#Liberalismus

Teil 7 von “Lesenswichtig”, meiner Liste von christlichen Artikeln, die mich diese Woche bewegt haben.

Geschichten aus dem Leben sind immer spannend. Und es gibt viel zu wenig davon. Darum besteht das Lesenswichtig von heute nur aus Lebensgeschichten.

Ruth Metzger

Ruth ist eine treue Ermutigerin. Als ich meinen Blog vor fünf Jahren begann, kamen wir in Kontakt. Als ich einen zweiten Anlauf machte vor gut zwei Jahren hat sie mich ermutigt und jetzt beim dritten Anlauf hat sie mich wieder ermutigt und mit spannenden Fragen herausgefordert.

Diese Woche habe ich ihre Bekehrungsgeschichte gelesen. Ein paar Auszüge daraus:

Als ich 12 war, hat ein Gast des Hauses uns Kindern mal furchtbare Angst vor der Hölle gemacht. Da beschloss ich, diese Bekehrungsgeschichte ein für alle Mal hinter mich zu bringen. Ich bekannte Gott ein paar Sünden, die mir so einfielen und heulte ein bisschen, wie ich es in vielen frommen Blättchen immer wieder gelesen hatte, und dachte dann: So, jetzt kann Gott zufrieden sein und wird mich in den Himmel holen, falls ich sterbe. Und meine Eltern können auch ganz beruhigt sein.

Ganz nebenbei war ich auch noch ein junges Mädchen, das sich nach Liebe sehnte. Natürlich interessierte sich kein Junge für mich ausser vielleicht für Diskussionen über irgendwelche Themen, denn ich war schon ein komischer Vogel, durfte auf keine Party und schon gar keinen Freund haben und war auch unfreiwilligerweise nach den Normen gekleidet, die in meiner konservativen Gemeinde üblich waren.

Inzwischen war ich 16 und beschloss, meinen Eltern und Gott offen den Krieg zu erklären. Ich dachte: Wenn ich die Wahrheit herausfinden will, muss ich aufhören mitzuspielen. Also sagte ich meinen Eltern: Ich glaube nicht mehr an Gott. Ich gehe nicht mehr mit in die Gemeinde. Und ich werde an euren Familienandachten nicht mehr teilnehmen. Was so endete, dass ich sonntags alleine zu Hause sass, und dass ich bei den Hausandachten, wenn alle knieten, sitzen blieb, und wenn alle sangen, schwieg ich.

Zum Beitrag: Meine Geschichte

Martin Till und der Liberalismus

Über Rachel Held Evans wurde schon viel geschrieben. Vieles davon ist aber arg theoretisch. Bei vielen Beiträgen fehlt mir der persönliche Bezug, die Lebensgeschichten, das “sich verletzlich machen”.

In diesem Beitrag setzt sich Pfarrer Martin Till mit Evans Buch “Inspired” auseinander. Dabei webt er seine eigene Geschichte als Pastor ein, ist kritisch und trotzdem fair. Eine gelungene Rezension. Ein paar Auszüge:

Die Beobachtung, dass das Narrativ (Erzählen von Geschichten) die wohl am häufigsten in der Bibel verwendete Literaturgattung ist, wird zur Grundlage [Rachel Held Evans] hermeneutischen Ansatzes.
In Inspired schlägt Held Evans deshalb einen Mittelweg vor, der sowohl „strikten Literalismus“ als auch „selbstsicheren, desinteressierten Liberalismus“ vermeidet (xxii). Ihr Hauptanliegen dabei ist, dass die inspirierte Schrift immer zur aktiven Tat, zum Einsatz für verfolgte und unterdrückte Minderheiten führt.
Von meiner eigenen Biografie her kann ich Rachel Held Evans Anliegen gut verstehen. Zwar verlief die Entwicklung in meinem Leben genau gegensätzlich zu der ihrigen, aber die Parallelen sind doch auffallend. Aus liberalem landeskirchlichem Hintergrund kommend wurden mir im Religionsunterricht und in der Gemeinde als junger Mann faszinierende und aufrüttelnde sozialpolitische Ziele und Aktionen vor Augen geführt. Alle Bibelauslegung gipfelte damals für mich in der Bergpredigt und entsprechend wurde ich aktiv in der Altenarbeit und im Einsatz für Gefangene. Mein Problem war allerdings, dass unter der Decke all dieser Aktivitäten meine persönlichen Fragen und Probleme weitgehend ungelöst blieben und mir auch eine ausgedünnte und überalterte Ortsgemeinde dabei nicht wirklich weiterhelfen konnte.
Das wurde erst anders als ich durch eine Sommerfreizeit zum ersten Mal mit begeisterten jungen evangelikalen Christen in Kontakt kam, die mir nicht nur Freundschaft, Liebe und Respekt entgegenbrachten, sondern die mir Nachfolge Jesu authentisch vorlebten und mir die Bibel als feste Orientierung und geistliche Kraftquelle attraktiv machen konnten.

Zum Beitrag: Rachel Held Evans: Ein neuer Zugang zur Inspiration der Bibel?

John Stott

Evangelium21 übersetzt regelmässig Artikel von evangelikalen Webseiten wie “The Gospel Coalition” oder “Desiring God” auf Deutsch. Diese Woche übersetzten sie einen Artikel über John Stott, ein englischer Theologe von dem ich (shame on me?) noch nie etwas gehört hatte. Der Artikel beschreibt die private Seite des Theologen, sein Studium in der Bibel wie in zeitgenössischer Literatur.

Das alltägliche Muster unseres gemeinsamen Lebens: Jeden Morgen um Punkt elf Uhr brachte ich ihm eine Tasse Kaffee. Ich fand ihn an seinem Schreibtisch über einen Brief oder ein Manuskript gebeugt, in die Arbeit vertieft, die vor ihm lag. Er war mit seiner unvergleichlichen Konzentrationsfähigkeit auf die anstehende Aufgabe fokussiert. Um ihn nicht zu stören, stellte ich Tasse und Untertasse leise neben seiner rechten Hand ab. Oft murmelte er dann ein kaum hörbares Wort des Dankes: „Ich bin es nicht wert.“
Es war Stotts lebenslange, tägliche Praxis, früh aufzustehen, um eine beträchtliche Zeit im Gebet zu verbringen und dann vom Frühstück bis zum Mittag an seinem Schreibtisch zu arbeiten. Diese Studienzeit war unantastbar. Frances beschrieb mir einmal, wie beschämt sie sich gefühlt habe, als sie es bei einer Gelegenheit für nötig empfunden hatte, ihn zu unterbrechen, nachdem jemand mit einer dringenden Frage angerufen hatte (sie konnte sich nicht erinnern, was es war). Als sie die Tür öffnete, brütete Stott gerade über einem Buch, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf in den Händen. Ohne seine Position zu verändern drehte er den Kopf und murmelte etwas wie „Sie haben keine Ahnung, wie schwierig es ist, wenn mein Gedankengang unterbrochen wird“. Es blieb das einzige und letzte Mal, dass sie Stott in seiner Studienzeit unterbrach.

Zum Artikel: Der private Stott

Der Artikel erwähnt eine Rede Denkmalsrede von Tim Keller, welche ich mir auch angehört habe. Guter Hintergrund für Leute, die wich ich nicht viel von John Stott gehört haben:

Tim Keller speaks at John Stott’s US Memorial.

