Umweltschutz - ein Plädoyer

Was ich nicht verstehe: Wieso scheint Umweltschutz primär eine Sache von Nichtchristen? Wieso sind es nicht primär Christen, die sich für den Umweltschutz einsetzen?

In den letzten Jahren wurde Umweltschutz und Nachhaltigkeit für meine Frau und mich immer wichtiger. In diesem Artikel versuche ich zu erklären, wieso.

Einwand: «Umweltschutz ist nicht der Kern der christlichen Botschaft, wir sind gesandt, das Evangelium zu verkünden».

Natürlich. Doch ist nicht die Sklaverei von William Wilberforce abgeschafft worden, einem Christen? Waren es nicht Christen, welche sich für allgemeine Bildung und Medizin einsetzten? Wieso hat Jesus Menschen geheilt, wenn er doch gekommen ist, das Evangelium zu verkünden?

Einwand: «Umweltschutz ist eine Ersatz-Religion».

Nur, wenn sie der Kern der Botschaft ist. Aber ebenso ist es die Medizin: Geht es nur darum, dass Menschen gesund werden und länger leben können, ohne dass sie dabei vom Evangelium hören, ist das am Ziel vorbeigeschossen. Denn was nützt einem Menschen ein langes Leben, wenn er danach in die Hölle kommt? Ebenso wenig hilft eine gesunde Erde, deren Bewohner keine Beziehung zu deren Schöpfer haben.

Doch: Wenn schon Menschen sich für die Erde einsetzen, die glauben, dass sie durch Zufall entstanden ist, wie viel mehr dann wir Christen, die wir glauben, dass sie von Gott erschaffen wurde. Hat uns Gott nicht nach der Erschaffung einen Auftrag gegeben?

Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre. (Gen 2,15)

Einwand: «Gott wird sowieso eine neue Erde schaffen».

Ja, das wird er. Viele Umweltschützer verfallen in einen panischen Aktivismus, da sie glauben, die Rettung der Welt liege auf den Schultern der Menschen. Dem stimme ich nicht zu, da ich glaube, dass Gott erstens eingreifen kann und zweitens tatsächlich eine neue Welt schaffen wird, die, wie ich mir vorstelle, nicht mehr geplagt wird von CO2-Ausstössen, schwimmenden Plastikansammlungen auf den Meeren und Artensterben.

Doch wenn Gott sagt: “Wieso hast du nicht zu meiner Erde sorge getragen” kann ich nicht mit gutem Gewissen sagen: “Weil ich gedacht habe, du machst danach eh eine neue”.

Im Englischen gibt es das Wort “Stewardship”, das leider im Deutschen kein gutes Gegenüber hat. (“Verwalter” klingt nach einem Beamten-Job). Wir sind “Stewards” der Erde. Es ist Gottes Eigentum, den er uns zur Sorge übertragen hat. Es ist ein “Trust” (auch hierfür fehlt ein gutes deutsches Wort): Das Eigentum Gottes, dass er uns zur Pflege anvertraut hat.

Rick Warren beschreibt dieses Verhältnis treffend:

Vor Jahren überliess ein Ehepaar meiner Frau und mir ihr schönes Haus am Strand von Hawaii für einen Urlaub. Es war eine Erfahrung, die wir uns nie hätten leisten können, und wir haben es sehr genossen. Uns wurde gesagt: “Benutzt es so, als ob es euch gehört”, also taten wir das! Wir schwammen im Pool, assen das Essen im Kühlschrank, benutzten die Badetücher und das Geschirr und sprangen sogar zum Spass auf den Betten herum! Aber wir wussten die ganze Zeit, dass es nicht wirklich uns gehörte, also passten wir besonders gut auf alles auf. Wir genossen die Vorteile, das Haus zu nutzen, ohne es zu besitzen. (Aus: The Purpose Driven Life)

Im Neuen Testament gibt es einige Stellen, wo es um die Verwaltung des Vermögens geht, wo der Besitzer verreist, danach zurückkommt und die “Stewards” danach beurteilt, wie sie mit dem “Trust” umgegangen sind.

Einwand: «Umweltschutz ist eine Ablenkung von Gott»

Der Einwand: Braucht Umweltschutz nicht mehr Zeit? Heisst es nicht: “Kauft die Zeit aus?”. Sind die Annehmlichkeiten der Erde (die leider negative Konsequenzen auf den Umweltschutz haben) nicht dazu da, dass wir mehr Zeit haben für die “wichtigen Dinge”?

Vielleicht, wenn es denn so wäre, dass die gesparte Zeit für Gott eingesetzt würde. Es dünkt mich aber eher, dass je mehr Annehmlichkeiten sich ein Mensch leistet, desto weniger ist Gott im Zentrum.

Die Lösung zum Klima-Problem führen fast ohne Ausnahme zu Verzicht. Zu genügsamem Lebenswandel. Zu persönlichen Einschränkungen. Zu weniger Konsum. Ist nicht genau das einer der zentralen Themen des Neuen Testaments? Lässt es sich nicht einwandfrei als Christ leben und gleichzeitig zur Umwelt zu schauen?

Euer Lebenswandel sei frei von Geldliebe! Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist (Heb 13,5)


Für meine Frau und mich ist Umweltschutz ein wichtiges Thema geworden. Das wichtigste? Nein. Auf diesem Blog wird hoffentlich klar, dass wir uns als von Gott berufene Christen verstehen, die unter anderem den Auftrag zum Umweltschutz erhielten. Und nicht Umweltschützler, die irgendwie auch noch an Gott glauben.

Zur Erde sorge tragen soll eine Selbstverständlichkeit sein. Etwas, das nebenbei geschieht, als unausweichliche Nebensächlichkeit.

Doch weil dieses Thema bei Christen noch immer wie ein Tabu betrachtet wird, werden meine Frau und ich in den nächsten Wochen über unsere Erfahrungen beim Thema Nachhaltigkeit erzählen, mit Fokus auf Zero-Waste. Gespickt werden die Beiträge - als Fortsetzung der letzten paar Wochen - mit Einschüben über Minimalismus. Denn diese zwei Themen gehören immer irgendwie zusammen.

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