Probleme mit Smartphones haben nur andere, ich nicht. Das sahen meine Kinder anders.

Vor ein paar Jahren sass ich mit meinen beiden Kindern (damals 8 und 5 Jahre) beim Brettspiel. Plötzlich fing eines der Kinder an, unter dem Tisch wie wild auf einem alten Handy rumzudrücken.

Ich: »Was in aller Welt machst Du da unter dem Tisch mit meinem alten, kaputten Handy?«
Antwort: »Ich spiele Papi!«

Spätestens da wusste ich: Ich habe ein Problem mit Smartphones.

Bis dahin dachte ich: Smartphone-Sucht ist ein Problem der anderen Leute.

Einmal im Zug konnten wir beinahe nicht aussteigen, weil der vorderste Mann bei der Türe zu sehr mit seinem Handy beschäftigt war um zu merken, dass der Zug längst angehalten hatte und er den Türknopf hätte drücken sollen. Einmal ertappte ich unsere Babysitterin dabei, wie sie Notifications gecheckt hat, um die tote Zeit beim Treppensteigen zu überbrücken (es war nur ein Stock!). Und dann all die Meldungen aus den Zeitungen: Vor Konzerten werden Handys eingsammelt, weil sonst niemand zuhört sondern nur filmt. Bei Rettungsarbeiten stehen Handy-Fotografierer im Weg.

Also bildete ich mir ein, das sei ein “other people’s problem”. Doch da half mir meine Familie zur besseren Einsicht: Nicht nur meine Kinder meinten, ich hätte ein Problem (»Papi, du hast gesagt, du kommst!«), sondern auch meine Frau. Die meiste Zeit über war ich nicht wirklich anwesend.

Wie es soweit kam

Lasst mich mal eine – ziemlich schüchterne – These aufstellen: Wirkliche Probleme mit Smartphones haben Leute, welche…

a) mit Smartphones aufgewachsen sind
b) von Smartphone-besessenen Leuten umgeben sind

Kurzer Check: meine Eltern haben wohl Smartphones, auf die trifft aber weder a) noch b) zu. Wenn ich bei ihnen auf Besuch bin, checken sie nie Notifications auf ihrem Handy. Lasst uns diese These als bewiesen betrachten.

Ich, an meinem 486er, ca. 1999

Nun zu mir: Nein, ich bin nicht mit Smartphones aufgewachsen. Aber mit Computern. Und zwar mit einer ziemlich zünftigen Dosis.

Mit 14 Jahren (1991) kaufte mein Vater unseren ersten Computer. Sofort fing ich an darauf zu gamen und - was mich weit mehr packte - zu programmieren. Dann kaufte ich mir mit 17 Jahren meinen eigenen Computer, mit 19 Jahren (1996) hatte ich meinen ersten Internetzugang (meine Eltern verstanden noch nicht, was ich überhaupt mit der Telefonleitung anstellte).

Ab dann begann ich immer mehr über elektronischen Weg zu kommunizieren. Zuerst über Foren, dann per Mail. Ich war praktisch meine gesamte freie Zeit am Computer. Als ich einmal meinen Computer für 1 Woche zur Reparatur schicken musste, wusste ich nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte (also hängte ich mich vor den Fernseher…).

Somit wäre a) abgehakt, kommen wir zu b), meinem Smartphone-getränkten Umfeld:

Ich, 2. v.l., 2008, beim Abgeben des Armee-Materials, stand ich mit meinem Smartphone-Konsum noch ziemlich allein

Mit 20 Jahren drängten mich meine Freunde ein Handy zu kaufen, damit ich endlich auch immer und überall erreichbar sein könne (remember: damals trugen die meisten ihr Handy noch am Gürtel - schauder!). Auch einen Palm Pilot habe ich mir zugetan, weil… ja, die meisten meiner Freunde hatten einen.

Nach weiteren Handys kaufte ich dann 2007 das erste iPhone. Damals hatte ich eben meine Arbeitsstelle bei der Internet-Plattform local.ch angefangen und alle (ja, alle!) meine Arbeitskollegen kauften sich auch so ein Ding.

Ich installierte Twitter, Facebook, Skype und Mail. Jede Nachricht las und beantwortete ich innerhalb von Minuten. Und das frass immer mehr meiner Aufmerksamkeit weg, was vor allem die Familie zu spüren kriegte. Und es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Also musste ich etwas tun.

Und was ich dagegen versucht habe zu tun, was funktionierte und was nicht: Dazu im nächsten Beitrag…

Obwohl: Halt, zuvor noch etwas Theorie um den Smartphone-Konsum. Denn Thesen aufstellen ohne Quellen-Angaben usw. bringe ich als Engineer nicht recht übers Herz…

Älterer Beitrag: Update nach 2½ Jahren Blog-Pause. Und: Neue Themen Neuerer Beitrag: Wieso macht das Smartphone süchtig? Ein bisschen Theorie

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