Versuchung vermeiden? Vielleicht müssen wir die Lektion Jesu in dem Gleichnis noch einmal überdenken: Denken Sie daran, dass er die Leute zurechtweist, die Heiligkeit und Reinheit betonten, aber nicht verkörperten. Das, wonach sich die Pharisäer sehnten, war nicht illegitim, aber sie erkannten ihre eigene Verkommenheit nicht. Der Weg zur Erneuerung lag jedoch nicht in der öffentlichen Demonstration von Frömmigkeit, sondern in demütigen Schreien nach Gnade von einem heiligen Gott.

Dieser letzte Satz fordert mich auch persönlich heraus. Ich schreibe auf den sozialen Medien nicht viel, doch auch hier auf dem Blog kann ich der Versuchung verfallen, alles besser wissen zu können, mich selbst zu verkündigen statt den Gott, der die Sünde vergibt.

Zum Artikel: Resist the Pharisee Temptation on Social Media

Teil 6 von “Lesenswichtig”, einer Besten-Liste von christlichen Artikeln, die ich diese Woche gelesen habe.

Heute schon wieder eine english-only Ausgabe. Dafür habe ich wieder einige Zitate auf Deutsch übersetzt.

Wir sind vielleicht nicht sehr gross, aber wir sind sehr klein!

Ein Pastor erzählt von seinen Erfahrungen in Gemeinden, welche nie wirklich gross wurden. Von Kritik, die er von anderen hörte, und die er auch an sich selber stellte, weil jeder den Anspruch hat, dass Gemeinden wachsen sollen…

In der wunderbaren Serie von fiktiven Geschichten mit dem Titel “The Vinyl Café”, hören wir Geschichten von Dave, dem Besitzer des kleinsten Plattenladens der Welt. Das Motto von Daves Laden, The Vinyl Café lautet: “Wir sind vielleicht nicht gross, aber wir sind klein”.

In meinem Leben als Pastor war die meiste Zeit das Motto des Vinyl-Cafés mein Eigenes gewesen. Und ja, dies wird als ein Zugeständnis verstanden werden, als eine Feststellung des Versagens.

Im Laufe der Jahre wurde mir gesagt: Der Grund, wieso die Gemeinden, die ich als Pastor leitete, nie zu etwas Grossem wuchsen, wäre bei mir zu suchen: Meine Persönlichkeit. Ich sei eben nicht zum Pastorendienst berufen, meine calvinistische Theologie, die Art der Einladung an das Evangelium zu glauben, dass ich keine Leitungsfähigkeiten hatte, dass ich zu viel Zeit damit verbrachte, zu wenigen Menschen zu viel geistliches Fleisch zu geben, und zweifellos noch andere Dinge, die Gott mich gnädigerweise hat vergessen lassen. Die Kritik entspringt dem Glauben, dass grosses Wachstum das ist, was gut ist. Grosses Wachstum ist das, was Gott immer will, und das Fehlen davon kann auf Leiterschaft zurückgeführt werden.

Zum Artikel: Small Churches

Über Beweise

Andrée Seu Peterson hat einen kurzen spannenden Artikel geschrieben über Beweise:

Ich habe über Beweise nachgedacht. Früher wussten wir, was Beweise sind. Unsere einzige Frage war, ob derjenige, der den Fall vortrug, genügend davon besass. Wir würden es erkennen, wenn wir es sehen würden. Wir würden in der Lage sein, “schuldig” oder “nicht schuldig” zu sagen.

Ich gehe immer gerne zurück zur Bibel. Da gibt es die Zeit in der Geschichte Israels, als fast ein Bürgerkrieg ausbrach. Eine Gruppe von Stämmen glaubte, Beweise dafür zu haben, dass eine andere Gruppe von Stämmen vom wahren Gott abtrünnig geworden war.
Was ist passiert? Mose hatte den Stämmen Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse erlaubt, sich Teile auf der Ostseite des Jordans auszusuchen, und so zogen sie los und verabschiedeten sich von den anderen 9½ Stämmen westlich des Flusses.
Aber kurz vor dem Überqueren des Flosses bauten die 2½ Stämme einen Altar. Das sprach sich bei den anderen herum. Es sah schlecht aus für die zweieinhalb Stämme. Sie stürzten sich in die Kriegsvorbereitungen (Josua 22:12). Ein Trupp von Vertretern konfrontierte die östlichen Brüder wegen ihres “Verrats”. Die fassungslosen Ossies erklärten, dass ihr Steinhaufen nicht das bedeutete, was die 10 Stämme dachten. Es ging um ein Zeugnis, nicht um eine konkurrierende Religion. Alles endete gut.
Wenn du vermutet hast, die Moral von der Geschichte ist, dass wir uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern und Gerüchten über Verfall nicht nachgehen sollten, hast du falsch geraten. Die Heilige Schrift hält viel von guten Ermittlungen: “Wenn du hörst von einer deiner Städte, die dir der HERR, dein Gott, gibt, darin zu wohnen, dass man sagt: ‘Es sind ruchlose Leute aufgetreten aus deiner Mitte und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: Lasst uns hingehen und andern Göttern dienen, die ihr nicht kennt’, so sollst du gründlich suchen, forschen und fragen.” (5. Mose 13,13-15)