Vor gut einem Jahr erwischte mich die liberale Theologie auf falschem Fuss: Der Versuch, die Bibel anhand “ausserbiblischen Texten” zu überprüfen schien fair. Was mich völlig verwirrte war, dass wenn man die Bibel reduziert auf nur das, was auch ausserhalb der Bibel aufgezeichnet wurde, dass sich die Bibel zersetzt und zu einem Märchen verkommt, denn: Fast keine der biblischen Geschichten lässt sich historisch beweisen. In meinem naturwissenschaftlichen Studium lernte ich, dass Theorien dem “Test vieler Experimente” standhalten müssen - sie lassen sich nicht aufgrund nur einer Beobachtung, eines Augenzeuges beweisen. Mein christlicher Glaube stand urplötzlich im luftleeren Raum.

Rettender Strohhalm gesucht! Schaeffer - die grosse Anpassung

Francis Schaeffers Buch bot leider nicht die erwünschte Hilfe

Schaeffers Analyse fand ich schlüssig, das Problem war aber, dass dies meine Situation nur noch schlimmer machte. Ich wusste jetzt zwar, dass ich auf der falschen Seite des Kamms tendierte und je mehr ich diesen nagenden Gedanken nachginge, desto schlimmer würde es mit mir werden. Doch eine zufriedenstellende Antwort auf meine Frage bekam ich trotzdem nicht.

Hm, nein! Vielleicht hilft ein deutscher Theologe? Klaus Berger – die Bibelfälscher

Vielleicht entstammen die Fragen ja meinen europäischen Wurzeln und Schaeffer als Amerikaner geht das Thema nicht so an, wie ich mir das wünschte. Daher suchte ich einen Autor im deutschsprachigen Raum, der mir kulturell näher stand. Ich kam auf Klaus Bergers “Die Bibelfälscher“ - eine gelungene Kampfschrift gegen die liberale Theologie, welche gut aufzeigt, wo die liberale Theologie enden kann (z.B. im “Jesus-Seminar”), aber leider die Forderung nach der “Nachprüfbarkeit” der Bibel auch nicht entkräften konnte.

Reicht nicht! Etwas aus Adolf Schlatters Leben..

Im “Timotheus-Magazin“ fand ich dann eine kurze Biografie Adolf Schlatters. Er studierte Theologie in einer Zeit, wo der Liberalismus gerade aufkam, und hatte mit mit den gleichen Fragen zu kämpfen. Erst das kontinuierliche Lesen in der Bibel liess ihn diese Krise überwinden, also fing ich einen Bibelleseplan an, um wenigstens Gott wieder näher zu kommen. Aber die Fragen blieben trotzdem.

Und schliesslich Karl Barth, Überwinder des Liberalismus

Karl Barth war selbst liberal – und hatte dann den Liberalismus besiegt. Dieses Bild hatte mich dazu bewegt, Barth zu lesen <br /><small>(Quelle: <a href="https://www.facebook.com/Karl-Barth-for-Dummies-178609685499598/">Barth for Dummies</a></small>)

Dave Jäggi, hat mir das Bild rechts geschickt und ich dachte “vielleicht hilft mir Barth weiter. Oder er stürzt mich noch tiefer ins Zweifeln. Nunja, versuchen wir’s”. Ich las die 520-seitige Biografie über Barth “Karl Barths Lebenslauf” von Eberhard Busch. Barth hat den Liberalismus zuerst “einverleibt”, hat ihn geglaubt, die Ecken und Enden ausgelotet, und ihn dann widerlegt.

Das Ergebnis des Buchs vorweg: Mit Schaeffer war ich bisher erst imstande den Liberalismus wie einen Aussätzigen zu behandeln: Ich verbannte ihn weit von meiner Stadt, schloss die Tore zu und hoffte, dass er nie mehr den Weg in die Stadt finden würde. Doch ich hatte immer ein mulmiges Gefühl, da der Liberalismus irgendwo da draussen rumgeisterte. Was ist, wenn er eines Tages plötzlich unverhofft in meinem Haus auftaucht? Barth half mir nun, diesen Liberalismus kennenzulernen, seine Absichten und vor allem seine Schwächen aufzudecken, so, dass ich nun vermutlich weiss was zu tun ist, wenn er in meinem Haus auftaucht.

Zugegeben, ich habe nicht alles von Barth verstanden. Er ist nicht wirklich einfach zu verstehen (auch David Jäggi, der schon viel Barth gelesen hat, bezeichnet sich tröstlich als “Karl-Barth-Ein-Wenig-Verstehender”), manchmal bleibt Barth auch absichtlich vage. Wie dem auch sei – ich habe hier mit bestem Wissen und Gewissen die sieben für mich gewichtigsten Argumente gegen den Liberalismus niedergeschrieben.


Update: Ich habe viele Rückmeldungen zu diesem Artikel erhalten. Einige haben verstanden, dass ich auf Barths Linie sei. Das ist sicher nicht der Fall. Es gab aber Einiges aus Barths Lebenslauf, welche ich sehr relevant für die heutigen Glaubensfragen finde. Die untenstehenden Punkte sind also keine “volle Zustimmung zu Barth” sondern sozusagen ein Barth-Cherry-Picking.


Zu Karl Barths Leben: Er wuchs in einem gläubigen, orthodoxen, nicht-liberalen Elternhaus auf. Als er Theologie studierte, wurde er mehr und mehr liberal, bis er um 1920 seinen Weg aus dem Liberalismus herausfand. Er hat den Liberalismus also “einverleibt”:

eines der besten Mittel gegen die liberale und sonstwie üble Theologie besteht darin, sie eimerweise zu sich zu nehmen« (S. 55)

Nach seinem übermässigen Schluck Liberalismus kam Barth zum Schluss:

Freilich, diese Theologie ist »ein einziger Riesenschwindel, möchte man oft zornig schreien. Aber eben, die Einsicht, daß es so […] nicht geht, macht die Lage zwar klar, aber die Frage: Wie dann? nur um so bänger« (S. 164)

Der Rest seines Lebens war eine Suche nach dem “Wie dann?”; eine Suche nach dem Ort, wo die Liberalen falsch abgebogen sind:

1. Falls die Bibel nicht historisch gemeint ist, worauf soll der Glaube sich dann stützen?

Der Liberalismus – sofern ich ihn verstanden habe – funktioniert so: Lassen sich die Geschichten aus der Bibel (Heilungen, Auferstehung, etc.) mit ausserbiblischen Zeugnissen beweisen? Nein. Also ist die Bibel nicht als historisches Dokument zu verstehen, sondern als Beschreibung, was Menschen zu dieser Zeit über Gott geglaubt haben.

Barths Antwort:

an Ostern [ist] Jesus seinen Jüngern gegenüber getreten, und erst so sei ihr Glaube ermöglicht worden (S. 360)

Der Glaube an Gott muss an etwas aufgehängt werden; nämlich an Historischem, Tatsächlichen und nicht an einer Bibel die sich nur als “so haben Leute vor 2000 Jahren geglaubt” versteht. Eine »isolierte Lehre vom Glauben«, meint Barth, funktioniere eben so nicht, denn es fehlt ihm ein »Gegen-Stand eines persönlichen Gegenübers« (S. 464).

