#Hoffnung

Es gibt so viele tolle Verheissungen aus der Bibel. Als Abschluss dieser kleinen Reihe will ich heute beschreiben, welche Verheissungen mir derzeit am wertvollsten sind. Es sind Dinge, die ich mir stetig vor Augen halte, ohne die mein Leben komplett anders aussehen würden. Es ist sozusagen ein persönliches Credo.

Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung aus den letzten drei Beiträgen: Was ist Hoffnung?

  1. Hoffnung ist überschwänglich, sie ist lustig, unvernünftig, sie hat eine kindliche Energie.
  2. Die christliche Hoffnung unterscheidet sich diametral von dem, was wir auch als Hoffnung bezeichnen, aber besser mit “Gamble” beschrieben wird.
  3. Hoffnung ist nicht untätig, sondern wagt scheinbar Unmögliches, gestützt auf die Verheissungen Gottes.

1. Gott erhört Gebete

Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.
Reinigt eure Hände, ihr Sünder,
Und heiligt eure Herzen, die ihr geteilten Herzens seid.
(Jak. 4,8)

Der Krux vom Gebet ist: Gott erhört es nicht sofort. Meist merke ich auch nicht, dass Gott präsent ist. Es gibt Ausnahmen, da werden Gebete sofort erhört respektive merke ich Gottes Präsenz so wie Elisas Diener, der plötzlich die feurigen Streitwagen sah.

Doch wenn ich ehrlich bin, stehe ich meistens am Morgen auf und gehe beten in der Hoffnung, dass Gott mein Gebet erhört. Das schöne ist: Gebet wird erhört. Eben nicht sofort, sondern allmählich und oft auch nicht so, wie ich erwartet hätte. Und die Nähe mit Gott wird mir auch geschenkt. Auch da: allmählich.

Die Verheissung ist aber gewaltig: Gott naht sich zu mir!? Habe ich diese Verheissung vor Augen, glaube ich diese Verheissung fest in meinem Herz, dann wandelt sich das Gebet zur wichtigsten Tat meines Tages.

Ein paar weitere Verse als Side-Kicks:

Ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. (Jak 4,2-3)

Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! (Mt 7,7)

Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz Wirst du, o Gott, nicht verachten. (Ps 51,17)

2. Gott ist herrlicher als die Welt

Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen! Schafft euch Geldbeutel an, die nicht löchrig werden und legt euch einen unerschöpflichen Reichtum im Himmel an, wo kein Dieb ihn findet und keine Motten ihn fressen. (Lk 12,33-34)

Für uns Westler gibt es wohl keinen revolutionäreren Vers als diesen. Alles um uns herum drängt auf Karriere, Besitz, eigenes Haus und Geld auf dem Konto.

Darum ist es umso schwieriger, einem Vers wie diesem vollumfänglich zu vertrauen. Für meine Frau und mich sind Verse wie dieser so wichtig, so real, so wirklich geworden, dass wir angefangen haben, mehr darauf zu vertrauen als auf das, was die Welt um uns herum erzählt.

Wir haben diesen Vers ganz konkret umgesetzt: Wir haben unsere Dinge verkauft und das Geld den Armen gegeben. In über dreissig Beiträgen haben wir bereits darüber erzählt.

Unsere Hoffnung ist, dass wir mit dem Weggeben nichts verlieren, sondern etwas gewinnen. Die Schwierigkeit ist, wie beim Gebet, dass der Gewinn sich nicht sofort einstellt. Doch wir können ehrlich berichten, dass wir nicht enttäuscht wurden. Durch das Weggeben wurde uns eine Nähe zu Gott geschenkt, die wir vorher nicht kannten. Es hat sich schon jetzt als guten Tausch erwiesen. So wie Jesus in Mk 10,29-30 beteuert, dass jeder, der seinen Besitz weggibt, schon in diesem Leben hundertfältigen Lohn empfängt.

Das Geben ist immer ein Hoffen auf Gott. Eine Gewissheit in die unsichtbare Verheissung. Denn wenn die Verheissung ausbleiben würde, dann wäre das Weggeben tatsächlich bloss Schaden.

