Das ist doch alles nur ein Schatten der Dinge, die in Christus Wirklichkeit geworden sind

Beitrag von meiner Frau

Es gibt immer wieder Christen, die, angesprochen auf Geld und Besitz, das Alte Testament herbeiziehen, um damit zu beweisen, dass Wohlstand ein Segen von Gott ist und dass sie es deshalb absolut verantworten können, Reichtum zu suchen und sich zu gönnen, was diese Welt zu bieten hat.

Was soll man dagegen sagen? Es steht ja in der Bibel. Es gibt verschiedene Stellen im Alten Testament, die von Gottes Segen in Form von grossen Herden, vollen Scheunen und vielen Nachkommen reden.

Für mich und meinen Mann ist jedoch schon seit einigen Jahren klar, dass wir nicht Geld und Besitz suchen wollen. Wir berufen uns dabei auf viele Stellen im Neuen Testament, die davor warnen, Geld zu lieben und Besitz anzuhäufen. Wir haben auch in unseren eigenen Herzen gemerkt, wie Gott an Wichtigkeit verliert, wenn wir irdische Güter suchen. Wie sich unsere Herzen langsam und schleichend von Gott wegbewegen, und stattdessen die Welt, und was sie zu bieten hat, immer begehrenswerter wird. Für uns steht ausser Frage, dass die Aussagen über Geld, Reichtum und Besitz im Neuen Testament wahr sind und nicht ernst genug genommen werden können. Doch was sage ich jemand, der mit einer Stelle aus dem Alten Testament kommt? Wie bringe ich beides zusammen?

Vor einiger Zeit stiess ich auf den im Titel zitierten Vers aus dem Kolosserbrief. Die ganze Stelle geht so:

Das ist doch alles nur ein Abbild und ein Schatten der Dinge, die Gott angekündigt hatte und die in Christus Wirklichkeit geworden sind. (Kol. 2,17)

Eigentlich geht es in dieser Stelle um Essensvorschrifen und das Einhalten bestimmter Tage. Paulus sagt den Christen, dass sie davon befreit sind, diese Vorschriften einhalten zu müssen. Denn in Christus sind die Dinge Wirklichkeit geworden, die zur Zeit des Alten Testaments in bildlicher Form für Sein Werk standen.

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Dieser Satz “Das ist doch alles…” gilt nicht nur für Essensvorschrifen und das Einhalten bestimmter Feste. Es gilt für alle Dinge, die in Christus Wirklichkeit geworden sind!

Also auch für den Reichtum.

Nachdem Christus sein Erlösungswerk vollbracht hat, sollen wir uns ganz auf die himmlische Welt ausrichten. Der Reichtum, nachdem wir streben, ist nicht mehr irdischer Besitz, sondern: Christus selbst. Unsere Schätze sammeln wir nicht hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen können, sondern im Himmel, wo sie uns niemand stehlen kann (Matthäus 6, 19-20).

Unsere ganze Hoffnung, unser ganzes Trachten, ist nicht auf diese irdische Welt ausgerichtet, sondern auf den Himmel. Deshalb suchen wir auch keinen irdischen, materiellen Reichtum. Deshalb kann Paulus auch sagen:

“Denn der Gewinn, nachdem ich strebe, ist Christus.” (Philipper 3,8b)

Unmittelbar vor dieser Aussage seht:

Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. (Philipper 3,8a)

Ich kenne keine Stelle im neuen Testament, die uns auffordert, Reichtum in der Welt zu suchen. Im Gegenteil: Wir werden aufgefordert, das zu suchen, was oben ist, nicht das, was zur irdischen Welt gehört (z.B. Kol. 3,1-4). Es gibt auch keine Stelle, die so geht: “Gesegnet sind die Reichen” oder “Glücklich zu preisen ist der, der reich ist an irdischen Gütern”.

Es gibt dafür einige Stellen, die genau das Gegenteil aussagen:

Glücklich zu preisen seid ihr, die ihr arm seid; denn euch gehört das Reich Gottes. (Lukas 6, 20)

Ein Gemeindeglied, das in ärmlichen Verhältnissen lebt, soll sich vor Augen halten, was für eine hohe Würde Gott ihm verliehen hat. (Jakobus 1,9)

Hört, meine lieben Geschwister! Hat Gott nicht gerade die, die in den Augen dieser Welt arm sind, dazu erwählt, durch den Glauben reich zu werden? (Jakobus 2,5)

Wir werden also durch den Glauben (an Christus) reich. Das ist unser wirklicher, echter Reichtum. Das ist der Reichtum, der in Christus Wirklichkeit geworden ist.