2. Ok, die Bibel ist historisch nicht nachweisbar, so what?

Was mich überrascht hat: Barth versucht gar nicht erst, die Bibel historisch nachzuweisen. Er lässt Bultmann et. al. einfach ins Leere laufen. Seine Antwort ist de facto: “So what? Wieso muss sie historisch nachweisbar sein?”. Er schreibt:

»Gibt es denn nicht auch historisch nicht nachweisbare und doch wirkliche Geschehnisse?«

Klar gibt es sie, wir alle erleben sehr relevante Dinge in unserem Leben, die passiert sind, welche wir aber nicht beweisen können. Auch an den Urknall glauben viele, obwohl er historisch nicht belegt ist. Und nun meint Barth, dass der Liberalismus die Bibel …

unter das »moderne Weltbild« stelle und so von vornherein im Blick auf den biblischen Inhalt gebunden und verpflichtet ist (S. 360)

Barth behauptet also nicht, dass die Bibel historisch beweisbar ist, findet aber, dass man dieser Frage nicht viel Bedeutung beimessen sollte.

3. die Strategie des Liberalismus - nämlich dem aufgeklärten Menschen den Glauben näher zu bringen – greift nicht

Eigentlich hätte der Liberalismus ja die Kirchen füllen sollen. Stattdessen sind die reformierten Kirchen nun leer. Barth dazu etwas giftig:

die ›Interesselosigkeit der Allgemeinheit gegen die protestantische Kirche‹ erklärt sich daraus, daß die protestantische Kirche seit ca. 200 Jahren tatsächlich weithin aufgehört hat, interessant zu sein (S. 229)

Barth hatte recht: Was am Anfang wie eine Revolution aussah; nach einer Möglichkeit, dem modernen Menschen endlich den Glauben an Gott nahezubringen, entpuppte sich dann als eine langweilige Geschichte, und das kritisiert Barth, weil…

ich sie viel zu humorlos fand, ferner, weil ich sie gerade für das ›Gespräch‹ mit dem modernen Menschen, auf das man ja damit im Besonderen hinauswollte, nach meinen Erfahrungen … nicht für ein erfolgreiches Instrument halten konnte (S. 401)

Während Barths Lehrtätigkeit flammte das Interesse für Bultmanns Entmythologisierung auf, aber ein paar Jahre später ist das Interesse dann auch wieder abgeflaut. Barth dazu:

ich freue mich besonders, … daß die Aufmerksamkeit der nachrückenden Generation sich von der im letzten Jahrzehnt das Feld allzu sehr beherrschenden Methoden- [Anm: historisch-kritische Auslegung] auf die Sachfragen zu verschieben scheint.

4. der Liberalismus fokussiert sich auf ein System – und verpasst dabei Gott

Was Barth so sympathisch macht: Er entscheidet immer “von Fall zu Fall”. Er ist sozusagen unvorhersehbar. Das kommt daher, dass er sich gegen zu viel Systematik wehrt:

Ein guter Theologe wohnt nicht in einem Gehäuse von Ideen, Prinzipien, Methoden. Er durchschreitet alle solchen Gehäuse, um immer wieder ins Freie zu kommen. (S. 435)

Sein Blick bleibt stets auf Gott und er betreibt gerade so viel Systematik wie nötig, um Gott beschreiben zu können. Seine Kritik: Der Liberalismus hat zum Programm, die Bibel “neu zu verstehen”, ein Raster zu machen, wie man welche Geschichte zu verstehen habe. Barth kritisierte die historisch-kritische Exegese nicht prinzipiell, schien aber immer “von Fall zu Fall” zu entscheiden: er war gegen eine Diskussion rein über die Methode der Auslegung, sondern viel mehr für die Auslegung konkreter Texte. Er meinte:

Hermeneutik ist kein selbstständiger Gesprächsgegenstand, ihr Problem kann nur in unzähligen hermeneutischen Akten – … alle auf den Inhalt der Texte bezogen – angegriffen und beantwortet werden (S. 362)

Statt sich Diskussionen zu widmen, ob die Bibel nun wörtlich gemeint ist oder nicht, hat sich Barth lieber damit auseinandergesetzt, wie Gott ist.

5. Liberalismus denkt vom Menschen aus, wahrer Glaube denkt von Gott aus

Die zentralste Aussage von Barth ist wohl die, dass Gott ›ganz anders‹ ist als wir. Dass wir Gott nicht in eine “Box” stecken und anschreiben können. Dass er die Ursache ist. Diese Gedanken decken sich mit der Bibel: Gott ist Schöpfer des Universums. Er hat Israel aus Ägypten geführt. Es war seine Idee, Jesus auf die Erde zu senden, usw.

Da der Liberalismus annimmt, dass eh nichts wahr ist; dass Menschen sich im Nachhinein die Geschichten überlegt hätten, dreht sich das Ganze und der Mensch wird zur Ursache. Barth dazu:

[Im Liberalismus] war immer schon alles fertig ohne Gott. Gott sollte immer gut genug sein zur Durchführung und Krönung dessen, was die Menschen von sich aus begannen (S. 112)

Was Barth aber anstrebte, ist …

dass Gottes Sache ausschließlich seine eigene Sache ist (S. 112)

Dieses Anliegen hat er seinen Mit-Theologen vorgetragen, zuerst beim Tambacher Vortrag (1919). Und nun kommen wir zu meinem Lieblingszitat aus “Karl Barths Lebenslauf”: Barth war sich wohl bewusst, dass er gerade dabei war, den Liberalismus anzugreifen, er schreibt über seinen eigenen Vortrag:

es ist eine nicht ganz einfache Maschine geworden, vorwärts- und rückwärtslaufend, nach allen Seiten schießend, an offenen und heimlichen Scharnieren keinen Mangel. (S. 123)

Barth bekämpfte diesen eingeschlafenen, von-mir-aus-denkenden Glauben des Liberalismus und macht Mut sich dem “Abenteuer Gott” zu stellen – dem Gott, der so ganz anders, unkontrollierbar ist:

so ist Gott […] die Begrenzung des Menschen; er bringt ihn nicht ins Gleichgewicht, sondern in die Unruhe in die »Krisis« (S. 132)

6. Liberalismus – und auch Fundamentalismus – nehmen der Bibel das letzte Wort weg

Da der Liberalismus schon von vornherein sagt, wie die Bibel zu verstehen ist (nämlich als ein Zeitzeugnis der Menschen und nicht als Gottes Offenbarung), nimmt er der Bibel das letzte Wort weg. Er hört ihr gar nicht zu, wie sie gelesen werden will, sondern schreibt ihr von vornherein vor, wie sie zu verstehen sei. Barth: Beim Lesen der Bibel darf unter keinen Umständen …

die Freiheit des Wortes Gottes … beschränkt werden durch eine Souveränität, die wir an seine Bezeugung schon herantragen, sondern es muß ihm seine Souveränität gelassen werden (S. 483)

Damit kritisiert er auch den Fundamentalismus, insofern er mit der Bibel genau dasselbe macht, sie nämlich von vornherein als “wörtlich inspiriert” betrachtet, bevor er ihr überhaupt richtig zugehört hat.

