Gastbeitrag meiner Frau zu Minimalismus und Zero Waste (7) - Die grosse Freude des Gebens

[Eure Gabe] ist wie ein Opfer, dessen Duft vom Altar zu Gott aufsteigt, ein Opfer, das Gott willkommen ist und an dem er Freude hat. (Philipper 4,18b; NGÜ)

Als wir anfingen, unseren Besitz zu verkaufen, lenkte Gott gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit und unsere Herzen immer mehr auf die Verlorenen. Der Gedanke, selbst einmal in die Mission zu gehen, nahm (v.a. in mir) langsam aber sicher Gestalt an. Wir lasen Bücher über Hudson Taylor und C.T. Studd, die uns unglaublich inspirierten. Ihr Entschluss, alles, was sie im Leben hätten erreichen können, aufzugeben, um Gott zu dienen und das Evangelium den Verlorenen zu bringen, erfüllte uns mit dem tiefen Wunsch, ebenso hingegeben zu leben. In Hudson Taylors Biografie heisst es über ihn:

Er lebte nur für das eine Ziel: die Ausbreitung des Königreiches Christi. Dafür gab er sein ganzes Einkommen, seine bemerkenswerte Verstandes- und Körperkraft und seine gesamte Zeit her. (aus: Hudson Taylor. Ein Mann, der Gott vertraute)

Wir lasen auch Bücher von Brother Andrew, einem holländischen Missionar, der sein Leben dafür einsetzt, unterdrückten und verfolgten Christen zu helfen. Schliesslich setzten wir uns mit WEC (einer von C.T. Studd gegründeten Missions-Organisation) und Open Doors (der von Brother Andrew gegründeten Hilfs-Organisation) in Verbindung. Wir lernten viele sehr liebe und inspirierende Menschen kennen, die uns wiederum der Mission näher brachten. Schliesslich wurde aber klar, dass die Mission für unsere Familie im Moment nicht in Frage kommt (wir rechnen jedoch immer noch damit, dass Gott uns “zur elften Stunde” einmal in diesen Dienst rufen könnte).

Durch das Minimieren und genügsam Leben hatten wir plötzlich immer mehr Geld übrig. Viele Dinge hatten wir auf dem Flohmarkt oder über Ricardo verkauft und dadurch Einiges verdient. Viel Geld hatten wir auch eingespart, weil wir weniger konsumierten. Nun konnten wir neben dem Zehnten noch viel mehr geben.

Es wurde uns klar, dass wir uns nicht erst dann an der Mission beteiligen können, wenn wir in ein fernes Land reisen, sondern auch jetzt schon, indem wir den Missionaren Geld geben. Und dass dieser Teil der Arbeit genauso wichtig ist. Ja, wir merkten, dass diese Art der “Arbeit” für unsere Familiensituation wie zugeschnitten war, da wir nicht viel Kapazität und Kraft hatten, um einen praktischen Dienst zu tun. Aber Gott hat uns (erstens als Schweizer, zweitens als gut Verdienende und drittens als Minimalisten) viel Geld gegeben, das wir zu Seiner Ehre für die Verlorenen, Armen und Verfolgten einsetzen können. Als wir das erkannt hatten, wurden wir von grosser Freude erfüllt. Es wich auch das nagende Gefühl, nicht fähig zu sein, an Gottes Arbeit teilzuhaben. Unsere Arbeit besteht im Moment einfach im Geben! Der oben zitierte Vers aus Philipper war eine weitere Bestätigung, dass Gott unseren Dienst annimmt und Freude daran hat.

Mittlerweile fühlen wir uns komisch, wenn wir auf unserem Konto Geld entdecken, das da einfach so unbenutzt herumliegt. Wir haben erkannt, dass das Geld auf unserem Konto keineswegs “unser” Geld ist, sondern dass es Gott gehört. Wir sind lediglich Verwalter davon. Und wir glauben nicht, dass wir gute Verwalter sind, wenn wir das Meiste für uns brauchen und nur das weggeben, was noch übrig bleibt, nachdem wir uns alle Wünsche erfüllt haben (die sind nämlich nach eigener Erfahrung endlos und am Schluss bleibt kaum etwas übrig). Wir glauben auch nicht, dass Gott uns Schweizern das viele Geld gibt, damit wir uns damit schnelle Autos, grosse Häuser und dicke Ferien leisten. Das Geld hat er uns anvertraut, damit wir es für sein Reich einsetzen können. Und dass ein Ausgleich stattfindet (2. Kor 8,13), nämlich dass wir was bei uns zu viel ist denen geben, die zu wenig zum Leben haben.

