Meinem Mann ist aufgefallen, dass ich in meinen Beiträgen v.a. auf den Minimalismus-Teil von Zero Waste eingegangen bin, also auf die ersten zwei “R”: Refuse - Unnötiges Ablehnen - und Reduce - Besitz und Konsum reduzieren. Deshalb möchte ich hier einen kleinen Nachtrag machen und erklären, wie wir Abfall vermeiden. Auch das ist nämlich in den letzten fünf Jahren eine Gewohnheit geworden und bringt - ausser für die Umwelt - auch für uns einige unschlagbare Vorteile, die wir nicht mehr missen wollen.
Der grösste Vorteil ist natürlich ganz einfach die Reduktion unseres Abfall-Berges. Wir haben unseren Abfall zwar nicht - wie einige prominente Vertreter der Zero-Waste-Bewegung - auf einen Liter pro Jahr reduziert. Aber immerhin ist unser jährlicher Abfall innerhalb von drei Jahren um 90 Prozent gesunken. Bevor wir mit Zero Waste angefangen hatten, füllten wir einen 35-Liter-Sack pro Woche für unseren 4-Personen-Haushalt. Also etwa durchschnittlich viel. Das macht 52 Abfallsäcke pro Jahr. In den letzten zwei Jahren füllten wir fünf 35-Liter-Säcke pro Jahr, vier davon mit laufendem Abfall und einen mit Dingen, die wir ausgemistet hatten und die wir nicht mehr verkaufen/verschenken konnten. Nein, wir haben nicht plötzlich auf 110-Liter-Säcke gewechselt und nein, wir entsorgen unseren Abfall nicht illegal im Wald. Es ist also ein riesiger Unterschied zu vorher. Es ist nicht etwa so, dass wir uns all die Mühe machen, Verpackungen zu vermeiden und man den Unterschied fast nicht merkt. Es fühlt sich total anders an und einmal soweit gekommen, würden wir nie mehr zurück wollen. Der grosse Vorteil dabei ist, dass wir
- nur noch etwa alle 12 Wochen einen Sack rausbringen müssen. Die meiste Zeit sieht daher unser Abfalleimer schön leer aus und
- keinen stinkenden Abfall mehr in der Küche haben, da wir alle “nassen” Abfälle kompostieren
Übrigens ist auch unser Recycling-Berg viel kleiner geworden.
Wie haben wir das fertig gebracht? Im Folgenden werde ich nochmals auf die “5 R” eingehen und v.a. zu den letzten drei einiges sagen:
1. Refuse - Unnötiges ablehnen
Das finde ich persönlich den mühsamsten Teil, da man (manchmal auch zu Freunden oder Familienmitgliedern - oder den Kindern) nein sagen muss. Wir haben ein ziemlich wachsames Auge darauf, dass keine unnötigen und ungewollten Dinge in unser Haus kommen. Dazu gehört z.B. Werbung und auch sonstige unerwünschte Post im Briefkasten (Kataloge oder Newsletter), Werbegeschenke wie Kugelschreiber, Müsterli von Apotheken und Drogerien, alte Spielzeuge, die uns jemand schenken will (falls es nicht gerade DAS ist, was wir seit Monaten suchen), Kassenzettel, Sammelpunkte von Läden (und die “Geschenke”, die es dafür gibt), Plastik- oder Papiersäcke beim Take-Away, Plastiksäcke beim Warenhaus an der Kasse - die Liste ist endlos. Es hilft nur ein fester Entschluss, “Nein, danke!” zu sagen, auch bei der ungläubigen Nachfrage fest zu bleiben, vorauszuschauen (damit man genug schnell ist) und sich vorzustellen, dass man all das Zeug wieder aufräumen und schlussendlich entsorgen muss (und es dann meinen schön leeren Abfalleimer füllt!).
2. Reduce - Reduzieren
Darüber habe ich ja lang und breit im 2. und 3. Artikel geschrieben, daher gibt es da nicht mehr viel zu sagen. Ausser: Das Reduzieren darf im Abfall-Vermeiden nicht unterschätzt werden! Wenn ich mit weniger Dingen auskomme, muss ich damit automatisch auch weniger verschiedene Dinge einkaufen. Wenn ich nach dem Motto “Ich kauf nix mehr!” lebe, kommt
- weniger Verpackung in mein Haus (Plastiksäcke, Kartonschachteln, Füllmaterial, Styroporschalen etc) und
- gibt es weniger Dinge, die kaputtgehen und entsorgt werden müssen (z.B. Kleider: Wenn ich mir die ganze Zeit neue Pullis kaufe und schliesslich 70 Pullis im Kleiderschrank habe, was übrigens tatsächlich vorkommt, fülle ich später ganze Kleidersäcke nur mit Pullis).