Barth ist aber weder dafür, dass die Bibel wörtlich inspiriert ist, noch dafür, dass sie stets übertragen zu verstehen ist, sondern er urteilt die Texte Fall für Fall. Er ruft dazu auf, das Wort Gottes ernst zu nehmen, darüber zu meditieren, bis man versteht, wie es gemeint ist:

Die der Theologie gestellte Aufgabe besteht … praktisch im »Nachdenken des vorgesagten und vorbejahten Credo«, [nämlich] im Fragen nach dem Verstehen - unter der Voraussetzung dass es wahr ist - nur eben gefragt wird »inwiefern es wahr ist« (S. 219)

Dazu gehört auch, sich zu überlegen wie es gemeint ist; manchmal ist es wörtlich zu verstehen, manchmal nicht. Das ist anstrengender als die eiserne Überzeugung, dass die Bibel überall wörtlich zu verstehen ist. Hier ist Barth sicher liberaler als die Evangelikalen. Doch wendet man dieses Ringen mit dem Text richtig an, so kann die Bibel davor bewahren, dass sie den Menschen zur Kuriosität verkommt (z.B. beim Festhalten daran, dass die Erde 6000 Jahre alt ist).

Zugegeben, die Gefahr ist, dass diese Methode als Vorwand benutzt wird, um die Bibel so zu lesen wie es gerade der Zeit entspricht, dass man die Bibel an die Gesellschaft anpasst (z.B. bezüglich Sexualität) und behauptet, diese Stellen seien eben gerade nicht wörtlich zu verstehen. Aber auf der anderen Seite kann auch der Fundamentalismus ein guter Vorwand sein, auf seinem Punkt zu verharren und Gott keine Gelegenheit zum Sprechen zu geben.

Mich jedenfalls hat Barth aufgerufen, noch mehr mit Gottes Wort zu ringen. So wie mich der Liberalismus von Gottes Wort abgeschnitten hat, haben Barths Überlegungen mich zur Bibel zurückgerufen.

7. Liberalismus will das Anliegen der Aufklärung erfüllen – und verfehlt das Ziel um Kilometer

Die grösste Ironie der Aufklärung – finde ich – ist Folgendes: Das Ziel der Aufklärung war, durch Anwendung des Verstands herauszufinden, wer wir sind, und woher wir kommen. Dann kam die Wissenschaft und erklärte, dass es nur Materie gebe und damit basta. Und damit war die eigentliche Frage gar nicht beantwortet und noch schlimmer: Es wird behauptet, die Frage sei gar nicht relevant.

Liberalismus, da verstandesgetrieben, läuft in die gleiche Sackgasse, und bemerkt es nicht – weil sie sich stets um ihre historisch-kritische Methode kümmert, Karl Barth meint dazu, er sei …

mitnichten gegen die wissenschaftliche Theologie, aber dagegen, dass sie sich in ihrer modernen Gestalt »von ihrem (zuletzt durch die Reformation deutlich gestellten) Thema entfernt« habe.

Der Glaube an Gott auf der anderen Seite gibt Antwort auf die Fragen “wer sind wir?” und “woher kommen wir?”, aber, er ist unkompatibel zur Wissenschaft.

Nun, diese gegengesetzte Polarität von Glaube und Wissenschaft (wie Öl und Wasser) hat Barth nach dem Studium von Anselm von Canterburys Gottesbeweis geknackt (Barths Buch dazu: Fides quaerens intellectum, das auf meiner Leseliste steht).

Barths Beweisführung geht in etwa so: Die Wissenschaft (und insbesondere die Mathematik) ist gegründet auf Postulaten; das sind Grundannahmen, welche man nicht beweisen kann, die es aber für den ganzen wissenschaftlichen Apparat einfach braucht (Nebenbemerkung: Gödel hat bewiesen, dass man nicht beweisen kann, dass so ein Postulat-System in sich widerspruchsfrei ist).

Das Ärgerliche ist nun, dass sich eben mithilfe dieser Postulate die Grundfragen der Menschheit nicht beantworten lassen. Das heisst, für den Glauben braucht es ganz andere Postulate, und Barth schlägt vor, dass dieses Postulat die “Auferstehung Jesu Christi von den Toten” ist:

[Heinrich Scholz] wollte uns doch so eine Kappe von Wissenschaftlichkeit über den Kopf ziehen – so und so sieht wahre Wissenschaft aus. Dort hieß es ›Vogel friss oder stirb!‹ … Die Wissenschaft der Theologie ist auf die Auferstehung Jesu Christi von den Toten begründet. (S. 220)

Und damit hat Barth das Christentum in eine Wissenschaft verwandelt – und damit das Anliegen der Aufklärung erfüllt: nämlich eine verständliche Erklärung zu haben, wer wir sind, und woher wir kommen. Zugegeben, das ist vielleicht nicht gerade im Buchstaben der Aufklärung, aber zumindest im Geist der Aufklärung.

Und nun zum bewegendsten Zitat, das ich aus seiner Biografie mitnahm:

Unter allen Wissenschaften ist die Theologie die schönste, die den Kopf und das Herz am reichsten bewegende, am nächsten kommend der menschlichen Wirklichkeit und den klarsten Ausblick gebend auf die Wahrheit, nach der alle Wissenschaft fragt (S. 257)

Zu Barths’ Leben: Er hatte trotz starker Meinung viele Freunde

Barth (Mitte) bei einer Seminardebatte

Zum Abschluss noch etwas, was mir an Barths Biografie positiv aufgefallen ist: Barths Fähigkeit mit Menschen umzugehen. Er war sehr meinungsstark und kampflustig, und doch gelang es ihm, die Menschen einfach zu nehmen, wie sie sind, und das hat ihm in jedem Lebensabschnitt viele Freunde beschert. Ein paar Zitate:

Er [Georg Merz] ist für mich eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür, daß die Gemeinschaft zwischen Menschen darin besteht, daß man sich ihre Anziehungskraft gefallen läßt, daß man aus aller Kraft an ihnen rüttelt, daß man sich nicht verwundert, sie im Grunde nicht ändern zu können, und daß man sich dann dennoch und gerade so mit ihnen zusammen ›aufgenommen‹ sein läßt (S. 379)

An einer anderen Stelle:

Bruder Niemöller, mußte das notwendig so gesagt werden? … Langweilig ist es nie um ihn herum, aber oft etwas gefährlich. Und daß es ihm nicht um sich selbst, sondern um die Sache geht, das kann wohl auch dem nicht ganz entgehen, der nur oberflächlich mit ihm in Berührung kommt. Doch ist es nicht immer leicht, die heftig zugreifende, nervöse, gelegentlich herrische Person als Träger dieser Sache gelten zu lassen (S. 246)

Und:

Heinrich Vogel mochte Barth besonders gern: »nicht auch zuletzt auch darum, weil ich mich mit ihm necken darf«, aber natürlich vor allem darum, weil er ein so klarsichtiger Kämpfer war, »der, verhutzelt und aufgeregt wie er ist, einfach immer wieder da ist, seine Arme kreisen läßt wie eine Windmühle und ›Bekenntnis, Bekenntnis!‹ schreit und in seiner Weise tatsächlich ablegt« (S. 262)

Epilog: wieso Schaeffer und Barth wie Katz’ und Hund waren

David Jäggis <a href="http://www.logos-verlag.de/cgi-bin/buch/isbn/3430">Buch</a> berichtet über das Zusammentreffen zwischen Barth und Schaeffer

Trotz all dem Positiven, welche die Lektüre von Barth bietet: Es gibt auch ein paar Schattenseiten. Was mich am meisten gestört hat, ist, dass Barth wenig in seinem unmittelbaren Umfeld gewirkt hat: Die Beziehung zu seiner Frau hat er seinem Studium untergeordnet; so sehr, dass er sich schlussendlich in seine Mitarbeiterin verliebt hatte. Zudem hatte er die Erziehung seiner Kinder vernachlässigt. Zudem ging es ihm recht wenig um den Aufruf zur Bekehrung: Er findet, dass solche Aufrufe – zum Beispiel bei Billy Graham – viel zu konkret seien, sie sollten viel indirekter sein, etc. Ganz allgemein war er mir zu wenig pietistisch, dafür ein grossartiger Denker.

