“Geheiligt werde dein Name” - der zweite Teil des Vater-Unsers fand ich schwer zu verstehen. “Dein Reich komme” ist einfacher, und “Dein Wille geschehe” noch mehr. Aber wozu soll ich beten, dass sein Name geheiligt werde? Hat das mit meinem Leben überhaupt etwas zu tun? Ist das nicht Gottes Sache, dass er seinen Namen verherrlicht?
Beim Ringen über diese Worte bin ich über folgende zwei Zitate gestolpert:
»Dein Name werde geheiligt.« Darum habe ich auch gesagt, dass diese Worte nicht allein eine Bitte, sondern auch eine heilsame Lehre und Offenbarung für unser elendes und verdammungswürdiges Leben auf dieser Erde sind und uns mitsamt unserer Erkenntnis tief demütigen. Denn wenn wir bitten, sein Name möge in uns geheiligt werden, dann folgt daraus, dass er noch nicht geheiligt wird, denn wenn er geheiligt würde, brauchten wir nicht darum zu bitten. (Martin Luther, Auslegung des Vaterunsers für die einfältigen Laien, Zitat von “Aus der Tiefe, Herr, rufe ich aus zu dir“)
Wie lautet die erste Bitte des Vaterunsers? Jesus sagte: “Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!” (Mt. 6,9). Die erste Zeile des Gebets ist keine Bittschrift. Es ist eine Form der persönlichen Anrede. Das Gebet geht weiter: “Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme” (Mt 6,9-10). Wir verwechseln oft die Worte “Dein Name werde geheiligt” mit einem Teil der Anrede, als ob die Worte “Dein Name ist geheiligt” lauten würden. In diesem Fall wären die Worte lediglich eine Zuschreibung des Lobes an Gott. Aber so hat Jesus es nicht gesagt. Er sprach es als eine Bitte aus, als die erste Bitte. Wir sollten darum beten, dass Gottes Name geheiligt wird, dass Gott als heilig angesehen wird. Es gibt eine Art von Reihenfolge innerhalb des Gebetes. Gottes Reich wird niemals kommen, wo sein Name nicht als heilig angesehen wird. Sein Wille wird auf Erden nicht ebenso befolgt wie im Himmel, wenn sein Name hier entheiligt wird. Im Himmel ist der Name Gottes heilig. Er wird von den Engeln in einer heiligen Stille gehaucht. Der Himmel ist ein Ort, an dem die Ehrfurcht vor Gott absolut ist. Es ist töricht, das Reich Gottes irgendwo zu suchen, wo Gott nicht verehrt wird. Wie wir die Person und den Charakter von Gott, dem Vater, verstehen, beeinflusst jeden Aspekt unseres Lebens. (R.C. Sproul, aus “The Holiness of God“)