3. Reuse - Wiederverwenden
Hier kommen wir zum Kern dieses Artikels - das Vermeiden von Verpackung. Allem Reduzieren zum Trotz ist es natürlich nicht vermeidbar, dass wir täglich Dinge kaufen müssen - v.a. Lebensmittel und Hygieneartikel. Die eine Seite des Wiederverwendens ist, Einwegprodukte durch Mehrwegprodukte zu ersetzen (Stofftaschentücher anstatt Papiertaschentücher, Lappen anstatt Haushaltpapier, Stoffsäcke anstatt Plastiksäckli etc.) Die andere Seite ist, Dinge wie Nahrungsmittel und Hygieneprodukte möglichst ohne Verpackung zu kaufen (die Seife vom 3. Artikel ist da ein gutes Beispiel). Mein Mann und ich hatten grossen Spass daran, unseren (schon nicht mehr so vollen) Abfallsack auszuleeren und alles auf dem Küchentisch auszubreiten, um zu schauen, wo unser Abfall herkam (braucht zwar ein bisschen Überwindung, aber da wir schon alles verrottbare kompostierten, war es nicht ganz so eklig).
Ich fragte mich bei allem, was wir so kauften (nachdem ich schon gefragt hatte, ob wir es wirklich brauchen, d.h. schon am “Reduce” vorbei war), “Kann ich das auch ohne Verpackung kaufen?” Wenn die Antwort “Ja” ist, ist es einfach (z.B. Gemüse und Früchte, Brot).
So kaufen wir z.B. anstatt Kaffeekapseln offenen Kaffee und kochen ihn auf einem italienischen Kaffeetopf. Damit sparen wir übrigens trotz teurem Bio-Kaffee unheimlich viel Geld, denn die billigsten Kaffeekapseln sind immer noch 2-3mal so teuer pro 100g wie offener Bio-Kaffee. Gemüse habe ich im Sommer von meinem Gemüsegarten, im Winter kaufe ich es auf dem Markt, in Stoffsäcken. Bei Früchten entscheide ich mich immer für die offenen. Brot mache ich zum grössten Teil selber (auch hier kann man enorm Geld einsparen, wenn man wie ich zu Hause ist und Zeit dafür hat - ein gekauftes Brot vom Bäcker ist zwei- bis dreimal so teuer wie ein selbst gemachtes), aber auch das ist relativ einfach ohne Verpackung zu bekommen. Man muss einfach daran denken, der Verkäuferin den Stoffsack hinzuhalten - oder das Brot einfach so unter den Arm klemmen.
Seit es in meiner Region einen Unverpackt-Laden gibt (seit Sommer 2017) ist es natürlich um einiges einfacher geworden, Verpackung zu vermeiden. Ich fahre ein Mal pro Woche dahin und kaufe all das, was man sonst nur schwer offen bekommt: Teigwaren, Reis, Hülsenfrüchte, Getreide, Salz, Zucker, Nüsse, Dörrfrüchte, Gewürze, Tees, Kaffee, Öl, Essig, Haferflocken, Kakao, Backpulver, Maisstärke, Seife, Zahnbürsten und Natron (zum putzen). Übrigens gibt es da auch Gummibärli und Schokolade zu kaufen.
Andere Dinge kaufe ich in Pfandgläsern, dazu gehören Honig, Weiss- und Rotwein, Bier, Joghurt (das mache ich auch manchmal selber) und Quark.
Waschmittel, Abwaschmittel und Flüssigseife liess ich lange in einem Bio- bzw Claroladen auffüllen, im Moment mache ich Waschmittel (aus Waschsoda vom Unverpackt-Laden und Seife) und Flüssigseife selber, zum Abwaschen brauchen wir ein Stück Seife.
Eier kann ich bei uns im Dorf offen kaufen, dafür nehme ich immer denselben Eierkarton mit, er hält mindestens ein Jahr.
Fleisch, Fisch und Käse kaufe ich bei unserem Metzger und bringe dabei meine eigenen Glasbehälter mit.
Damit habe ich vor vier Jahren angefangen und es kostete mich einige Überwindung. Ich war ziemlich froh, als mir der Verkäufer sagte, das sei gar kein Problem, es kämen noch andere mit ihren Behältern einkaufen!
Milch kaufen wir direkt beim Bauernhof (wo es übrigens auch Eier und Honig gibt) und bringen einen Kessel oder Glasflaschen mit. Rahm nehme ich von der Milch ab und friere ihn in Gläsern ein, wenn ich ihn nicht gerade brauche. Das reicht meistens für den normalen Gebrauch. Kommt Besuch und brauche ich Schlagrahm, kaufe ich auch mal Rahm im Plastikbehälter, den ich dann im Coop ins Plastik-Recycling werfe.
Ist es nicht möglich, etwas ohne Verpackung zu kaufen, gibt es drei Möglichkeiten:
- Ich mache es selber
- Ich kaufe es nicht mehr oder suche eine Alternative, die keine Verpackung hat
- Ich kaufe es trotzdem und nehme den Abfall in kauf.
Alle drei Möglichkeiten kommen bei uns zum Zug. Einige Dinge mache ich selber. Das sind im Moment Schoko-Knuspermüesli (sehr kleiner Aufwand), Tofu (dauert ca 1h, daher mache ich es nur im Winter ca alle zwei Wochen, ist aber etwa ⅔ günstiger als gekaufter Tofu) und, wie schon erwähnt, Waschmittel, Flüssigseife, Brot/Brötchen und manchmal Joghurt. Ausserdem Konfitüre und Pelati, wenn ich viele Tomaten im Garten habe. Auch Tee vom Garten dörre ich selber.