Demgegenüber hat Schaeffer viel mehr direkt gewirkt. Er hat den Menschen viel direkter in ihr Leben hinein gesprochen. Seine Verkündigung war viel mehr “auf den Punkt” als bei Barth, mit der Kehrseite, dass Schaeffer manchmal zu salopp war: Schaeffer und Barth haben sich einmal getroffen und man muss sagen, dass Schaeffer Barth nicht verstanden hat. Er hat ihn in den gleichen Topf geworfen wie die Liberalen, die Barth ja so vehement kritisiert hat.

David Jäggi hat über diese Zusammenkunft ein Buch geschrieben, das sehr aufschlussreich erklärt, was die Agenda dieser zwei Männer war. Kurz: Das Treffen ging nach hinten los, es gab null Verständigung, und Barth war danach nicht mehr bereit, sich nochmals zu treffen.

Obwohl Barth nicht so liberal war, wie Schaeffer es meinte, wäre er gemäss Schaeffers Wasserscheide-Analogie sicher auf der “falschen Seite” gelandet. Doch war Barth angepasst? Hat er sich einfach in die Gesellschaft eingereiht? Genau dies passiere gemäss Schaeffer bei Menschen, welche die Bibel nicht absolut wörtlich nähmen.

Bei Barth passierte dies nicht. Er hat sich im Zweiten Weltkrieg laut gegen den Nationalsozialismus geäussert, wurde aktiv, war federführend in der Bekennenden Kirche in Deutschland, hat Bonhoeffer von England zurück nach Deutschland gebeten. Er hat gerade dazu aufgerufen sich nicht dem Zahn der Zeit anzupassen:

die Not der Kirche … ist die Anpassung … an das gegenwärtig moderne Reden von Schicksal, Autorität, Ordnung usf. (S. 221)

Er hat seine Überzeugung nie verheimlicht, hat dadurch auch überall angeeckt und meinte dann:

wer mich nicht so haben will, der kann mich überhaupt nicht haben. (S. 238)

Noch eine Episode ganz zum Schluss: Als er Professor in Deutschland war, wurde ihm befohlen, vor den Vorlesungen jeweils den Hitlerschwur aufzusagen. Barth war bereit, dies zu tun, mit einem Zusatz:

Dieser von mir vorgeschlagene Zusatz lautete: dem Führer Treue leisten zu können nur, »soweit ich es als evangelischer Christ verantworten kann«. (S. 268)

Natürlich kam er damit nicht durch, und Barth benutzte sein Erscheinen vor dem Richter dazu, diesem die Absurdität dieser Forderung und auch des ganzen totalitären Staates zu zeigen:

Sie, die Richter, sollten nun im Interesse des Staates erklären, daß es mit jener Totalität nichts sei … Wenn sie das nicht tun, … so müßten sie sich klar darüber sein, daß sie damit Hitler zu einem inkarnierten Gott machten [und] gegen das erste Gebot aufs Schwerste verstossen (S. 270)

Ich habe gestern Klaus Bergers Buch “die Bibelfälscher” fertig gelesen. Die ersten 80% des Buchs sind eine “Kritik an der Kritik”: Er kritisiert jene Kritiker, welche an der Echtheit der Bibel zweifeln. Er und seine Frau haben die das Neue Testament auf Deutsch übersetzt und dabei hat er sich intensiv mit dem Text auseinandergesetzt. Das letzte Kapitel war eine Überraschung für mich: Klaus Berger beschreibt, was ihn an der Bibel fasziniert. Er wird plötzlich sehr persönlich, einige Abschnitte sind sogar als Gebet formuliert. Einige Zitate:

Martin Luther wusste, was es heißt, zu beten. Immer wieder hat er die Psalmen gebetet. […] Wenn ich nachts aufwache, tue ich dasselbe. Ich nehme mir meinen Psalter und bete.

Und weiter schreibt er darüber, dass die Bibel oft so schwer zugänglich ist:

Wenn unser Religionslehrer auf dem Gymnasium zornig wurde, schlug er mit seiner Bibel auf das Pult, und zu unserer großen Freude gab das alte Buch unbegrenzt und immer wieder neu Wolken von Staub von sich. Das bestätigte unser Urteil: Wie verstaubt ist die Bibel wirklich! […]
Mit der Bibel ist es wie mit der Wüstenstadt Petra: zunächst nur Staub, Hitze und Sand, die nach Mühsal riechen. Und dann steht man plötzlich in einer Schlucht, an deren Ausgang leuchtend in rosa Sandstein ein völlig erhaltener antiker Tempel aufstrahlt.

Berger tritt sehr stark dafür ein, an die Bibel ohne Ideologien heranzutreten, da man sonst unweigerlich Teile der Bibel auslässt oder sie so verbiegt, bis sie seinem Weltbild entsprechen:

In der Bibel steht beides: »Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Wer nicht sammelt, der verstreut. Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Und auch das andere: »Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.« In der Bibel steht beides: »Gott ist die Liebe«, und: »Wer seine Familie und sich selbst nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.« Es wird auch beides berichtet, dass Jesus sich nicht wehrt und dass er die Händler aus dem Tempel mit Gewalt vertreibt. Es gehört Weisheit dazu, diese Gegensätze zu ertragen. […]

Und wenn man fragt, wer ist Gott, dann muss man so lange auf sein Wort hören oder vor ihm knien, bis er selbst zu sprechen beginnt.

Ein beliebter Angriffspunkt der Bibel ist die Kindheitsgeschichte von Jesus: Eine Volkszählung hätte es nie gegeben, der Kindermord von Herodes wäre sonst nirgends dokumentiert, die Flucht nach Ägypten und die Sterndeuter aus dem Osten seien auch erfunden. Das Argument der Kritiker: die Geschichten seien nachträglich eingefügt worden, damit Jesu’ Leben alle Prophezeiungen im Alten Testament erfülle.

Klaus Berger geht in seinem Buch “die Bibelfälscher” auf alle Argumente ein und argumentiert gekonnt, wieso es nicht abwegig ist, dass sich alles so zugetragen hat.

Die Kindheitsberichte als Legenden zu bezeichnen findet er historisch nicht nachvollziehbar:

Die Kindheitsberichte in Mt und Lk als Legenden zu bezeichnen ist ein Anachronismus, denn Legenden sind erbauliche Tischlesungen in mittelalterlichen Klöstern. Die Zeit Jesu kennt derartige Lesungen nicht, sondern stellt vor die Alternative, etwas entweder für eine Lügengeschichte oder für einen mehr oder weniger gut bezeugten Erfahrungsbericht zu halten.

Weiter kontert er geschickt gegen die Argumente, dass die Evangelien in sich selbst widersprüchlich sind:

Wenn aber der Leser des [Matthäus-]Evangeliums mit der Auskunft »bedient« wird, der Evangelist habe sich auf kürzestem Raum in heillose Widersprüche verstrickt, dann war der Evangelist entweder dumm oder betrügerisch, oder er hatte recht. […] Anders als Juristen lässt man nicht die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Betrugs gelten, sondern man lauert auf die Indizien, um zuzuschlagen. Selbst das geringste Indiz genügt vollauf. Dann ist der Evangelist bereits »erledigt«. Das Verfahren der Forschung erinnert an einen gerade in der Entstehung begriffenen Beruf, der »Plagiatsnachweisführer für Politikerdissertationen«. Das ist kein Sport, wie oft gesagt wird, sondern ein (auch, wie man hört, bezahlter) Job, der deshalb so erfolgreich ist, weil der geringste Verdacht in der Regel genügt, um eine Person zum »Kippen« zu bringen.