Ein paar weitere Verse als Side-Kicks:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. (Joh 12,24)

Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren. (Joh 12,24)

3. Jesus hat mir eine Wohnung im Himmel vorbereitet

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. (Joh 14,2)

Obwohl mir Gott schon hier auf Erden Lohn gibt dafür, dass ich täglich mein Kreuz auf mich nehme, bleibt doch der grosse Lohn noch aus. An diesem Punkt liegen die Prediger des Wohlstandsevangeliums falsch. Sie predigen, dass sich der Lohn schon auf Erden einstellt. Tut er aber nicht. Wieso ist sonst Jesus am Schluss gestorben, und zwar ohne Besitz und mit einer Schar von Jüngern, in welche er seine ganze Energie steckte, die ihn aber zum Zeitpunkt der Not verliessen? Das wäre gemäss Wohlstandsevangelium der ultimative Fail gewesen.

Wenn ich all den Lohn für die Nachfolge allein in diesem Leben erwarte, dann bin ich der “elendeste unter allen Menschen“, denn dies ist eine falsche Hoffnung, die sich nicht bewahrheiten wird.

Was mich hält, Jesus nachzufolgen, ist meine feste Zuversicht auf den Himmel. Ich merke: Mache ich meine Nachfolge abhängig von sichtbaren Erfolgen auf der Erde, dann wird sie wie ein Fähnlein im Wind. Stellt sich Segen ein, so folge ich Jesus begeistert nach, bleibt der Segen aus, dann setze ich lieber wieder etwas mehr auf die Welt.

Ein paar Verse als Side-Kick:

Diese [Hoffnung] halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere (Heb 6,19)

Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand gebautes ewiges Haus in den Himmeln. (2. Kor 5,1)

4. Jesus hat mich erwählt, nicht ich ihn

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt (Joh 15,16)

Dass Jesus mich erwählt hat und nicht umgekehrt, fällt mir leicht zu glauben. In meiner Bekehrungsgeschichte habe ich erzählt, dass ich kein Interesse an Gott hatte, bis er in mein Leben hineingriff und mir die Sehnsucht nach ihm erweckte.

Was mir schwerer fällt zu glauben ist, dass er mich dazu bestimmt hat, Frucht zu bringen. Meine Schwachheit ist mir stets vor Augen. Ich gehöre zu der Sorte von Menschen, die sich im Vergleich mit anderen Menschen als minderwertig ansehen. Daher ist mir dieser Vers so wichtig geworden, denn Jesus hat mich dazu bestimmt, Frucht zu bringen, und wer bin ich, ihn dabei zu hinterfragen?

Ein paar Verse als Side-Kick:

So? Was bildest du dir ein? Du bist ein Mensch und willst anfangen, mit Gott zu streiten? Sagt etwa ein Gefäss zu dem, der es geformt hat: »Warum hast du mich so gemacht, ‘wie ich bin’?« (Röm 9,20)

Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. (Eph 2,10)

Auch zündet niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäss. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. (Mt 5,15)

5. Jesus eröffnet in jeder Versuchung einen Ausweg

Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt. (1. Kor 10,13)

In Versuchungen fühle ich mich von Gott verlassen. Es fühlt sich so an, als hätte der Teufel gerade uneingeschränkten Zugriff auf mich erhalten, als wäre ich ihm ausgeliefert.

Gottes Gebot ist nicht, zu kämpfen, sondern zu erdulden (Jak 1,12) und zu fliehen (1. Kor 10,14). Also nicht den Starken zu spielen, sondern geduldig zu warten.

Soweit sein Gebot. Seine Verheissung dabei ist, dass er zeitgleich einen Ausweg schafft. Ich stelle mir Harry Potter vor in Hogwarts, der gerade in einem Sackgasse-Gang steht, ohne Türen und von vorne von irgendeinem Typen angegriffen wird. Statt zu kämpfen, ertastet Harry die Wände und plötzlich findet er die verborgene Tür und geht hindurch.

So habe ich Versuchungen immer wieder erlebt. Sie nehmen zu und zu, ich halte durch und plötzlich geht die verborgene Türe auf, der Ausgang, der Gott “zugleich mit der Versuchung” geschaffen hat.

Ein paar Verse als Side-Kick:

So unterwerft euch nun Gott! Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch (Jak 4,7)

Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheissen hat, die ihn lieben (Jak 1,12)

Hoffnung hat häufig diesen passiven Beigeschmack. “Die Hoffnung stirbt zuletzt” klingt wie eine Aushalte-Parole.