Anderes habe ich eine Zeit lang gemacht oder ausprobiert, dazu gehören Zwieback (war vor einiger Zeit bei uns beliebt als Znüni/Zvieri, jetzt nicht mehr), Butter (viel zu teuer und aufwändig, ausserdem nicht so gut), Frischkäse, Mozzarella, Ketchup (ein totaler Reinfall), Pasta (als es noch keinen Unverpackt-Laden gab), Tomatenpüree, Senf (mache ich immer noch selber, muss aber dafür Senfsamen verpackt kaufen..)
Einiges kaufe ich schlicht nicht mehr (ich wünschte, Ketchup würde dazugehören!). Das ist z.B. Darvida, Snickers u.ä., Gerber-Chäsli, abgepackte Gebäcke, Kaugummi (höchstens zum Autofahren für die Kinder), Süssgetränke in Pet-Flaschen, Fertig-Pizza, Tortelloni und Ravioli im Kühlregal, Tiefgefrorenes wie Fischfilets, Pizza, Fischstäbli, Crevetten, Beeren, Gemüse etc und alles, was in vorgeformten Plastik-Behältern daherkommt.
Dann gibt es eben diese Dinge, die unsere fünf Säcke pro Jahr ausmachen, auf die ich aber nicht verzichten will, da das Ganze ja auf längere Zeit machbar bleiben soll und Abfall sparen auch nicht unser Lebensziel ist:
Ich kaufe regelmässig Butter, Sauerrahm und Ketchup. Manchmal kaufe ich Mozzarella oder asiatische Nudeln, selten Chips (zum Grillieren oder im Wald Würstchen braten), Glacé (mit Besuch, wenn ich nicht backen mag). Die Kinder bringen natürlich auch hie und da etwas vom Volg mit, wobei Dinge wie “Deo-Roller” mit süssem Pulver oder Plastik-Eimer mit Zuckerwatte drin ein absolutes No-Go sind!
So, das war der grösste Teil - zum Reuse gehört natürlich auch, alles, was geht, gebraucht zu kaufen. Das kommt auch meistens mit weniger oder keiner Verpackung.
4. Recycle - Recyceln
Wenn wir in den Ferien sind und nicht unverpackt einkaufen können, entscheiden wir uns für Dinge in Gläsern oder Büchsen, die man gut recyceln kann. Auch Teigwaren im Karton oder Mehl und Zucker in der Papiertüte gehen auswärts gut. Auch zu Hause kaufe ich einiges in Gläsern, z.B. im Winter Pelati und manchmal eine Fertig-Sauce. Oder Thunfisch in der Büchse und selten Ananas und Pfirsiche für ein Riz Casimir. Und zwei- bis dreimal im Jahr Bio-Ravioli aus der Büchse, wenn meine Tochter und ich am Mittag mal allein sind zum Essen!
Mehl kaufe ich übrigens - da ich das Brot selber mache und ziemliche Mengen davon kaufe - direkt in einer Mühle in 2,5- oder 5-kg-Papieräcken.
Papier-Recycling entsteht bei uns v.a. von den Handouts, die unsere Kinder aus der Schule mitbringen und von den vielen Zeichnungen, die sie machen. Einseitig beschriebenes Papier zerreisse ich und mache davon Notizzettel (meine To-Do-Listen). So musste ich seit Jahren keinen Notizblock mehr kaufen. Aus gefalteten einseitig beschriebenen Blättern (beschriebene Seite nach innen) machte ich z.B. ein Kochbuch mit meinen persönlichen Rezepten und band es mit Schnur (von den Mehlsäcken) zusammen.
Seit wir so wenig Abfall haben, sind wir beim Recyceln ziemlich pingelig geworden. Wir trennen jedes kleinste Metallteilchen ab und werfen jedes Papierchen ins Altpapier..
5. Rot - Kompostieren
Wie ich gelesen habe, macht Kompost (zumindest vom Gewicht her) einen Drittel vom Hausmüll aus, deshalb ist das Kompostieren etwas vom Ersten und Wirksamsten, was man tun kann, um Abfall zu sparen. In einigen Städten gibt es ja eine grüne Mülltonne, wo auch Essensreste etc hinein dürfen. Das ist bei uns auf dem Land leider noch nicht so. Wir haben das Glück, einen Garten zu besitzen und können so auch einen Kompost betreiben, der uns dann wieder Erde gibt. Es lohnt sich auf jeden Fall, vielleicht zusammen mit Nachbarn, einen Kompost anzufangen, denn ohne die kompostierbaren Abfälle aus dem Müll zu nehmen, ist es nicht gut möglich, über Wochen hinweg den gleichen Abfallsack zu benutzen. Das würde bald unerträglich zu stinken anfangen..
So, das ist das Ende des längsten Artikels meiner Reihe - ich hoffe, es hat sich niemand gelangweilt.. Aber deshalb steht im Titel ja auch: “Für Interessierte”.