Klaus Berger geht in seinem Buch “die Bibelfälscher” auf die historisch-kritische Jesusforschung ein. Diese Forschung hat sich zum Ziel gesetzt, nun mal wirklich herauszufinden, was denn an Jesus wahr ist und was nicht. Doch statt dass dabei etwas Erbauendes herausgekommen ist, ist nur alles in sich zusammengefallen. Am besten beschreibt dies James Pike, als er über sein Theologie-Studium sagte:

Ich erwartete und verlangte nach Brot; aber als ich meinen Abschluss machte, blieb ich mit nichts weiter als einer Handvoll Kieselsteine zurück
(aus “Die große Anpassung” von Francis Schaeffer)

Klaus Bergers Buch befasst sich hauptsächlich mit den Behauptungen der vier Phasen der Jesusforschung. Er geht auf Argumente von Albert Schweitzer, Rudolf Bultmann, John Crossan etc. ein und widerlegt sie gekonnt. Dabei zeigt die Offensichtlichkeit auf, dass diese Forschung in eine Sackgasse geraten ist, weil die Ursprungsfrage falsch gestellt war:

Bedenklich ist das Kriterium, nur bei den Worten Jesu sei der Überlieferung zu trauen, nicht bei den Geschichten. […] Niemand kommt auf die Idee, hier einmal die Methoden selbst zu kritisieren oder zu hinterfragen - oder schlicht zu fragen, ob bei einer solchen Ergebnislage nicht einige Anfragen an die Methode überfällig sind. Nein, ich weigere mich, aufgrund der Hypothese zu den Quellen der Evangelien dann strikt nach der Subtraktionsmethode vorzugehen und alles abzuwerten, was der eine mehr hat als der andere. Das ist nichts weiter als eine zum Selbstläufer gewordene Ideologie. Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach dem Wert oder Unwert der Stücke, die Matthäus mehr hat als Markus. Ist das alles wertlos, weil sekundär, weil man davon ausgeht, dass Matthäus sich das alles - natürlich grundlos - ausgedacht habe? […]

Schon Albert Schweitzer hatte die drei großen »Entweder-oder« der Jesusforschung freigelegt, denn das entstehende Jesusbild sei dann »entweder rein geschichtlich oder übernatürlich«. Das Ergebnis sei eine rein geschichtliche Antwort der Forschung.

Die Untersuchung [dieser] geschilderten Probleme hat über mehr als zwei Jahrhunderte hin kein Ergebnis gebracht. Noch nicht einmal im Ansatz wurden konsensfähige Kriterien entwickelt. […] Es könnte daher sein, dass die Frage echt/unecht nicht nur unbeantwortbar, sondern überdies falsch gestellt ist. […] Ich finde es erschreckend, wie eine doch einigermaßen gut bestückte und international wichtige Forschung sich freiwillig in den Bannkreis einer einzigen verfehlten Fragestellung hineinzwingen lässt.

Der extremste Auswuchs dieser Forschung ist wohl das Jesusseminar. Es ist einfach traurig, dass sich Theologen lieber mit solch unsinnigen Themen beschäftigen und dabei Jesus selbst verpassen.

Klaus Berger greift in seinem Buch “die Bibelfälscher” die Auswüchse der Aufklärung scharf an.

Ich hatte vor zwei Monaten ein Gespräch mit einem liberalen Christen, und dabei kamen wir auf das Thema Homosexualität zu sprechen. Ich war überrascht, in welcher Intensität er für die Homosexualität in der Kirche sprach. Ich fragte ihn, was er denn mit Stellen wir Römer 1,27 mache, und der meinte dann, dass sowieso vieles der Bibel nicht stimme.

Ich war irgendwie überrascht. Aber irgendwie doch nicht: Denn wie sonst soll man Modethemen wie Homosexualität mit dem Glauben vereinbaren, als wenn man behauptet, »es stimme ja sowieso alles nicht«.

Ich verstehe ja, dass es herausfordernd ist, entgegen der Auffassung der Mehrheit eine andere Meinung zu haben. Die Versuchung ist groß sich der Mehrheitsmeinung zu unterwerfen und dafür zu behaupten, die Bibel stimme nicht. Klaus Berger meint dazu:

Meine grundsätzliche Anfrage richtet sich vielmehr darauf, ob es stets nur die Texte sind, mit denen etwas nicht in Ordnung ist, wenn Menschen unserer Zeit Schwierigkeiten mit ihnen haben. Es könnte sich ja auch ebenso um Defizite in unserer Wahrnehmung handeln. Dann wäre diese lückenhaft und möglicherweise zu kritisieren, und nicht zuallererst der wehrlose Text.

Man glaubt weithin, gegen diese kritische Anfrage immun zu sein, da man seit den Zeiten der Philosophie Hegel einem unausgesetzten Fortschrittsglauben huldigt. Auch durch die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde dieser Glaube nicht berührt. Die Wissenschaftler meinen, unbezweifelbar sei in jedem Falle der Fortschritt der Vernunft, hinter den man nicht zurückfallen dürfe.

Klaus Berger greift in seinem Buch “die Bibelfälscher” die Auswüchse der Aufklärung scharf an. Drei Zitate:

Die historisch-kritische Exegese, die in diesem Buch heftig kritisiert wird, gilt gemeinhin als Kind der Aufklärung. […]

Berger erklärt treffend das Problem der Aufklärung: Es ist die Verehrung der Vernunft ohne jede Grenzen:

Eine kluge Vernunft müsste nämlich ihre Grenzen wahmehmen können, die jedenfalls dann überschritten werden, wenn der einzelne Vernunftbegabte vergisst, dass er auch nur Geschöpf ist.

Er zitiert dazu Gertrud von der Fort, ein Satz den ich etwa dreimal lesen musste denn er widerspricht dem Kern der heutigen Weltanschauung:

»Ich will euer Herz zur Freiheit aufrichten wider alle Sklaven der Vernunft.«

Klaus Berger - die Bibelfälscher. Eine Kritik an der liberalen Bibelauslegung

Klaus Berger hat mit “die Bibelfälscher“ eine Verteidigung gegen eine liberale (“kritische”) Interpretation der Bibel geschrieben. Er schreibt:

War die Antwort meiner Klassenkameraden auf das Christentum noch: »Ich kann es nicht glauben« (bis 1960), so lautet die Antwort heute: »Es stimmt ja sowieso alles nicht«

Systematisch widerlegt er die Einwände der liberalen Theologen, die Bibel stimme ja doch nicht (ich habe bei der Review zur Zürcher-Bibel schon etwas zur historisch-kritischen Methode geschrieben).

Sein Titel ist etwas irreführend. Er klingt als behaupte er, dass die Bibel in der heutigen Form gefälscht sei (was seine Gegner behaupten). Er bezeichnet aber die liberalen Theologen als “Bibelfälscher”: Er wirft ihnen vor, dass sie der Bibel Falschheit vorwerfen und so etwas was richtig ist zum Falschen verdrehen.

