Wenn es Bibel-Übersetzungen wagen die antiquirten Luther-Wendungen über Bord zu werfen freue ich mich. Zusammen mit dem Bibel-Übersetzer Benjamin Misja haben wir hier eine Review der Guten Nachricht Bibel (GNB) gemacht. Und dabei wird sichtbar, dass es der GNB gelingt einige Luther-Phrasen abzustreifen. Hier zwei Beispiele:
Gelungene Abwechslung zu “siehe” und “wahrlich”
Das Wort “ἰδού” (Luther: ‘siehe’) ist ein häufiges Wort. Im ganzen Neuen Testament kommt es 187 Mal vor. Manchmal ist jedoch “siehe” nicht sehr treffend, z. B. in Mk 10,28: “Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt”. Das deutsche Wort “siehe” deutet an, dass etwas mit den Augen wahrnehmbar ist. Die Bedeutung im Griechischen ist jedoch allgemeiner: Es hat die Funktion, die Aufmerksamkeit auf das Folgende zu lenken. Diese Funktion kann man nicht mit dem deutschen “siehe”, sondern nur mit einer sinngemäßen Wiedergabe erreichen
Ebenso häufig ist das “ἀμήν” (Luther: ‘wahrlich’). Aus dem zeitgenössischen Judentum wie aus dem frühen Christentum ist es als liturgische Bekräftigungsformel bekannt. Da wurde es allerdings immer am Ende der fraglichen Aussage benutzt – ähnlich wie wir ja auch heute beim Beten “Amen” sagen. […] Luthers Übersetzung ‘wahrlich’ folgen bis heute die meisten deutschen Übersetzungen. Die Übersetzung der Guten Nachricht: “Ich versichere Euch” ist für den heutigen Leser verständlicher.
Was bedeutet “Reich Gottes”?
Die Begriffe “Reich Gottes” und “Himmelreich” sind nicht einfach zu verstehen. Viele nehmen zu Anfang ihres Bibelstudiums an, dass damit der Himmel als etwas Zukünftiges oder Jenseitiges gemeint ist. Das macht aber an einigen Stellen keinen Sinn wie bei Mk 1,15 “die Zeit ist erfüllt und das Himmelreich ist herbeigekommen”.
Das “Reich Gottes” ist ein ziemlich kompliziertes Konzept, das auch heute noch beforscht wird. Luther, Menge, Schlachter, die Zürcher, Einheitsübersetzung, auch die NGÜ übersetzen diese Wendung stets mit “Reich Gottes”. Die Gute Nachricht nimmt die Herausforderung an, lässt die bisherigen Erkenntnisse einfließen und schält die wahrscheinlichste Bedeutung heraus. Unsre Analyse des Matthäusevangeliums hat ergeben, dass die GNB vier verschiedene Übersetzungen wählt und je nach Kontext einsetzt, wo Luther “Himmelreich” hat. […]
Die meisten Christen wissen, dass Jesus oft vom “Reich Gottes” sprach. Aber was er damit genau meinte, das wissen wir nicht so genau. Die Beispiele in der Tabelle zeigen, dass es der Guten Nachricht gelingt, dem Leser die vermutete Bedeutung zu kommunizieren.
Der ganze Beitrag ist hier erschienen.
Kommentare