Im Beitrag von gestern habe ich geschrieben, wie ich mich monatelang auf ein Google-Interview vorbereitet hatte. Die Hoffnung auf eine tolle Stelle hat mich nicht untätig sein lassen! Und dabei war diese Hoffnung noch nicht mal eine Hoffnung im christlichen Sinn, sondern ein Gamble, eine Wette, ein Risiko.

Was würde geschehen, wenn wir unser Leben konsequent auf die Verheissungen Gottes stellen würden? Die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Verheissungen ist die wahre, christliche Hoffnung, und sie ist nicht “Säen in Hoffnung”, sondern eine unabänderliche Zukunftsprognose.

Ein Vorbild auf das absolute Vertrauen in Gottes Verheissungen ist für mich Hudson Taylor. Er traute jedem einzelnen Wort der Bibel. Sie war sein Wegweiser und er richtete seine Lebensführung, seine Mission, einfach alles nach ihr aus. Ein paar Theologiestudenten fragen ihn: “Wie können Sie nur an jedes Wort der Bibel glauben?”. Er antwortete sinngemäss:

Wenn Sie eine Fahrt mit der Eisenbahn antreten wollen, dann richten Sie sich nach dem Kursbuch. Sie stellen vermutlich keine weiteren Untersuchungen darüber an, ob man dem Kursbuch vertrauen kann. Genau so habe ich es seit fünfzig Jahren mit der Bibel und ihren Geboten und Zusagen gehalten, und ich habe ihre Weisungen auch unter Todesgefahren immer für zuverlässig befunden. Wenn zum Beispiel in der Bibel steht: »Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden« (Matthäus 6,33), so habe ich mich danach gerichtet, und ich bin in allen kritischen Lebenslagen nie enttäuscht worden. Handeln Sie ebenso, und Sie werden dieselbe Erfahrung machen! (aus “Die Zuverlässigkeit der Bibel“)

Hudson Taylor wuchs in England auf und hat sich auch da zu Gott bekehrt. Nach ein paar Jahren berief ihn Gott, nach China zu gehen und dort das Evangelium zu verkünden. Daraufhin suchte er einen Missionar auf, in der Hoffnung von ihm Zuspruch für seine Pläne zu erhalten. Aber der Missionar tat das Gegenteil: Er wollte Taylor von seinem Vorhaben abbringen:

“Niemals würden Sie nach China passen”, rief dieser nach ihrer Unterredung mit ihm aus. Er wies dabei auf Hudsons blondes Haar und seine blauen Augen. “Sie heissen mich sogar ‘roter Teufel’! Gewiss würden die Chinesen bei Ihrem Anblick davonlaufen und nie vermöchten Sie, diese zum Zuhören zu bringen.”
“Es ist aber Gott, der mich nach China gerufen hat”, antwortete Hudson Taylor. “Er kennt die Farbe meines Haares und meiner Augen.” (aus “Hudson Taylor: Ein Mann, der Gott vertraute“)

Taylor liess nicht ab, an Gottes Ruf zu glauben, obwohl viele in seiner Umgebung ihn von seinem Vorhaben abbringen wollten. Er ging dann nach China, lernte die Sprache und begann, Menschen für Christus zu gewinnen. Bald merkte er: alleine richtet er zu wenig aus. Es braucht viel mehr Missionare, um das Land zu evangelisieren. Zurück in England suchte er Missionsgesellschaften auf. Hudson Taylor und seine Freunde…

suchten Vertreter der größeren Missionsgesellschaften auf und breiteten vor ihnen den Anspruch der nicht evangelisierten Millionen Chinas aus. Überall wurden sie freundlich angehört. Man kannte die Tatsachen. Doch niemand wollte etwas unternehmen. Zwei Einwände wurden immer wieder angeführt: Geldknappheit und der Mangel an Missionaren. Dazu kam die Frage, wie die fernen Provinzen je erreicht werden sollten, selbst wenn Geld und Missionare vorhanden wären. Der im Jahre 1860 geschlossene Vertrag sicherte zwar Reisen und sogar das Niederlassungsrecht im Inland, aber dennoch lautete der Bescheid: »Wir müssen warten, bis sich durch Gottes Vorsehung die Türen öffnen. Augenblicklich können wir nichts tun.«

Hudson Taylor erwiderte:

In Seinem Befehl “Gehet hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium aller Welt!” hatte der Meister nichts über Politik oder Finanzen gesagt. Sein Befehl lautete: “In alle Welt” und Seine Verheissung: “Ich bin bei euch alle Tage”. Musste diesem Befehl nicht mit Vertrauen und völligem Gehorsam begegnet werden? (aus “Hudson Taylor: Ein Mann der Gott vertraute“)

Ich könnte noch viele Zitate von Hudson Taylor anführen. Alle zeugen sie von einer Einstellung eines unbedingten Vertrauens in die Zusagen Gottes. Hudson Taylor ist für mich die Sekundärliteratur der Bibel, denn sie zeigt mir, was passiert, wenn ich jedem Vers der Bibel uneingeschränkt vertraue und die Erfüllung der Verheissungen erwarte.

