#Sexualität

Birgit Kelle

Die Diskussionen über Gender, Familie, Homosexualität etc. sind ja im höchsten Grade verfahren, die Argumente alle gehört, beide Seiten bewegen sich keinen Millimeter von ihrem Standpunkt.

In dieser Situation kann man sich einfach genervt ausklinken. Es gibt aber auch eine Alternative: Birgit Kelles Kolumnen sowie ihr Buch “Dann mach doch die Bluse zu: Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn”, das ich gerade gelesen habe.

Obwohl (oder gerade weil) Kelle nicht aus der christlichen Ecke argumentiert, sind ihre Texte bissig, ehrlich, ungezwungen, voll von gesundem Menschenverstand und smart.

Und das braucht’s. Denn das Thema ist zum Teil rabenschwarz. Beim Durchlesen ihres Buches hatte ich einige Male gestockt und gedacht: »oh the humanity«, was wird aus der Rasse Mensch noch werden? Vor allem wenn es um Gender-Mainstreaming oder Abtreibungen geht, bekroch mich ein kaltes Gruseln ob dem Gedanken, wohin das alles noch führt.

Doch genau deshalb braucht es einen Schuss Zynismus gemischt mit einer Brise gesunder Menschenverstand, wo man dem Gegner recht geben muss und wo nicht.

Hier drei der unterhaltsamsten Zitate aus dem Buch:

Über Frauenquoten:

Kollektiven Atemstillstand und Hysterie löst es jedes Mal aus, wenn ich in einer Diskussionrunde über Fauenquoten die These aufstelle, dass gar nicht alle Frauen in einen Vorstand wollen und möglicherweise deswegen so wenige dort ankommen. Sie wollen nicht?!? Das ist ein feministisches No-Go. Alle haben zu wollen… Man weiß doch, was Frau will. Diskussion abgeschlossen. Ist doch alles schon gesagt worden von den Vorkämpferinnen der Frauensache a la Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer, Bascha Mika, Elisabeth Badinter und wie sie alle heißen.
Sie meinen es wirklich sehr gut mit uns Frauen. Und damit wir nicht auf die Idee kommen, selbst darüber nachzudenken, haben sie schon einmal für uns mitgedacht. Es ist im Übrigen auch der einzige Weg, um das Frauenkollektiv nicht zu gefährden. Denn wenn alle Frauen über ihr Dasein nachdenken, über die Frage, was sie wollen oder gar, was sie glücklich macht, könnten natürlich völlig unterschiedliche Meinungen dabei herauskommen.

Über Kitas:

Ich bin kein Brutkasten, ich bin Mutter, ich werde es immer sein, bis zu meinem letzten Atemzug. Weil ich nicht Kinder bekommen habe für Deutschland… Weil ich nicht müde werde, jeden Abend die gleiche Lieblingsgeschichte von Bäcker Olsen vorzulesen. Weil ich über jeden hundertfach erzählten Häschen-Witz immer noch lachen kann. Einfach, weil es meinem Kind Freude bereitet. Weil es mich begeistert, wenn mein Kind Dinge wie Humor oder gar Ironie begriffen hat. Was für eine intellektuelle Meisterleistung! Ich vergöttere unsere Kinder, und ich halte sie für die schönsten und klügsten auf der ganzen Welt, so, wie nahezu alle Eltern es tun. Ich bin froh, dass das erste Wort meiner Kinder „Mama“ war und nicht “Sabine aus der Kita”.

Über Gender-Mainstreaming:

Die Gender-Theorien arbeiten nicht auf eine rechtliche oder gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau hin, sondern fordern ein komplettes Aufweichen der Kategorie Geschlecht – denn nur damit sei angeblich die Ungleichheit der Geschlechter zu überwinden. Ganz nach der Theorie von Marx und Engels, wonach der Beginn der ersten Arbeitsaufteilung und somit der Beginn jeder weiteren ökonomischen und kulturellen Klassenteilung seinen Ursprung in der natürlichen Unterschiedlichkeit von Mann und Frau findet. Deswegen genügt es nicht einfach, die Privilegien des Mannes zu beseitigen, was mit Gleichstellungspolitik ausreichend bewerkstelligt werden könnte. Nein, man muss die Geschlechtsunterschiede komplett beseitigen.

Also Gleichmacherei statt Gleichberechtigung.

Die Natur ist dabei das rote Tuch im Kampf um die Auflösung des Geschlechts. Sie zieht einfach nicht mit, ist störrisch, unbeirrbar und pflanzt sich immer noch weiter zwischen Männern und Frauen fort.

Meine Empfehlung

Lest es, auch die Männer. Für unterhaltsame Aufklärung über die Feminismus-Themen und für einen bunten Strauss an Argumenten, wenn es beim nächsten Café an der Arbeit plötzlich um Frauenthemen geht.

Klaus Berger greift in seinem Buch “die Bibelfälscher” die Auswüchse der Aufklärung scharf an.

Ich hatte vor zwei Monaten ein Gespräch mit einem liberalen Christen, und dabei kamen wir auf das Thema Homosexualität zu sprechen. Ich war überrascht, in welcher Intensität er für die Homosexualität in der Kirche sprach. Ich fragte ihn, was er denn mit Stellen wir Römer 1,27 mache, und der meinte dann, dass sowieso vieles der Bibel nicht stimme.

Ich war irgendwie überrascht. Aber irgendwie doch nicht: Denn wie sonst soll man Modethemen wie Homosexualität mit dem Glauben vereinbaren, als wenn man behauptet, »es stimme ja sowieso alles nicht«.

Ich verstehe ja, dass es herausfordernd ist, entgegen der Auffassung der Mehrheit eine andere Meinung zu haben. Die Versuchung ist groß sich der Mehrheitsmeinung zu unterwerfen und dafür zu behaupten, die Bibel stimme nicht. Klaus Berger meint dazu:

Meine grundsätzliche Anfrage richtet sich vielmehr darauf, ob es stets nur die Texte sind, mit denen etwas nicht in Ordnung ist, wenn Menschen unserer Zeit Schwierigkeiten mit ihnen haben. Es könnte sich ja auch ebenso um Defizite in unserer Wahrnehmung handeln. Dann wäre diese lückenhaft und möglicherweise zu kritisieren, und nicht zuallererst der wehrlose Text.

Man glaubt weithin, gegen diese kritische Anfrage immun zu sein, da man seit den Zeiten der Philosophie Hegel einem unausgesetzten Fortschrittsglauben huldigt. Auch durch die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde dieser Glaube nicht berührt. Die Wissenschaftler meinen, unbezweifelbar sei in jedem Falle der Fortschritt der Vernunft, hinter den man nicht zurückfallen dürfe.

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