Zum Artikel: Evidence

Unser christlicher Auftrag hört auf den sozialen Medien nicht auf

Unser Auftrag, ein Licht zu sein, hört bei Social Media nicht auf. Randy Alcorn hat einen sehr nötigen Appell geschrieben:

Nichtchristen befürchten, sie würden unglücklich, wenn sie Christ werden. Das hat triftige Gründe: Sie kennen - wie viele von uns Gläubigen auch - bekennende Christen, die alles daran setzen, Not zu fördern, und nicht Freude.
Ich habe gesehen, wie bibelgläubige, christuszentrierte Menschen Gedanken auf einem Blog oder in den sozialen Medien gepostet haben, nur um dann eine Reihe von überkritischen Antworten von Leuten zu erhalten, die Bibelverse wie Spitzhacken schwingen und den kleinsten Hinweis auf einen verdächtigen Standpunkt sofort verurteilen.
Andere schliessen sich schnell an und bald scheint es, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, zu lesen, was der Blogger tatsächlich gesagt hat. Die Antwortenden nehmen das Schlimmste an, praktizieren nicht “im Zweifel für den Angeklagten” und verwickeln sich in einen Rufmord aus der Schrotflinte. Wenn ich ein Ungläubiger wäre und solche Antworten lesen würde, würde ich mich sicherlich nicht zum christlichen Glauben hingezogen fühlen. Ich frage mich, warum diejenigen, die ein solches Verhalten an den Tag legen, nicht sofort erkennen, dass das, was sie tun, dem Glauben, zu dem sie sich bekennen, und der Bibel, der sie glauben, völlig widerspricht. Wie kommt es, dass ständige Verachtung, Misstrauen, Unfreundlichkeit und Feindseligkeit als geistliche Überlegenheit angesehen werden? Vielleicht hat man sich die Botschaft, dass Christen nicht glücklich sein sollen, wirklich zu Herzen genommen! Daher gibt es das Griesgram-Christentum im Überfluss.

Er führt danach ein paar Ratschläge von John Piper auf, wie man sich auf den Sozialen Median so verhalten kann, dass es für Nichtchristen tatsächlich ein Licht ist und kein Hindernis:

Frage: Hat mein Social-Media-Kommentar zum Ziel, die Person, mit der oder über die ich spreche, zu helfen, Gott besser kennenzulernen, Gott mehr zu vertrauen, Menschen besser zu lieben, in weniger Sünde und mehr Heiligkeit zu wandeln?

Sei langsam im Zorn, langsam im Reden, denn es ist sehr, sehr, sehr (ich sage drei und höre dort auf: sehr, sehr, sehr) wahrscheinlich, dass dein Zorn nicht gerecht ist, und meiner auch nicht, und er wird nicht das Gute hervorbringen, von dem du denkst, dass er es könnte.

Hier zum Artikel: Six Considerations Before You Share on Social Media

Bewahre deine Seele mit allem Fleiss

Zum Schluss ganz traditionell ein Artikel von Kristin. Auch sie hat eine Reaktion zu den Enthüllungen um Ravi Zacharias geschrieben, aber auf ihre ganz eigentümliche Art:

In ein paar Tagen wird mein Lieblingsmädchen siebzehn.

Ich lehnte mich an den Zaun, als sie neulich in der kalten Winterluft ohne Sattel ritt, den Rücken kerzengerade, goldenes Haar, das unter ihrem Reithelm hervorlugte. Ihre Stimme war tief und sanft, als sie mit dem Pferd sprach und seinen Hals tätschelte, während es gehorsam trabte. Es war wunderschön; ein klares Bild, das ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen werde. Sie ist stark und schön.

Ich sehne mich danach, sie vor allem zu schützen: Schmerz, Verrat, Verlust. Aber in ihrem kurzen Leben hat sie solche Dinge schon gesehen, trotz meiner schäferhundartigen Schutzmassnahmen. Ich kann sie nicht verborgen halten von der dunklen Seite des Lebens. Kürzlich wurde ein sehr vertrauenswürdiger Lehrer, der mit der Glaubensgeschichte unserer Familie verwoben war, entlarvt, weil er ein Doppelleben führte. Die anfängliche Abwehr meiner Tochter zu sehen, gefolgt von einem resignierten: Man kann niemandem trauen, hat mein Herz in kleine Stücke zerschlagen. Ich kenne dieses Gefühl gut; es wird noch eine Zeit lang eine harte Schlitterpartie werden. In den Stürmen sind wir gezwungen, neue Wege zu gehen. Es tut mir so leid, mein süsses Mädchen.

Zum Artikel: Keep Your Soul Diligently

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