Und diese Hoffnung ist nicht untätig, sondern geht, wie in Taylors Fall, nach China um eine Nation zu evangelisieren.

Nach dem etwas schwärmerischen Beitrag über Hoffnung geht es heute um die Natur der Hoffnung. Gibt es wahre und falsche Hoffnung? Was passiert, wenn wir keine Hoffnung haben?

Vor ein paar Jahren sah ich eine Jobanzeige bei Google. Bei meinem damaligen Job hat es mir nicht mehr sonderlich gefallen und die Stelle bei Google schien gut auf meine Fähigkeiten zu passen. Ich dachte: “versuchen schadet nie”, frischte meinen CV auf, schrieb einen kurzen Cover-Letter und schickte ab. Zwei Stunden Aufwand. Nach ein paar Tagen erhielt ich einen Anruf auf mein Handy, es war der Recruiter von Google. Er checkte mich auf meine Fähigkeiten in Mathematik und Informatik. Anscheinend hatte ich die Fragen richtig beantwortet, denn er stellt mir für drei Wochen später ein weiteres Telefoninterview in Aussicht. Ich solle mich aber vorbereiten. Ich sagte zu und übte daraufhin Abend für Abend für das Telefoninterview. Nach dem nächsten Interview gab es ein weiteres Telefoninterview zwei Wochen später. Als ich auch dieses bestand, lud mich Google zu einem Onsite-Interview ein und gab mir nochmals einen Monat Zeit für Vorbereitungen. Ich kaufte Bücher, frischte meine Programmierfähigkeiten auf. Ich verwendete jede freie Minute. Ich hörte auf zu Bloggen, denn dafür war nun keine Zeit mehr. Das Onsite-Interview dauerte einen ganzen Tag. Ein paar Tage später kam das Telefon. Nach einem kurzen Small-Talk-Geplänkel holte der Recruiter Luft und sagte: “Unfortunately…” und da fiel meine Welt zusammen. Zwei Monate Vorbereitungen für nichts. Der Recruiter meinte, ich hätte es nur knapp nicht geschafft und legte mir nahe, ich solle mich doch in einem Jahr nochmals bewerben, denn diese Position werde jedes Jahr wieder gesucht, sie hätten viele davon. Er erklärte mir, wo meine Schwächen lägen und wie ich mich fürs nächste Mal vorbereiten könne. Also bildete ich mich ein Jahr lang weiter, lernte eine neue Programmiersprache und las mich durch dicke Bücher durch. Doch nach einem Jahr war die Position nicht mehr ausgeschrieben. Auf Nachfrage war die Antwort des Recruiters, ich solle nochmals ein halbes Jahr warten. Aber auch dann war keine Stelle offen. Schlussendlich gab ich auf. Meine Hoffnung auf den Job hat sich nicht bewahrheitet. Die zwei Jahre Arbeit haben keine Früchte getragen. Es war schmerzhaft und demütigend.

Jeder erlebt solche Dinge. Bei mir war es nur eine verpasste Arbeitsstelle. Enttäuschte Hoffnungen ist der Grund, wieso manche Erwachsene zynisch und freudlos werden. Einige legen sich die Strategie zurecht: Besser nicht mehr hoffen, dann werde ich nicht mehr enttäuscht.


Ready Player One ist ein sehr gut geschriebener Science-Fiction-Roman. Am Anfang der Geschichte erlebt die Hauptfigur eine Abkehr vom Glauben: Anfangs geht er davon aus, dass es Gott gibt, doch durch seine Jugend kommt er durch wissenschaftliche Lektüre vom Glauben ab:

Ich habe das alles erst nach und nach herausgefunden, im Laufe mehrerer Jahre, und manchmal wäre ich trotzdem am liebsten von der nächstbesten Brücke gesprungen. Glücklicherweise hatte ich Zugang zur OASIS, was in etwa einer Rettungsluke in eine andere Welt gleichkam. Die OASIS hat mich davor bewahrt, den Verstand zu verlieren. Sie war mein Spielplatz und meine Vorschule, ein magischer Ort, an dem alles möglich war.