In den folgenden Tagen werde ich einige markante Zitate aus dem Buch hier auf dem Blog veröffentlichen. Heute ein Zitat von Berger, wo er gekonnt argumentiert, dass falls die Bibel historisch nicht stimmen würde, dass der Glaube in sich selbst zusammenfällt:

Die Auskunft »War gar nicht«, »Ist gar nicht passiert«, »Ist nur eine Legende« war die häufigste bei der Beschäftigung mit der »biblischen Geschichte«, jenen Ereignissen also, die für die Aussagen des Credo die Basis bilden, denn biblische Religion ist nun einmal eine Religion, die auf Tritt und Schritt am Tropf der Geschichte hängt. Daher scheitern immer wieder alle Versuche, die aus der Bibel eine handliche Philosophie machen wollen und die Einbahnstraßen und Umleitungen der Geschichte scheuen.
Denn wie man es auch dreht und wendet, in irgendeinem Sinne bleibt der Bibelgelehrte immer Historiker. Der Verlust der Historie unter den Füßen brachte zuwege, dass die Theologie in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hin- und hergeworfen war zwischen Sozialismus, Maoismus, Öko-Pazifismus, Feminismus und grundlegender Staatskritik […] sowie diversen Spielarten der Befreiungstheologie. […] Die Verknüpfung von Glaube und Geschichte in der Exegese ist deshalb wichtig, weil dieser Glaube dann auch wieder Wirken, Auswirkungen in der Geschichte verlangt. - Indem aber die Geschichten, welche die Texte je und je erzählten, abgebaut und zerkrümelt wurden, schlichen sich neue Grundgeschichten ein. Im Ergebnis wurden die Leser über die Geschichte getäuscht. Die Basis des Credo wurde je und je umgetauscht, der historische Text nur noch als Allegorie gelesen. Wer zum Beispiel die Geschichte von David, Bethlehem und dem Messias als Davids Sohn nicht hören will, schiebt an dieser Stelle eine andere Geschichte ein, über die er dann an Weihnachten zum Weihnachtsevangelium predigt, nämlich etwa die von proletarischen Bauern, die sich zum vorletzten Aufstand erheben.

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe über Bibelübersetzungen. Hier geht’s zur Übersicht.

Neue Zürcher-Bibel

Neue Zürcher Bibel

Die Zürcher-Übersetzung hat ihren Ursprung in der Reformation. Sie wurde ursprünglich von einer Gruppe um Zwingli übersetzt, wird darum z.T. auch «Zwingli-Bibel» genannt. Am Anfang wurde die Luther-Übersetzung ziemlich 1:1 übernommen, die Zürcher-Bibel als Gesamt-Ausgabe wurde dann aber 5 Jahre vor der Luther-Bibel veröffentlicht.

Die Neue Zürcher Bibel ist nun eine Übertragung der Zürcher Bibel in eine modernere Sprache.

Die Neue Zürcher-Bibel ist der Luther und der Schlachter-Übersetzung sehr ähnlich: Nicht so wörtlich wie die Elberfelder, dafür deutlich verständlicher, aber doch wesentlich genauer als die NGÜ.

Zum Beweis der Vergleich von Römer 3:25:

| Elberfelder | Schlachter | Neue Zürcher |
-|-
| Ihn hat Gott hingestellt als einen Sühneort | Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt | Ihn hat Gott dazu bestellt, Sühne zu schaffen |
| durch den Glauben an sein Blut | [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut | - die durch den Glauben wirksam wird- durch die Hingabe seines Lebens |
| zum Erweis seiner Gerechtigkeit | um seine Gerechtigkeit zu erweisen | Darin erweist er seine Gerechtigkeit, |
| wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden | weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, | dass er auf diese Weise die früheren Verfehlungen vergibt |

Wortwahl

Die Zürcher-Bibel wirkt an vielen Stellen etwas frischer als Luther oder Schlachter. Hier bei Römer 3:25 nimmt sie “Verfehlungen” statt “Sünden”. Der Vers 27 übersetzt sie so:

Wo bleibt da noch das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch was für ein Prinzip? Das der Leistung? Nein, durch das Prinzip des Glaubens

Elberfelder, Schlachter und Luther haben statt “Prinzip” alle “Gesetz”. Ich finde “Prinzip” besser verständlich, und es macht klar, dass hier nicht das Gesetz des Alten Testaments gemeint ist sondern das Prinzip von Leistung ⇒ Lohn.

Auch sonst ist die Zürcher an manchen Stellen etwas moderner als Schlachter und Luther, hier ein Vergleich von 20 Versen zu Elberfelder, Schlachter und Luther.

Leider behält aber auch die Zürcher-Bibel an vielen Orten die Luther-Wörter bei, wie z.B. “Licht unter den Scheffel stellen” (Mt. 5:13) oder Knecht (Lk 7:2) und Magd (Lk 1:48).

die historisch-kritische Methode

Die Bibeln, über welche ich bisher geschrieben haben (Elberfelder, Schlachter, NGÜ und zum grössten Teil auch Luther) fordern den Leser auf den Text wörtlich zu nehmen. Das heisst: In den Einleitungen und in den Begriffserklärungen wird erklärt, dass die Ereignisse, wie sie im Alten und Neuen Testament beschrieben sind, auch tatsächlich so passiert sind.

Nun hat sich unter liberalen Theologen seit dem 19. Jahrhundert die historisch-kritische Methode verbreitet. Sie behauptet, dass man Vieles der Bibel nicht wörtlich verstehen soll, sondern nur als Sinnbild (Allegorie). Nach dieser Methode sind auch die Einleitungen und Kommentare der Neuen Zürcher Bibel entstanden.

Im Wesentlichen behauptet die historisch-kritische Methode, dass:

  1. Prophezeiungen und die Erfüllung erst im Nachhinein in die Bibel geschrieben wurden
  2. Gottes-Offenbarungen nicht wirklich von Gott kommen, sondern nur die Art ist, wie die Menschen Gott früher verstanden haben
  3. Wunder nicht wirklich passiert sind, sondern nur Symbole für Gottes Charakter sind
  4. man der Bibel bei geschichtlichen Ereignissen nicht wirklich trauen kann

Prophezeiungen und Gottes-Offenbarungen

Ein Beispiel: In Lukas 2:4 steht, dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam. Damit wird die Prophezeiung des Alten Testaments (Micha 5:1) erfüllt:

Und du, Bethlehem- Efrata, […],
aus dir wird er für mich hervorgehen,
um Herrscher zu sein über Israel.
Und seine Ursprünge liegen in der Vorzeit,
in längst vergangenen Tagen.

Theologen der historisch-kritische Methode glauben nicht an solche Prophezeiungen. Sie behaupten: entweder

Jesus wurde gar nicht in Bethlehem geboren, dies ist einfach ins Matthäus- und Lukas-Evangelium eingefügt wurde, damit Jesus alle Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllt

Oder sie sagen:

Jesus wurde zwar in Nazareth geboren, aber die Prophezeiung wurde nachträglich in Micha 5:1 eingefügt

So oder so: Alle Prophezeiungen werden zunichte gemacht.

Und damit nicht genug! Sie behaupten, dass Gott sich Mose nicht selbst geoffenbart hat. Sie sagen, dass der Bundesschluss am Berg Sinai nachträglich erfunden wurde um dem Volk Israel eine “Geschichte” zu geben, dass es so aussieht, als wäre es Gottes Volk.

Ziemlich starker Tobak, nicht?