Wir fragen also Gott, wo wir das Geld hingeben sollen und spenden es (was nicht heisst, dass wir von der Hand in den Mund leben und kein Erspartes mehr haben). Und da wir einige Organisationen und die Menschen dahinter kennengelernt haben, fühlt sich das Spenden nicht mehr an wie Geld ins Leere werfen. Immer wieder hören wir von den Leuten, die in der Mission tätig sind. Wir lesen Briefe von ihnen, machen Skype-Chats und manchmal kommen sie sogar zu uns auf Besuch. Wir beten für sie und die Menschen, unter denen sie tätig sind.

Eine grosse Ermutigung erleben wir, wenn wir hören, dass das Geld, das wir gespendet haben, genau im richtigen Moment angekommen ist. Z.B. genau einen Tag, bevor ein Bauprojekt wegen Geldmangel eingestellt worden wäre. Und das Geld kam bar in den Händen einer Besucherin aus der Schweiz!

Ganz besonders berührte uns kürzlich eine kleine Meldung in einem Gebetskalender von einem Land, wo wir den Erlös unseres Autos hingegeben hatten: Ein Auszug eines Briefes von einem Christen:

Wir sind erstaunt über die Liebe unseres Vaters, der Menschen von weit weg gebraucht, um uns mit dem Nötigsten zu versorgen. Herr, wir beten, dass du uns gebrauchst. Wir wollen das Evangelium bis ans Ende der Welt bringen.

Ist das nicht unglaublich? Wir können armen Christen helfen und sie sind dadurch im Glauben gestärkt und wollen ihrerseits das Evangelium weitergeben! Das ist eine grosse Freude!

Ja, wir ermutigen Christen mit unserer Gabe, indem sie merken, dass andere Christen an sie denken und ihnen helfen. Sie erfahren Gottes Hilfe durch uns. Ihre Gebete werden durch unsere Gabe erhört. Im Gegenzug ermutigen sie uns, indem sie uns dafür danken und wir merken, dass wir von Gott gebraucht werden.

Paulus sagt in dem Abschnitt über das Geben im Philipper 4 auch etwas vom Gewinn derer, die Geld geben. Nachdem er sich für die Gabe bedankt hat, schreibt er:

Denkt jetzt nicht, ich wäre darauf aus, noch mehr zu bekommen. Es geht mir vielmehr darum, dass der Gewinn, den ihr selbst von eurem Geben habt, immer weiter anwächst. (Phil 4,17; NGÜ)

Was ist dieser Gewinn? Es gibt mehrere Stellen, wo von Reichtum oder einem Schatz im Himmel die Rede ist. Eine davon ist die Geschichte vom “reichen Jüngling”:

Jesus antwortete: “Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. (Matthäus 19,21; NGÜ)

Und für die, die sich herausreden wollen, dass das Besitz verkaufen nur dem reichen Jüngling gegolten hat hier eine Stelle aus Lukas 12, die sich an alle wendet:

Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen! Schafft euch Geldbeutel an, die nicht löchrig werden und legt euch einen unerschöpflichen Reichtum im Himmel an, wo kein Dieb ihn findet und keine Motten ihn fressen. Denn wo euer Reichtum ist, da wird auch euer Herz sein. (Lukas 12, 33-34; NGÜ)

Wir haben schon manchmal darüber gewitzelt, was wir den Nachbarn sagen sollen, wenn sie uns fragen, warum bei uns schon wieder so viel “Gratis zum mitnehmen” ist (jemand hat mal gefragt, ob wir überhaupt noch ein Bett haben, oder ob wir jetzt auf dem Boden schlafen). Wir könnten ihnen einfach sagen: “Wir machen: Verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen!”

Eine weitere Stelle steht im Matthäus 6, in der Bergpredigt:

Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen und wo Diebe einbrechen und sie stehlen. Sammelt euch stattdessen Reichtümer im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie zerfressen und wo auch keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Reichtum ist, da wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6, 19-21; NGÜ)

Diese Stelle ist eine meiner Lieblingsstellen. Es heisst ganz klar: Sammelt euch KEINE Reichtümer auf der Erde. Nicht: Nicht zu viele. Oder: Nicht mehr als der Nachbar. Sondern ganz einfach: Keine.

Wenn wir uns einerseits keine Reichtümer auf der Erde anhäufen und andererseits unser Geld den Armen geben, werden wir uns dadurch Schätze im Himmel sammeln. Und “wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.” Mein Herz wird also dadurch bei Jesus sein. Ich werde Ihn lieben anstatt meinen Besitz. Da mein Trachten und mein Sehnen nicht mehr nach Besitz und nach meinen eigensüchtigen Wünschen auf der Erde ist, ist in meinem Herz Platz für Jesus Christus, meinen herrlichen Erlöser. Und für die Verlorenen, die ihn noch nicht kennen.

Das ist ein grosser Gewinn!

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