Zur Erklärung: Die OASIS, von der die Hauptfigur spricht, ist ein Virtual Reality Spiel, in das er abtauchen kann. Das ganze Buch dreht sich nur um die OASIS, um die virtuelle Welt, in der man sich flüchten kann.

Die Wissenschaft, angestachelt durch die Evolutionstheorie, hat jede Hoffnung zerschlagen. Ihr Argument: Die christliche Hoffnung ist ein Wunschdenken. Lass uns der Wahrheit in die Augen schauen und verstehen, dass das alles keinen Sinn hat. Mit einer solchen Einstellung bleibt wahrlich nur noch der Selbstmord oder das Flüchten in Ablenkungen wie z.B. Virtual Reality.

Ich muss mir immer wieder vor Augen malen, dass die Welt keine Hoffnung hat. Ich hatte auch keine, bevor ich mich zu Jesus bekehrte. Und nein: Der christliche Glaube ist kein Wunschdenken. Für mich ist es nach eingänglicher Prüfung noch immer die beste Erklärung für das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Der Atheismus ist bloss eine unbegründete, hoffnungszerschlagende Peitsche des Teufels.


Doch ja, es gibt wahre und falsche Hoffnungen. In einer Predigt erzählte jemand, wie ein enger Familienangehöriger schwer krank war. Da kam ein Arzt, sah die Verzweiflung des Mannes und erklärte ihm, es werde schon wieder gut. Der Mann scheuchte den Arzt weg, denn es waren nur leere Worte. Die Hoffnung des Arztes hatte keine Basis. Die Worte waren zwar gut gemeint, er verkündigte aber nur eine leere Hoffnung.

Meine Geschichte mit Google war ähnlich: Das war eigentlich keine Hoffnung, die mich antrieb, es war ein Gamble. Ich wusste von Anfang an, dass meine Chancen nicht gut standen. Doch ich versuchte es trotzdem. Wie beim Roulette. Die Chancen zu verlieren sind gross, doch wenn ich gewinnen würde, dann würde mein Einsatz vervielfacht.

Doch die Art der biblischen Hoffnung ist ganz anders. Leider unterscheidet die deutsche Sprache nicht zwischen der “Gamble-Hoffnung” und er “biblischen Hoffnung”, doch in ihrem Wesen sind sie sehr verschieden. Mein Lieblingsvers über die Hoffnung:

Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist (Röm 5,5)

Das “zuschanden werden” klingt altmodisch. Die Zürcher Bibel hat “stellt uns nicht bloss”. Die Hoffnung für alle: “geht nicht ins Leere” oder NGÜ “in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht”. Im Google-Beispiel: Meine Vorbereitungen gingen ins Leere und der Moment, als der Recruiter “Unfortunately” sagte, war für mich ein Moment der Schande. Natürlich wurde ich nicht für ein Vergehen blossgestellt, doch der reine Fakt des Scheiterns hatte einen Anflug von Schande. Die Monate Vorbereitungen waren ein “Säen auf Hoffnung”, doch die Ernte blieb aus.

Die biblische Hoffnung ist aber kein “Säen auf Hoffnung”. Es ist etwas ganz anderes. R.C. Sproul hat den Unterschied zu der oben beschriebenen Hoffnung gut beschrieben:

Wenn die Bibel allerdings von Hoffnung spricht, dann bezieht sie sich auf etwas Zukünftiges, das sich ganz sicher erfüllen wird, etwas, dessen Ausgang absolut gewiss ist. Wenn wir unser Vertrauen auf Gottes Verheissungen setzen, können wir ohne jeden Zweifel wissen, dass sie sich erfüllen werden. Denn wenn Gott seinem Volk ein Versprechen für die Zukunft gibt, dann wirkt die Hoffnung des Volkes wie ein „sicherer und fester Anker unserer Seelen“ (Heb 6,19). Ein Anker verleiht einem Schiff Sicherheit inmitten der unruhigen See. Das, was Gott uns für die Zukunft verheisst, lässt unsere Seelen schon heute in Sicherheit ruhen.

