Purpose Driven Life(1): Betet allezeit

Ich vergesse Gott oft. Lese ich den Vers “betet ohne Unterlass”, dann denke ich “es wäre schon schön, wenn ich täglich zwei, drei Mal zu Gott beten könnte”. Mein Gebetsleben ist für mich ein dauerndes Ringen, und daher ist mir zurzeit jeder Input sehr willkommen.

Dies ist Teil 1 der Reihe über Rick Warrens Buch “The Purpose Driven Life”.
Hier gehts zur Rezension des Buches.
Heute aus dem Tag 11: “Becoming best friends with God”

Input Rick Warren:

Wie lässt sich der Vers “Betet ohne Unterlass” in 1. Thessalonicher 5,17 in die Tat umsetzen? Ist damit gemeint, dass wir den ganzen Tag alleine mit Gott verbringen? Das ist nicht durchführbar. Was aber geht, ist, dass wir uns mit Gott unterhalten in den alltäglichen Situationen. Alles, was du tust, kann “mit Gott Zeit verbringen” sein, wenn du ihn mit dazu nimmst und dich seiner Gegenwart bewusst bist.

Warren empfiehlt dann das Buch “All meine Gedanken sind bei dir“ von Bruder Lorenz, ein Mönch aus dem siebzehnten Jahrhundert, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, mit Gott immer zu sprechen. Er war Koch im Kloster. Die Arbeit hat ihm nicht sonderlich Spass gemacht, aber seine Freude kam daraus, dass er seiner Arbeit so nachgegangen ist, dass er alles in Christus im Gebet gemacht hat.

Danach rät Warren, sich stündlich einen Alarm zu stellen, um sich regelmässig Gott zu erinnern. Als erster Schritt Richtung “dauerndes Gebet”, um dem Leben von Bruder Lorenz näher zu kommen.

Das Üben der Gegenwart Gottes ist eine Fähigkeit, eine Gewohnheit, die sich entwickeln lässt. So wie Musiker jeden Tag Tonleitern üben, um mit Leichtigkeit schöne Musik zu spielen, kann man seinen Geist dazu trainieren, sich an Gott zu erinnern.

Philipps Gedanken dazu:

Ich habe mir das Buch von Bruder Lorenz gekauft, weil mir die Idee der dauernden Konversation mit Gott sehr angesprochen hat. Ich habe das Buch aber nach zwei Kapiteln auf die Seite gelegt. Die Situation von Bruder Lorenz im Kloster im siebzehnten Jahrhundert war zu weit weg von meinem Alltag, der Abstand unüberbrückbar.

Ausserdem schien es, als würde Bruder Lorenz sich absichtlich die Arbeit ausgesucht zu haben, welche ihm am wenigsten gefällt, um dabei möglichst oft mit Gott sprechen zu können. Sollte Gott wollen, dass ich extra einer Arbeit nachgehe, die mir nicht gefällt, sodass ich all meine Freude aus Gott hole? Das deckt sich nicht mit meiner Vorstellung von Gott. Ich liebe meine Arbeit. Ich muss ja irgendeinen Sinn in meiner Arbeit sehen, damit ich darin auch mein Bestes gebe.

Die Sache mit dem Wecker stellen jede Stunde habe ich nicht probiert. Ehrlich gesagt klingt das nach einem Ritual, das mir das Gebet eher als Pflichtübung auferlegt, statt dass es meinem Wunsch entspringt, mit Gott zu sprechen. (Dieser Tip ist übrigens eine Ausnahme, normalerweise macht Rick Warren keine solchen konkreten Tipps, doch in diesem Fall tat er es und er hätte besser davon abgelassen).

Über was ich in vor ein paar Wochen stolperte, war ein Zitat von Paul Miller. Er versteht den Vers “betet ohne Unterlass” nicht als ein Gebot, das wir befolgen sollen, sondern um ein Eingeständnis unserer Schwachheit. So wie ein kleines Kind stets sagt “Mama! Mama! Mama!” weil es noch nicht gelernt hat, in seinem Leben auf eigenen Füssen zu stehen, sollen auch wir “Abba! Abba! Abba!” beten. Dauerndes Gebet ist kein Ausdruck von geistlicher Reife, sondern von geistlicher Armut.

Das Zitat:

Je näher ich zum Büro kam, desto mehr wurde ich überwältigt - ich hatte nicht die Weisheit, die Situation zu meistern, die sich mir stellte. Die Bibelstelle “Führe du mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist!” (Psalm 61,3) kam mir in den Sinn, und ich betete ein einfaches Gebet. Ich brauchte einen Felsen, der höher war als ich selbst. Diese momentane Armut des Geistes war die Tür zum Gebet. Wir brauchen keine Selbstdisziplin, um ständig zu beten; wir müssen nur arm im Geist sein. Armut des Geistes schafft Platz für seinen Geist.
A praying life, Connecting with God in a distracting world, S. 54


Wieso empfehle ich also den Input von Tag 11 “Becoming best friends with God” überhaupt, wenn ich ihn doch nicht so umgesetzt habe?

Für mich war dieser Input wie ein Freund, der auf mich zukommt und sagt: “Philipp, ich denke, du kannst mit Gott ein fortwährendes Gebet führen. Wenn Paulus davon spricht im ersten Thessalonicher, dann wird es auch dir möglich sein”. Und dann kam der konkrete Tipp des Freundes, wie er denkt, dass dies möglich sei.

Den Tipp des Freundes habe ich zwar verworfen, aber was geblieben ist, ist der Glaube daran, dass es möglich ist und das Streben danach dahin zu kommen. Wie es möglich ist, weiss ich noch nicht, doch mein nächster Wegpunkt wird eher Paul Miller sein als Bruder Lorenz.

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