Sparen mit Bio. Teil 7: Das "Was ist wo billiger"-Chaos

Beitrag von meiner Frau

Mittwoch, dritte Woche. Eine weitere Runde Gemüsemarkt, Unverpackt, Coop.

Nachdem ich letzte Woche herausgefunden hatte, dass im Coop anscheinend alles billiger ist als im Volg, machte ich mir eine kleine Einkaufsliste für diese Woche. Darunter war Ketchup und ein Glas Passata. Ausserdem schrieb ich mir die Volg-Preise auf, zum Vergleich.

Also rein in den Coop und auf zum Preisvergleich. Eine Viertelstunde später verliess ich den Laden einigermassen verwirrt. Es ist gar nicht alles billiger! 700g Bio-Passata sind im Coop etwa 30 Rappen teurer. Ich kaufte trotzdem ein Glas, aber nur ein kleines. Diese Grösse bietet der Volg nicht an.

Weiter zum Ketchup. Hier herrscht das vollendete Preis-Chaos: Normales Heinz-Ketchup kostet im Volg 2.70. Im Coop 2.95. “Gesünderes” Ketchup mit weniger Salz und Stevia statt Zucker kostet im Volg - man höre und staune - 4.50! Das gleiche im Coop? 3.95. Woher nehmen die im Volg den riesigen Preisaufschlag (Coop ist natürlich auch nicht viel besser)? Von der kleineren Menge Salz? Gut, Stevia ist um einiges teurer als Zucker, aber dafür braucht es ja auch nur eine sozusagen mikroskopisch kleine Menge, um den gleichen Effekt zu erzielen. Also von den Zutaten her lässt sich der Preisunterschied nicht erklären. Es mutet ziemlich willkürlich an. Da würde eben die Aussage des erwähnten Artikels über Bio-Produkte in Grossverteilern doch plausibel erscheinen:

In diesem Artikel wird den Grossverteilern unterstellt, dass sie mit überhöhten Margen bei Bio- und Edelprodukten ihr Billig-Segment querfinanzieren. Das, weil anscheinend der Kunde, der Bio-Produkte kauft, sowieso bereit ist, mehr zu zahlen (also sagen auch die Grossverteiler: Bio ist für Reiche). Tönt nicht gerade vertrauenserweckend. Ob es stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

So oder so habe ich jetzt eine Antwort auf zumindest eine der Fragen im vorletzten Artikel gefunden: Warum ist es besser, Bio beim Bio- oder Unverpackt-Laden zu kaufen anstatt beim Grossverteiler oder Discounter?

Antwort: Selbst wenn der Artikel nicht recht hat und nichts querfinanziert wird, finanziere ich mit meinem Kauf doch irgendwie alle Produkt-Segmente mit. Sprich: Wenn ich im Coop Bio kaufe, unterstütze ich zwar den Bio-Anbau, aber nicht nur. Ich unterstütze auch Coop. Und Coop verkauft auch Billig-Produkte, hinter denen ich nicht stehen kann. Das ist z.B. im Unverpackt nicht so. Dort ist alles Bio.

Ausserdem fördern die Grossverteiler industrielle Herstellung und Gross-Bauernbetriebe. Kleinere Betriebe haben keine Chance als Lieferanten. Verwandte von meinem Mann führen selber einen Geflügel-Betrieb für Coop Naturaplan. Wir durften da mal hineinschauen. Das sind riesige Anlagen mit tausenden von Hühnern. Alles ist maschinengesteuert und automatisiert. Mit Hühnern, die fröhlich gackernd in der Wiese Würmer suchen, hat das rein gar nichts mehr zu tun.

Die Lieferanten vom Unverpackt-Laden hingegen sind zum allergrössten Teil kleine Handwerks-Betriebe und Bauernhöfe, die meisten davon regional.
Gut, natürlich könnte ich sagen: Der Bio-Laden verkauft dafür vielleicht Produkte mit esoterischem Hintergrund, die ich ja dann indirekt auch mitfördere. Tja, da wären wir wiedermal mittendrin im Wahl-Chaos. Es gibt wohl keinen Laden, der nur das verkauft, wo ich dahinter stehen kann. Kompromisse sind nicht zu vermeiden.

Übrigens noch ein kleiner Einschub zum Thema Billig-Produkte: In der ersten Woche musste ich einen Essig zum putzen kaufen. Ich kaufe immer den billigsten Weisswein-Essig für 1.70, nicht Bio, in der Plastikflasche (die ich dann im Coop ins Plastik-Recycling werfe). Doch da gab es ein neues Produkt: “Familienpreis Tafelessig” für nur 0.85 pro Liter. Ich kaufte diesen. Doch als ich damit das Bad putzen wollte, verbreitete sich ein ekliger Geruch. Eine Mischung aus Leim und Lösungsmittel. So ein Gebräu tun andere Leute in ihren Salat? Ich schaute auf die Zutatenliste. Tafelessig, Farbstoff. Was ist Tafelessig? Ich vermute, irgendein chemisch hergestellter, farbloser Essig. Deshalb muss dann auch die gelbe Farbe her, damits wie Essig aussieht. Nein, das kaufe ich nicht mehr. Auch nicht zum Putzen. Beim Weissweinessig heisst die Zutatenliste nämlich: Weissweinessig. Und er riecht auch wie Essig.

Ansonsten habe ich heute auf dem Markt knapp 30 Franken ausgegeben für nicht mehr so knapp bemessenes Gemüse. Denn ich habe entschieden: Beim Gemüse spare ich nicht bei der Menge, sondern bei der Sorte. Funktioniert ganz gut.

Im Unverpackt kaufte ich vier Bambus-Zahnbürsten für je 6.50 (nicht im Budget eingerechnet). Ausserdem genau berechnete Mengen an Teigwaren, Haferflocken und Reis. Das habe ich in den letzten drei Wochen gelernt: Vorsichtig einfüllen und genau abwägen. Denn man verschätzt sich leicht bei den Mengen. 400g Reis z.B. sehen nach nichts aus. Ohne Abwägen hätte ich wohl die doppelte Menge gekauft, ohne es zu merken…

Dann mussten wieder mal Nüsse her. Diesmal nicht die edlen gerösteten piemonteser Haselnüsse (ca 4.- pro 100g), auch keine Apéro-Nüsse (4.40), sondern geschälte Mandeln (3.-). Die ungeschälten wären noch etwas billiger, aber über Geschmack lässt sich halt nicht streiten… Übrigens gibt es auch Baumnüsse zu kaufen: 100g für 5 Franken. Bin ich froh, haben wir die gratis zu Hause!

Schlussendlich habe ich mich heute vom teuren Olivenöl verabschiedet und stattdessen Rapsöl gekauft, was nur gut ein Drittel vom Olivenöl kostet. Mal sehen, ob die Familie Salat mit Rapsöl akzeptiert. Gut, wahrscheinlich werde ich längerfristig nicht ganz ohne Olivenöl auskommen wollen. Aber für den Salat könnten wir es uns angewöhnen.

Zu guter Letzt: Da war doch gestern tatsächlich ein Paket im Briefkasten mit einem Dankeschön-Kärtchen für die Blog-Artikel (also nicht nur diese Reihe!) und - Kaffee! An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür! Macht meinen Einkauf nächste Woche etwas einfacher, da kein Kaffee auf dem Einkaufszettel stehen wird…

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