Philipp ringt: Handy-Regeln meiner Kinder

Mein Sohn (13) bekam dieses Jahr sein erstes Handy. Mir war klar, dass damit grosse Herausforderungen auf uns zukommen würden. Der Umgang mit elektronischen Medien empfinde ich als eines der schwierigsten Aspekte der Erziehung.

Ich bin noch am Ringen nach dem richtigen Umgang damit. Hier ein paar unserer Erfahrungen und Gedanken.

die Abmachung

Unser Sohn sehnte sich nach seinem ersten Handy. Vor der Anschaffung wollte ich von ihm wissen, was er sich vom Handy erhoffte: welche Apps er darauf installieren wolle und welche nicht, mit wem er kommunizieren wolle, …. Er hat dies auf einem Blatt Papier festgehalten. Auf einem anderen Blatt Papier habe ich als Vater festgehalten was mir wichtig ist. Dabei war mir wichtig, nicht bloss die Gefahren, sondern auch die Chancen des Handys festzuhalten. Nachdem wir festgestellt haben, dass unsere Vorstellungen miteinander kompatibel sind, haben wir das Handy zusammen bestellt.

Fazit: es war wertvoll, diese Abmachungen vor dem Kauf, mit einem “kühlen Kopf” zu besprechen

tägliche Rückschau

Meinem Sohn wie mir war klar, dass ein Handy ein potentieller Zeitfresser ist. Er sah an meinem Beispiel, dass ich Mühe damit habe, und verstand, dass auch sein Umgang damit nicht ohne Probleme sein wird.

Auf seinem Handy haben wir Family Link installiert. Unter anderem sammelt die App Statistiken: wieviel Zeit verbringe er pro Tag total und wieviel pro App? Jeden Abend nahmen wir uns 2-3 Minuten Zeit und mein Sohn kommentierte die Zahlen, sagte wo er sich verbessern will und wo er zufrieden war. Seine tägliche Nutzdauer war bei weniger als einer Stunde.

Fazit: die tägliche Rückschau war gut, denn sie erlaubte meinem Sohn, seinen eigenen Umgang zu reflektieren und half mir, Vertrauen zu ihm aufzubauen.

Limiten

Dann wurde es stressig zu Hause. Wir kamen nicht mehr zur täglichen Rückschau, die Nutzungszeiten meines Sohnes überbordeten. Wir haben ihm daher eine tägliche Zeit-Limite eingestellt. Es war eine Entscheidung aus der Not heraus, weil wir uns einfach nicht täglich darum kümmern konnten, und es für unseren Sohn zu schwer war, selber damit klar zu kommen.

Family Link funktioniert gut beim Setzen von Limiten. Es gibt keine Wege, die Limiten auszuhebeln. Deshalb gingen wir davon aus, dass das Problem damit behoben ist.

War es aber nicht. Denn nach Ablauf der Limite kam unser Sohn und sagte, dass er nochmals Zeit brauche, und konnte einen guten Grund dafür nennen. Er begann, die Limiten gut auszunutzen, etwa nach Verschicken des WhatsApp den Bildschirm abzuschalten, damit die Zeit nicht weiter zählt.

Es begann ein stetiges Zerren: er wollte mehr Zeit am Handy, ich wollte, dass er weniger Zeit am Handy hat, es bildete sich eine Front. Nachdem wir uns am Anfang über den Handy-Umgang einig waren, schien es, dass wir es nun nicht mehr waren.

Fazit: Handy-Limiten helfen zwar kurzfristig, langfristig bilden sich Fronten. Sie sind nicht optimal, scheinen aber pragmatisch. Wir haben sie noch nicht verworfen, suchen aber nach einer besseren Lösung.

Konzentrations-Zeit

Hausaufgaben. Dieses Thema löst bei uns in der Familie viel Gefühle aus und wäre ein Beitrag eine ganze Beitrags-Reihe wert.

Trotzdem müssen sie gemacht werden. Und auf Prüfungen muss man sich vorbereiten. Und es hilft nicht, wenn das Handy nebenan liegt und bei jeder Nachricht vibriert.

Spreche ich ihn darauf an, dann bestätigt er, dass er ohne Handy besser lernen kann, und gibt freiwillig das Handy ab, damit ich es in ein anderes Zimmer legen kann.

Fazit: Handy in ein anderes Zimmer legen hilft der Konzentration, ohne dass sich dabei Fronten zwischen meinem Sohn und mir einstellen.

Zwischen-Fazit

Limiten sind kurzfristiges Pflaster, die Charakter und Gewohnheiten nicht formen. Mit 13 ist mein Sohn noch zu jung, dies selbständig zu tun. Wir versuchen unseren weiteren Weg mehr über Dialog zu führen als über Limiten.

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