Gebet(5) - Luther über unsere Schwachheit

Martin Luther, aus den Vorlesungen über 1. Mose:

Wenn wir deutlich aufzeigen wollen, was unser Gebet ist, so stellt sich heraus, dass es in Wahrheit nichts weiter als das Stammeln eines Kindes ist, das am Tisch steht und nicht weiß, ob es um Brot oder um Fleisch bittet. Denn wir wissen nicht, wie wir beten sollen. Die Dinge und Güter, um die wir bitten, sind größer als unsere Vernunft und unser Verstand, und der sie gibt, ist noch viel größer; und daher sind auch seine Güter und Gaben größer, als dass wir sie mit unseren Herzen erfassen könnten.

All das sage ich, damit ich euch und mich dadurch erwecke, nicht zu verzweifeln, weil wir Gottes Majestät gegenüber so unwürdig sind. Wie ich schon sagte, können wir die Dinge, um die wir bitten, wegen ihrer Größe mit unserem Verstand nicht begreifen. Abraham hat wahrlich mehr empfangen, als er erbeten hatte. Das sollte uns zum Vorbild dienen, damit wir nicht vom Gebet ablassen oder meinen, es sei ohne Nutzen oder Frucht. Denn Gott sieht das Innerste unseres Herzens und versteht das unaussprechliche Seufzen, das in uns ist. Wir sind wie Kinder, die am Tisch stehen und stammeln und sich noch nicht auszudrücken verstehen.


Zitat entnommen aus: “Aus der Tiefe rufe ich HERR, zu dir”, erschienen im CLV-Verlag.

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