Beim Lesen von Randy Alcorns Buch “Wo dein Schatz ist…” vor ein paar Jahren hatte ich zum ersten Mal ernsthaft übers Spenden nachgedacht.
Sofort kamen mir Vorwände in den Sinn, wieso Spenden “hinausgeworfenes Geld” wäre. Von den Medien hörte ich immer wieder Missbrauch von Spendengeldern, und das hatte mich bisher abgehalten, grössere Summen zu spenden. Doch durch Gebet und viel Gespräch mit meiner Frau wurden wir zu begeisterten Spendern.
Dieser Beitrag ist als “Schützenhilfe” gedacht für solchen, denen es geht wie uns damals: “Ich will zwar spenden, aber…”.
Es ist nötig, sich gut zu überlegen, wohin man spendet. Ja, ich denke, wir sollen uns informieren, aber auch viel Zeit im Gebet verbringen, denn schlussendlich soll das Geld bei der Verbreitung des Evangeliums helfen.
Hier ein paar Bedenken, Vorbehalte und Überlegungen zum Thema Spenden:
Korruption verhindert, dass das Geld ankommt
Davon gibt es viele Berichte. Über das Live Aids Konzert 1985 (für alle, die wie ich 40+ sind), organisiert von Bob Geldof, wurde berichtet, dass die Gelder für das Regime von Äthiopien zum Kauf von Waffen verwendet wurde. Die Anschuldigungen konnten allerdings nicht bewiesen werden.
Ebenso schreibt der Schweizer Konsul Beat Moser in seinen Memoiren “Von Bomben und Badehosen” von ähnlichen Beispielen: Etwa von einer Hilfslieferung, die von der Regierung zur persönlichen Bereicherung verwendet wurde: Sie verlangten Zölle, weitere Dokumente, weil angeblich die Qualität der Ware nicht sichergestellt sei, und durch die Zeitverzögerung behaupteten sie, die Ware sei nun verdorben und müsse vernichtet werden und verlangten dafür nochmals Geld. Schlussendlich gelangte die Ware an die Bevölkerung, allerdings wurde sie, obwohl kostenlos geliefert, in den Läden für Geld verkauft. In den Läden habe man sogar die Säcke mit der Aufschrift “donated from…” noch sehen können.
Von diesen Beispielen lernten wir, dass wir am besten das Geld direkt an Leute vor Ort spenden. So können sie sich selbst um das Verteilen der Güter kümmern und sind dabei nicht von der Regierung abhängig. So können wir verhindern, dass das Geld zur Bereicherung der Oberschicht verwendet wird.
Die Spenden werden nur für humanitäre Zwecke verwendet, nicht zur Verkündigung des Evangeliums
Eine weitere Sorge von uns war, dass die Spenden nur für humanitäre Zwecke verwendet würden, etwa zum Aufbau von Schulen und Spitälern, Lindern von Hunger etc. Dafür gibt es schon viele Hilfswerke, das müssen wir nicht auch noch unterstützen. Uns war es wichtig, an Organisationen zu spenden, bei denen das Verkündigen des Evangeliums die oberste Priorität hat.
Ich muss sagen, dass ich anfangs eine puristische Vorstellung hatte von Leuten, die im Busch das Evangelium predigen und nichts anderes. Ich lernte, dass Evangelisation anders vonstattengeht. Jesus hat Leute geheilt und machte so viele auf die Kraft des Evangeliums aufmerksam. Viele Missionare (besonders in Afrika) bringen zuerst medizinische Versorgung. In “God’s Needle“ oder “Vergessenes Land“ lasen wir davon, dass christliche Missionare an Orten waren, wo sonst niemand bereit war, hinzugehen und so durch den barmherzigen Akt der Krankenpflege den Menschen die Tür zum Evangelium geöffnet haben.
Wir kamen zum Schluss, dass wir den Missionsgesellschaften und den Missionaren vertrauen mussten, dass sie die Balance zwischen humanitärer Hilfe und Predigen des Evangeliums gut meistern werden. Von der Schweiz aus können wir das nicht gut beurteilen.
Missionsgesellschaften haben jährliche Treffen, wo sie über ihre Projekte berichten. Wir fingen an zu diesen Treffen zu gehen, kamen dabei mit Leitern dieser Organisationen in Kontakt und konnten uns ein Bild machen, wie ihre Projekte aussehen. Das kann ich jedem empfehlen, der sich überlegt, grössere Summen an Missionswerke zu spenden.
Administration zweigt zu viel ab
Ein Argument, das ich häufig höre, wenn ich mit Leuten über Spenden spreche, ist dieses: Dies seien grosse Hilfswerke. Da gehe vieles in Administration verloren. Es habe sich über die Jahre ein grosser Apparat von Büro-Angestellten und PR-Leuten gebildet, welche man bei jeder Spende mit-unterstütze.
Einerseits empfehle ich, sich zu informieren. WEC Schweiz zum Beispiel erklärt hier, welche Spenden zu wie viel Prozent an Administration gehen. Open Doors Schweiz hat Finanzberichte online, wo man dasselbe entnehmen kann. Dann empfehle ich, bei den Treffen der Missionsgesellschaften, sie auf diesen Punkt anzusprechen. Und zum Schluss gehört auch ein Vertrauens-Schritt dazu. Jesus hat die Witwe empfohlen, welche in den Tempel-Kasten ihr letztes Geld eingeworfen hat. Die Pharisäer waren korrupt und das Geld wurde vermutlich nicht zu 100% korrekt verwendet. Trotzdem empfahl Jesus ihre Bereitschaft zu Spenden und verurteilte nicht ihre Naivität. Heisst das, dass wir uns nicht informieren sollen, dass ich leben soll nach “was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss?”. Nein, aber dass es am Ende immer ein Vertrauensschritt ist, dass Gott unser Geld so verwenden wird, dass sein Name verkündet wird.
Man kann nicht wissen, was mit dem Geld passiert
Wir hatten Bedenken, dass wir das Geld “ins Leere” spenden und dass wir höchstens ein “generelles Danke” von den Missionsgesellschaften erhielten und nichts mehr.
Hier haben wir uns am meisten getäuscht. Ein Beispiel: Irene wurde durch Gebet auf ein Land in Zentralasien aufmerksam. Wir haben angefangen, dahin Geld zu spenden, ohne zu wissen, wo es landet. Ein paar Monate späte bekamen wir Postkarten von einer Frau, die uns für die Spenden dankte. Sie berichtete, dass sie am Aufbau eines Ausbildungs-Zentrums sei für Frauen. Ein Jahr später besuchte uns die Frau bei uns zu Hause und zeigte Bilder von ihrem Projekt und erzählte, wie das Geld (mehr als einmal) genau zur richtigen Zeit ankam. Sie berichtete, dass die Fenster des Hauses aus unserer Spende gekauft wurden. Sie zeigte uns Bilder von Frauen, welche dank dieser Arbeit ausgebildet wurden.
Lohnt es sich, zu spenden?
Ja, absolut! Erst durch Spenden kamen wir mit der Mission in Kontakt. Vorher kannten wir Mission aus Büchern, seitdem wir spenden, haben wir persönlichen Kontakt zu Missionaren. Wir können für sie beten. Wir werden durch ihren Glauben gestärkt. Wir lernen die Kultur kennen, in denen sie unterwegs sind. Es fühlt sich an, als wären wir Teil einer Missions-Familie. Wir zu Hause und sie im fernen Land. Der Bibelvers hat sich bewahrheitet:
Es ist niemand, der Haus … oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben. Mk 10,29-30