Über die Reichen hingegen heisst es im Neuen Testament:

Und nun zu euch Reichen: Weint und klagt wegen all des Unheils, das über euch hereinbrechen wird! Der Tag kommt, an dem euer Reichtum verrottet sein wird. (Jakobus 5, 1-2)

Doch weh euch, die ihr reich seid: denn ihr habt euren Trost damit schon erhalten. (Lukas 6,24)

Warum ist das so? Warum sollte es jetzt plötzlich nicht mehr ein Segen sein, im Überfluss mit materiellen Gütern versorgt zu sein? Die Antwort ist ganz einfach: Durch den Glauben bekommen wir etwas Besseres als irdischen Reichtum.

Im ganzen Neuen Testament wird immer und immer wieder betont, dass unser Leben hier auf der Erde nicht “The Real Thing” ist. Dass wir nur Gäste und Fremdlinge sind. Dass unsere Heimat im Himmel ist. Ja, es heisst sogar, dass, wenn es die Auferstehung nicht gäbe, wir Christen die Elendesten unter allen Menschen wären. Weil unsere Hoffnung ganz auf das ewige Leben in der Gegenwart von Christus ausgerichtet ist und wir deshalb die Erfüllung nicht in irdischen Dingen suchen. Wir sind sogar dazu aufgerufen, Leiden auf uns zu nehmen.

Unsere Vorbilder im Neuen Testament, allen voran Jesus, waren nicht reiche, erfolgreiche und angesehene Menschen nach weltlichen Massstäben. Wie viele Dinge besass Jesus? Hatte er ein Haus? Diener? Besitztümer? Nichts von alldem. Er hatte nicht einmal eine Frau und Kinder. Es heisst, er hatte keinen Ort, wo er seinen Kopf zum Schlafen hinlegen konnte. Jesus hatte in voller Klarheit vor Augen, dass seine Heimat bei Gott im Himmel ist. Und dass seine Zeit auf der Erde nur begrenzt ist und verglichen mit der ewigen Herrlichkeit nicht ins Gewicht fällt. Wie eigenartig wäre es gewesen, wenn er sich auf der Welt Reichtümer angehäuft hätte!

Aber bei uns ist es ja nicht anders. Auch wir sind nicht in dieser Welt daheim. Auch wir haben keinen Grund, sesshaft zu werden und Besitztümer zu sammeln.

Nur scheinen wir das oft zu vergessen. Mir kommt es so vor, als wenn viele Christen in unseren Breitengraden nicht auf den Himmel ausgerichtet wären. Dass sie aus den Augen verloren haben, dass die Zeit hier auf der Erde nicht ins Gewicht fällt, verglichen mit der ewigen Herrlichkeit in der Gegenwart Gottes. Im Matthäus-Evangelium ist dieser Zustand treffend beschrieben:

Wieder ein anderer Teil fällt ins Dornengestrüpp. Das bedeutet: Jemand hört das Wort, doch die Sorgen dieser Welt und die Verlockungen der Reichtums ersticken es, und es bleibt ohne Frucht. (Matthäus 13,22)

Könnte es sein, dass wir, wenn wir als Christen auf unser Recht auf Reichtum und Wohlstand pochen, nicht begriffen haben, dass Christus unendlich viel herrlicher ist als materieller Reichtum? Dass wir keine Vorstellung vom Himmel haben, sondern dass der Himmel wie ein schwarzes Loch aussieht, das nicht fassbar ist? Dass wir uns deshalb lieber etwas suchen, das fassbar und verständlich ist? Oder dass wir gar nicht ganz davon überzeugt sind, dass der Himmel wirklich existiert und wir am Ende belohnt werden? Oder uns nicht vorstellen können, dass es im Himmel wirklich besser ist als hier auf der Erde?

Deshalb wollen wir uns doch lieber absichern, sozusagen als Plan B, und auch nach irdischem Reichtum streben. Dann haben wir wenigstens etwas gehabt, falls es mit dem Himmel doch nicht klappen sollte.

Vielleicht haben wir nie erfahren, wie herrlich Jesus ist. Vielleicht können wir nicht verstehen, was Paulus damit meint, wenn er sagt:

Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen, ist etwas so unüberbietbar Grosses, dass ich, wenn ich mich auf irgendetwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte. (Philipper 3,8)

Aber ich weiss, was Paulus damit meint. Deshalb ist materieller Reichtum in meinen Augen auch nichts anderes als Müll. Oder, wie es Matt Chandler in einer Predigt gesagt hat: “Everything you own is the stuff of future garage sales, junkyards and dumps” - was soviel heisst, wie: “Alles, was du besitzt, ist Material künftiger Flohmärkte, Schrotthalden und Müllhalden”.

Materieller Reichtum hat zwei gravierende Nachteile:

  1. Er geht irgendwann kaputt, verrottet oder wird altmodisch.
  2. (Und das ist viel wichtiger): Er zieht unsere Herzen von Gott weg.

Das ist es mir nicht Wert! Nein, ich sage lieber von ganzem Herzen mit Paulus:

Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn!” (Philipper 1,21)

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