Der Winter hatte sich noch nie so in die Länge gezogen wie dieses Jahr. Durch die Pandemie, durch das zu-Hause-bleiben, durch den reduzierten Kontakt mit Menschen drückte mir die stetige Dämmerung des Winters auf das Gemüt.

Die letzten Wochen, wohl ausgelöst durch das Anbrechen des Frühlings, habe ich über die Hoffnung nachgedacht. Die Gedanken - obwohl noch grösstenteils unfertig - würde ich gerne mit euch teilen.

Heute: Teil 1 - Hoffnung ist unvernünftig


Ich habe die erste Amsel gehört.
Es gibt nichts, was ihrem Zwitschern nahekäme.
Ihr Gesang verkündet das Ende des Winters.
Sie verkündet: Schau dir die Krokusse an,
Die mit leuchtenden Farben hervorbrechen.
Die Blätter, die an den Bäumen sprossen!

Ich blicke auf und tatsächlich: Frühling!
Die langen Nächte sind vorbei,
Das dauernde Dämmerlicht weicht dem klaren Frühlingslicht.
Mein Herz stimmt ein in den Amselgesang:
Freue dich, der Sommer kommt!


Es gibt wenig, das mein Herz so berührt, wie der Gesang einer Amsel. Ende Februar, Anfang März ist es der Vorbote für den Sommer. Bei uns im Rafzerfeld gibt es viele Feldlerchen. Die fangen ebenfalls an zu zwitschern, und ihr lustiger, wirrer Gesang hat mich schon oft zum schmunzeln gebracht. Die Vögel versprühen eine fröhliche Hoffnung auf den Frühling. Und es dünkt mich, als würden sie mich aufrufen, es ihnen gleichzutun.

Ein weiteres Vorbild für Hoffnung sind meine Kinder. Sie haben das Leben vor sich. Sie denken sich aus, was sie in Zukunft werden wollen. Und ihnen stehen alle Türe offen!

»Ich könnte Ballet lernen und eine Ballerina werden, schau mal, den Spagat kann ich schon fast!«

»Ich werde mal so Gitarre spielen können wie Slash, hör mal, seine Riffs kann ich schon spielen!«

Die Begeisterung, mit der sie ihren Hobbies begegnen ist ansteckend. Sie hoffen auf die Zukunft!

Die Hoffnung ist im Grunde genommen etwas sehr kindliches. Etwas unschuldiges. Die “dark side” vom Erwachsenenwerden ist, dass die Hoffnung durch die dunkle Wolke des Realismus überdeckt wird. Darum finde es wunderschön, wie Jesus uns geraten hat, wie die Kinder zu werden. Und dass uns Gott Kinder in unsere Mitte stellt, die uns zeigen wie Hoffnung geht.


Hoffnung hat eine kleine, vernünftige Seite und dann eine auswuchernde, grosszügige, verschwenderische unvernünftige Seite. Die vernünftige Seite ist die Wurzel: Die Hoffnung muss eine wahre Hoffnung sein. Meine Hoffnung in Gott wird immer wieder intellektuell geprüft und ich muss mir sicher sein, dass mein Glaube auf Tatsachen beruht.

Doch die unvernünftige Seite ist die schönere. Darüber schreibt G.K. Chesterton und stellt sie dem Atheismus gegenüber:

Die heidnischen Tugenden wie Gerechtigkeit und Mass [gehören] zu den traurigen Tugenden, die mystischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung hingegen zu den frohen und verschwenderischen Tugenden. […]
Heidnische Tugenden sind vernünftig, die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe hingegen im Kern denkbar unvernünftig. […]
Christliche Nächstenliebe […] heisst etwas verzeihen, das unverzeihlich ist, sonst wäre sie gar nicht erst eine Tugend. Hoffnung heisst hoffen, wenn alles hoffnungslos ist, sonst wäre sie keine Tugend. Und Glaube heisst das Unglaubliche glauben, sonst wäre auch er gar keine Tugend. (Aus G.K.Chesterton: Ketzer)

Eine solche Hoffnung kann also nur im christlichen Glauben entspringen. Im atheistischen Nährboden, wo nur der Verstand zählt, kann sie gar nicht erst wachsen. Und daher können wir fröhlich sein über die Hoffnung, die in uns ist!

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes! (Röm 15,13)

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