Wunder und andere geschichtlichliche Ereignisse

Die historisch-kritische Methode verneint auch die meisten Wunder. Als Beispiel: Das Buch Jona beschreibt, dass Jona über Bord eines Schiffes geworfen, von einem Fisch verschluckt und 3 Tage später ans Ufer des Meeres gespuckt wurde. Ein gewaltiges Wunder!

Doch die Zürcher Bibel schreibt in der Einleitung des Buches Jona:

in diesem Buch [geht es] nicht um einen Bericht über geschichtliche Ereignisse, sondern um eine Erzählung, die den Lesern bestimmte Fragen stellen und bestimmte Einsichten vermitteln will

Und es bleibt nicht bei der Geschichte von Jona: Die historisch-kritische Methode interpretiert weite Teile des Alten Testaments als Allegorie (Sinnbild): Sie behauptet, dass Adam und Eva nicht wirklich gelebt haben, dass die Durchquerung des roten Meeres nicht stattgefunden respektive sich natürlich erklären liesse, etc. Allgemein werden einfach alle übernatürliche Wunder in den gleichen Topf wie Jesu’ Gleichnisse geworfen: »Hat nicht stattgefunden sondern dient lediglich dazu einen Wesenszug von Gott zu erklären«.

Und damit nicht genug: auch Jesus selber wird als “nicht historisch” abgetan. Die Begriffserklärung zum “Kreuz” fängt mit diesem Satz an:

Über das Leben Jesu ist wenig historisch Erwiesenes bekannt

Und auch die Auferstehung Jesu’ wäre nicht wirklich so passiert:

Die Kreuzigung markiert das Ende des Berichts über den irdischen Jesus; die Auferstehung begründet den Anfang der Geschichte des Glaubens an ihn

Und so weiter und so fort. Die Bibel wird von den liberalen Theologen vollständig demontiert, bis nichts mehr da stand, wo es mal gestanden hat.

Wie wissen wir, dass die Bibel wörtlich zu verstehen ist?

Es ist eigentlich ganz einfach: Jesus selber interpretiert das Alte Testament wörtlich. In Mt. 12:14 sagt Jesus, dass Jona tatsächlich 3 Tage im Fisch drin war, und danach tatsächlich nach Ninive predigen ging. Auch in allen anderen Stellen wo Jesus auf das Alte Testament Bezug nimmt: er interpretiert die Schrift immer wörtlich und nicht allegorisch.

Aber auch die Apostel schreiben immer wieder, dass das Christentum keine Erfindung sei:

2. Petrus 1:16

Denn nicht weil wir klug ausgedachten Mythen gefolgt sind […] sondern weil wir Augenzeugen seines majestätischen Wesens geworden sind […] als eine Stimme von der erhabenen Herrlichkeit her erklang […] und diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm zusammen auf dem heiligen Berg waren

Oder:

1. Kor 15:4

dass er am dritten Tage auferweckt worden ist […] und dass er Kefas erschien und dann den Zwölfen.
Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben

Dies macht klar, wie die Bibel zu verstehen ist: wörtlich und nicht allegorisch!

Kommt es überhaupt drauf an?

Ja, ja, ja! Es kommt sehr drauf an, ob man die Bibel wörtlich oder allegorisch interpretiert. Ich habe eben gerade Francis’ Schaeffers “Die grosse Anpassung” gelesen; und dieses Buch beschäftigt sich ausschliesslich mit der liberalen Theologie und dessen Folgen.

Er vergleicht die Frage “wörtlich oder allegorisch” mit einer Wasserscheide in der Schweiz: auf der einen Seite der Gebirges fliesst das Wasser über den Rhein in die Nord-See und auf der anderen Seite über die Rhone ins Mittelmeer. So verhält es sich auch mit der Bibelauslegung: jemand der die Bibel wörtlich liest, kommt an einem ganz anderen Ort an als ein anderer, der sie allegorisch liest. Der eine bleibt ein Zeuge des Christentums; jemand der die Konfrontation nicht scheut und das Christentum im vollen Masse verkündet. Der andere reduziert das Christentum, bis es nur noch eine blosse persönliche Begegnung mit Jesus ist (was er das »Zeugnis in ihrem Inneren« nennt).

Schaeffer führt im Buch einige Beispiele an: Leute, welche der Bibel die Autorität abtun und was mit ihnen passiert ist. Ich wollte selber prüfen, ob diese Frage sich wirklich so umfassend auf das Leben auswirkt:

Vor Jahren habe ich einen Blog gelesen “Fire and Knowledge” eines Mannes aus den USA, den ich damals als Christen kennengelernt hatte. Nun bin ich durch Zufall auf einen Artikel von ihm gekommen wo er schreibt, dass er glaube, dass Genesis (Adam+Eva, Sintflut, etc.) nicht wörtlich zu verstehen sei. Der Beitrag war von 2010. Ich bin der Sache nachgegangen und habe den Verlauf seines Blogs gelesen. Und tatsächlich, über die Zeit kamen nach und nach immer kritischere Beiträge über das Christentum. Beunruhigt (er war sowas wie mein “Blogging Hero”) habe ich ihn angeschrieben und fragte ihn, wie es um seinen Glauben stehe, in der Hoffnung, dass sein Glaube an Gott trotz allem noch vorhanden wäre.

Seine Antwort übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Er hat keinen Funken Glauben mehr an Gott, und er ist sich seiner Sache sicher. Dies war nun genug Beweis für mich: die liberale Theologie ist super-gefährlich für den Glauben.

Kann man der Übersetzung überhaupt trauen?

Ich habe mich gefragt, was denn die Motivation hinter einer solchen Bibel-Übersetzung ist. Immerhin haben ca. 100 Personen während 20 Jahren daran gearbeitet. Wenn ja doch die Authentizität der Bibel in Frage gestellt wird, wieso der ganze Aufwand?

Ich denke die Motivation lag daran “Geschichtsforschung” zu betreiben: “Was haben die Menschen damals geglaubt?” war wohl die zentrale Frage der Mitarbeitenden. Und daher fiel die Übersetzung sehr genau aus. Sie versuchten nicht, ihre Überzeugungen in den Text hineinzudrücken; dafür nahmen sie sich genügend Platz in den Einleitungen und in den Sach- und Worterklärungen.

Zum Beispiel befürworten liberale Theologen die Homosexualität, doch in Römer 1:26-27 wird Homosexualität verurteilt - auch in der Neuen Zürcher Bibel. Daher kann man der Übersetzung prinzipiell trauen.

Nur frage ich mich, ob die liberale Theologie nicht doch irgendwie durchschimmert und beim längeren Lesen irgendwie mitschwingt?

Fazit

Ich würde die Zürcher-Bibel keinem empfehlen. Gegenüber der Luther und der Schlachter-Bibel bietet sie keine wesentliche Vorteile (sie ist nur unmerklich moderner), aber der ganze Hintergrund der liberalen Theologie macht die Einleitungen und die Sach- und Worterklärungen höchst schädlich für den Glauben, und vermutlich ist auch der Bibeltext selber auf irgend eine Art und Weise so gefärbt.

Update: Sergej Pauli hat auf nimm-lies die Zürcher-Bibel reviewed und weist darauf hin, dass es die Zürcher-Bibel auch ohne Einleitungen und Glossar zu kaufen gibt. Kurz: Die Version mit grünem Einband ist schlecht (da mit Einleitungen+Glossar), die blaue ist gut.

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